[Effekt] Tech21 Fly Rig 5 - Honeymoon-Review

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erniecaster
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Vorsicht! Langer Beitrag - Es wird dringend empfohlen, noch einmal zur Toilette zu gehen und sich etwas zu trinken zu holen!


Hallo zusammen!

Wenn man einen Preamp plus Zerrer, einen Booster, einen Hall und ein modulierendes Delay mit Tap-Funktion auf einem Effektboard befestigen will, braucht man nicht nur die Geräte, sondern auch das Board, eine passende Stromversorgung, Patchkabel und vielleicht ein Case. Oder man greift zum FlyRig5 von Tech21. Da sind nämlich all die oben genannten Komponenten enthalten.

Die Besonderheiten des FR5 sind Größe und Gewicht. Die genauen Angaben findet man bei den üblichen Online-Händlern oder in amerikanischen Größen auf der Website des Herstellers. Weder die Fotos noch die Angaben geben auch nur annähernd wieder, wie klein das FR5 wirklich ist. Zur Verdeutlichung: In einem Video hält jemand ein iPhone quer vor ein FR5 und deckt es zur Hälfte ab. Das FR5 ist etwa so breit wie eine Computertastatur – ohne den Nummernblock - und so tief, wie ein BOSS-Treter breit ist. Das FR5 ist so leicht, dass es lächerlich wäre, über das Gewicht auch nur ein weiteres Wort zu verlieren.

Dennoch wirkt das FR5 stabil. Es ist keins der Bodengeräte, bei denen man Angst haben müsste, auf die Schalter zu treten. Die Schalter sind dabei so platziert, dass das Gerät weder wackelt noch rutscht, wenn man auf sie tritt. Die dahinter angebrachten Regler sind so flach in das Gehäuse eingelassen, dass man auch nicht darauf tritt oder sie sich in einem Gigbag verdrehen.

Geräte von Tech21 haben so ihre Eigenarten: Die daran befindlichen Klangregelungen sind extrem effektiv, teilweise über die Praxistauglichkeit hinaus. Dazu wirken die Geräte von Tech21 immer ein wenig sachlich und nüchtern. Vintagegeruch und Feenstaub findet man hier nicht.

Eine Beschreibung des Geräts braucht hier sicherlich niemand, die gibt es nebst Foto beim Händler. Kommen wir zu den wesentlichen Fragen: Was kann die Kiste und wie klingt es.

Der Sansamp in der Mitte ist klanglich Richtung Fender ausgelegt. Qualitativ ist das dem Blonde Pedal sehr ähnlich, allerdings nicht so flexibel. Clean ist alles wunderbar, auch der Jazzer wird fündig. Bei stärker aufgedrehtem Driveregler (und/oder aktiviertem Boost) ist auch verzerrter Betrieb möglich. Das geht dann ebenfalls in Richtung aufgerissenem oder angeblasenem Fender-Combo, kann also etwas grätzig und auch bollerig in den Bässen werden, wenn man übertreibt. Vermutlich versteckt sich irgendwo in den möglichen Reglereinstellungen auch noch etwas Richtung Vox, wie gesagt ist Tech21 bei Klangregelungen immer für eine Überraschung gut.

Der Reverb-Regler ist Teil des Sansamps. Auf hochdeutsch: Kein separater Fußschalter. Den Hall finde ich übrigens toll.

Der Booster ganz rechts sorgt für einen ordentlichen Extra-Schub. Hier trübt sich das erste Mal der bis dahin sehr gute Eindruck des FR5 ein wenig, denn der Booster rauscht vernehmlich, während das FR5 sonst sehr, sehr nebengeräuscharm ist. Zum Glück sind alle Fußschalter knackfrei, daher ist das Rauschen in Spielpausen mit einem kurzen Kick auch schnell abgestellt.

Zweiter Fußschalter von rechts: Das „Plexi-Pedal“. Drive, Level und ein Tone-Poti, bei dem die neutrale Position fast am Rechtsanschlag ist. Da klingt es in meinen Ohren auch am besten. Es ist ein Plexi-Simulator, Highgain ist da nicht drin und Metaller werden das höchstens als müden Crunch bezeichnen. Für Pop, Blues, Fusion und „klassischen“ Rock reicht der Gainbereich für saftigen Rhythmus allerdings locker aus. Wer mehr Gain braucht, tritt beherzt auf den Boost, dann kommt man für die genannten Musikrichtungen auch auf einen tragenden Solosound. Slash käme damit klar, Carlos Santana würde das allerdings nicht gefallen, es wird nicht wirklich cremig und mühelos tragend.

Die beiden Fußschalter links sind für das Delay. Ganz links der Tap-Schalter – ohne irgendwelche Zusatzfunktionen für punktierte Zählzeiten. Das muss man eintappen lernen.

Das Delay ist zwar digital, tut aber klanglich so, als wäre es analog. Ein Regler mit dem schönen Namen „Drift“ sorgt für Modulation. Bei herunter geregelter Delayzeit lässt sich sich damit eine Art Chorus einstellen. Das muss mit spitzen Fingern eingestellt werden, man wird sehr schnell seekrank.

So viel zu den Einzelkomponenten. Testweise hatte ich das FR5 am Input und Effektreturn eines Transistorcombos, an meinem sehr neutralen AER AG8 und an einer P.A.

Es ist durchaus wichtig, woran man das FR5 anschließt. Der Sansamp hat eine Speakersimulation. Wenn das FR5 nicht an einem Gitarrenamp oder genauer gesagt einer Gitarrenbox plus Endstufe angeschlossen ist, ist die auch nötig. Der Plexi alleine klingt sonst, als würde man ein Zerrpedal an eine P.A. anschließen – das will niemand. Zwar lässt sich die Speakersimulation nicht abschalten, dennoch lassen sich auch Sansamp und Gitarrenamp gemeinsam betreiben, ohne dass die Simulation stört.

Am Input des Gitarrenamps sieht die Welt also etwas anders aus als an P.A., Aktivmonitor und Effektreturn des Gitarrenamps, denn da stehen weitere Sounds zur Verfügung: Der komplette cleane Gitarrenamp sowie Amp plus Sansamp, Amp plus Boost, Amp plus Boost und Sansamp, Amp plus Boost und Plexi. Wenn man sich fünf Minuten Zeit zum Einstellen der Regler nimmt, lassen sich all diese Möglichkeiten (plus Delay) wunderbar auf einander einstellen. Damit steht die Palette von superclean bis hochgezüchtetem Plexi nebst Delay zur Verfügung.

Worüber reden wir hier qualitativ? Das ist nicht High-End und nichts für Soundfetischisten, hier geht es um Pragmatismus und brauchbare Sounds, die man mit Spaß spielen kann. Ich finde das FR5 sowohl von der Klangqualität als auch vom Spielgefühl besser als ein Mustang Floor.

In einem amerikanischen Forum hat Tech21 geschrieben, dass sich Richie Kotzen dieses Gerät gewünscht hat. Er spielt seine „Flug-Gigs“, bei denen er wenig mitnehmen kann, über das FR vor einem cleanen Marshall (plus einem Wah davor). Offen gestanden fliege ich selten zu meinen Gigs – ich muss allerdings mein Equipment auch selbst tragen und aufbauen.

Der große Vorteil des FR5 gegenüber Modeling-Floorboards liegt für mich darin, dann man sich in diesem Gerät nicht in Optionen verlieren kann. Es gelten die Slogans „what you see is what you get“ und „set and forget“.

Tech21 preist das FR5 als perfektes Backup an. Das FR5 ist mehr als das, es ist eine vollständige kleine Anlage.

Kommen wir abschließend zum Thema Geld und versuchen mal, das FR5 preisgünstig nachzubauen. Dabei gehe ich nicht von den absolut billigsten Komponenten am Markt aus:

Booster: 50 Euro
Marshall in a Box: 100 Euro
Sansamp: 100 Euro
Delay: 50 Euro

Der Straßenpreis des FR5 liegt bei 299 Euro. Die hätte man jetzt ausgegeben. Fehlen noch:

Effektboard: 30 Euro
Patchkabel: 10 Euro
Stromversorgung: 40 Euro

So gesehen ist das FR5 auch preislich ein Schnäppchen.

Bleibt noch ein Minuspunkt: Schade, dass kein Tuner drin ist.

Das ist jetzt lang geworden und ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung – jetzt muss ich wieder Gitarre spielen gehen!

Gruß

erniecaster


P.S. Produkte von Tech21 spiele ich seit Jahren und hege für Tech21 eine gewisse Sympathie. Ich habe das Tech21 FlyRig5 bei einem Onlinehändler gekauft und den vollen Preis ohne jegliche Vorzüge von meinem versteuerten Geld bezahlt.

Was sehen und hören?

https://www.thomann.de/de/tech_21_fly_rig_5.htm

http://www.youtube.com/watch?v=07CCno2K-1I

http://www.youtube.com/watch?v=Y4IdEiudda4

http://www.youtube.com/watch?v=tdJP4wKOgYs

http://www.youtube.com/watch?v=ABr-dMVp5fw

http://www.youtube.com/watch?v=6ozAj0uJ8x4
 
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Ein Gerät in dieser Kompaktheit finde ich toll !
Für meine persönliche Anwendung bräuchte ich allerdings eine andere Zusammenstellung der Effekte.
Da bin ich vermutlich nicht alleine.
 
was fürne rickenbacker ist n das im namm video??
 
Hallo, ich hab Probleme mit der Lautstärke Einstellung, wenn ich direkt in die Aktivbox spiele. Der Plexi legt immer Lautstärke drauf. Einfach zwischen zerre und clean bei gleicher Lautstärke hin und her schalten krieg ich nicht hin. Hab ich was übersehen?
 
Hallo,

ja, du hast was übersehen. Am Plexi gibt es einen Lautstärkeregler.

cu

e.
 
Schlaumeier Nein, alles gut. Natürlich muss es irgendwie mit den Lautstärkeregler gehen. Das Problem ist aber dass der Cleane Kanal Gleichzeitig auch die Speaker Simulation ist. Muss daher für meine Zwecke immer an sein. Plexi Schalter ist dem vorgeschaltet und sorgt sobald minimal aufgedreht immer für einen Lautstärkeschub. Ich würde natürlich gerne zwischen diesen beiden Sounds in gleicher Lautstärke hin und her schalten wollen und nur für Soli eine Anhebung. Das geht irgendwie nicht so einfach. Beste Ergebnisse habe ich derzeit wenn ich Im Plexi Modus Den Volumenregler der Gitarre auf Halbstelle und bei Clean voll aufdrehen. Aber wirklich praktisch erscheint mir das nicht. Vielleicht habe ich doch einen Denkfehler gemacht?
 
Hallo,

wo ist denn jetzt das Problem, wenn du den Volumenregler des Plexis wirklich fast ganz auf Null stellst?

Ich würde dir durchaus gerne helfen - magst du mal alle deine Reglerstellungen angeben?

Sansamp Gain
Sansamp Volume
Plexi Gain
Plexi Volume
Hot

Am besten als Uhrzeit.

Wenn es dir nichts ausmacht, am besten auch mal die Einstellung der Klangregelungen.

Hast du im übrigen auch mal die Einstellvorschläge von Tech21 probiert?

Ich habe im Gegensatz zu dir sogar eher Schwierigkeiten, den von mir gewünschten Lautstärkesprung hin zu bekommen.

Gruß

erniecaster
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank. Bin grad auf der Arbeit würde aber heut Nachmittag gerne auf dein Angebot zurück kommen. Grundsätzlich ist mein Plexi Volumen so weit unten, das es grad so an ist (Ca 8 Uhr). Drive Ca 14 Uhr). Trotzdem lauter als als nur SansAmp clean (Level Ca 12uhr). Wenn ich dann das Gitarrenvoloumenpoti bei clean nur etwas zurückdrehe (was ich gern mal mache) ist clean im Verhältnis deutlich zu leise. Meld mich nachher nocheinmal
 
Hallo,

wichtig wäre noch der Gainregler des Sansamps. Bis heute nachmittag.

cu

e.
 
So ich hab noch mal rumexperimentiert. SamsAmp Level voll / Drive auf Ca 9 Uhr, Plexi Level auf Minimum und Drive auf Ca. 2 Uhr und ... Es geht doch. Wenn auch wirklich nur in dieser recht extremen Einstellung- aber macht ja nix
 
Hallo,

prima!

Übrigens mag ich es ganz gern, wenn der Zerrsound etwas lauter ist. Drive beim Plexi auf 2 Uhr ist mir auch zuviel. Bei mir steht das etwa so wie in diesem sehr empfehlenswerten Video ziemlich am Ende:



Gruß

erniecaster
 
Genau Dein Problem war der Grund, warum das FlyRig bei mir zurückging.
 
Nun ich hab sonst den line6 modeller hd500. Da ist man gewöhnt das alles seperat programmierbar ist. Das Flyrig ist ja analog und jede Komponente beinflusst die andere. Da ist eine simple Lautstärke Anhebung z b für Solo schon ein Mittelschweres Problem
 
Ich nutze einfach mal diesen thread. Das Fly rig unterscheidet zwischen einem amp und einer di-Box, schaltet dann dementsprechend die Boxen -Simulation ein oder aus.

Was passiert wenn ich zwischen Fly Rig und Di -Box ein Eq-Pedal hänge? Schaltet sich die Boxen -Simulation ein oder aus?

Über Erfahrungen wäre ich dankbar!
 
Hallo,

das ist alles viel einfacher als du denkst. Die Speakersimulation ist Teil des Sansamps und immer an. Als Ausgang gibt es lediglich eine Klinkenbuchse. Wohin du dann gehst, ist deine Sache.

Du kannst aus dem Klinkenausgang des FR5 raus und in eine D.I., die per XLR ins Pult geht. Viele D.I.s bieten einen parallelen Ausgang als Klinke an. Von dort gehst du ggf. in einen Gitarrenverstärker - den du dann so einstellst, dass es gut klingt.

Ich hoffe, das war deine Frage und dies hier eine hilfreiche Antwort.

Gruß

erniecaster
 
Ach so wenn die amp section an ist, ist die boxensimulation auch automatisch an? Das wäre gut für mein Vorhaben..

Spielt jemand das rk5 direkt in die pa?
Wäre ja eine echte Alternative zu pod und Co....
 
Hallo,



cu

e.
 
Ich habe beides: HD 500 von line6 umd flyrig5. Ich spiele beide Geräte, je nachdem welches ich benutze, direkt ins Pult. Die Geschmäcker sind verschieden ich würde die Geräte daher nicht vergleichen wollen. Grundsätzlich ist das flyrig in seinen Möglichkeiten wesentlich eingeschränkter, was aber auch eigentlich klar sein dürfte. Ich persönlich finde die Lautstärke Verhältnisse etwas schwer einzustellen: Clean, Verzerrt, Pegel Anhebung für Soli. Auch Nebengeräusche sind ein Thema beim Flyrig. Die kompakten ab Maße machen es aber zu einem guten Notbesteck
 

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