[Doku] Experiment Akustikgitarre Baumarkt-Style

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flyingfarmer
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Hallo!
Die letzte Zeit war ich hier nur als stiller Mitleser unterwegs, doch jetzt muss ich mich mal wieder mit Neuigkeiten aus der Werkstatt zu Wort melden!

Die Challenge diesmal: Eine Acoustic bauen - E-Gitarren sind ja nur olle Bretter :D

Was bleibt: Mein minimalistischer Ansatz – keine ausgefallenen und teuren Werkzeuge oder Materialien

Das Konzept: Rausbekommen möchte ich eine Steelstring Acoustic in handlicher Größe (klein, leicht, transportabel) die vom Design in die Blues/Delta Richtung geht.
Und da fand ich auch die Lösung des ersten Problems, der aufwändig geformten Zargen von Akustikgitarren – bei den Cigar Box Guitars! Der Korpus wird rechteckig. Sperrholz.

Auch diesmal begann ich wieder mit dem kritischsten Teil – dem Hals.
Da mir Bandsäge, Hobel, Oberfräse und dergleichen fehlen suche ich stets Rohmaterial das nah an der Endform ist, um mir mühevolles Zerspanen von Hand zu ersparen (Streichholz aus Baumstamm schnitzen ;) )
Diesmal war ein Laminat aus mehreren schmalen Eichebrettern geplant, vorher grob auf Winkel geschnitten (Hals- und Kopfplattenwinkel) dann verleimt und hoffentlich stabil genug um dem Saitenzug von 12er Saiten auch ohne Trussrod standhalten zu können. Klingt bis dahin sehr abenteuerlich, ich weiß, aber dafür sind es ja auch low budget bis „no budget“ Experimente :D

Eine weitere Absonderheit für eine Akustik: Der Hals soll durchgehend sein, weil ich meinem Kisten-Body die nötige Stabilität nicht zutraue.

Zur Sache!

Da sich das benötigte Holz nicht auftreiben ließ, musste mal wieder ein trauriger Kompromiss eingegangen werden und statt harten (und sehr teuren) Eichebrettchen lag ein Klotz billigstes, ekelhaft weiches Nadelholz auf der Werkbank – nen Stück Dachlatte – immerhin schön trocken.

Auch musste ich mich an der Stelle dazu entscheiden auf ein „Griffbrett“ im eigentlichen Sinn des Wortes zu verzichten und alles aus einem Brocken Ekel-Holz zu fertigen. Wenn schon…

Um größere plane Flächen in flachen Winkeln zu fertigen habe ich Metallwinkel als Führungen an die Seiten geklemmt und dann mit Flex und Sandpapierscheibe bis darauf abgeschliffen. Das klappte ganz gut, aber das Ergebnis war nur so genau wie das Ausrichten der Führungsschienen.
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Leider begrenzte das Rohmaterial den Kopfplattenwinkel so sehr, dass ich um den nötigen Anpressdruck der Saiten auf den Nullbund fürchtete und somit eine Fensterkopfplatte wählte. Das ermöglicht einen steileren „string break angle“, da die Saiten nicht auf Mechanikwellen auf der Oberseite der Kopfplatte sondern sozusagen ins Material (Seitenansicht) laufen.
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…whoo so viel Text…ich möchte niemanden langweilen und kürze ab.

Mechaniken: Gehimtipp vom „Großen T“ für unter 6€
Saiten: die 99-Cent-12er vom T …was sonst?^^
Bunddraht: Edelstahl Schweißdraht – altes Zeug aus Zeiten als noch autogen geschweißt wurde
Binding: schmale weiße Kunststoffleiste - Baumarkt

Wichtig war mir ein echtes Binding Zuvor hatte ich nur mal mit Lackierung ein besseres Imitat angedeutet.
Dazu habe ich meine unschuldige Ständerbohrmaschine zur Unterfräse gefrankensteint.
(mir ist bewusst, wie sich das auf die Lager auswirken kann, ich studiere Maschinenbau^^ und es handelt sich hier auch nur um sehr kleine Spanungsquerschnitte) Hat funktioniert!
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Dann gings an den Korpus:

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Also alles zusammengepappt, das Griffbrett deckend lackiert, den Rest gebeizt, Saitenhalter aus dickem Strangpress-Alu, floating bridge aus Buche und einem Rest Bunddraht…und hier steht sie nun!
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Fazit: Ja, sie ist spielbar. Sogar meine beste bisher. Intonation und Saitenhöhe sind in den tiefen Lagen super, in der Halsmitte schnarrt sie etwas (da fehlt dem Hals eine leichte konkave Biegung, aber das wird der Saitenzug sicherlich noch richten – wie gesagt kein Trussrod vorhanden, nur ein extrem fetter Hals) und der Sound ist etwas leise, aber in sich ausgewogen und nicht allzu „boxy“
In Umgebungen mit wenig Störgeräuschen gespielt macht sie wirklich Spaß und auch recht portabel (ich habe eine etwas kürzere Mensur von 600mm gewählt, normal wäre so um die 650mm)

Die Kiste liegt angenehmer auf dem Schoß als es aussieht. (ca. 25x35x10 cm)

Folgendes Problem: Konzeptbedingt wird die Decke am Schwingen gehindert (mit dem durchgehenden Hals verleimt) somit schwingt hauptsächlich der Korpusboden! Das ist bei der Spielhaltung zu beachten, denn drückt man sich die Gitarre an den Bauch klingt sie nicht viel lauter als eine unverstärkte Thinline oder sowas

Jetzt fehlt noch ein Pickguard aus weißem Acryl, entweder direkt auf der Decke oder „schwebend“ wie bei Paulas, ES-335s etc. nur habe ich noch kein Design gefunden! Hier bin ich für Ideen offen!

Weiterhin will ich in nächster Zeit mal was aufnehmen und eventuell bessere Fotos machen…wenn das klappt, wird das hier zu hören und zu sehen sein.

Also in dem Sinne: Auch ein Baumarkt-Lagerfeuer-Slide-Acoustic-Eigenbau ist nicht unmöglich :D
Bei Detailfragen einfach fragen!
 
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Hallo!

hier endlich einige weitere Fotos vom Resultat des Experimentes!

Es fehlt noch immer ein Schlagbrett, für das ich mich aber noch auf kein Design festlegen konnte, das wirklich mit der Korpusform harmoniert...Vorschläge? :D

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