Enharmonik nach dem Zufallsprinzip :)

Fastel
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Hi Leute,
ein Kompositionsprof. hat mir in einer Kritik zu meiner Arbeit mitgeteilt, dass ich mehr mit enharmonischen Verwechslungen arbeiten soll.
Da ich den Prof. nicht privat gebucht habe (ist halt nicht MEIN Dozent) würde ich mich gerne hier etwas über diese Praxis des Notensetzens informieren.

Ich kann (noch) schlecht sagen ob ich klanglich ein Fis oder ein Ges haben will. Es geht mir in erster Linie um gängige Notionspraxis und Lesbarkeit. Ich hänge mal ein Bild an. Diese Takte wurden direkt als Beispiel für unvorteilhafte Enharmonische Notation genannt.

Als "Faustregel" habe ich es, ohne es wirklich gelernt zu haben, mich daran gehalten, dass ich einfach bei C Dur und generell bei Kreuztonarten, immer Kreuze schreibe. Und in b Tonarten immer bs - auch wenn ich mich im angehängten Bild - aus welchen Gründen auch immer - nicht daran gehalten habe.

Vielleicht liege ich damit ja schon auf dme richtigen Weg?
Gibt es bezüglich dieser Thematik Unterschiede zwischen den Instrumentengruppen? Besonderheiten bei transponierenden Instrumenten?

Beste Grüße aus dem Schnee (es schmilzt!)
 
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Ich kann (noch) schlecht sagen ob ich klanglich ein Fis oder ein Ges haben will.

Das hängt ganz wesentlich davon ab, ob das Instrument, für das du schreibst, einen klanglichen Unterschied zwischen Fis und Ges macht oder nicht. Streicher, Bläser und Sänger machen das, Tasteninstrumente und Schlagzeug dagegen nicht. Unterhalte dich mal mit einem Streicher, Bläser oder Sänger darüber, wie er unterschiedlich über Situationen mit # oder b denkt. Ob man b oder # verwendet hat eine Auswirkung auf die Mustererfassung der Melodielinie und kann zu unterschiedlichen Ergebnissen in der Instrumental-/Gesangstechnik führen.

Dann ist es natürlich auch so, daß einige Situationen leichter zu lesen sind und harmonisch mehr Sin machen, wenn man # oder b bevorzugt. Spieler mit Erfahrung haben auch ein harmonisches Bewußtsein und können durchaus erkennen, ob sie z.B. eine #11 oder eine b5 spielen, und das sollte man entsprechend auch notieren, wenn keine gewichtigen Gründe für eine andere Entscheidung sprechen.

Es geht mir in erster Linie um gängige Notionspraxis und Lesbarkeit.

Da gilt natürlich auch die Grundlage, die bei www.expressmusic.com erwähnt wird..."You should only be interested in what is best for the musician performing". Also: Praxistauglichkeit ist der Maßstab.

Ich hänge mal ein Bild an. Diese Takte wurden direkt als Beispiel für unvorteilhafte Enharmonische Notation genannt.

Erst mal wäre zu klären, ob man denn bei diesem Werk überhaupt die Maßstäbe der Tonalität anlegen kann. Nur dann macht es überhaupt Sinn, sich horizontal und vertikal mit Enharmonik zu befassen. Ansonsten fällt auf:
  • Takt 17, Klarinette ist merkwürdig: ich sehe keinen Grund, warum dis2 besser als es2 sein sollte, was leichter lesbar wäre
  • im Takt vor dem Doppelstrich gehen # und b wild durcheinander, ohne daß ein Prinzip erkennbar ist
  • die ganzen gis im Fagott ergeben auch keinen erkennbaren Vorteile gegenüber as, was leichter lesbar wäre
Außerdem ist Takt 12 in Oboe 1 und Klarinette 1 rhythmisch falsch notiert, den Notensatzkonventionen gemäß darf die die Mitte des Schlages 3 nicht durch eine punktierte Sechzehntel überdeckt werden.

Als "Faustregel" habe ich es, ohne es wirklich gelernt zu haben, mich daran gehalten, dass ich einfach bei C Dur und generell bei Kreuztonarten, immer Kreuze schreibe. Und in b Tonarten immer bs - auch wenn ich mich im angehängten Bild - aus welchen Gründen auch immer - nicht daran gehalten habe.

Ach so, das war von dir? Und: tonal oder freitonal? Generell sollte man die Harmonik nachvollziehen, wenn man # oder b schreibt. Das ist die sicherste Methode. Eine erniedrigte Septime über einen G-Dur-Akkord sollte immer ein "f" sein und nie ein "eis", damit der Spieler weiß, woran er ist.

Besonderheiten bei transponierenden Instrumenten?

Bis auf die Tradition, die Akzidentien bei Hörnern manchmal in den Notentext statt als Vorzeichen zu setzen, gibt's da keine Unterschiede. Man sollte halt immer die harmonisch sinnvolle und leicht lesbare Lösung wählen, also bei klingend H-Dur die Altsaxophone nicht in Gis-Dur (8#), sondern in Ab-Dur (4b) schreiben.

Harald
 
Als "Faustregel" habe ich es, ohne es wirklich gelernt zu haben, mich daran gehalten, dass ich einfach bei C Dur und generell bei Kreuztonarten, immer Kreuze schreibe. Und in b Tonarten immer bs - auch wenn ich mich im angehängten Bild - aus welchen Gründen auch immer - nicht daran gehalten habe.
Das funktioniert, solange man sich in einer Dur- oder (reinen) Moll-Tonart befindet. Sobald man diese aber verlässt, oder z.B. Harmonisch oder Melodisch Moll verwendet, kann diese "Faustregel" schnell zum Nachteil werden. d-Moll Harmonisch z.B. besitzt b und cis, g-Moll Melodisch besitzt b und fis. Und bei gis-Moll Harmonisch ergibt sich mit fisis sogar ein Doppelkreuz, g wäre hier falsch. Auch wird z.B. von C-Dur aus gerne mal kurz nach F-Dur oder G-Dur moduliert, was in dem einen Fall zu einem b führt, und in dem anderen zu einem fis. Mit komplexer Jazz-Harmonik will ich gar nicht erst anfangen. :rolleyes:

Das Notenbild von dir finde ich ehrlich gesagt ziehmlich unübersichtlich, und ich habe wenig Lust mich damit näher zu befassen, so wie es im Moment aussieht. In Takt 4 z.B. sehe ich in der Oboe ein dis, und in der Klarinette ein es - das ist zweimal der selbe Ton, aber unterschiedlich notiert, obwohl die Töne gleichzeitig gespielt werden!! Schreibt man die Töne heraus, die in diesem Akkord auftauchen, so erhält man (enharmonisch verwechselt): es, b und ges. Es ergibt sich also ein einfacher Es- (oder dis-)Moll-Dreiklang, den man wegen der gemischten Vorzeichen aber kaum erkennt.

Deshalb gebe ich dir mal folgende Aufgabe:
Schreibe für jeden Akkord, der in Takt 2-7 auftaucht, und für den ersten Akkord in Takt 8 die Akkordtöne heraus, und versuche die Akkorde zu bestimmen. Anschließend schreibst du, auf welche Akkorde du gekommen bist, und wir schaun dann zusammen, in welcher Beziehung die Akkorde stehen, und ob man obigen Dreiklang nun besser als Es- oder dis-Moll interpretieren kann, oder ob es hier in dem Kontext vielleicht sogar Sinn macht, die Moll-Terz als übermäßige Sekunde aufzuschreiben.

(oje, jetzt höre ich mich schon an wie ein Lehrer ^^, aber ich glaube diese Übung hilft dir tatsächlich)

Gibt es bezüglich dieser Thematik Unterschiede zwischen den Instrumentengruppen? Besonderheiten bei transponierenden Instrumenten?
Das einzige was du hier zusätzlich beachten musst ist, dass du die tatsächlich zu hörenden Noten für die transponierenden Instrumente konsistent enharmonisch korrekt transponierst. Wenn z.B. der gespielte Ton d als fis notiert wird, dann solltest du jede Note genau eine große Terz höher notieren, als sie eigentlich gespielt wird. D.h. statt e notierst du gis, aber nicht as (das wäre eine verminderte Quarte über e, keine große Terz).


@HaraldS: Dom7-Akkorde mit #6 gibt es tatsächlich, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Übermäßiger_Quintsextakkord .
Das hat einerseits stimmführungstechnische Gründe, andererseits stimmt die #6 in reinstimmiger Intonation sehr gut mit der Naturseptime überein, und beim Akkord ergibt sich annähernd ein besonders reines Verhältnis 4:5:6:7. Als Faustregel stimme ich dir allerdings zu, und solche Notationsformen sind eher irreführend, wenn die Grundlagen noch nicht sitzen.

Edit: Entschuldigt, meine Taktzählung geht von Takt 12 = erster Takt aus
 
Vorausschicken möchte ich, daß ich nie Musik studiert habe und mich auch sonst wenig damit beschäftigt habe. :redface:

Als "Faustregel" habe ich es, ohne es wirklich gelernt zu haben, mich daran gehalten, dass ich einfach bei C Dur und generell bei Kreuztonarten, immer Kreuze schreibe. Und in b Tonarten immer bs - auch wenn ich mich im angehängten Bild - aus welchen Gründen auch immer - nicht daran gehalten habe.
Diese Faustregel halte ich allerdings für kontraintuitiv.

Wenn es C-Dur ist würde ich aufstrebende Tonfolgen mit Kreuzen und abstrebende mit Bs notieren. - OK, vielleicht nicht immer aber zumindest tendenziell. Wenn sich ein Akkord ergibt, der ein Kreuz verlangt, dann würde ich auch dort ein Kreuz schreiben, wo nach der auf-/ab-Regel ein B stehen müßte.

Nehmen wir C-Dur (einstimmig) und darin eine kurze chromatisch aufsteigende Tonfolge. Da erscheint mir C-Cis-D-Dis-E-F sinnvoller als C-Des-D-Es-E-F; absteigend halte ich C-H-B-A-As-G für sinnvoller als C-H-Ais-A-Gis-G.
 
Danke für Eure ausführlichen Antworten!
Ich werde mich, sobald ich Zeit habe, an eine Überarbeitung machen und genauer auf die genannten Punkte eingehen.

Nur vorweg:
Meine "Faustregel" habe ich immer entsprechend der Tonart angepasst. Also ich hatte halt in G Dur nur Kreuze verwendet und wenn es dann nach F Dur geht, wäre ich zu bs übergelaufen.
Aber wie gesagt, ich werde das die Tage mal durcharbeiten.

Ach ja und zur falschen rhytmischen Notation, ja das wurde mir bei meiner letzten Arbeit schon gesagt. Ich habe halt bisher nur für mich geschrieben und musste mich nie um spielpraktische Belange kümmern. Und ich selbst empfand es als übersichtlicher, die Notenwerte so groß wie möglich zu machen und Überbindungen nur über die Taktstriche zu setzen. Ich weiß inzwischen aber, dass das falsch ist. Leider steckt da noch dieser Flüchtigkeitsfehler.
:)
 
Naja, in G-Dur nur Kreuze zu verwenden kann unter Umständen schon zu sehr seltsamen Resultaten führen, und zwar besonders dann, wenn du Akkorde verwendest, in denen diatonische Töne nach unten alteriert werden, sei dies ein neapolitanischer Sextakkord, eine Dominante mit verminderter Quinte, eine vermollte Subdominante (oder Tonika, oder Dominante, etc.) und so weiter. Eine chromatische alteration nach unten impliziert eigentlich fast immer eine Verwendung von Bs statt Kreuzen.

Aber wenn wir schon mal bei Faustregeln sind, hier noch einige, welche in erster Linie für nicht traditionell-tonale Musik gelten. In den meisten Fällen sind sie auch sonst anzuwenden, aber in der klassischen Tonalität gibt es noch andere Elemente, auf die zu achten sind.

Im Zweifelsfall (also wenn keine harmonischen Gründe etwas anderes verlangen), sind kleine/grosse/reine Intervalle den übermässigen/verminderten vorzuziehen, da sich so im Allgemeinen ein klareres, und schneller lesbares Notenbild ergibt. Das heisst z.B.: Statt es-e (übermässige Prim), schreibe dis-e (kleine Sekunde). Statt gis-b (verminderte Terz), schreibe gis-ais oder as-b (grosse Sekunde). Statt es-gis (übermässige Terz), schreibe es-as oder dis-gis (Quarte).
Weitere, sehr generelle, Grundideen:
- Bleibe konsistent. Einmal As und einmal Gis im selben Takt sind verwirrend und sollten nur so geschrieben sein, wenn sie ganz bewusst auf eine harmonische Veränderung hinweisen.
- Vermeide eine Notation, welche unnötig viele Auflösungszeichen oder Doppelkreuze/Doppel-Bs verwendet.
Das mit den Auflösungszeichen ist natürlich mit dem Punkt betreffend übermässig/verminderten Intervallen verwandt: Wenn zwei chromatisch benachbarte Töne in einem kurzen Zeitraum erscheinen, ist das Notenbild wesentlich klarer, wenn sie sich auf einer anderen vertikalen Position befinden, d.h. wenn sie nicht nur chromatische Alterationen desselben diatonischen Tons sind, sondern tatsächlich eine kleine Sekunde zueinander bilden. Dies vermeidet als willkommener Nebeneffekt auch einen Überfluss von Auflösungszeichen, und, sehr vereinfacht gesagt, je weniger Zeichen sich in deinen Noten befinden, desto klarer ist das Bild.

Doppelkreuze/Doppel-bs sind natürlich in der klassich-tonalen Musik wichtig um bestimmte Konstellationen klar anzuzeigen. Sobald die Musik aber eine klare Funktionsharmonik verlässt, sind sie oft überflüssung und evtl. sogar verwirrend. Und selbst in klassisch-tonaler Musik, haben sich Komponisten häufig entschieden, etwas harmonisch nicht völlig "korrekt" zu schreiben, um dafür ein leichter lesbares Notenbild zu erhalten. Schubert machte das die ganze Zeit: Z.B. bei einer Modulation in "tiefe B-Regionen" irgendwann zu Kreuzen zu wechseln, um übermässig viele Bs und Doppelbs zu vermeiden.

Als prinzipieller Grundsatz aller Notationstechnischer Probleme, frage dich selbst: Wenn du die Noten spielen würdest, welche Notation könntest du am schnellsten Erfassen und wäre dir am hilfreichsten?
 
Also da wäre ich wieder!
Ich habe jetzt fast überall für Kreuze gesorgt. Ich habe mich an den harmonischen Aspekt gehalten. Also einfach geschaut ob der "umstrittene" Ton eben z.B. Terz oder verminderte Quarte sein muss.

Ich hänge mal 3 Bilder an. Das erste ist jetzt die berichtigte Version des Teils aus dem Erstellungspost.
Die anderen sind mir noch nicht ganz klar:
Bild 2: in der Flöte wäre doch der Schritt einer kleinen Sekunde besser als die übermäßige Prime oder?
Bild 3: da sind die 5 Streicherstimmen per Solo eingesetzt. In der Bratsche (C-Schlüssel!) kommt diese Chromatik.

Wäre ein Orchestermusiker damit Eurer Ansicht nach zufrieden?

Noch etwas zur Rhytmik: Ich habe einen Dreivierteltakt. Sind dort 2 Viertelnoten mit Punkt unüblich? Muss ich, um den 2. Taktschlag nicht zu "übergehen" das ganze mit Überbindungen notieren? Also Viertel+Achtel gebunden und Achtel+Viertel gebunden.

Zu den "Hausaufgaben":
ab Takt 13:
E Eb | Eb eb | eb Eb | Eb ab | ab Eb | Eb ab | ab _ | ab

OK as moll "gibts nicht", eher gis moll und das ist sehr weit von der Basis Es Dur entfernt. Und dann müsste ich das b dominierte Bild gegen Kreuze eintauschen. Vielleicht liege ich auch falsch mit der Selbstanalyse. Ich gebe zu, nicht so sehr den funktionsharmonischen Durchblick zu haben, arbeite gerne nach gehör und auch mal mit unsauberen Akkorden (T 20).
 

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Ich entschuldige mich schon mal im Voraus für den folgenden Textwall, bezogen auf deine Grafiken.


Bild 1: Zugegeben: Deine harmonische Situation hier bringt einige Probleme der enharmonischen Situation mit sich. Du alternierst hier zwischen folgenden Akkorden: Es-Dur, E-Dur, es-moll, as-moll, As7. Du schreibst nun einige Töne so, dass diese Akkorde überhaupt nicht ersichtlich werden. In Takt 13 (deinem zweiten Takt) zum Beispiel ertönt zu Beginn ein einfacher E-Dur (oder fes-moll) Akkord. Geschrieben ist er aber als eine Mischung aus E-Dur und fes-moll, was sehr umständlich zu lesen ist (v.A. für den Dirigenten, welcher sich einen harmonischen Überblick über dein Stück verschaffen will). Das heisst: Schreibe entweder Gis (statt As) in Oboe und Klarinette, oder Fes und Ces (statt E und H) in Flöte/Oboe/Klarinette/Fagott. Dasselbe gilt für viele anderen Stellen, so auch im ersten Takt (Takt 12), in Takt 16/19 (das H in der Klarinette passt nicht zu as-moll. Nimm entweder ein ces hier oder schreibe die anderen Instrumente nach gis-moll um.)
Das Hauptproblem ist aber erst einmal, dich bewusst für einen bestimmten Akkord zu entscheiden: Also, e-moll oder fes-moll? as-moll oder gis-moll? Es-Dur oder Dis-Dur? Deine gewählten Harmonien machen diese Wahl nicht leicht, denn in jedem Fall ist die Lösung nicht optimal, du musst wohl Kompromisse eingehen. Deine Schreibweise sieht hauptsächlich so aus, als würdest du in e-moll/Es-Dur/es-moll/as-moll schreiben (bis auf die erwähnten inkonsistenten Stellen). Dies hat den Nachteil, dass du häufig zwischen zwei chromatisch alterierten Akkorden derselben diatonischen Basis wechseln musst, d.h. zwischen e-moll und Es-Dur/moll, was viele übermässige Primen und ein gleichförmiges, nur von Versetzungszeichen geprägtes Notenbild verursacht. Ein Wechsel zwischen e-moll und Dis-Dur/moll wöre hier viel angenehmer zu lesen - andererseits aber ist Dis-Dur eine äusserst unbequeme Tonart (du müsstest z.B. deine Gs durch Fisis ersetzen). Daher als letzte Alternative: Fes-Dur und Es-Dur/moll. Das gibt dir wiederum zwei Akkorde welche eine kleine Sekunde voneinander entfernt sind (statt einer übermässigen Prim), erlaubt es dir im selben B-Kontext zu bleiben, und benötigt keine Doppelkreuze/Bs.

Ich habe nun aber keinen Überblick über den Rest des Stückes. Was ich aus den folgenden zwei Bildern jedoch schliesse, ist dass du dich generell um einen e-moll/dur Raum bewegst, was die Benutzung von Fes-Dur unpassend machen würde. Wie gesagt, es gibt hier keine optimale Lösung. Entweder bleibst du bei e-moll und Es-Dur/moll, oder du nimmst eine der Varianten e/dis oder fes/es. Alle haben, wie erwähnt, Nachteile. Wichtig ist allerdings vor allem eines: Sei klar in deiner harmonischen Entscheidung. Wie auch immer du dich entscheidest, setze die Entscheidung konsequent um. D.h. kein as-moll Akkord mit H! Und kein E-Dur Akkord mit As!

Zuletzt noch: Das Horn-solo zum Schluss: Hier gilt ebenfalls, das H passt nicht in den implizierten as-moll Akkord. Ein Ces wäre logischer. Ebenso wäre ein Fes logischer zwischen Ges und Es in Takt 20. Dies mag die Hornstimme etwas gar B-Lastig erscheinen lassen, aber bedenke: Bis jetzt sind deine Stimmen noch klingend notiert. Die Hörner, Klarinetten, etc. werden aber in ihren Stimmen transponierte Fassungen in F/B etc. haben (es sei denn du schreibst für Klarinetten in A), was die Anzahl von Bs noch mal reduziert. Bei bläserlastigen Stücken ist es daher gar nicht so schlecht, eher mal mehr Bs als Kreuze zu brauchen. (Da eine Mehrzahl der Bläsertranspositionen die Anzahl von Bs wieder verringern)




Bild 2: Die übermässige Prim wirst du kaum vermeiden können - es sei denn, du schriebest statt E ein Fes oder statt D ein Cisis - aber lass das mal bleiben. Generell ist zwar eine kleine Sekunde vorzuziehen, aber bei 3 oder mehr chromatisch aufeinanderfolgenden Tönen sind übermässige Sekunden absolut normal.

Ich würde aber trotzdem vorschlagen, in der Flöte (wie in den meisten anderen Instrumenten) in einem Kreuz-Bereich zu bleiben, da wir uns offensichtlich in einer e-moll-Umgebung befinden. Das Es würde so zum Dis und klaren e-moll Leitton und du wärest konsistent über alle Instrumente hinaus (dies mag nicht primär wichtig für den einzelnen Orchestermusiker sein, der Dirigent wird es dir aber danken!). Last but not least vermeidest du so das ges: Wenn du schon eine Tonartvorzeichnung mit einem Kreuz hast sollte sich deine Notation auch dessen bedienen, also tatsächlich ein Fis benutzen. Andernfalls könntest du gerade so gut ohne Tonartvorzeichen schreiben. (Aber in diesem Fall denke ich eine e-moll Vorzeichnung macht schon Sinn. Also schreibe auch in e-moll.)

Die chromatisch absteigende Klarinettenlinie würde ohne Kontext eher als E-Es-D-Des geschrieben, da bei absteigenden Linien Bs vorgezogen werden. In deinem Fall aber ist deine Notation absolut korrekt - wie gesagt: wir sind in ~ e-moll.

Celli und Bässe: Wie in der Flöte: Schreibe Dis statt Es. Dies gibt dir erstens kleine Sekunden statt alterationen zwischen übermässigen Primen, welche optisch unklarer sind, und macht harmonisch mehr Sinn (Leitton zu E).


Bild 3: Keine Einwände. Ich hätte das gleich notiert. Hier befinden wir uns in einer E-Dur Harmonik (teils mit Sept), daher macht es Sinn bei Kreuzen zu bleiben. Dies gibt das harmonisch klarste Bild.

Das wiederholte Auflösungszeichen auf dem F in der Bratsche ist nicht wirklich nötig - aber besser ein Erinnerungs-Versetzungszeichen zu viel, als zu wenig (um so mehr, je chromatischer die Tonsprache).



Ich habe den Verdacht, dass viele deiner Probleme von einer direkten Notation in den Computer kommen. Ich schlage dir daher vor, dich an ein Klavier zu setzen (falls etwas ähnliches bei dir vorhanden ist) und die Akkorde Stück für Stück zu spielen. Dies wird dir klarer aufzeigen, welche Akkorde du eigentlich verwendest, und dir bei der harmonischen Notation helfen.

Noch etwas zur Rhytmik: Ich habe einen Dreivierteltakt. Sind dort 2 Viertelnoten mit Punkt unüblich? Muss ich, um den 2. Taktschlag nicht zu "übergehen" das ganze mit Überbindungen notieren? Also Viertel+Achtel gebunden und Achtel+Viertel gebunden.
Zwei punktierte Viertelnoten im Dreivierteltakt sind völlig gang und gäbe. Klar: Generell wird dazu geraten die einzelnen Schläge nicht zu verwischen, aber bei solch einfachen rhythmischen Mustern wären Überbindungen ganz klar zu viel des Guten. In "Neuer Musik", welche sich extensiv komplexer Rhythmen bedient, ist es üblich die Schläge sehr streng zu unterteilen um eine komplexe Situation nicht noch unübersichtlicher zu machen - aber in deinem Fall, in einer relativ traditionellen Rhythmik, ist das nicht nötig. Zwei punktierte Werte anstelle von dreien ist ein so häufiges und gebräuchliches Muster, dass sich kein Musiker den Kopf darüber zerbrechen wird, was damit rhythmisch gemeint ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,
für den Dirigenten ist das mit dem ces statt h logischer - mir kommt es auch logischer vor. Aber für den ausführenden auch? Ich meine, wenn es egal ist, dass der Ton akustisch h oder ces ist würde ein h jetzt praktisch ein Vorzeichen weniger im Notentex sein. Aber es bringt demausführenden ja auch etwas wenn er weiß in welchem akustischen Kontext er grade spielt :)

Also Deine Vorschläge gehen in die Richtung: entweder mehr Vorzeichen oder Kreuze und bs zu mischen?
Gegenfrage: Würde sich ein Dirigent nicht durch die paar Takte wühlen? (Siehe Berichtigung im Anhang). Das kommt so nicht nochmal vor.

Dann der Vorschlag zum Mix aus Fes Dur und Es moll. Also wie gesagt, diese Situation ist ein Einzelfall aber der Wechsel einer Harmonie von Dur nach Moll und zurück ist etwas thematisches. Das kommt also ganz oft vor und ich finde es dann doch sehr übersichtlich wirklich nur die Terz anzupassen, auch wenn ich das in Bild 1 noch nicht richtig gemacht hatte - aber wie gesagt, das ist der komplexeste Fall.

Wenn ich im Notationsprogramm die Transposition einschalte (ja ich mache das automatisch) bleiben dem Horn an dieser Stelle allerdings alle b erhalten...

Zum 2. Bild
ok alles gemacht. Ich habe dann aber ab der 2. Sechzehntel Dis D Dis - also 3 Vorzeichen statt einem. Aber was das Notenbild betrifft ist das schon besser.
Und das wiederholte auflösungszeichen ist in der Tat als Erinnerung gedacht.

Also die Harmonieverläufe erstelle ich eigentlich am Keyboard, addiere dann aber die einzelnen Stimmen meistens aus dem Kopf direkt in das Notationsprogramm. Das ganze nachzuspielen ist ein gutes Training das ich manchmal - aber eigentlich zu selten - mache.
 

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