Engel auf Entzug

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Hallo in die Runde,
noch recht frisch, hat aber schon einige Überarbeitungen meinerseits erfahren, eine musikalische Grundstruktur gibt es schon.
Hängt eng damit zusammen, dass ich in einer schlaflosen Nacht eine dreiteilige Doku (ZDF Mediathek) zur neuen deutschen Welle gesehen habe und mich aus mehreren, auch biografischen Gründen, die Anfangsphase mit so Bands wie Extrabreit, DAF, Fehlfarben sehr gepackt hat. In der gleichen Nacht ist eine erste Fassung von Text und Musik entstanden. Geht also musikalisch und textlich in diese Richtung. Engel auf Entzug - dieser Titel fiel mir ein und das Bild hat sofort gezündet.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass einige Zeilen noch zündender formuliert werden können. Kann durchaus provokant und plakativ sein, aber die volle Breitseite wie in songs wie Polizei oder Tanz den Mussolini soll es nicht haben - das wäre nicht mein Ding. (Aus dem Grund wechselt auch zwischenzeitlich die Perspekte von Anklage (Du/Ihr) zu Ich.) Falls Euch also zündende Ideen einfallen: Laßt Euch nicht bremsen ... :)
Der Text ist recht lang, deshalb schreibe ich ihn hier in mehreren Zeilen nebeneinander - so, wie es auch gesungen wird. Die ungleichen Zeilenlängen sind kein Problem.

Engel auf Entzug

Hundert Jahre Fahrtwind | Immer voller Speed
Alle Fenster blind | Frag Dich, was geschieht
und wo wir sind | wo wir gelandet sind

Refrain 1
Du bist ein Engel | ein Engel auf Entzug
Glaube, was es braucht | damit der Schornstein raucht
Alles Selbstbetrug | Engel auf Entzug | Engel auf Entzug

Bisher ging alles gut | Ignorier die Frist
Tu so als sei es Mut | wenn Du alles frißt
und vergißt, das Du vermißt | und vergiß, was Du vermißt

Bridge
Kopf in den Fahrtwind | Tränen in den Augen
Du steigst niemals aus | Wie lang hälst Du´s noch aus?

Refrain 2
Ich bin ein Engel | ein Engel auf Entzug
Ich tu weiter, was wir taten | alles Fakt, doch ich glaube nicht an Daten
nie hab ich genug | Engel auf Entzug | Engel auf Entzug

Outro
Wie lange bist Du Engel | Engel auf Entzug?
Wie lange halten Lügen | Wann kommt die Entstation?
Wem gilt der Betrug? | Engel auf Entzug | Engel auf Entzug | Engel auf Entzug

Wie immer: gespannt auf Euer Feedback, auf Eure Anregungen, Anmerkungen, Ideen.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Wann darf der Engel wieder Engel sein?
Ist gerade auf Urlaub oder gar gefallen?
Ist er nicht mehr Gottes Bote?
So gut jetzt will mich nicht länger in
Deinen Text einmischen denn der gefällt mir.sehr gut. Kekse werden geliefert.
 
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Du mischt Dich nicht in meinen Text ein - ich habe ja extra nach Feedback und Meinungen gefragt.
Ich kommentiere das Bild vom Engel auch (jetzt noch) nicht, um nicht nachfolgende Lesende zu beeinflussen - es geht ja nicht um meine Meinung, sondern um den Text - und der kommt ja auch ohne Interpretationshilfe raus und soll auch ohne diese zu verstehen sein.

Danke für die Kekse!

x-Riff
 
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Klasse, NDW passt - ich hör da noch eher Falco oder vllt. Hubert Kah als DAF. Fehlfarben könnte auch passen, klänge dann anders (und da die nach wie vor aktiv sind und Alben raushauen, sind die Fehlfarben irgendwie nicht sooo NDW :) )

Eine Idee zur ersten Zeile:

Immer voll im Fahrtwind, immer voller Speed

Ich finde, so kommt man mehr in die Handlung, ins Jetzt ... und die "hundert Jahre" liefern mir ein Bild von Alter, das nicht so recht zum Rest passt.
 
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Eine Idee zur ersten Zeile:

Immer voll im Fahrtwind, immer voller Speed

Ich finde, so kommt man mehr in die Handlung, ins Jetzt ... und die "hundert Jahre" liefern mir ein Bild von Alter, das nicht so recht zum Rest passt.
Kommt auf jeden Fall hin. Die Idee der ersten Halbzeile (hundert Jahre Fahrtwind) war, einfließen zu lassen, dass wir (als Gesamtheit) schon lange so unterwegs sind. Es sich also abhebt von einer Modeerscheinung oder einer Lebensphase.
Immer voll im Fahrtwind schiebt es - und das hat auch Vorteile - in die erlebte Jetzt-Zeit.

Ich merke, dass sich noch kein stimmiges Gesamtbild einstellt - und zwar auf die Einheit von Text und Musik/Gesang bezogen. Habe schon einige musikalische Varianten ausprobiert (alle eher schnell und nach vorne, wuchtig, gitarrenlastig) - und dazu ist der Text "zu zahm", zu wenig plakativ, zu wenig "auf die Fresse", will mir scheinen.
Klasse, NDW passt - ich hör da noch eher Falco oder vllt. Hubert Kah als DAF. Fehlfarben könnte auch passen,
Insofern bin ich da noch auf der Suche. Eher mehr Hubert Kah als Extrabreit, Alternative wäre Ideal, was musikalisch für mich eine deutlich größere Hausnummer wäre. Für die Musik, die momentan vorhanden ists, müßte ich vermutlich einen neuen Text schreiben.
Wann darf der Engel wieder Engel sein?
Ist gerade auf Urlaub oder gar gefallen?
Ist er nicht mehr Gottes Bote?
Ich merke, dass auch das Hauptbild - Engel auf Entzug - eine angemessene musikalisch-atmosphärische Umgebung braucht. Aber was ist mir da überhaupt eingefallen und was bedeutet es?
Eingefallen ist es mir spontan, also muss ich mich selbst auf die Suche begeben. Ein Engel ist landläufig auf jeden Fall etwas Gutes und ist in gutem Auftrag unterwegs. Es gibt allerdings auch gefallene Engel (und Satan selbst soll ja ein ehemaliger dieser Zunft sein).
Wann ist man auf Entzug? Natürlich, wenn man abhängig ist und entweder freiwillig oder unfreiwillig auf die Droge verzichten muss. Die Droge wäre in diesem Fall, wie wir (grob und in Gesamtheit und vorwiegend im Westen) leben und dabei sind, den Planeten vor die Wand zu fahren. Das ist mit "volle Geschwindigkeit/Speed", "Schornsteine die rauchen" sollen/müssen und "nie genug" gemeint - und mit den "hundert Jahren". Die Art, wie diese Realität geleugnet/verdrängt wird (Fakten, an die man nicht glaubt), hat etwas von Sucht. Die meiste Energie geht dahin, dass auf jeden Fall diese Lebensweise aufrecht erhalten wird und alle ein bißchen mehr darauf achten sollen, dass es nicht ganz so schädlich ist - dass das nicht reicht, ist einerseits klar und andererseits nicht von Bedeutung.

Entzug klingt erst mal erschreckend - ist aber im Grunde ein Zustand, der besser ist als der, in Abhängigkeit zu leben. Entzug als Lebensumstand ist nicht erstrebenswert, aber er ist notwendig.

Jetzt wird es etwas kompliziert - und da weiß ich gar nicht, ob das so funktioniert:
Im Grunde soll "Engel auf Entzug" schocken. Wie kann das überhaupt sein, dass ein Engel im Entzug ist? Dann, wenn er auf die falsche Bahn geraten ist. Die falsche Bahn meint unsere Lebensweise. Wir alle sind Engel, die auf die schiefe Bahn geraten sind, unsere Ideale vergessen haben, uns haben hinabziehen lassen. Und da ist es dann plötzlich ein Bild der Hoffnung - denn wir wissen, dass Engel im Kern gut sind. Und dass sie es schaffen können. Entzug ist gleichzeitig ein Wendepunkt und als solcher notwendig, um überhaupt eine Chance zu haben.

Vielleicht bietet der Text auch zu wenig Anhaltspunkte, um auf diese Deutung zu kommen ...

Wenn ich am Anfang gesagt habe, dass sich noch kein stimmiges Gesamtbild einstellen will, kann das also auch am Text liegen.
Tu so als sei es Mut | wenn Du alles frißt
Das ist beispielsweise eine Zeile, wo ich nicht mehr sicher bin, ob dieser Bezug eine wirklich Rolle spielt und ob er notwendig ist. Die Zeile davor: "Bisher ging alles gut | Ignorier die Frist" dagegen gefällt mir gut und paßt. Und die Endzeile "und vergißt, das Du vermißt | und vergiß, was Du vermißt" paßt super.

Was hier stattfindet, ist so eine Art öffentliches Reflektieren des Textes und eine Art Momentaufnahme. Wer sich daran beteiligen möchte, kann das gerne tun.

x-Riff
 
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Vielleicht , ist der Engel auf Entzug Gutes zu tun, er könnte zum Beispiel den Menschen
helfen ihre Gier nach immer Mehr zu stillen , er könnte damit aufhören nur Beobachter
zu sein , er könnte ,wie du schon sagtest ,den Planeten gegen die Wand zu fahren , eingreifen, denn
er ist ja Gottes Bote und Helfer.
Grüße
 
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Ich glaube, das Schwierige an diesem Bild ist, dass WIR die Engel sind. Und WIR uns selbst helfen müssen.

Ich kann gut damit leben, dass jemand, der religiös ist, darunter auch versteht, dass die Engel als Boten Gottes Hilfestellung bieten - in der Art, wie Du es beschreibst, @RED-DC5
Aber ich hätte vehement etwas gegen die Lesart, dass wir uns auf die Hilfe von Außen - und das schließt Gottes und Engel ein - verlassen sollten.
Die Idee, einen Text aus der Perspektive eines Engels zu beschreiben, der sich dieses Elend von Außen anschaut und sich fragt, wie er denn helfen könnte (wachrütteln, Hinweise geben, Gutes tun ...), hat total was. Das würde aber ein neuer und anderer Text. Möglicherweise magst Du ihn schreiben?

Dabei fällt mir ein: ich sollte mal wirklich den Wenders-Fim "Engel über Berlin" schauen. Hatte ich immer vor, aber wie es bei so Dingen ist, die man immer vorhatte, ist die Umsetzung dann doch er eine Sache von "mache ich morgen oder übermorgen".

x-Riff
 
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Durch die neuen Posts kommen neue Gedanken.
Sind wir, das LI und das LD, tatsächlich Engel? Oder eher so was wie "Lebens-Junkies", die als "Droge" zu viel Luft, Wasser, Energie verbrauchen?
Und sind die auf Entzug oder sollten sie das langsam besser sein?
-> "werde Engel, geh auf Entzug" wär dann der Appell, der da eher in mein Bild passen würde.
Schon ein harter Schwenk, aber vielleicht näher an der Botschaft?
 
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Das sind auf jeden Fall die Gedanken, die ich habe.
Habe auch überlegt, ob ich im letzten Refrain bzw. dem Schluss scheibe: "Wir sind alle Engel | Engel auf Entzug". Aber leider paßt das auch nicht, weil "wir" es ja noch nicht wirklich realisiert haben und uns (von Ausnahmen mal abgesehen) noch nicht ändern wollen. Das heißt, genauer betrachtet, wenn man diversen Umfragen glaubt, ist die Mehrheit dafür, dass sich etwas ändert - beispielsweise ist eine Mehrheit für ein Tempolimit und, wenn ich mich nicht irre, dass umweltschädigende Subventionen, die es noch zu Hauf gibt wie beispielsweise Flugbenzin, reduziert oder abgeschafft werden sollten. Dennoch wäre es aus meiner Sicht nicht stimmig, zu sagen, wir wären schon auf dem richtigen Weg oder am Anfang des richtigen Wegs.

Vielleicht will ich dann auch mit dem Text zu viel und die Metapher vom Engel auf Entzug bietet nicht das, was ich gerne von ihr hätte. Das würde bedeuten, dass ich erst mal auf Textebene schaue, dass ich mich eher auf weniger konzentriere und das gut rüberbringe.

Mit "werde Engel" habe ich so meine Schwierigkeiten, weil ich glaube, dass es nicht damit getan ist, dass alle Engel werden. Denn im Grunde wird grad so getan, als müsse sich nur jeder individuell mehr umstellen, mehr Verzicht leisten etc. und alles wäre gut. Dem ist aus meiner Sicht nicht so. Das Geld wird auf höheren Ebenen so verteilt und investiert, dass der Profit nicht gefährdet wird. Profit und Wirtschaft sind die Hauptpriorität und ersichtlich ist, dass Greenwashing im großen Maßstab betrieben wird, während hinter den Kulissen das ganz normale Geschäft weiter geht. Beispielsweise wird der Regenwald nicht gerettet, selbst wenn es gelingt, in zehn oder zwanzig Jahren über individuelle Kaufentscheidungen den Absatz von Fleisch deutlich zu reduzieren. Und wenn weiter Wochenend-Billig-Flugreisen angeboten werden, weil immer noch Flugbenzin subventioniert wird, dann gibt es einfach auch viele, die das Angebot nutzen.
Weder das Ziel der Wirtschaft (mehr Profit > mehr Umsatz > mehr Produkte) passen noch die Art, wie gewirtschaftet wird. Das ganze Anreiz-System ist falsch aufgestellt - falsch in Bezug auf eine wirklich nachhaltige Lebensweise. Das ist aber das, worauf es hinauslaufen muss.

Natürlich bewirken individuelle Verhaltensweise etwas - da will ich gar nicht gegenreden. Es braucht sie auch. Aber so zu tun, als wären sie der Hauptfaktor, ist falsch und verstellt eher den Blick darauf, dass auf allen Ebenen etwas geschehen muss und die gesamte Weichenstellung falsch ist. Es wäre in etwa so, als würde man das Ende der Sklaverei beenden wollen, indem man alle auffordert, keine Produkte zu kaufen, die mit Hilfe von Sklaven hergestellt werden.

Ein großes Thema. Und für einen songtext - will man nicht einen plakativen, anklagenden schreiben, der auf ein "Wir gegen Euch" hinausläuft - muss man sich irgendwas davon rauspicken. Und das, was man sich rauspickt, darf nicht gegen das verstoßen, was insgesamt stimmig ist. Knifflig.

x-Riff
 
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