Die Taschenfaltenstimme - Basics für Growler

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Drachenherz
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Hinweis:
Ich orientiere mich teilweise an den medizinsichen Bezeichnungen verwende nicht ausschließlich Begriffe aus der Gesangspädagogik und vermeiude wenn es irgendwie möglich ist Anglizismen.
Aus diesem Grund werde ich die Begriffe erklären, damit wir in diesem Thread uns gegenseitig verstehen und die gleichen fachlichen Bezeichnungen verwenden.
Wenn meine Definitionen von Euren abweichen sollten, dann bitte ich um eine Erweiterung, Ergänzung oder eine Korrektur.


Was ist die Taschenfaltenstimme?
Der Kehlkopf besteht aus drei großen Knorpeln (von unten nach oben: Ringknorpel Schildknorpel und der sog. Kehldeckel). Innen befindet sich die Stimmfalte mit den Stimmlippen (das was sich berührt wenn ihr "hiiiiiiiiiii" sagt) und den Stimmbändern (die Verbindung zwischen Stimmlippen und dem Kehlkopf). Wenn wir einen Querschnitt zeichnen, dann sieht das ganze sieht in der Praxis dann so aus:

Vocal_fold_animated.gif
Quelle: Wikimedia. Animation steht unter der sog. Copyleft - Lizenz.

Die Schleimhäute sind orange,
Die Stimmlippen sind gelb,
Die Stimmbänder sind rot eingefärbt.

Bei der Taschenfaltenstimme wird die Muskulatur im Kehlkopf so angespannt, das darüber liegenden "Falschen Stimmbänder" oder "Taschenfalten" (In der Anatomie: Plicae vestibulares) eingesetzt werden.
Ich suche noch nach einem anatomsichen Schema des Kehlkopfes das ich zum besseren Verständnis posten kann ohne das Urheberrecht zu verletzen. Diese Skizze wird nachgereicht, so bald ich etwas passendes gefunden habe.

Gibt es Interpreten und Tonbeispiele dafür?
Die Taschenfaltenstimme ist in verschiedenen musikalischen Genres nicht mehr wegzudenken. Sehen wir einmal vom Rock, Hard Rock, Metalbereich und Grindcore ab finden sich durch die jüngere Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts immer wieder Beispiele für diese Stimmtechnik.

Hier ist eine Auswahl prominenter Interpreten mit einer Taschenfaltenstimme:
- Dr. Hook
- Louis "Satchmo" Armstrong. Sehr deutliche Beispiele sind die Aufnahmen von "Summertime" mit Ella Fitzgerald aus dem Musical Porgy and Bess und der Titel "What a Wonderful World".
- Joe Cocker". Ich empfehle das Beatles - Cover "With a little Help from my Friends".
- John Lee Hooker. Hier kann man in den frühen Aufnahmen die Taschenfaltenstimme erkennen wenn er den Blues raunt und röhrt.
- Asis Nasseri von Haggard.
- Micha, das letzte Einhorn, In Extremo. Sehr gutes Tonbeispiel bietet die Aufnahme von "Rotes Haar" auf dem Album 'Weckt die Toten".

Ist die Taschenfaltenstimme gesund?
Der dauerhafte Einsatz der Taschenfaltenstimme kann zu einer eingeschränkten stimmlichen Belastbarkeit und dauerhaften anatomischen Veränderungen im Kehlkopf führen.
Eine Rehabilitaton der Stimme ist dann häufig nur noch durch einen oder mehrere operative Eingriffe und eine regelmässige Stimmtherapie möglich.


Ein vernünftiger (klassischer) Sänger vermeidet den Einsatz der Taschenfaltenstimme so weit wie möglich.
Wer sich bewusst für das Training (s)einer Taschenfaltenstimme entschieden hat, der sollte sich vorherin der einschlägigen Literatur und bei der Fachperson seines Vertrauens erkundigen.
Das Thema 'Stimmhygiene' ist für jeden wissenden Sänger (w/m) wesentlich.
Für Sänger mit Taschenfaltenstimme bzw. Growler & Co. die Wert auf eine gesunde Sprechstimme legen ist die Stimmhygiene lebensnotwendig.

Nicht jeder hat die körperlichen Vorraussetzungen für eine Taschenfaltenstimme und gleichzeitig eine gesunde Sprechstimme...
Das ist leider traurig; es mag weh tun aber es ist wahr. Aus diesem Grund müssen sich viele Sänger/innen entscheiden was ihnen wichtig ist. Die Kunst? Oder doch die eigene (stimmliche) Gesundheit?

Was möchte ich mit diesem Artikel erreichen?
Ich kann niemanden diese Entscheidung abnehmen. Und ich möchte es auch nicht. Mein Wunsch und Ziel ist es für alle Interessierten ein sprichwörtliches "Licht in das Dunkel" zu bringen und sie zu einer eigenverantwortlichen Recherche und stimmlichen Arbeit zu inspirieren. Wer sämtliche Fakten kennt, der kann sich immer noch aus freien Stücken dafür oder dagegen entscheiden.

viele Grüße,

das Drachenherz

PS: Ich für eventuelle körperliche, geistige oder seelische Schäden übernehme ich als Autor dieses Artikels keine Haftung.
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin moin Drachenherz und willkommen in unserem Bereich.

Ich muss leider sagen, ich kann deinen Post im Bereich der Growler, Screamer und Shouter nicht wirklich nachvollziehen. Du beziehst dich komplett auf Sänger, welche absolut abseits von dem liegen, was wir hier so praktizieren. Ich kenne einige Leute, die teilweise schon seit Jahrzenten guturral singen und trotzdem noch keine Probleme bzw. Veränderungen in der Stimme haben. Ich selber singe seit knapp 8 Jahren mit Hilfe der Taschenfalten und habe auch selber nie Probleme gehabt. Auch wäre es schön zu wissen, was du mit diesem Thread bezwecken möchtest, denn auf die Gesundheitsrisiken bei falscher Technik weisen wir immer wieder hin.

MfG Markus
 
Hallo Markus,

Herzlichen Dank für die Willkommensgrüsse.

Zum Fachlichen:
- Ich habe den Text noch einmal überarbeitet und meine Intention für diesen Text eingefügt.

- Nicht jeder ist aus dem gleichen "Holz" geschnitzt...
Der eine hat "Spinnweben" im Hals und muss auf seine Stimme peinlichst achten; der andere hat "Stahlseile" im Hals und kann mit seiner Stimme machen was er möchte - sie geht nur in sehr seltenen fällen kaputt. Dazwischen gibt es sehr viele Nuancen.

- So wie Du deine eigene Stimme beschreibst verfügst Du über "Stahlseile" im Hals. :)

Thema Gesundheitsrisiken:
An diesem Punkt gehen wir auf Augenhöhe konform.
Ich muss in meinen Beiträgen über die Stimme darauf hinweisen. Die Gründe dazu finden sich in meinen Vorstellungsthread. Ich bitte das Mod - Team in der Rubrik Stimme höflich um Verständnis.

Persönliches:
Ich habe nichts gegen Grinder, Growler und Kollegen. Wenn das in meinen Beiträgen hinein interpretiert wurde/wird, dann tut es mir aufrichtig leid. :)

viele Grüße,

das Drachenherz
 
Guten Abend,

ich finde deine Sichtweise im Grunde sehr interessant. Hast du selber mit den Gesangstechniken zu tun? Ich persönlich würde meinen, dass Fry und Death als Gesangstechniken weitaus schädlicher für die Stimme sind, da man bei ihnen die wirklichen Stimmbänder benutzt.

Auch verstehe ich einige der von dir beschriebenen Dinge nicht. Ich spanne z.B. den Hals nicht wirklich an um meine Taschenfalten zu nutzen. Während meines Krankenhausaufenthaltes vor knappe über einem Jahr musste ich auch zur Logopäding, da mir beim Intubieren die Stimmbänder leicht angehauen wurden, wodurch ich knapp 2 Monate heiser war. Ich hatte damals extra nachgefragt wegen meines Gesangs und die behandelnde Person hatte keine der von dir vorgetragenen Bedenken und hatte nur die üblichen Hinweise, ordentliche Atmung, viel trinken und bei Schmerzen sofort aufhören.

Ich habe es auch nicht so aufgefasst, dass du etwas gegen gutturale Sänger hast, mich hat nur der Unterschied zwischen deinen Ausführungen und meinen eigenen Erfahrungen etwas verwundert.

MfG Markus
 
Hallo Markus,

Herzlichen Dank für Deine Antworten und die Korrespondenz via PN.
Ich nehme an das wir beide weitgehend das gleiche meinen und andere Worte dafür benutzen. Mein Handicap besteht darin, daß ich nicht alle internationalen Begriffe aus der Gesangspädagogik und dem Musikbuissness kenne. Ich bin gerne bereit sie mir zu Gunsten einer leichteren Verständigung anzueignen.

Anatomie (Aufbau) der Stimme.
Anhang anzeigen 255839
Quelle: Wikimedia, Bild steht unter einer Copyleft - Lizenz.
Das Bild zeigt die Stimme wie sie im Körper sitzt. Mit anderen Worten.... vorne (auf dem Bild oben) ist der Kehlkopf (med: Larynx) und der Adamsapfel (med. prominentia Laryngea), unten ist die Wirbelsäule und das Rückenmark.
Unglücklicher Weise sind auf dem Begriff ausschließlich die englischen Begriffe vermerkt. Ich hoffe, daß Dich dieser Umstand nicht verwirrt.

- Die Stimmbänder heissen auf der Skizze Ventricular Fold.
- Die Stimmlippen heissen auf der Skizze Vocal Fold genannt.
- Die Stimmfalte ist die sog. Glottis.
- und die Taschenfalten sind hier als Vallecula eingezeichnet.

Hilft Dir diese Skizze ein Stück weiter? :)

Muskeln anspannen...
Einen Augenblick, bitte. Ich befürchte, das wir an diesem Punkt an einander vorbei schreiben. Ich habe mir noch einmal die Definition des guturalen Gesangs durchgelesen und habe einen Verdacht wo der Fehler liegt.

Generell kommt es bei jeder Gesangstechnik auf die Dosierung der Kraft im gesamten Körper an.
Wenn ich die anhand des Tutorials von xXDragonflyXx Bezeichnung "Fry" richtig verstanden habe, dann ist das eine spezielle Gesangstechnik bei der sich die Stimmlippen sehr langsam bewegen, damit die Stimme knarrig klingt.
Beim Growl, beim Scream, und beim Fry wird laut Definitionstext in dieser Rubrik eine stimmliche Verzerrung mit den Taschenfalten (auch als "falsche Stimmbänder" bekannt) vermieden bzw. minimiert.

Wenn ich den Begriff 'Fry' die anhand des Tutorials von xXDragonflyXx Bezeichnung "Fry" richtig verstanden habe, dann ist das eine spezielle Gesangstechnik bei der sich die Stimmlippen sehr langsam bewegen, damit die Stimme knarrig klingt.
Das bedeutet für mein Verständnis, daß hier die sog. "Randstimmfunktion" eine wesentliche Rolle spielt. Hier berühren sich ausschließlich die Schleimhäute. Wer Literaturangaben dazu braucht kann mich fragen.

Konnte ich mich so weit verständlich machen? :)
Ich kenne leider nicht alle Begriffe, die im Forum verwendet werden. Von daher bitte ich ggf. um eine Korrektur, Erweiterung und Ergänzung.

viele Grüße,

das Drachenherz
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hi Drachenherz,

ich hab den Text hier schon vor einer Weile angefangen und musste dann ein paar Dinge erledigen. Inzwischen hat sich ja schon das ein oder andere geklärt. Aber ich bin jetzt auch zu faul, alles nochmal umzuschreiben. ;)
Zum Beispiel bist Du ja schon fleißig dabei, Dich umzuschauen.

ich glaub hier gibt´s ein paar Kommunikationsprobleme. Du bis neu hier und das ist auch gut so. ;) Willkommen!
Aber Du scheinst Dich noch nicht sehr mit dem Unterforum hier beschäftigt zu haben. (Wenn mich der Eindruck täuscht dann entschuldige bitte.)
Ich finde es sehr wertvoll jemanden vom Fach zu haben und bin auf weitere Beiträge von Dir gespannt.
Es kann aber eben auch als unhöflich empfunden werden, wenn Du hier quasi reinplatzt und allen erzählen willst, wie der Hase läuft, während Du keine Ahnunge hast, wie der Hase hier läuft, bzw. was der Status Quo hier ist.
In Verbindung mit Deinem Vorstellungsbeitrag wird das dann besser verständlich, aber da schaut halt auch nicht jeder gleich hin.
Schau Dich also vielleicht erstmal um, schau in die FAQ´s, (Bei den Vocals insgesamt.) dann findest Du z.B. schon diverse Erklärungen, Definitionen oder z.B. auch ein Bild des Rachenraums, wo die Position der Taschenfalten eingezeichnet ist, was Dir für Deinen Beitrag ja noch gefehlt hat.
Dann wirst Du feststellen, dass Dein Licht hier auf jeden Fall willkommen ist, aber es eigentlich doch schon recht hell ist. ;)
Keine Angst, es ist klar dass Du da jetzt im Überschwang und mit besten Absichten gehandelt hast und es ist auch klar, dass so ein Beitrag Mühe macht. Vielen Dank dafür! :) Und es es ist wie gesagt ganz sicher erwünscht, dass sich Fachleute hier beteiligen und evtl. auch in Zusammenarbeit mit anderen zu den FAQ´s beitragen und neue Sichtweisen einbringen.

Grundsätzlich wäre Dein Beitrag vielleicht in Contemporary oder später mit einiger Überarbeitung evtl. in den FAQ´s besser aufgehoben. Das kann etwas verwirrend sein, ich blicke da auch nicht so 100% durch.
Aber obwohl du die Growler ansprichst, scheint es Dir mehr um Rockgesang (Nicht schlagen, liebe Gutturalen, mir gings jetzt nur um eine möglichst kurze und verständliche Abgrenzung ) zu gehen, bzw. Deine Beispiele verwirren da etwas, wie DeadHonor schon geschrieben hat, obwohl sie rein sachlich nicht falsch sind. Es sind schon Beispiele für Taschenfalten, aber eben solche, wie sie hier im Unterforum so gut wie nicht eingesetzt werden. (Shouting und Screaming sind halt auch Begriffe, die der eine so und der andere so versteht. )
Im Grunde geht das Thema aber alle an, weil alle Taschenfalten haben, ob sie sie jetzt einsetzen, oder nicht.
Der mahnende Zeigefinger und Hinweis auf Folgenschäden haben sicher Berechtigung, das Thema wird hier auch regelmäßig behandelt, aber Du wirst hier im Unterforum vor allem auf Leute treffen, die sich ihren Techniken (Gibt ja nicht nur die Taschenfalten ) schon verschrieben haben und zum Teil auch schon viel Erfahrung damit haben. Der Effekt ist ungefähr der gleiche, als ob Du den selben Text im Klassikforum postest. ;)

Zum Thema selber:
Ich finde den Begriff Taschenfaltenstimme etwas missverständlich. Er ist nicht falsch und Du hast es bestimmt auch nicht falsch gemeint, aber es könnte der Eindruck entstehen, dass die eine Stimme ausgeschaltet wird und die andere ein. Was bei Unterarten des Gutturalen zum Teil tatsächlich der Fall ist, aber bei Deinen Beispielen in der Regel eher nicht. (Hab nicht alles durchgehört. ) Da werden die Taschenfalten nur als überlagernder Effekt zur normalen Stimme eingesetzt. Die Taschenfalten sind ja keine Stimme in dem Sinne, dass man damit gezielt Melodien singen könnte, sie erzeugen in erster Linie ein Geräusch, dessen Klang/Obertöne man noch etwas durch Formung des Rachenraums beeinflussen kann.

Das Beispiel von In Extremo ist dann auch etwas unglücklich gewählt, weil das letze Einhorn ausgerechnet bei dem Lied kaum Taschenfalten einsetzt.
edit: Vielleicht ein wenig zum Verengen, aber der Grundklangcharakter geht hier ja von den Stimmbändern aus. Und ganz zum Schluss gibt es zwei, drei Stellen, wo die Taschenfalten dann noch anspringen.
Da frage ich mich dann doch, ob Du nicht von etwas anderem redest als ich, weil Du das Beispiel hervorhebst. Meinst Du mit Taschenfaltenstimme hier evtl. eine durch Taschenfaltengesang gesschädigte Stimme?
Gute Beispiele aus dem Metalbereich für den Einsatz von Taschenfalten wären z.B. noch Chris Boltendahl von Grave Digger und Peavy von Rage.




Der dauerhafte Einsatz der Taschenfaltenstimme kann zu einer eingeschränkten stimmlichen Belastbarkeit und dauerhaften anatomischen Veränderungen im Kehlkopf führen.
Eine Rehabilitaton der Stimme ist dann häufig nur noch durch einen oder mehrere operative Eingriffe und eine regelmässige Stimmtherapie möglich.
Das gilt ja letztendlch für so gut wie alle Arten des exzessiven Gesanges, z.B. auch Operngesang. ;)
Was mich daran aber interessieren würde sind die anatomischen Veränderungen. Außer Sängerknötchen kann ich mir da jetzt erstmal nichts vorstellen.
Ich hab davon gelesen, dass manche die Taschenfalten irgendwann unwillkürlich zuschalten und es sehr schwer sein kann, sich das wieder abzugewöhnen.
Meinst Du, die Taschenfalten können an Dicke zunehmen, dass das irgendwann ein Problem sein könnte?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Tinitus,

bitte immer der Reihe nach. Ich gehe mit Marcus bewusst sehr langsam und möglichst strukturiert vor, damit niemand überrannt wird.

Schön das es hier im Forum hell genug ist. Ich möchte mich gerne austauschen und niemanden (zwangsweise) belehren. Aus diesem Grund arbeite ich mich parallell durch die FAQ's dieses Bereiches. In diesem Zusammenhang sind mir gezielte Querverweise zum Thema herzlich willkommen. ^^

Du hast das Thema Stimmüberlastung und (funktionale) Stimmstörungen angesprochen.
Das gilt ja letztendlch für so gut wie alle Arten des exzessiven Gesanges, z.B. auch Operngesang. ;) Was mich daran aber interessieren würde sind die anatomischen Veränderungen. Außer Sängerknötchen kann ich mir da jetzt erstmal nichts vorstellen. Ich hab davon gelesen, dass manche die Taschenfalten irgendwann unwillkürlich zuschalten und es sehr schwer sein kann, sich das wieder abzugewöhnen. Meinst Du, die Taschenfalten können an Dicke zunehmen, dass das irgendwann ein Problem sein könnte?

Exzessiv ist relativ. Wir hatten bereits weiter oben im Thema den Vergleich zwischen "Spinnweben" und Stahlseilen". Die eine Stimme verträgt wenig, die andere sehr viel. Es ist alles eine Frage des Trainings, der Stimmhygiene und der Kenntisse des Sängers (w/m). Die Stilrichtung spielt dabei keine Rolle. Hier ist sich die Fachwelt einig. :)

Das gleiche gilt für funktionelle organische Stimmstörungen. Sie entstehen durch eine Überlastung der Stimme über einen längeren Zeitraum. Stell Dir das bitte im übertragenen Sinn wie eine Blase am Fuß vor. ;) Die Strukturen verändern sich durch die Überlastung und passen sich den Gegebenheiten an. Das gleiche gilt für die Valleculae*.

Wer sich für die Stimmpathologie interessiert, der findet im Lehrbuch der Phoniatrie und Pädaudiologie von W./ Seydner/ Eysholdt sehr gute und anschauliche Erklärungen zum Thema.

viele Grüße,

das Drachenherz

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* Du hast geschrieben, das Du das Wort "Taschenfalten" nicht magst; also verwende ich den internationalen anatomischen Begriff für diese Struktur im Kehlkopf. :D
 
Nein, nein, Taschenfalten ist schon ok. :)
Taschenfaltenstimme ist der Begriff, der meiner Meinung nach falsche Vorstellungen hervorrufen kann. Also "der oder der hat eine Taschenfaltenstimme", (und andere dann nicht ) oder schlimmer "der singt mit seiner Taschenfaltenstimme."

Wer sich für die Stimmpathologie interessiert, der findet im Lehrbuch der Phoniatrie und Pädaudiologie von W./ Seydner/ Eysholdt sehr gute und anschauliche Erklärungen zum Thema.
Ein Buch besorgen und nachlesen möchte ich das natürlich jetzt nicht unbedingt müssen. Aber in der Tat interessieren mich die bleibenden organischen Schäden durch Veränderungen an den Taschenfalten selbst. Wenn ich Dich richtig verstehe, dann kann man sich das wie Schwielen oder Verdickungen vorstellen? Oder besser: Sind Veränderungen an den Taschenfalten relevant, oder dreht es sich letztlich vor allem um Schäden an den Stimmbändern? Schließlich dürfte der Bereich um die Taschenfalten im Vergleich(!) relativ grobmotorisch sein.
 
Ich habe den Verdacht, daß die Physiologie (Funktionsweise) der Stimme noch nicht eindeutig geklärt ist. Aus diesem Grund möchte ich gerne noch einmal darauf zurück kommen.

Hier ist ein laryngoskopisches Video, welches die einzelnen Strukturen sehr gut erklärt. Es ist auf englisch. Ich hoffe Ihr versteht es trotzdem. :)
https://www.youtube.com/watch?v=cARrJoDDUVY

Danach können wir und das Video von der medizinischen Universität Graz ansehen und eine Taschenfaltenstimme (2. Hälfte des Videos. Ich empfehle beide Teile damit Ihr die Unterschiede erkennt) in Aktion erleben.
https://www.youtube.com/watch?v=cAnLJz-uvXE

Bei einem dauerhaften Gebrauch der Taschenfaltenstimme können sich die Valleculae vergrössern und auf die Stimme legen. Das bedeutet, daß der Sprecher (w/m) deutlich mehr Luft für die Stimmgebung (fachlich: Phonation) benötigt.
Bei Sachmo's "What a wonderful World" ist das für ein geschultes Ohr sehr gut erkennbar.
 
Bei einem dauerhaften Gebrauch der Taschenfaltenstimme können sich die Valleculae vergrössern und auf die Stimme legen.
Danke, damit kann ich was anfangen. :)

Die von Dir genannten Sänger sind also in der Tat Beispiele, wo diese krankhafte Veränderung eingetreten ist? Das fand ich etwas verwirrend, weil Du ja unmittelbar davor noch von der bewussten Gesangstechnik gesprochen hast.
 
Der Einsatz der Taschenfalten kann eine Gesangstechnik sein. Es gibt in der Musikgeschichte sehr viele anschauliche Beispiele dafür.

Ich bewerte den Einsatz der Taschenfaltenstimme aus medizinsicher Sicht als nicht empfehlenswert.
Wer seine Taschenfaltenstimme als gutturale Gesangstechnik kultivieren möchte, muss sehr viele Faktoren beachten und riskiert im schlimmsten annehmbaren Szenario eine chronische organische Stimmstörung.
 
Erstmal willkommen hier im Forum :)
Da du dich ja anscheinend ganz gut mit dem Hals auskennst hätte ich jetzt nochmal eine Frage zur Fry Technik, weil ich sie selbst häufig verwende.
Generell kommt es bei jeder Gesangstechnik auf die Dosierung der Kraft im gesamten Körper an.
Wenn ich die anhand des Tutorials von xXDragonflyXx Bezeichnung "Fry" richtig verstanden habe, dann ist das eine spezielle Gesangstechnik bei der sich die Stimmlippen sehr langsam bewegen, damit die Stimme knarrig klingt.
Beim Growl, beim Scream, und beim Fry wird laut Definitionstext in dieser Rubrik eine stimmliche Verzerrung mit den Taschenfalten (auch als "falsche Stimmbänder" bekannt) vermieden bzw. minimiert.

Wenn ich den Begriff 'Fry' die anhand des Tutorials von xXDragonflyXx Bezeichnung "Fry" richtig verstanden habe, dann ist das eine spezielle Gesangstechnik bei der sich die Stimmlippen sehr langsam bewegen, damit die Stimme knarrig klingt.
Das bedeutet für mein Verständnis, daß hier die sog. "Randstimmfunktion" eine wesentliche Rolle spielt. Hier berühren sich ausschließlich die Schleimhäute. Wer Literaturangaben dazu braucht kann mich fragen.
Dieses "verlangsamen der Stimme" wie es häufig in Tutorials beschrieben wird (beim gutturalen Gesang nennt man es "Cat-Fry") ist nur eine kleine Hilfe um zum Grundton, also einem recht leisen Scream auf der Tonhöhe, auf der man spricht, zu kommen. Wenn man also bloß dieses "Rattern" erzeugt, dann hat man noch lange keinen Fry Scream geschafft. Der Scream klingt doch recht anders und ist vor allem deutlich lauter, wenn er dann von einem geübten Sänger kommt.
Ich weiß jetzt nicht inwiefern sich der eigentliche Scream dann anatomisch vom Cat-Fry unterscheidet, aber für die meisten Sänger ist es doch ein recht großer Schritt und es fühlt sich sehr viel anders an. Im Grunde hätte ich allerdings bloß ganz gerne eine nähere Erklärung wie diese ganze Geschichte erzeugt wird. Zumindest mit der Randstimmfunktion scheinst du dich ja auszukennen, wenn du also mal Zeit und Lust hast würde ich mich über eine kleine Erklärung oder ein ähnliches Youtube Video wie das, in welchem die verschiedenen Teile im Hals gezeigt wurden, freuen ;)
 
Ich bewerte den Einsatz der Taschenfaltenstimme aus medizinsicher Sicht als nicht empfehlenswert.
Wer seine Taschenfaltenstimme als gutturale Gesangstechnik kultivieren möchte, muss sehr viele Faktoren beachten und riskiert im schlimmsten annehmbaren Szenario eine chronische organische Stimmstörung.
Hallo Drachenherz,

Ich finde es, insbesondere weil ich selber Ärztin bin und einiges zur Stimmgesundheit hier im Forum geschrieben habe, sehr löblich von dir, dass du dein Wissen mit uns teilen möchtest. Bitte nimm das nicht persönlich, dass der große Aha-Effekt ausbleibt, weil die Erkenntnisse, die du uns hier vorträgst seit 2004, also seit Beginn des Vocalsforums schon längst bekannt sind. Wie auch bereits eingewändet, lässt sich deine Aussage generell auf Gesang übertragen, ist also nicht spezifisch für die Nutzung der Taschenfalten. Jemand der sprichwörtlich aus Zucker gemacht ist und seine Grenzen nicht gut einschätzen kann, kann sich sowohl durch Growlen, aber als auch durch Säuselgesang, Operngesang, Musicalbelt, ja manchmal einfach nur durch regelmäßiges Auftreten die Stimme passager bis dauerhaft schädigen. Dabei muss man auch unterscheiden, ab wann etwas als Schaden gilt. Medizinisch und für Opernkritiker ist schon ein minimalstes Rauschen ein Stimmschaden, eine Dysphonie. Im Contemporary Gesang kann sowas aber auch mal als "Ecken und Kanten" gewertet werden.
Wie auch immer. Schön wäre es, wenn du etwas neues, hilfreiches beitragen könntest. In diesem Unterforum hat man sich den sog. "härteren" Gesangsstilen verschrieben. Da es anscheinend nicht deine Intention ist, den Usern hier ihren Stil madig zu machen, wäre es eine große Bereicherung, wenn du konkrete Tipps geben könntest, wie ein/e Metalsänger/in trotz des Gesangsstils die Sprech- und cleane Singstimme am besten erhalten kann (außer Gutturalgesangsverbot) und welche Erste Hilfe man bei Stimmproblemen leisten kann.
 
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