[Effekt] Pladask Elektrisk - Feber (Amplitude/Phase Modulator, Ringmodulator)

escarbian
escarbian
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
14.12.24
Registriert
24.05.16
Beiträge
2.687
Kekse
54.523
Ort
NRW
Pladask Elektrisk - Feber (Amplitude/Phase Modulator, Ringmodulator)



Vorgeschichte und Informationen zum Ringmodulator:


Ein Ringmodulator ist nun nicht gerade ein Effekt, der von den meisten Gitarristen/Musikern überhaupt in Betracht gezogen wird, denn die damit erzeugbaren Soundeffekte klingen oft skurril, atonal und ziemlich unberechenbar.
Aber was ist das nun überhaupt, ein Ringmodulator? Und was kann man damit machen?
Ganz "vereinfacht" wird das Eingangssignal (also z.B. die Gitarre, oder ein Synthesizer) mit einer internen Trägerfrequenz (oft ein LFO oder sonstiger Frequenz-Oszillator) als Summen- und Differenzsignal kombiniert ausgegeben.
-- Wie bitte ???

Zum Verständnis drei recht anschauliche Videos:



View: https://youtu.be/zzzX80eeKM8





View: https://youtu.be/F4e-4RF_S1w





View: https://youtu.be/9PmHWap1T-E




Wer es technisch exakt präsentiert haben will, das gibt's zum Beispiel hier bei Wikipedia.

Mein erster Kontakt mit einem Ringmodulator war vor ein paar Jahren der Moogerfooger MF-102. Okay, zu der Zeit war ich mit meinen experimentellen Klangansätzen noch nicht so weit wie heute, aber mit dem Pedal wurde ich kein Freund, und das inzwischen wohl (weil nicht mehr produziert) Sammler-Wert habende Pedal durfte schnell wieder gehen. Diese Erfahrung brachte für mich dann auch einen längeren zeitlichen Rückschlag bis zum Kauf eines weiteren Ringmodulators. Und ich habe den neuen Ringmodulator auch nur deshalb gekauft, weil es ein Pedal einer meiner Lieblings-Pedal-Firmen ist, Pladask Elektrisk aus Norwegen (hier mein User-Thread zu Pladask Elektrisk). Und selbst da stand es eher am Ende der Wunschliste. So kam ich also zum Feber (Norwegisch für: Fieber).
Nun, ganz so einfach war es natürlich nicht, denn das gute Pedal der Ein-Mann-Produktion Pladask Elektrisk ist fast immer ausverkauft, und es gibt recht selten neue Batches mit kleinen Produktionszahlen. Somit musste ich warten, bis auf Kleinanzeigen mal wieder ein Feber auftauchte, bei dem ich dann sofort zugeschlagen habe. Auch auf Reverb ist das Feber sehr selten zu finden. Herausgebracht wurde es erstmals im November 2020.



Details und Ausstattung:

Das Feber-Pedal kommt in einem unscheinbaren weißen Karton mit separaten Gummi-Füßchen und einem kleinen Manual, welches aber auch auf der Webseite heruntergeladen werden kann.
Keine weiteren Gimmicks, auch ein Netzteil befindet sich nicht im Lieferumfang (zum Glück; wer braucht das schon, jeder hat doch ein Multi-Netzteil auf dem Board).
Das Feber ist mit acht Reglern, 2 Kipphebel-Schaltern und zwei Aktivierungs-Tastern ausgestattet. Dazu gibt es einen 6,3 mm Klinken-Eingang zum Anschluß eines Expression-Pedals für die externe Steuerung der Ringmodulations-Frequenz.
Alle Anschlüsse befinden sich oben am Pedal. Wie bei allen Pladask Pedalen sind die elektronischen Teile in einem robusten und unlackierten Aluminium-Guss-Gehäuse mit einer weißen Kunststoff-Beschriftungsplatte untergebracht.
Alles ist sehr solide und sauber verarbeitet.

Stromversorgung: 9 V DC center negative Netzteil (keine Batterie-Versorgung)
Stromaufnahme: 100 mA
Größe: 125 x 95 x 57 mm (B x T x H)
Gewicht: 450 g



Bilder mit Innenleben:


Pladask-Feber-35.jpg




Pladask-Feber-37.jpg




Pladask-Feber-20.jpg




Pladask-Feber-25.jpg




Pladask-Feber-38.jpg




Pladask-Feber-40.jpg





Bedienung und Klang:

Die Regler und Schalter des Feber sind an sich übersichtlich und einfach zu bedienen, und man bekommt erstaunlich schnell sehr gute und spannende Sounds eingestellt.
Trotzdem bedarf es einer gewissen Einarbeitung und Lernkurve, um die sehr vielfältigen Klangwelten des Pedals wirklich auszuschöpfen. Hierzu trägt auch die Interaktivität einiger Regler ganz erheblich bei.
Wie von Pladask zu erwarten, ist das Feber natürlich nicht nur ein "normaler" Ringmodulator, sondern es bietet einige spezielle Funktionen und dazu noch einen separat schaltbaren Sample & Hold Generator.
Knut, Inhaber von Pladask Elektrisk, beschreibt das Feber auf seiner Webseite mit folgenden Worten:

"An exploration of the intersection of single sideband modulation, ring modulation, phasing and tremolo. FEBER combines a ring modulator pair, a Hilbert transform approximation, feedback and a random value sample/hold generator into a feature rich tool for exploring amplitude- and phase-based modulation at both high and low frequencies."

Aber erstmal zu den Reglern und Switches im Einzelnen:

VOL: Master-Volume mit Unity Gain bei 12.00 Uhr. Ein maximaler Gain-Boost bis + 16 dB steht zur Verfügung.

MIX: wählt das Verhältnis von Dry/Wet-Signal von 100 % Dry bis 100 % Wet. Bei niedriger Modulations-Frequenz ergeben sich Effekte ähnlich wie bei einem Harmonic Tremolo.

FREQ: wählt die Frequenz der Ringmodulation (bei inaktiver Sample & Hold Funktion, oder aktiver Sample & Hold Funktion mit DEPTH auf Minimum)

TONE: wählt die Cutoff-Frequenz eines Low-Pass-Filters zwischen 500 Hz bis 15 KHz. Der Filter beeinflusst nur das Wet-Signal.

FEED: wählt die Intenstät des Feedback für Modulation und Low-Pass-Filter. Bei höheren Einstellungen nehme man sich in acht vor Selbstoszillation. Feedback höherer Modulationsfrequenzen erzeugt einen volleren Klang, Feedback niedrigerer Modulationsfrequenzen bewirkt Phasing-Effekte. Im Zusammenspiel mit dem BAND-Regler ergeben sich eine Vielzahl unterschiedlicher Sounds.

BAND: wählt die Einseitenband-Modulation; in Mittelstellung erhält man eine Standard-Ringmodulation mit beiden Seitenbändern. Gegen den Uhrzeigersinn wird das untere Seitenband, im Uhrzeigersinn das obere Seitenband gewählt. Das Pedal nutzt eine Hilbert Transformation um diese Effekte zu erzielen. Unterschiedliche Modulationsfrequenzen ergeben für beide Seiten des Modulationsbandes interessante Klangeffekte, die sich mit unterschiedlichen Feed-Parametern modifizieren lassen.

HI/SUB: Wählt den Frequenzbereich der Ringmodulation in drei verschiedenen Stufen: Hi (20-1600 Hz) und Sub (0-5 Hz), in der nicht bezeichneten Mitten-Position 0,3-30 Hz.

Linker Taster: aktiviert/deaktiviert die Sample & Hold Funktion. Drückt man den Taster länger als eine halbe Sekunde, dann erhält man einen "Momentary"-Effekt.

Rechter Taster: aktiviert/deaktiviert das Pedal. Drückt man den Taster länger als eine halbe Sekunde, dann erhält man einen "Momentary"-Effekt.

RATE: wählt die Frequenz für die Sample & Hold Funktion (Aktivierung über den linken Taster) zwischen 0 und 20 Hz. Diese Funktion springt mit der gewählten Frequenz zwischen verschiedenen zufälligen Ringmodulations-Frequenzen. Auf Minimum (0 Hz) gestellt aktiviert der linke Taster bei jeder Betätigung jeweils eine neue zufallsgenerierte stabile Ringmodulations-Frequenz.

DEPTH: Wählt die Intensität der Sample & Hold Funktion auf die Modulationsfrequenz des Ringmodulators. Auf Minimum gestellt wird die Modulations-Frequenz allein durch den FREQ-Regler bestimmt. Auf Maximum wechselt die Ringmodulation-Frequenz zufallsgeneriert in der mit RATE gewählten Geschwindigkeit (zwischen 0-20 Hz).

Man beachte, daß die Regler RATE und DEPTH nur aktiv sind, wenn auch die Sample & Hold Funktion aktiv ist!
In manchen Demo-Videos sieht man Leute an DEPTH und RATE drehen bei inaktivem Sample & Hold, und am Sound ändert sich natürlich nichts. 😉

INT/STEP: hiermit kann man für die Sample & Hold Funktion einen stufenweisen (STEP) oder interpolierten (INT) Verlauf wählen. Also entweder sprunghaft oder stufenlos gleitend.

CTRL Buchse: zum Anschluß eines Expression-Pedals (0-3,3 V) zur Steuerung der Ringmodulations-Frequenz. Die Aktivierung der CTRL-Buchse deaktiviert den FREQ-Regler. Es wird empfohlen das Kabel mit der Buchse vor dem Einschalten zu verbinden.

Weitere Anmerkungen aus dem Manual:
Die Regler für MIX, FEED, BAND and TONE verhalten sich sehr interaktiv.
Der MIX-Regler mischt das Dry-Signal mit dem durch Hilbert-Transformation und Low-Pass-Filter beeinflusste Signal. FEED führt dem Feedback das durch Hilbert-Transformation, Ringmodulation und Filter veränderte Wet-Signal zu.
Es gibt weitere Regelmöglichkeiten im Inneren des Pedals, zu deren Details ich auf das Manual verweise. In der Regel wird man sie unverändert lassen.


Über den Klang des Feber will ich mich erst gar nicht groß blumig verbal auslassen. Es lässt sich auch wirklich schwer beschreiben, das Pedal muss man hören! Entweder über YouTube-Videos (von denen es nicht allzu viele gibt), oder am besten real auf dem eigenen Board.
Nur soviel: die Bandbreite und Vielfalt der zumeist experimentellen Sounds ist fast grenzenlos. Es macht ungeheuer viel Spaß, dieses Pedal zu spielen. Ja, ich sage das bewußt: es ist eher ein eigenständiger Klangerzeuger, der aktiv real-time gespielt werden will. Es ist also eher etwas für die so genannten "Schrauber". Nicht umsonst kommt die Idee des Ringmodulators aus der Ecke der analogen Synthesizer-Produzenten, wie z.B. Moog.

Klanglich will ich nur anmerken, daß ich meine Lieblings-Sounds mit dem SUB-Frequenzbereich und aktivem Sample & Hold erzeugen kann.
Um die Klänge besonders gut zum Ausdruck zu bringen, empfehle ich unbedingt, ein gutes Reverb nachzuschalten. Man kann aber auch, wie ich es in meinem eigenen Demo-Video mit dem ORION Effekte Kafka gemacht habe, auch noch ein Reverb vor dem Feber einsetzen. Damit lassen sich wunderbare Ambient-Sounds erreichen.

Aber nun weiter zu den Sound-Demos .. .. .. ..



Soundbeispiele auf YouTube:


zunächst mein bescheidener eigener Beitrag:

The Pedalboard Orchestra


View: https://youtu.be/4JR8nBA3hVU



Ponderer Sounds


View: https://youtu.be/UbN3Ng-Elck




Aufgrund der Begrenzung der Medien-Verlinkung auf 5 Einträge werden zusätzliche Videos weiter unten separat verlinkt.




Fazit:


Der Feber Amplitude/Phase-Ringmodulator ist prädestiniert für experimentierfreudige Instrumentalisten auf der Suche nach ungewöhnlichen Klangexperimenten.
Man kann natürlich auch "normal" klingende Effekte im Sinne eines Tremolo oder Phaser produzieren, aber dafür gäbe es günstigere Alternativen.
Das Feber kostet nicht gerade wenig, aber man bekommt viel Sound für sein Geld geboten.
Um alle Klang-Möglichkeiten auszuschöpfen, ist eine gewisse Einarbeitung in die doch komplexen Funktionen hilfreich. Die Fertigungsqualität ist, wie von Pladask gewohnt, auf hohem Niveau.
Leider ist die Produktion sehr gering und auch auf dem Second-Hand-Markt ist das Feber selten anzutreffen.



Pro:
  • ein vielseitiges Pedal für faszinierende und ungewöhnliche Klangmodulationen
  • eine klangtechnisch sehr spannende Sample & Hold Funktion
  • für Gitarre, Synthesizer oder alle möglichen Klangerzeuger geeignet
  • exzellente Fertigungsqualität
Contra: --


Preis: 275,00 US$ (derzeit Out of Stock, Re-Stock 2024 oder später; Stand 07/2023)
Das Pedal kann nur direkt bei Pladask Elektrisk in Norwegen bestellt werden. Man beachte die Einfuhrabgaben.
Pladask informiert per Newsletter über neue Batches.


Links zur Hersteller-Webseite und weiteren Infos:

https://pladaskelektrisk.com/
https://www.pladaskelektrisk.com/product/feber/
https://www.pladaskelektrisk.com/wp-content/uploads/2020/10/Feber_Manual_ENG.pdf
https://www.youtube.com/c/pladaskelektrisk
https://www.instagram.com/pladaskelektrisk/
https://www.facebook.com/pladaskelektrisk
http://ilovefuzz.com/viewforum.php?f=279
http://ilovefuzz.com/viewtopic.php?f=279&t=64240
http://ilovefuzz.com/viewtopic.php?f=149&t=64242&sid=11bd4c9f135fa0b1e49767f39efb24a4#p1400872



Alternativen (subjektive Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Fairfield Circuitry - Randy's Revenge
Moog - Moogerfooger MF-102
Moog - Minifooger MF Ring
Pigtronix - Ringmaster
Electro Harmonix - Ring Thing

Eine gute Übersicht zu Ringmodulatoren bietet auch folgende Webseite:
https://delicious-audio.com/best-ring-modulator-pedals/



Conflicts of Interest: keine (ich habe das Pedal selbst gekauft und werde es behalten)


Vielen Dank für's Lesen.
Fragen, Anmerkungen und Kommentare sind gerne willkommen.
Gruß, Helmut
:hat:
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Ring Modulator an der Orgel. Hier wurden in einem anderen Thread nach der wichtigsten/besten Live LP der 1970er gefragt und viele nannten DP-Made in Japan. Hier wurde der Gibson Ring Modulator an der Orgel intensiv beim Titel "Space truckin'" eingesetzt... im Video gut zu hören ab etwa 7:20

View: https://www.youtube.com/watch?v=S4m11zVGYEo
Ich hab selber einen in der Orgel, der Effekt ist teilweise krass und schwer steuerbar, aber den Space truckin' Sound kriegt man gut hin... :m_key:
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
wird auch nicht mehr produziert und kostet Second Hand inzwischen bis zum Dreifachen des ehemaligen Verkaufspreises; also ein kleines Schätzchen im Keller ;)
 
Der Feber Amplitude/Phase-Ringmodulator ist prädestiniert für experimentierfreudige Instrumentalisten auf der Suche nach ungewöhnlichen Klangexperimenten.

Schon ein soundexotisches Teil. Steht dann mal auf meiner (immer größer werdenden) Wunschliste. Problem wohl wieder die Beschaffung, us-import out of Stock. Also eher ein Liebhaberteil mit steigendem Wert.
 
Wer eine wirklich außergewöhnliche gut klingenden und als Instrument wirklich toll einsetzbaren Ringmodulator sucht sollte sich den
CG Product XG 1E Ringmodulator ansehen.
Das Gerät ist zwar keine Stompbox sondern hat ein Desktop Design, ich nutze hierzu jedoch die guten Boss Taster/Schalter als Fußeinheit. Je nach Bedarf kann ich ihn somit An/Aus schalten oder, was ich meistens einsetze,mit dem Taster „Momentary nutzen.
Ein weitere Clou ist der Envelooe Follower, somit beeinflusst die Envelooe meines Signal den Frequenzregler. Für mich der entscheidende Schritt hin zum mehr Instrument als Effekt sein.
Preislich mit 479,- sicher nicht billig.
Für mich hat sich’s definitiv gelohnt.
Gebe den nie wieder her.
Mehr Details gibt’s hier—>

View: https://youtu.be/2zDMeQAN_4I
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben