[Effects] KHDK - Dark Blood Distortion

escarbian
escarbian
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
19.04.24
Registriert
24.05.16
Beiträge
2.648
Kekse
53.853
Ort
NRW
KHDK - Dark Blood Distortion


Gleich vorweg, dieses Pedal ist der Hammett, äh, .. .. der Hammer (man hätte das Pedal vielleicht auch Mjölnir nennen können) ;) .. .. Aber der Reihe nach .. ..


Vorgeschichte:

Nachdem ich mich längere Zeit mehr mit diversen Low-Gain Overdrive-Pedalen beschäftigt hatte, kam doch der Wunsch auf, die heimischen Amps im Clean-Channel mal wieder etwas forcierter anzutreiben. Bisher war meine, allerdings auch beschränkte, Erfahrung mit High-Gain oder Distortion-Pedalen eher weniger von Begeisterung geprägt. Ich hatte anfangs mal sehr günstig ein T Rex Bloody Mary und ein TC Dark Matter, die wirklich nicht das an Sound brachten, was ich mir vorgestellt hatte. Auch mit der Komplexität eines Empress Multidrive konnte ich mich nicht dauerhaft anfreunden. Jetzt fiel mein Interesse zufällig durch ein Inserat auf das 2016 herausgekommene KHDK Dark Blood mit einem günstigen Angebot, dem ich nicht widerstehen konnte.
Alternativen gibt es sicher zuhauf, hier ein paar Beispiele, die noch auf der Liste waren: Wampler Triple Wreck, Walrus Audio Iron Horse V2 oder Red, DOD Boneshaker, Mesa Throttle Box EQ, Durham Electronics Crazy Horse.
Zu KHDK, 2013 von Kirk Hammett und David Karen gegründet, brauche ich wohl nicht mehr viel sagen. Durch eine ganz bestimmte Äußerung des Mitgründers der Firma wurde ja ordentlich PR-Rummel aufgebaut, was bei manchen aber vielleicht auch dazu geführt hat, Pedale dieser Marke zu meiden. Chef-Entwickler der KHDK-Pedale ist Antonin Salva aus Tschechien. Inzwischen hat KHDK sieben Pedale am Start.


Details und Ausstattung:

Das KHDK Dark Blood wird, wie bei Boutique-Pedalen meist üblich, in einem kleinen Stoffsäckchen mit kurzer Anleitung und Gummi-Füßchen zum Aufkleben in einem weißen Karton geliefert. Es gibt die Standard-Version mit schwarzem Hintergrund und tiefrotem Motiv-Aufdruck, und eine sehr schicke, auf hundert Exemplare limitierte und auf separater Bodenplatte von Kirk Hammett signierte Special Edition in glitzerndem Candy Apple Red und schwarzem Aufdruck. Dabei symbolisiert das Artwork eine anatomische Darstellung eines Herzens mit großen Blutgefäßen. Die Candy Apple Red Version punktet sicher farblich, aber der Idee der Grafik und der besseren Ablesbarkeit kommt sicher die Standard-Version näher.
Die Größe des Pedals entspricht einem Pedal in MXR-Gehäuse, welches aufgrund des Aluminium-Druckgusses recht leicht wirkt. Innen gibt es nicht viel zu sehen, da die bestückte Platine dem Betrachter beim Öffnen der Bodenplatte abgewandt ist. Laut Webseite ist das Dark Blood auf Transistor- und MOSFET-Technologie mit vorgeschaltetem Treble-Booster aufgebaut. Auf dem Pedal sind vier Chickenhead Einstellungsregler, sowie zentral ein kleinerer schwarzer Regler zur Einstellung des Noise-Gates angebracht. Darüber befindet sich ein Kippschalter zur Vorwahl der Gain-Stufen "Hi" oder "Lo". Links und rechts neben dem leichtgängigen und geräuschlosen On/Off-Taster (mit True-Bypass-Mode) befindet sich je eine kleine rote Betriebs-LED. Die Buchsen für Input und Output befinden sich, wie auch die Buchse für das 9V-Netzteil, auf der Stirnseite des Pedals.
Die KHDK-Pedale werden in einer kleinen Manufaktur in Paducah/Kentucky handgefertigt. Soweit äußerlich erkennbar, ist die Fertigungsqualität sehr gut. Die Anschlüsse und Potis machen einen sehr soliden Eindruck.
Da dies hier im MB zuletzt auch öfter diskutiert wird: die KHDK-Pedale sind vorbildlich mit CE- und RoHS-Kennzeichen versehen.
Die Stromversorgung erfolgt wahlweise über 9V Batterie, oder 9V-Netzteil (center negative), welches nicht im Lieferumfang enthalten ist.


KHDK-Dark-Blood-4-750px.jpg
. . . . .
KHDK-Dark-Blood-Candy-red-750px.jpg


(Foto li: Autor; Foto re: www.musicworldbrilon.de)



Bedienung und Klang:

Die Regelung des Pedals erfolgt zunächst über die vier Chickenhead-Potentiometer, welche sich sehr gleichmäßig und fein einstellbar drehen lassen:

Gain: ist offensichtlich, regelt die Intensität der Verzerrung
Volume: ebenfalls offensichtlich, regelt die Lautstärke
Doom: regelt den Bass-Anteil vor der Zerrstufe
Treble: regelt den Höhenanteil per Low-Pass-Filter

Dazu gibt es zwischen den Potis noch einen Lo/Hi-Switch, der die zwei unterschiedlichen Gain-Stufen vorwählt.

Darunter befindet sich ein kleiner schwarzer Regler für das eingebaute Noise-Gate. Dieser könnte in der Bedienbarkeit etwas komfortabler sein, aber man braucht ihn ja auch nicht ständig.

Wer nun aufgrund des Signature-Namens denkt, dieses Pedal ist nur interessant für Heavy-Metal-Fans, der liegt falsch. Im Lo-Modus und Gain ganz auf links liefert das Dark Blood erstmal satten Crunch. Der Gain-Anteil läßt sich dann aber stufenlos auf aggressives Hi-Gain-Distortion hochfahren. Bei allen Reglern auf "noon" gibt's schon ordentlich was auf die "Zwölf" :D , und insbesondere mit Humbucker PUs klingt das sehr druckvoll. Das kommt auch besonders gut mit Palm-Mutes. Schaltet man dann in den "Hi"-Modus, legt das Pedal noch eine gute Schippe drauf. Die Tone-Regler arbeiten beide sehr fein und hoch effektiv. Mit dem Doom-Regler läßt sich eine kräftige Portion Low-End einstellen, bei Bedarf natürlich auch herausnehmen. Somit kann man das Pedal im Setup sehr gut an die entsprechende Kombination Gitarre/PUs und Verstärker anpassen. Dabei klingt das Dark Blood für mich in fast allen Einstellungen sehr differenziert und definiert. Die etwas abgedroschene Bezeichnung "amp-like" ist durchaus angebracht. Natürlich zeigt das Pedal insbesondere vor einem cleanen Amp seine Stärken. Aber auch an einen bereits zerrenden Amp läßt es sich mit den Einstellungsoptionen gut anpassen. Der Lo-Modus ist für Rhythmus-Spiel sehr gut, im Hi-Modus bekommt man sehr durchsetzungsfähige Sounds für Lead-Passagen, bei manchen Einstellungen mit fast singend-fuzzigem Charakter. Mit Volume- und Tone-Poti an der Gitarre lassen sich darüberhinaus sehr schön weitere Klangvariationen einstellen. Es lohnt sich wirklich, mit den Einstellungen und der Spieldynamik ausführlich zu experimentieren.
Das Noise-Gate hilft, die Nebengeräusche höherer Gain-Einstellungen zu reduzieren. Das Pedal klingt dann komprimierter und verliert bei höheren Einstellungen etwas Transparenz und vor allem Höhen. Das läßt sich aber mit dem Treble-Poti wieder etwas ausgleichen. Bei niedriger Intensität des Noise-Gates ist der Sound offener und aggressiver. Ich habe das Noise-Gate meistens mindestens zur Hälfte aufgedreht.
Insgesamt hat mich dieses sehr "amp-like" klingende, vielseitig einstellbare und powervolle Distortion-Pedal auf ganzer Linie überzeugt, sodaß meine Suche nach einem Distortion-Pedal bereits zu einem (vorläufigen ;)) Ende gekommen ist. Es macht einfach ungemein viel Spaß, mit diesem Pedal loszurocken.
Anzumerken bleibt, daß sich meine Erfahrungen auf den Einsatz im Heimstudio beschränken, gespielt in meinen Mesa TA-15, oder auch in meinen Mini Rectifier 25 im Clean-Channel (bietet sich an, wenn man mal aufgrund der Lautstärke die Zerre nicht nur vom Amp kommen lassen kann). Doch ich denke, daß sich das Dark Blood auch im Bandkontext auf der Bühne sehr gut bewähren würde. Schließlich soll es auch auf Metallicas letztem Album von 2016 zum Einsatz gekommen sein.

Nun zum Text noch ein paar gute Soundbeispiele und Demo-Videos auf YouTube:


Pedal-Demos auf YouTube:

Brett Kingman:





Dennis Kayzer:




KHDK:




Gear Gods:




Guitar Bonedo:




Strings Shop:

https://youtu.be/bF0cnlf_rOU




Fazit:

Das KHDK Dark Blood ist ein wirklich fulminant und durchsetzungsfähig klingendes Distortion-Pedal, welches sicher nicht nur für Hi-Gain oder Metal-Sounds, sondern auch für "gemäßigtere" Rock-Sounds sehr gut einsetzbar ist. Eine überzeugende Klangregelung und ein Noise-Gate runden die Funktionen gut ab. Auf meinem Pedalboard im Heimstudio hat das Dark Blood einen festen Platz gefunden. Der Preis ist relativ hoch, bewegt sich jedoch noch im Rahmen anderer Boutique-Verzerrer und ist für das Gebotene noch vertretbar. Aber vielleicht kann der Interessierte ja auch bei einem der raren Second-Hand-Angebote zugreifen, so wie es mir gelungen ist. Ich würde es jedenfalls jederzeit wieder kaufen.


Pro:
  • von Low- bis High-Gain vielseitig einstellbares, druckvolles Distortion-Pedal
  • sehr gute und effektive Klangregelung
  • eingebautes Noise-Gate
  • sehr gute Fertigungsqualität
Contra:
  • relativ hoher Preis

Preis:

in Deutschland: 249,-- Euro


Link zur Hersteller-Webseite:
https://www.khdkelectronics.com/products/detail/dark-blood/


Conflicts of Interest: keine


Vielen Dank für's Lesen.
Fragen und Anmerkungen sind gerne willkommen.
Gruß, Helmut
:hat:
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 11 Benutzer
Nettes Review.
Wenn du dich für Pedale mit mehr Gain interessierst, das Suhr Riot begeistert mich schon ziemlich.
Nicht sehr vielseitig, aber fett, rund und viel Gain. Irgendwie wie viele der 80ies Highgain gemoddeten Amps von früher.
Und wenns noch ne Spur fetter sein darf, das MXR 5150 scheint auch cool zu sein. Nicht dass ich eines bräuchte, aber das was ich auf YT gehört habe, gefällt mir sehr gut
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ja, das MXR 5150 und insbesondere das Suhr Riot gefallen mir auch gut. Preislich bewegen sich alle auf vergleichbarem Niveau.
Das sehr variabel einstellbare Empress Heavy vergaß ich oben auch noch zu erwähnen.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben