Einheitlichen Stil finden oder Abwechslung bieten?

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gitarrenschrott
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Hallo zusammen,

unsere Band existiert bereits seit ein paar Jahren und wir decken mit unseren Liedern zweifellos eine recht große Bandbreite ab, was uns stets bewußt war, wir aber durchaus als eine unserer Stärken gesehen haben. Vergangenes Wochenende nahmen wir nun erstmals an einem Contest teil (Emergenza - für alle anderen sind wir zu alt...), bekamen auch insgesamt ein positives Feedback, mit dem zentralen Kritikpunkt aber, dass uns ein musikalischer roter Faden fehle. Und dazu wollte ich hier mal einige Meinungen einholen: Muss eine Band wirklichen einen einzigen einheitlichen Stil entwickeln oder freuen sich viele Zuhörer nicht auch über ein abwechslungreicheres Programm?

Dabei ist mir zunächst durchaus klar, dass sich ein eindeutig definierter Stil zweifellos besser professionell vermarkten lässt, weswegen ich die Emergenza-Sichtweise definitiv nachvollziehen kann. Da wir aber realistischerweise ohnehin nicht auf den großen Durchbruch hoffen, frage ich mich allerdings, ob das wirklich auch für Hobbybands gilt? Heben wir uns nicht mit unserer Vielfalt eher positiv von den dutzenden Bands ab, bei denen jeder Song gleich klingt? Ganz abgesehen wiederum von der Frage, ob es uns es denn überhaupt wert wäre, für ein kleines und äußerst vages Stückchen mehr "Erfolg" unsere Unterschiedlichkeit aufzugeben, die uns ja schließlich auch Spaß macht?

Naja, und auch wenn uns vor allem letzteres natürlich keiner beantworten kann, wollte ich doch einfach mal nach ein paar Meinungen dazu fragen. Danke schonmal dafür!

Viele Grüße, Manuel
 
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Moin!

Ich sag mal so aus Konsumentensicht: Der Stil einer Band ist eine Art Marke, die es zu entwickeln und zu pflegen gilt. Wenn man beim ersten Ton "Geil, AC/DC!" ausruft, tut das der Band vermarktungstechnisch gesehen also gut.

Wie weit oder wie eng ihr nun im Besonderen den Begriff eures Stils (insbesondere des Sounds) fasst, bleibt dabei euch überlassen. Auch Vielfalt lässt sich in einem Kontext betrachten, das haben einige Bands sehr erfolgreich vorgelebt. Und sei es nur, weil der Gitarrensound oder die Singstimme besonders markant waren/sind.

Wenn ihr der Meinung seid, das engt euch in eurem Schaffen zu sehr ein, solltet ihr es aber bei der bisherigen Sichtweise belassen. Schließlich soll das Ganze ja nicht zuletzt auch euch Spaß machen. Und wenn das Publikum nicht wegläuft oder nur noch verwirrt guckt, ist doch eigentlich auch nicht wirklich Handlungsbedarf gegeben. Oder?

Beste Grüße,
6f
 
ich bin der meinung, daß in erster linie ihr als band zu entscheiden habt, wie ihr das handhabt. dabei bleibt es alleine euch überlassen, in wie weit ihr meinungen und kritik von außen annehmt oder eben nicht. geht es euch in erster linie darum euch selbst musikalisch zu befriedigen, oder sehr ihr euch als entertainer, die dazu da sind andere zu unterhalten ? im ersten fall würde ich nicht auf ausenstehnde achten, im zweiten ist es ja bestandteil, sich mit dem auseinanderzusetzen, was die leute gerne hören wollen.

als band, die wiklich alles in einen topf geworfen hat und trotzdem einen hohen wiedererkennungswert hatten fallen mir Waltari ein. bei denen war z.b. live nach einem recht poppigen song einen grindcoresong hinterherzuwerfen nichts ungewöhnliches. bei denen war die vielfältigkeit ihr markenzeichen, wegen der sie von ihren fans geschätz worden sind. andererseits, wer kennt heute noch Waltari ?

ich denke, es ist für eine band auf jeden fall ein vorteil, hinsichtlich ihrer wirkung beim publikum zumindest auf ein paar elemente zu achten, die eben letztendlich den eigenen stil hervorheben. sei es spielerisch oder vom sound her. irgendeinen, wenn auch nur sehr kleinen gemeinsammen nenner erleichtert den leuten einfach den zugang zur musik. man muß sich nicht jedesmal, bei jedem song neu orientieren. so entsteht eine art "fluß", wiedererkennungswert, und es bleibt eher etwas hängen, an das man sich dann beim nächsten mal wieder erinnert.

es gibt aber auch natürlich einige unterschiedliche stile, die einfach gut zusammenpassen. den übergang von Thrash zu Death Metal z.b, kann man auch sehr fließend gestalten. oder Rock und Hard Rock gehen sehr oft hand in hand. Powermetal und Klassik ist so eine etablierte symbiose, oder teilweise Klassik und Black metal. asu Rap und Metal haben auch schon einige ihr eigenes, stimmiges süppchen gekocht. manches passt einfach besser zueinander als anderes. wobei da ja aber auch eine sehr gute möglichkeit besteht, sich inspirieren zu lassen, wenn man denn dazu geneigt ist.

die zentrale frage wird dabei, unabhängig von dem, was ich letztendlich spiele immer sein: wollen das ausenstehende hören, und in wie weit lasse ich mich davon beeinflußen ?

von mir selbst ausgehend behandle ich die sache völlig offen. was gefällt, wird verwendet. durch "meinen" sound hört sich hinterher eh alles irgendwie nach metal an. dabei interessieren mich die meinugn ausenstehender nur in dem sinne, ob es ihnen gefällt oder nicht. gefällt es anderen, was ich fabriziere, freue ich mich natürlich, und das nicht zu knapp. aber ich würde meine herangehensweise nicht ändern, wenn es niemanden gefallen sollte. meine musik ist ausdruck meiner selbst. da kann mir keiner rein reden und ich will das auch nicht (nur auf mich bezogen ! wenn ich alles selber mache. praktisch als "einmannband" betrachtend. in einer richtigen band muß man sich natürlich deren ausrichtung unterordnen oder man hat da nix verloren und wird wahrscheinlich auch nicht lange dazu gehören).

ihr müßt euch halt selber klar werden, was euch wichtig ist, und was euch das wert ist. einen allgemein gültigen rat kann man da nicht geben. alles ist erlaubt, alles ist richtig. also: was will ich bzw. was wollt ihr ?

gruß
 
Es ist ja oft nicht der eindeutige "Stil", sondern der wiedererkennbare "Sound". Wir spielen einen recht bunten Mix aus Soul&Funk (das ist unsere Basis) aber durchaus auch mit Jazz-Einflüssen (dank der Jazzer dabei) und haben auch ein paar eher rockigere Balladen oder mal was ganz anderes dabei. Worauf wir aber achten - und hier kriegen wir recht positives Feedback von verschiedenen "Experten" in unserem Umfeld - ist, dass wir immer "nach uns" klingen. Ob nun Cover oder eigener Song, ob langsam oder schnell - wir versuchen immer, dass unser ganz eigener Stempel draufkommt. Wenn's klappt, dann hört man das auch, und dann nimmt das Publikum uns auch so wahr. Nichtsdestotrotz machen wir "erstmal" Soul&Funk, aber es passt unter dieses Label eben eine Menge rein, wenn es durchgehend ist.

Viele "große" Bands mit langer Geschichte entwickeln sich ja auch. Siehe Metallica - erst die Thrash-Könige, dann die ersten so richtig kommerziell erfolgreichen Metaller, dann viel hin und her mit eher Blues-Rock, dann ein total vergurktes Album, mit dem letzten Album wieder ein bisschen "back to the roots"... also hier auch Entwicklung. Und Songs von "Master of Puppets" über "Low Man's Lyric" und Radio-Klassiker "Nothing Else Matters". Auf der anderen Seite AC/DC, die man auf 3 Noten erkennt, volle Konstanz. Gemeinsam ist eben ein Wiedererkennungswert oder eine lange Geschichte mit klaren Richtungen bzw. Richtungsänderungnen.

Im "Hobby"bereich, wo sich ja viele im Forum tummeln (so auch ich mit Band), fährt man mMn mit klarem Profil und klarer Kante besser - man macht halt Musikstil XYZ (vorneweg) und kann das auch belegen, und natürlich kann man viel Freiheit bei der Auslegung dieses Stil nutzen - solange man eben ein verbindendes Element hat.
 
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Mir fallen dazu nur die ärzte ein - schon zig Alben veröffentlicht, darauf befinden sich Nummern aus dem Bereich Pop, Punk, Rock, Metal, Jazz, Hip Hop, ... und trotzdem erkennt man sofort: Das sind die ärzte.
Das Genre ist ganz egal, solang es einen gewissen Wiedererkennungswert besitzt.

Wir machen auch ziemlich querbeet, was aber eher der Tatsache geschuldet ist, dass wir bei der Gründung vor vier Jahren alle noch recht limitiert waren und und kreativ einfach völlig austoben wollten. Nichtsdestotrotz haben wir mittlerweile einen "Stil" gefunden, der uns gefällt und zudem durch unsere Querflöte auch Wiedererkennungswert besitzt (Aussage eines treuen Begleiters über die Jahre).
 
Bleibt vielseitig - wir sind es auch! Das macht viel mehr Spaß ... und euch doch auch! Einheitsbrei könnt ihr euch leisten, wenn ihr berühmt seid und jeder noch so schwache Song in die Charts kommt und Geld abwirft. Das Management wird schon dafür sorgen ... :eek:

Aber für eine (engagierte) Hobbyband ist meiner Meinung nach die Vielseitigkeit der Trumpf. :)
 
Es ist ja oft nicht der eindeutige "Stil", sondern der wiedererkennbare "Sound". ...

Im "Hobby"bereich, wo sich ja viele im Forum tummeln (so auch ich mit Band), fährt man mMn mit klarem Profil und klarer Kante besser - man macht halt Musikstil XYZ (vorneweg) und kann das auch belegen, und natürlich kann man viel Freiheit bei der Auslegung dieses Stil nutzen - solange man eben ein verbindendes Element hat.

Der Zauberer hat's damit (und mit dem Rest des Postings) meiner Meinung nach voll getroffen - schließe mich ohne Einschränkungen an.
 
Aber für eine (engagierte) Hobbyband ist meiner Meinung nach die Vielseitigkeit der Trumpf. :)
Da habe ich ja auch nichts dagegen. Meine Botschaft ist aber eben auch: Sorgt bei aller Vielseitigkeit dafür, dass eine irgendwie für das Publikum erkennbare "Linie", ein Wiedererkennungswert im Sound/Ton/Instrumentalisierung/etc. dabei ist. Bei vielen Bands ist/war es eine unverwechselbare Stimme. Nehmt mal Queen - die haben anfangs recht harten Rock und z.T. metal-artige Sachen gemacht, später dann so poppiges wie "Radio Ga Ga". Aber da war es Freddys charakteristische Stimme, Brians einzigartiges Gitarrenspiel (und vor allen Dingen Tone!) und die Combo aus einer knappen Handvoll Musiker die eben immer irgendwie nach Queen geklungen haben, trotz aller Wechsel der Schwerpunkte und Stile und Weiterentwicklungen.

Ich würde mich auch schwer tun, mit einer Band eine Verbindung aufzubauen, die im ersten Stück eine smoothe Soul-Nummer im Motown-Dur spielt, und danach fix die Gitarren Wechselt und IrgendwasCore in Drop-X-Tunin runterbrettert. Es sei denn, es gibt ein verbindendes Element, warum das zusammen passt. Das Publikum will keine einzelnen schönen Stücke, sondern eben ein gesamthaftes schönes Konzert - mit Spannungsbogen, Linie und einem gewissen übergreifenden "Fit". Und so wie das Eingangsposting klang, kam das ja auch als Feedback zurück.

Jetzt kann und darf man grundsätzlich alles machen, was einem Spaß macht - wenn es nur um den eigenen Spaß geht. Wenn man aber beim Publikum ankommen will, muss man schon drauf achten, dass es "abgeholt" wird und möglichst viel damit anfangen kann, was da auf der Bühne abgeht. Und das Publikum will ja auch keinen langweiligen Einheitsbrei - aber eben vielleicht ein bisschen mehr als (überspitzt formuliert) ein schöner Liederabend mit einem bunten Blumenstrauß aus Folk, Metal und Schlager. ;-)
 
Hallo mal wieder,

und vielen Dank für eure Beiträge!

Letztlich scheint wohl doch vieles für die "Vielfalt mit Wiedererkennungswert" zu sprechen, was auch zweifellos sehr überzeugend klingt. Bleibt jedoch die spannende Frage, inwieweit uns dieser tatsächlich fehlt bzw. (allgemeiner gesprochen) woran man denn diesen Wiedererkennungswert konkret festmachen kann oder wodurch man ihn womöglich sogar gezielt stärken kann? Vielleicht fällt ja hierzu noch jemand was ein?

Mehrfach genannt habt ihr dabei bereits den "Sound", wobei dieser bei uns eigentlich nicht übermäßig stark variieren sollte. Wir wechseln keine Instrumente, verschiedene Einstellungen beschränken sich auf die Gitarre und bewegen sich ebenfalls im Rahmen, der Leadgesang bleibt derselbe etc.

Vielversprechender fände ich in diesem Zusammenhang evtl. das Songwriting. Wie schafft man es z.B., neue Songideen weder zu sehr ins bereits bestehende "Korsett zu pressen" noch zu sehr in "neue Sphären abheben" zu lassen (um in überspitzen Bildern zu sprechen)? Worin könnten hierbei etwa verbindende Elemente bestehen?

Freue mich also weiterhin über Meinungen und Anregungen...

Viele Grüße,

Manuel
 
Naja, ich finde es ist immer gut musikalisch abwechslungsreich zu sein. Siehe große Bands wie Sum 41, die machen Punk Rock, Pop Punk, Metal, Alternative, Pop, und jedes Album ist komplett anders und trotzdem haben sie ne sehr große Fangemeinde. Ich finde es blöd, sich auf eine Genre festzulegen, ich finde man sollte die Musik machen, die man will und die man gut findet. Wenn mir beim Komponieren ein Metal mäßger Riff einfällt, baue ich ihn trotzdem zu einem Song aus, obwohl wir eigentlich eher in Richtung Punk gehen. Wir haben sogar nen Song der an Reggea rankommt. Sowas finde ich immer gut und kommt auch gut an, so spricht man mehr Leute an.
 
wie man das über das songwriting erreicht ? gäbe es da ein patentrezept, hätten wir nur stars als musiker ;)

Der Zauberer hat das eigentlich schon sehr gut erklährt. es gibt halt einfach einige ausnahmekünstler, die so pregnant sind, daß es letztendlich egal ist, was sie machen. sie sind so einzigartig, daß man fast schon von einer art persönlichem stil reden kann. musikalisch gesehen ergibt sich dann daraus ein verbindendes element, was dann den eigentlichen stil der musik untergeordnet ist. bei Queen finde ich z.b., daß das die stimme von Freddy Mercury ist. so wie er klingt kein zweiter. alleine daraus ergibt sich schon eine künstlerische freiheit, von der die meisten nur träumen können.

bei Metallica bin ich z.b. der meinung, daß es nicht funktioniert. für mich hat nach dem black album die glaubwürdigkeit augehört. das waren nicht mehr Metallica in der form, was sie bekannt gemacht hat. klar haben sie dadurch viele neue fans gewonnen, aber nicht wenige der alten (mich eingeschloßen) haben ihnen dann den rücken gekehrt. mir persönlich ist ihr dummes geschwätz zur load und reload zeit extremst auf den zeiger gegangen. von wegen "kinderkacke" zu ihrem eigenen alten zeugs, und von wegen (sinngemäß) "das ist musik für kleine kinder. nun sind wir erwachsen geworden". hätten sie load und reload als newcomer rausgebracht, würde heute kein hahn mehr nach ihnen krähen. da war mmn der schnitt auch musikalisch zu groß. ihre "rückbesinnung" spricht da zumindest für mich eine eindeutige sprache. ohne die ganzen "dummen kidies" hätten sie nie ihren status erreicht, aber so weit haben sie nie gedacht. ich finde es schade, daß die leute darauf reingefallen sind. Metallica sind huren, die für geld alles machen. so also nicht anwendbar im sinne des threads und eigentlich recht OT:p (an alle Metallica fans: nicht persönlich nehmen ! hört es euch an und freut euch dabei ! alles rein subjektiv).

wie schon gesagt denke ich nicht, daß es da ein patentrezept gibt. ich wüßte jetzt auch nicht, was man da als ratschlag geben könnte. kann man so etwas überhaupt bewußt anwenden ? kann ich nicht sagen. meine songs entstehen alle mehr oder weniger zufällig. auf einen bestimmten stil achte ich nicht bewußt. im endeffekt hört sich bei mir aber alles irgendwie nach metal an, und das soll mir reichen, das war und ist mein ziel. meine songs sind reine selbsbefriedigung. sicher freue ich mich, wenn es anderen gefällt, und das nicht zu knapp. aber ich lasse mich dadurch nicht beeinflußen.

gruß
 
Letztlich scheint wohl doch vieles für die "Vielfalt mit Wiedererkennungswert" zu sprechen,[...]

Klar, grundsätzlich schon. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob ihr wirklich so klingen wollt, wie die Emergenza-Jury es vorschlägt. Das müsstet ihr erst mal ergebnisoffen diskutieren: hat die Jury Recht mit ihrer Kritik, wollt ihr euch überhaupt verändern, und ist bei Umsetzung der Kritikpunkte eine musikalische Verbesserung klar am Horizont sichtbar? Oder zielen die Kritikpunkte der Jury auf kommerzielle Aspekte, die euch gar nicht so stark interessieren?

Ich schreibe das, weil ich im letzten Jahr drei TV-Castings miterlebt/mitgemacht habe, die alle in die jeweiligen Ensembles viel Unruhe brachten. Die drei Kritiken (in einem Fall von Bohlen beim Supertalent) wurde von mehreren Ensemblemitgliedern superernst genommen. Allerdings bezogen sie natürlich überhaupt nicht das Selbstverständnis des jeweiligen Ensembles mit ein, sondern war eben Casting-typisch: oberflächlich, am Moment orientiert, nicht inhaltlich tiefgehend. Viele Ensemblemitglieder ließen die Meinung der Jury tief an sich heran und stellten ihre eigenen ideellen Werte des Musikmachens grundsätzlich in Frage bzw. zur Debatte. Und nur, weil sich da jemand mehr oder weniger qualifiziert zu einer Momentaufnahme eines langjährigen Ensembles geäußert hat, beleuchtet von 20000kW und mit 6 Kameras drumherum. Man muss nicht jede Jurymeinung ernst nehmen - eine Jury kann sich kein vollständiges Bild von einem Ensemble machen, das ein tiefgehendes Urteil erlaubt.

Muss eine Band wirklichen einen einzigen einheitlichen Stil entwickeln oder freuen sich viele Zuhörer nicht auch über ein abwechslungreicheres Programm?

Du formulierst es so, als würdest du diese zwei Tendenzen gegeneinander ausspielen. Das Gegenteil wäre richtig: Zuhörer freuen sich über eine Band, die innerhalb eines einheitlichen Stils abwechslungsreiche Ideen findet und gut ausgearbeitet präsentiert.

Dabei ist mir zunächst durchaus klar, dass sich ein eindeutig definierter Stil zweifellos besser professionell vermarkten lässt, weswegen ich die Emergenza-Sichtweise definitiv nachvollziehen kann. Da wir aber realistischerweise ohnehin nicht auf den großen Durchbruch hoffen, frage ich mich allerdings, ob das wirklich auch für Hobbybands gilt?

Nein, als Hobbyband könnt ihr so klingen wie ihr wollt, und solltet diese Freiheit nutzen. Wenn die Emergenza-Jury euch nach Maßstäben und mit der Zielsetzung einer professionellen Band bewertet hat, wart ihr möglicherweise die falsche Band im falschen Contest mit der falschen Jury. Ihr selbst habt die Chance, eure Ziele zu definieren - nutzt sie.

woran man denn diesen Wiedererkennungswert konkret festmachen kann oder wodurch man ihn womöglich sogar gezielt stärken kann?

Ganz klar, durch Arrangement. Das läuft seit mehreren hundert Jahren in der Musikgeschichte so. Jeder individuelle Sound ist technisch beschreibbar: durch die verwendeten Instrumente, und was diese wann unter welchen Bedingungen spielen. Man kann das durch musikalische Analyse herausfinden. Und man kann es so systematisieren, dass man aus der Analyse Regeln herausfinden kann, wie man bekannte Sounds nachmacht. Man kann die Analyseergebnisse aber auch dazu nutzen, mal einen ganz anderen Sound zu produzieren.

Das Problem bei neuen Sounds ist eher, dass man seine Bandmitglieder zu neuen musikalischen Strukturen bringen muss. Das macht nicht jeder gerne mit, da ist viel gute Vorausplanung und Fingerspitzengefühl gefragt, je nachdem, wie die konkrete Situation aussieht. Aber grundsätzlich kann man an allen musikalischen Parametern wie Tempo, Taktart, Rhythmus, Tonart, Melodieführung, Texte, Gitarreneffekte, Keyboard-Sounds, Drum-Grooves, Gesangseffekte etc. drehen und am Ablauf des Stückes herumarrangieren, bis man neue interessante Sounds findet. Oder im Gegenteil: bis alles gleich klingt.

Vielversprechender fände ich in diesem Zusammenhang evtl. das Songwriting. Wie schafft man es z.B., neue Songideen weder zu sehr ins bereits bestehende "Korsett zu pressen" noch zu sehr in "neue Sphären abheben" zu lassen (um in überspitzen Bildern zu sprechen)? Worin könnten hierbei etwa verbindende Elemente bestehen?

Eröffne doch dazu mal einen Thread im Musiktheorie-Arrangement-Forum, da ist das on topic.

Harald
 
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Hello again und nochmals danke für die weiteren Beiträge,

bzgl des erwähnten "Juryurteils" muss ich sagen, dass ich zunächst einmal dankbar bin, überhaupt mal ein "professionelles" und vor allem "objektives" Feedback zu bekommen, was ja leider doch eher selten ist, wenn sich Veranstalter doch primär für Zuschauerzahlen interessieren, die sich wiederum primär aus Freunden und Bekannten rekrutieren und daher auch keinen allzu objektiven Blick bieten. Und was dann wiederum den Umgang mit diesem Urteil angeht, versuche ich doch, den m.E. einzig vernünftigen Umgang mit jeglicher Kritik zu befolgen: sich damit auseinanderzusetzen! - und sie eben weder zu ignorieren noch unreflektiert zu befolgen. Andernfalls hätte ich wohl auch wenig Veranlassung gehabt, diesen Thread zu eröffnen...

Und besagte "Vielfalt mit Wiedererkennungswert" stellt für mich gewissermaßen ein Zwischenergebnis dessen dar, das mir tatsächlich vernünftig und erstrebenswert erscheint. Wobei der nächste Schritt, diese auch wirklich zu erreichen bzw. zu verbessern, wohl doch ungleich schwieriger werden dürfte...

Aber wir bleiben dran!

Viele Grüße,

Manuel
 

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