Diskantklappenbefestigung

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morino47
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Hallo zusammen,

in einem anderen Faden wird diskutiert, wie man die Diskantklappenbefestigung mit Wechselgummis reparieren kann.

In diesem Zusammenhang eine Frage an die Techniker unter uns: In Castelfidardo habe ich bei einem Hersteller erfahren, dass man dort besonderen Wert auf die Wachsbefestigung der Diskantklappen an den Clavishebeln legt. Die Clavishebel münden bei denen tatsächlich in einem Wachsbett an der Oberseite der Diskantklappe. Der Arbeitsaufwand für diese Art der Befestigung scheint mir höher als der bei Verwendung eines Gummi-/ Kunststoffteils. Mich interessiert aber vor allem die Sicht des Intrumentennutzers. Was ist davon zu halten? Was sind die Vorteile einer Wachsbefestigung gegenüber einer mit einem separaten Kunststoff- oder Gummiteil? Sind hier nur produktionstechnische Gesichtspunkte maßgebend und die Wachsbefestigung eben die althergebrachte Methode, als es noch keine industriellen Verbindungselemente gab, oder gibt es nutzerspezifische Vorteile?

Viele Grüße

morino47
 
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Ich habe bei meinen 3 Akkos mal nachgeschaut, alle drei sind Italiener neueren Datums (1 bis 4 Jahre seit Fertigung). Borsini Superstar, Cantonelli (bauähnlich Ballone Burini) und eine kleine Brandoni aus der neuen Wood-Serie. Bei allen Drei ist die Klappenbefestigung an den Klavishebeln annähernd identisch. Sie sind eingeklebt (oder gewachst?) und mit einer Metallfolie abgedeckt, bei der Borsini mit einer kunstharzähnlichen Schicht (oder Wachs?) versiegelt.

Das bestätigt morino47 in der Aussage, dass moderne italienische Diskanttastaturen wohl eher geklebt/gewachst und nicht mit Gummis befestigt sind. Ist also nicht nur althergebrachte Technologie. Ich meine mich zu erinnern, dass ein früheres Akko von mir (Morino, Atlantik) Klappen mit solchen Gummibefestigungen hatte. Beides mag Vor- und Nachteile haben. So kann ich mir gut vorstellen, dass es bei einem Auswechseln der Klappenbelege technisch vielleicht einfacher ist, die Klappe vom Klavishebel einzeln zu entfernen und wieder einzubauen, unabhängig mal vom Ausrichten und Justieren.

Musiktechnisch erscheint mir die starre (geklebte) Verbindung gegenüber einer gummibefestigten („halbstarren“) zumindest gefühlsmäßig sicherer, spieltechnisch wie auch rein mechanisch, da eben eine direktere weil starre Verbindung zwischen Taste (Finger) und der Klappe besteht. Naja, bin kein Fachmann und kann vielleicht von Verfechtern der Gummibefestigung widerlegt werden.

Gruß, Jürgen
 
Hallo, morino47,

diese Art der Befestigung ist einfach zu handhaben, stabil und Du erhältst ohne großes Richten und Biegen eine sauber und dicht sitzende Klappe. Wenn Du mal einen Belag wechseln mußt, baust Du die Klappe aus, belegst sie neu bringst sie wieder in Position, bringst den Clavishebel in die korrekte Position und wachst die Klappe so wieder fest. Die Klappe ist ohne Richten sofort wieder dicht, selbst, wenn der Klappenbelag eine abweichende Dicke hat. Nachteil: das Wachs altert, die Verbindung ist also nicht für ewig.
Eine genietete Verbindung wird da deutlich länger halten.

Gruß
Rerini2
 
Nachteil: das Wachs altert, die Verbindung ist also nicht für ewig.

so 20 bis 25 Jahre dürfte das aber schon sein - und nach der Zeit mal die Klappenbbeläge erneuern, ist drin, meine ich!

Aber sonst ist das von der Handhabung schon praktisch. Die lästige Ausjustiererei entfällt fasrt komplett - macht sich insbesondere im Casottoschacht sehr angenehm bemerkbar!

Gruß, maxito
 
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Die eingewachste Tonklappe hat für mein Empfinden mehr Nachteile als Pluspunkte

1. Durch die Wachsverbindung ist eine sehr hohe Bauform notwendig.

2. Deshalb hat die Tonklappe ein sehr großes Eigengewicht und erfordert zur Massebeschleunigung starkes Klavishebel und für die Schließbewegung eine starke Federkraft.

3. Das gleiche Ausrichten auf der Planfüllung ist auch bei einer Klappenverbindung durch eine Verklebung möglich.


Mein persönlicher Favorit ist die Tonklappe von Harmona/Weltmeister. Flache Bauweise, leicht und nach Auflegen vom Klavis durch Verkleben der kleinen aufgesetzten Kappe absolut stabil.

Meine Meinung hierzu betrifft nur die Tonklappe und ihre Funktion.

Gruss
Balg
 
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Hallo zusammen,

ich denke , daß mit Gummis gelagerte Instrumente in höherer Stückzahl industriell gefertigt sein müssen,
da sie eine totale Maßgenauigkeit verlangen. Die Clavishebel müssen da präzise vorgefertigt sein.
Mit entsprechenden Werkzeugen und Zangen wird dann die Position noch nachträglich bei Bedarf korrigiert.
Das trifft (bzw; traf) auf die Hohner Lucia uns Atlantic zu.

Bei den Italienern wird immer noch sehr klassisch alles von Hand gefertigt. Ich glaube , es war in der beeindruckenden
Filmdokumentation von Pigini zu sehen : die Clavishebel sind zunächst sehr lang und werden relativ grob vorgefertigt an der Tastatur aufgereiht
und mit unglaublicher Schnelligkeit und Präzision von Hand seitlich in ihre Position gebogen.
Bei den außenliegenden Tasten sind das schon ziemlich weite Wege !
In Position werden sie mit einer Elektrozange auf die passenden Länge geknipst.
Jetzt ist es ein leichtes die Klappen dort unterzulegen - sie werden so direkt in Position gehalten und werden mit einem flüssigen
Kleber, bzw. Wachs nur noch fixiert.

Weim Wechsel der Klappenbeläge würde ich bei den Gewachsten immer die Klappen vom Hebel lösen und neu einwachsen,
während man bei den Gummigelagerten diese möglichst an den Clavisheblen belässt.

Dank+Gruss,

Ludger
 
Hallo, Balg,

bei 1. kann ich Dir folgen,

Punkt 2 ist die theortische Folge daraus, aber meine Erfahrung ist, daß die Betätigungskräfte an der Taste meiner Pigini (mit Wachs befestigte Klappen) geringer sind als an der Cantus, die ich vor ein paar Wochen in der Hand hatte. Das heißt zwar nicht zwingend, daß die Federn der Cantus strammer sind, die Vermutung liegt aber nahe. Aber, alles Vermutungen, gemessen habe ich das nicht.

Ich sehe beim Wachsen noch ein anderes Problem: mit dem heißen, dünnflüssigen Wachs im Cassottoschacht zu hantieren, dürfte ein erhebliches Maß an Übung und Geschicklichkeit erfordern.

Andererseits lassen sich bei eingewachsten Klappen Fehler leichter korrigieren. Natürlich sollten Fehler bei sorgfältiger Arbeit nicht auftreten, aber nicht alle Menschen sind handwerklich so geschickt wie Du.

Gruß
Reini2
 
Hallo zusammen,

ich bin durch diesen Thread zum ersten Mal auf die Wachs-Befestigung aufmerksam geworden und habe das Sonnenlicht genutzt, ein paar Fotos meiner Instrumente zu machen.


Blick durch's Scandalli-Verdeck:

scandalli-1.jpg


Auch hier sind typisch italienisch die Clavishebel offensichtlich in die Tonklappen eingewachtst und mit einer Metall-Klebefolie abgedeckt:

scandalli-2.jpg

Man beachte den hohen Querschnitt der Clavishebel.


Zum Vergleich die Hohner Concerto II von 1958:

concerto.jpg

Clavishebel geklebt und mit Lederflicken abgedeckt. Tonklappe ist starr mit der Taste verbunden - es gibt keine wie auch immer geartete flexible Verbindung, alles muß exakt zurechtgebogen werden, damit die Klappe plan aufliegt.


Und die (wahrscheinlich) ebenso uralte Hohner Ouverture (Club!) mit ähnlicher Befestigung wie bei der Concerto:

ouverture.jpg

Die Klappen sind nicht starr mit den Knöpfen verbunden, sondern sie sind auf der gegenüberliegenden Seite aufgehängt und werden über einen Hebel-/Gelenk-Mechanismus angehoben.

Viele Grüße
Torsten
 
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...aber meine Erfahrung ist, daß die Betätigungskräfte an der Taste meiner Pigini (mit Wachs befestigte Klappen) geringer sind als an der Cantus, die ich vor ein paar Wochen...

das ist die praktische Seite! In der Realität spielen alle Faktoren zusammen und ergeben ein gesamtes Bild - die richtige Mischung machts!

Rein Theoretisch ist die Massenträgheitskraft einer schwereren Klappe schon beschleunigungshemmend, aber in der Realität sind die Gewichtsunterschiede in der Auswirkung geringer, als die Federkraft oder Reibung an der Taste.

Es ist ja so, dass die Beschleunigung beim Öffnen durch den Finger erzeugt wird. Kräftiger drauf geschlagen, und die Klappe geht schneller auf. Beim Rückhub aber wird die Kraft ausschließlich durch die Ferder erzeugt und wenn die ziemlich "leicht" eingestellt ist und nur ein ganz klein wenig Reibung an der Taste ist, weil die Schmutz in den Führungen abgelagert hat, oder weil die Taste auch nur einen Tick zu wenig Spiel hat, dann hemmt das die Tastenbewegung weitaus mehr, als eine leichtere Klappe gut machen kann. Mit dem Resultat , dass grade bei schnellen Wiederholungen die Taste dann nicht mehr nachkommt. Drum bringt es nichts alles nur in Richtung minimal zu optimieren. Um die Reibung zu minimieren, brauchts einen kleinen Rest an Seitenspiel und um möglichst schnell wieder die Klappe zu schließen, benötigt es etwas mehr als das Minimum an Federkraft - Dann erst kann eine leichte Klappe ihren Vorteil ausspielen.

Man beachte den hohen Querschnitt der Clavishebel.

Die dicken Klappenbeläge hab ich jetzt schon bei mehreren Italienern gesehen, weiß aber noch nicht richtig, was das wirklich bringen soll...Eventuell weniger Geräusch beim Schließen, weil es weicher aufschlägt? Hab leider kein solches Instrument zur Hand um der Sache näher nachgehen zu können. Sicher weiß ich aber, dass die ganz dünnen Filze schon deutlich klappern Zwischen 4 und 5 mm Filzdicke höre ich bei meinen Instruementen aber keinen Unterschied mehr.
Die Klappe selber könnte man aber schon filigraner ausführen! Aber die Form scheint derzeit einfach in Mode zu sein.:nix:

mit dem heißen, dünnflüssigen Wachs im Cassottoschacht zu hantieren, dürfte ein erhebliches Maß an Übung und Geschicklichkeit erfordern.

Klar, etwas Feingefühl ist da schon nötig, aber es geht nach meiner Erfahrung viel leichter, als im Casottoschacht die Clavishebel nachzubiegen. Die Klappe wird in der Regel mit Wachs schon vorbereitet! Aber im Casottoschacht an den Klappen rumzuwerkeln ist immer ne sch... Arbeit, solange man keinen Cassottoschacht hat, den man von hinten öffnen kann....

Und Kleben - ganz klar - lässt eine filigranere Bauform der Klappen zu. Man kann halt nicht ganz so einfach nachkorrigieren. Aber es hat mit der Methode schon jahrzehntelang funktioniert - das Verfahren kann also getrost als etabliert betrachtet werden. Es ist mir aber sehr wohl auffgefallen, dass die italienischen Instrumente derzeit wohl eher eine Tendenz zu den Klappen haben, die mit Wachs fixiert werden..


sondern sie sind auf der gegenüberliegenden Seite aufgehängt und werden über einen Hebel-/Gelenk-Mechanismus angehoben.

Die Aufhängungsart ist unter anderem deshalb verwendet worden, um bei allen Klappen einen ungefähr gleich großen Öffnungshub zu erhalten. Der Nachteil ist aber, dass das Gestänge insgesamt an Gewicht zulegt und durch die zwangsläufigen Koppelelemente (Gummielemente oder Gelenke) auch zwangsläufig etwas an direkter Koppelung verlieren. Diese konstruktion öffnet (zumindest theoretisch) etwas weniger präzise und träger.

Obendrein neigt dies im Lauf der Jahre etwas mehr zum "ausleiern" als die direkte Betätigung, weswegen bei Pianoakkordeons die Art heutzutage praktisch nicht mehr verwendet wird.

... Viele Wege führen nach Rom...

Gruß, maxito
 
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