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Gast259177
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Vor einiger Zeit gab es in einem anderen Thread eine sehr hitzige und teils auch wenig fundierte Diskussion über Vor- und Nachteile der GLD80 oder X32 Konsolen. Ich hatte damals schon mit beiden Systemen unter professionellen Bedingungen gearbeitet, war mit der X32 allerdings deutlich vertrauter. Mein Standpunkt war damals - basierend auf meinen persönlichen Erfahrungen - dass die GLD 80 zwar ein gutes Pult ist, den saftigen Mehrpreis gegenüber der X32 nicht Wert ist und die Versprechungen welche das Marketing und auch das Datenblatt machen, sich nicht in die Realität übetragen.
Es gab einige GLD 80 Besitzer, die das sehr anders gesehen haben, allerdings offenkundig keinerlei Erfahrungen aus erster Hand bezüglich der X32 aufweisen konnten, und die Diskussion verkam sehr schnell zu einem der üblichen, prospektbasierten Schlagabtausche.
Ich hatte aufgrund meiner zwar vorhandenen, verglichen mit der X32 aber stark limitierten Erfahrung mit der GLD 80 etwas Hemmungen, vehement dagegenzuhalten, habe mich dann erstmal zurückgezogen, letzten Endes aber sehr nachhaltig über diesen Thread geärgert. So sehr, dass ich erstmal ein paar Wochen Ruhe brauchte vom MB.
Nun sind diverse Jobs auf der GLD und anderen Pulten ins Land gegangen, inkl. einem Wochenende im Club, bei dem wir die gesamte PA eingemessen und das Pult neu aufgesetzt haben. Ich habe also weitere, recht umfangreiche Erfahrungen mit der GLD sammeln können und möchte euch diese Erfahrungen nicht vorenthalten. Einfach aus dem Grunde, dass die GLD immer wieder als "die professionelle" Lösung gegenüber der X32 dargestellt wird, als die günstigste Kompaktlösung unter den Digitalmischpulten, die man ernsthaft einsetzen kann "darunter ist alles Spielzeug" etc.pp..
Ich möchte das mal etwas näher beleuchten. Zu meinem Erfahrungshorizont: Ich habe selbst schon Mischpulte von Yamaha, Presonus, Behringer und Mackie besessen und natürlich darauf gearbeitet. Aktuell befinden sich die Konsolen von Mackie und Behringer in meinem Besitz, das Yamaha kam erst vor kurzem weg. Ich arbeite u,A, als freier, professioneller Tontechniker und bin seit einiger Zeit im Technik-Team eines Live-Musik-Clubs. Die Arbeit dort ist ehrenamtlich, der Club ist allerdings eine Institution in D, technisch hervorragend ausgestattet und gehört vom Line Up her zur ersten Garde.
Der nun folgende Erfahrungsbericht ist subjektiv, das soll auch so sein, das liegt in der Natur der Sache. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die X32, auf der ich mit Abstand am längsten Arbeite, überrascht mich auch heute noch ab und an mit einem Workaround den ich noch nicht kannte o.Ä., es kann also gut sein, dass manche hier beschriebene Dead Ends auf der GLD 80 irgendwie doch gehen, ich und meine Kollegen (die das Pult allerdings schon viele Jahre kennen und ziemlich gefressen haben) aber einfach nicht auf den Trichter gekommen sind. In diesem Falle freue ich mich natürlich über konstruktive Anmerkungen! In jedem Fall ist zu bedenken, dass dieser Post ausschließlich meine persönliche Meinung wiedergibt. Ich ermutige jeden, das Geschriebene kritisch zu hinterfragen, ggf. auch - in gemäßigtem und konstruktivem Tonfall seine persönliche Meinung und evtl. divergierende Erfahrungen kundzutun, in jedem Fall aber beide Konsolen persönlich anzutesten. Das ist immer die beste Art sicher zu gehen, ob ein Arbeitsgerät den persönlichen Anforderungen entspricht.
HARDWARE
* Im Vergleich zum großen X32 ist die GLD etwas leichter. Der Unterschied fällt gemessen an den geringeren Maßen und vor allem dem Umstand, dass die GLD80 kaum lokales IO hat, relativ gering aus. Beide Pulte haben einen Korpus aus Stahlblech.
* Die GLD wirkt im Vergleich zum X32 weniger massiv. Das liegt zum einen am etwas geringeren Gewicht, zum anderen aber an der subjektiv weniger stabilen Deckplatte, das verbaute Material scheint etwas dünnwandiger zu sein. Unterm Strich total egal, man wartet aber irgendwie vergebens auf den Moment wo man denkt "aaah, ok, da fließen die 2000€+ Mehrpreis rein"...
* Die Oberflächenbeschaffenheit der GLD mutet sehr kostengünstig an, ich habe den Eindruck dass die GLD80 nicht lackiert sondern einfach beklebt wurde. Das ist unterm Strich sehr egal, fällt einem aber zunächst mal auf. Die Purple Haze Attacke ist sicherlich Geschmackssache, in meinen Augen mutet das wenig professionell an. Mittlerweile gibt es die GLD 80 ja aber auch in der Chrome Edition, die gefällt mir zumindest auf den Fotos schon mal deutlich besser.
* Die Fader - zumindest dieser GLD80 - sind im Vergleich zur X32 recht klapprig, sowohl haptisch als auch akustisch. Da im Club extrem dynamisch und daher auch leise gespielt wird, ist das mitunter ein echtes Problem. Teils sind Layerwechsel nicht möglich, ohne die Performance mit einem deutlich hörbaren "Ratsch Klickeliklick" zu stören. Der Offset der Fader ist bemerkenswert. Ein Kalibrierungsversuch brachte nicht den gewünschten Effekt. Beides sind Probleme, welche ich von der X32 nicht kenne. Mit letzterem lässt sich im Livebetrieb leben, letzten Endes ist mischen in diesem Fall eh ein relatives Geschäft, wer daraus eine Rechenaufgabe macht anstatt die Ohren zu benutzen hat was nicht verstanden finde ich. Dennoch muss das erwähnt werden, im Studio oder Broadcast Einsatz kann das durchaus nervig werden. Alle Fader auf 0db sieht einfach nicht danach aus. Arbeitet man mit Broadcast sends oder Zonenbeschallung etc., bei denen gern mal als Ausgangspunkt ein Aux mit allen Kanälen auf 0dB verwendet wird, so stutz man erstmal doch sehr nachhaltig ob der Alpenlandschaft welche die Fader da zeichnen. Wer alle Fader optisch in line bringt und die dB Angaben nicht in den Strips kontrolliert, wird evtl. auf die Nase fallen. Die Abweichungen sind bei unserer Konsole durchaus in Bereichen die relevant werden können. Die Fader der X32 laufen im Vergleich leiser und präziser. Dies gilt auch für den Remotebetrieb, bei der die Fader der GLD gern mal ein "Ratatatatat" von sich geben. Sehr "schön" bei Jazzballaden...
* Die Encoder im Channelstrip der GLD sind gerastert und dabei vergleichsweise grob aufgelöst. Sie bieten für meinen Geschmack zu wenig Widerstand um damit im mitunter stressigen Livebetrieb schnell und präzise arbeiten zu können. Sicher auch eine Gewöhnungsfrage. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, beim Erstkontakt mit meinem Presonus 16.0.4 oder der X32 ähnliche Erfahrungen gemacht zu haben. Nun ist jeder Mensch motorisch anders veranlagt und man gewöhnt sich an vielem, einem anderen mag es anders gehen. Ich sitze jedenfalls auch nach vielen Stunden "first hand experience" an der GLD mit dem Gefühl, mit "rohen Eiern" zu hantieren.
* Die Scribblestrips der GLD 80 sind größer als die der X32. Aufgrund der verwendeten Technik (monochrom LCD über LED Farbfeld) wirken die Strips klarer ablesbar. Die Farbauswahl ist vergleichbar, allerdings lassen sich die Strips aufgrund der verwendeten Technik natürlich nicht invertieren. Das ist schade, denn gerade bei der GLD, welche sowohl Busse als auch Kanäle durcheinander gemischt anzeigen kann, wäre dieses Feature sehr angenehm, um eine intuitive, optische Unterscheidung von Eingangs und Ausgangssignalen zu erreichen. Ich genieße diese Möglichkeit bei der X32 sehr. Die bessere Ablesbarkeit stellt sich im Alltag leider schnell ans Trugschluss heraus. Trotz der deutlich geringeren Breite der Konsole, sind die Strips am rechten Randbereich bei mittiger Sitzposition schon nicht mehr gut abzulesen, bei blauer HG Beleuchtung dann absolut unleserlich. Dass an dieser Stelle gespart wurde ist kaum zu verzeihen, vor allem da ein gutes LCD wirklich nicht die Welt kostet. Da wurde leider nicht auf Blickwinkelstabilität geachtet. Schade ist auch, dass trotz der Größe der Strips kaum Informationen angezeigt werden. Die Kanal- und Busbenennung ist grundsätzlich auf 5 (!) Zeichen begrenzt. Bei Konsolen in dieser größenklasse kommt man da schnell in Verlegenheit. Nicht, womit man nicht leben könnte, aber einfach ärgerlich, da komplett unnötig. Zudem hat A&H aus unerfindlichen Gründen entschieden, dass immer nur wenig Informationen simultan angezeigt werden. So werden z.B. Dinge, welche die X32 permanent ausliest (Kanalnummer, Quelle etc.) erst beim Druck auf den "Alt View" Button angezeigt. Bei DCAs, welche im Mangement nummeriert identifiziert werden, funktioniert allerdings auch das nicht. Die Scribble Strips der X32 sind unterm Strich die konsistentere Lösung. Sie sind zwar etwas kleiner, zeigen aber signifikant mehr an, sind grafikfähig was durch die Möglichkeit, zusätzlich zu den 12-stelligen Kanalnamen Symbole zu nutzen eine sehr schöne, intuitive Übersichtlichkeit schafft, und sie haben zwar nicht perfekte, aber immerhin deutlich bessere Betrachtungswinkel.
* Die Kanalencoder der GLD80 sind klasse, lassen sich von Gain auf Pan sowie zwei Customfunktionen umschalten. Die Auswahl ist eher klein, aber die ein oder andere nützliche Sache ist dabei. Der eingestellte Wert wird im Scribblestrip ausgelesen. Das ist ein sehr schönes Feature!
* Die Copy, Paste und Reset Tasten der GLD80 sind im Alltag sehr angenehm und gut nutzbar. Auch die Möglichkeit, durch langes drücken der Selecttasten im Channelstrip an dieser Stelle in den Kanalzug reinhören zu können ist nett.
* Die EQ Section der GLD80 ist grundlegend anders gestaltet als die der X32. Ich kann mit beiden sehr gut leben und würde das Ganze als Unentschieden werten, wenn die Encoder der GLD80 nicht so schlecht auflösen würden. Das macht die Bedienung leider sehr enervierend. Geht man davon aus, dass man sich daran gewöhnen kann ist es nur noch eine Geschmackssache. A&H bietet bei einem selektierten Kanal horizontal ausgelegt direkten Zugriff auf Frequenz, Gain sowie über die Push Funktion den Q. EQ Typen müssen auf dem Touchscreen umgestellt werden. Hochkant oder vertikal ist bei einem vollparametrischen EQ grundsätzlich sehr egal, da es im Alltag immer mal vorkommt dass ein unteres "Mittenband" dann doch über dem oberen "Mittenband" liegt. Vor diesem Hintergrund ist der Umstand, dass die X32 bei selektieren eines Bandes das Selbige im Bildschirm optisch hervorhebt sehr angenehm. Die GLD zeigt zwar die Farben der Bänder als Referenz permanent an, die X32 löst das aber einfach intuitiver. Dass Behringer sich für eine Bandselektierung plus drei Encoder für Frequenz, Gain und Q plus einen Typenwahlschalter inkl. Display entschieden hat wird vor allem dem Umstand geschuldet sein, dass die X32 auf den Eingangskanälen 4 Bänder plus LC bietet, auf Bussen und Matrixen allerdings 6. Das wäre bei einem Konzept wie es A&H verfolgt nicht schlüssig umzusetzen gewesen. Im Alltag lässt sich wie gesagt mit beiden klasse arbeiten, dank der versetzten Anordnung der Encoder kann man auch am Behringer „zwei Sachen gleichzeitig“ machen. Das Satte Gefühl sowie die vergleichsweise hohe Auflösung der Encoder und auch die schlüssigere Auslesung der eingestellten Werte lassen mich am Ende dann doch stark zum X32 tendieren.
* An der Eingangsstufe fehlt der GLD 80 ein Schalter für die Phantomspeisung, das geht garnicht, mehr gibt’s dazu nicht zusagen. Ansonsten bieten beide insgesamt einen recht vollständigen Channelstrip was sehr löblich ist und manch anderer Konsole durchaus abgeht.
* Die Bildschirme sind ebenfalls unterschiedliche Konzepte, der der GLD ist etwas größer und bietet einen Touchscreen, das X32 setzt auf einen TFT mit 6 Turn/Push Encodern sowie 8 Direktwahltasten und einem vier Wege Cursor. Die GLD wirkt natürlich moderner, im Alltag ist der Touchscreen – nicht nur aber auch – durch die extrem unverlässliche Reaktion sowie das langsame Interface vor allem nervig bis kritisch. Dinge, die auf einem Touchscreen wirklich besser gehen als mit Encodern gibt es im Reich der Mischpulte so viele nicht. Der einzige der mit konkret einfällt ist das Schreiben, da A&H aber an jeder Stelle wo man mal etwas mehr schreiben könnte und auch wollte unsinnige Zeichenbeschränkungen eingezogen hat (Scribble Strips, Speicherbenennungen etc.) und die Tastatur ungefähr so responsive wie ein Nokia Symbian S60 Smartphone dasteht, kann man an dieser Stelle einen möglichen Vorteil nicht ausspielen. Neben dem Bildschirm befindet sich ein Encoder und tatsächlich gibt es viele Parameter, welche nur über den Bildschirm erreichbar und über den Encoder zu bedienen sind. Dieses gestaltet sich sehr mühselig, da dazu immer erst das entsprechende Element auf dem Bildschirm selektiert werden muss. Das Display des Behringer, welches mehr Informationen auf einmal bietet und subjektiv höher auflöst, ist da vom „Feel“ her mit den Encodern wesentlich näher an einem echten Kompressor o.Ä. dran und bietet durch die Möglichkeit der simultanen Bedienung einfach einen handfesten Vorteil. Wie mal jemand so schön sagte „If you put a touchscreen on a device, make it a damn good one.” Dies ist hier leider nicht der Fall, was durch einige so garnicht nachvollziehbare UI-Eigenarten noch begleitend verschlimmert wird. Mehr dazu später.
* Die Assign Sections sind sehr unterschiedlich ausgelegt, die GLD bietet mit 10 Assignknöpfen zwei mehr als die X32, allerdings werden diese schnell weniger und weniger, da der GLD80 diverse wichtige direkte Kontrollen abgehen. So „verbrennt“ man gleich den ersten Knopf für einen „Clear Solos“ Button, den zweiten für einen „Reset Mix to Master Bus“, einfach, da man bei dem Sends on Fader System welches A&H sich da ausgedacht hat so schnell ins Klo greifen kann, dass man an dieser Stelle eine gewisse Gewissheit wiederholen kann. Solange der Knopf leuchtet, ist alles gut. Weitere Knöpfe verbrät man für Mute Gruppen, Szenen Kontrolle und dererlei Dinge, denn auch dafür gibt es keine dezidierten Knöpfe. Am Ende assigned man dort, was der Konsole einfach an Knöpfen fehlt. Damit kann man leben, etwas unglücklich ist es aber schon, da die Knöpfe zum einen in einer langen Reihe nicht gerade intuitiv ertastbar liegen und es kaum zu vermeiden ist, dass kritische Funktionen nebeneinanderliegen. Zudem hat man eine Beschriftung der Tasten nicht vorgesehen, so dass man seine 5000€+ Konsole dann doch wieder mit Klebeband und Edding vergewohltätigt. An dieser Stelle hat Behringer/Midas dann ein kleines Meisterstück vorgelegt welches derart gut gelungen ist, dass Roland das ganze bei seiner über 20000$ teuren OHRCA Konsole einfach mal 1 zu 1 übernommen hat. Vier Assign Encoder, vier Scribble Strips mit infos zu den Belegungen, zwei mal vier Reihen Knöpfe und das Ganze auf drei Layern, jeweils Farbcodierbar – komfortabler geht’s kaum. Zudem bietet die X32 eine handfeste Monitor und Talkbacksection, dazu vier Bus Send Encoder welche zunächst wie ein Relikt aus analogen Zeiten anmuten, im Alltag aber wesentlich nützlicher sind als man erstmal denkt, 6 Taster für MuteGruppen, welche (wie auch die DCAs) intuitiv und auf dem Hardwarelevel zuweisbar sind, eine Main Bus Assign Section und eine Szenen Kontrolle. Alles in allem bietet die X32 signifikant (!) mehr direkte Zugriffe auf die Dinge, welche man im Liveeinsatz braucht. Dabei ist aufgrund der umfassenden Assign Section immernoch genug Flexibilität gegeben um das Pult auf die persönlichen Bedürfnisse anzupassen.
* Die X32 hat ab Werk ein 32/32 Audio Interface verbaut, der GLD80 fehlt ein solches. Genug Expansion Slots gibt es dafür, der Spaß ist aber nicht billig und macht das ganze direkt über einen Tausi teurer. Yay.
* Die X32 bietet reichlich lokales IO, die GLD ist ohne Stagebox de fakto nicht zu gebrauchen (da geht der nächste Tausender…teilweise verschenkt A&H die Stagebox in den USA schon zum Pult, das das Ganze sonst preislich völlig daneben wäre), Fotos gibt’s genug im Netz, das muss ich jetzt nicht alles aufzählen. Das X32 bietet hier ungleich viel mehr, schafft es noch dazu, das alles in ein robuster wirkendes Gehäuse zu packen und dabei trotz größerer Ausmaße nur 4Kg mehr zu wiegen. Zudem ist man als freier Tontechniker dann doch immer mal in der Situation, am Mischplatz eines Clubs eine Analoge Snake vorzufinden. Auch für Aufnahmen/im Studio kommt einem des lokale IO zu Gute.
* Das Layout der Select, Solo und Mute Tasten an der GLD 80 ist extrem unglücklich geraten. Wer auch immer auf die Idee gekommen ist, diese alle direkt untereinander zu platzieren – er arbeitet definitiv nicht als Tontechniker. Das ist einer der Punkte an der GLD, welche ich absolut nicht nachvollziehen und auch schwer nachsehen kann. Das ist einfach „poor Design“.
* zu erwähnen wäre noch die originale A&H LED-Pultleuchte, welche einfach schlecht ist. Das Licht kommt von 4 billigen LEDs welche auch in komplett abgedimmtem Zustand noch blenden, da sie unten aus der Lampe herausstehen. Das Licht ist kaltweiß und reicht nicht (!), um die wirklich nicht übermäßig breite Konsole komplett auszuleuchten. Der analoge Dimmer an der Lampe läuft schwergängig, muss aber sein, da das Pult (soweit ich weiß) intern keine softwareseitige Dimmung bietet. Die Littlite 18 X 4 LED lässt sich über die Talkbacksection ruckzuck softwareseitig dimmen (ich weiß es grade garnicht aber es kann sogar sein, dass sich die Dimmung der Lampe in der Scene speichern lässt), wechselt bei niedriger Stufe zu Rot und ist rundum die bessere Lösung.
* Die CLIP Leds des GLD80, welche einen clippenden Kanal auf einem verborgenen Layer anzeigen, sind eine feine Sache, an der Stelle hat dann wieder jemand mitgedacht.
* Zu erwähnen wären noch die beiden vorbildlichen Talkback und Monitorsections der X32. Da ist wirklich an vieles Gedacht worden, von den zwei Talk-Tasten, je wahlweise push oder latch über das integrierte Mikro über die Dim und Mono Tasten in der Monitoring Section bis hin zum Poti für das Talkback und den angenehm offen liegend Anschluss für eine externes Talkbackmikro - übrigens mit P48 versorgt!
SOFTWARE
An dieser Stelle wird’s arg komplex, ich beschränke mich daher auf ein paar Beobachtungen.
* Die Möglichkeit, mal eben einen Kanal auf der Pultoberfläche verschieben zu können ist klasse und macht innerhalb des Konzeptes welches der GLD80 zugrunde liegt auch Sinn. Konzept in dem Sinne, dass die Pultoberfläche weitgehend frei konfigurierbar ist, man also auch Ein- und Ausgänge mischen kann etc.. Für das X32 wurde dieses Feature oft gewünscht, ich halte es allerdings innerhalb des dort vorhandenen Konzeptes für totalen Quark. Der Ansatz den Behringer verfolgt ist ein ganz anderer, die Oberflächenstruktur ist klar festgelegt was im Zusammenspiel mit den vielen physikalischen Kontrollen durchaus auch Vorteile hat. Wenn man da mit Custom Layern anfängt, macht man eine Stärke zu einer Schwäche. Nur meine Meinung. So oder so ist die Möglichkeit, mal eben Kanal 17 neben Kanal 3 zu ziehen da sich gerade der Rider vaporisiert hat praktisch und kommt im Club leider öfter zum Einsatz als uns lieb ist Anmerken muss man, dass selbiges auf der X32 per Softpatch und Copy and Paste letzten Endes auch im Handumdrehen erledigt ist. Per Drag and Drop geht das allerdings etwas schneller und eleganter von der Hand. Letzten Endes kann auch weniger schief gehen. Brandgefährlich ist allerdings der Umstand, dass Kanäle die nicht auf der Surface liegen durchaus noch Signal tragen können. Wenn man das Pult selbst besitzt und weiß wie der Status Quo ist, ist das kein Problem. Bei einer Clubinstallation kann das böse ins Auge gehen. So gesehen ist mir der "you get what you see" Ansatz der X32 auch wieder lieber. Vor allem, da in den Scribble Strips permanent angezeigt wird, auf welchem Kanalzug man sich befindet, woraus sich dieser Kanal speist (sofern es nicht der entsprechende Eingang ist) oder in welchem Send Status man sich gerade befindet. Die Orientierung fällt da doch bedeutend leichter und das ganze ist etwas mehr "foolproof".
* Im Sends on Fader Modus gibt es bei der GLD keinen zentralen Knopf oder Indikator. Das Mix System ist ähnlich, aber im Detail anders ausgeführt und kann einen ordentlich aufs Glatteis führen. Grund dafür ist u.A. der Fakt, dass es keine definierten Eingangs und Ausgangssection gibt. Daher kann es passieren, dass auf einem unteren Layer noch Mix gedrückt ist, man sich aber im Master Mix wähnt. So ist schon mancher Monitormix zerlegt worden. Behringer hat mit dem Sends on Fader Button jeweils einen Schritt mehr eingebaut, der letzten Endes aber dafür sorgt, dass weniger schief gehen kann. Selbst wenn man sich die Monitormixe per Assign button aufruft blinkt der Knopf unübersehbar und die Scribble Strips zeigen zudem "->Bus 1" o.Ä. an, so dass es fast unmöglich ist zu vergessen, dass man gerade nicht auf den Masterbus mixt. Und bevor es heißt "Endnutzer-Versagen" - ich kenne andere, sehr gute Tontechniker denen es mit der GLD exakt so geht.
* Gänzlich meinem Verständnis entziehen tut sich der Umstand, dass ein „Klick“ auf den Selectbutton einer Rubrik im Channelstrip nicht notweniger Weise diese Section anzeigt. Steht der Bildschirm auf Setup o.Ä., muss man erst dort wieder auf Processing wechseln und dann den Knopf drücken. Sowas ist so unnötig wie es kostbare Zeit verbrennt und damit ärgerlich ist. Evtl. hat sich das mit einem Softwareupdate schon erledigt? Weiß jemand was? So ist es jedenfalls eine große Wurst.
* Routing funktioniert bei den Pulten wieder mal ganz unterschiedlich, aber in beiden Fällen recht übersichtlich und praktikabel. Weder hier noch da hätte ich da große Beschwerden.
* Das „Ganging“ der GLD ist an sich ein nettes Feature, aber im Alltag wieder mal etwas umständlich einzustellen, eine simple „Link“ Funktion wie beim X32 wäre mir da wieder mal lieber. Wer genügend Zeit hat, kann sich mittels der Gangs natürlich etwas differenzierte Gruppen zusammen schustern. Das kann sicher hier und da mal praktisch sein.
* Die Menüstruktur der GLD empfinde ich auch nach Eingewöhnung unnötig verschachtelt und unintuitiv. Das liegt einfach daran, dass man vieles auf den Touchscreen ausgelagert hat, der wiederum aufgrund der Touchbedienung relativ große Schriftarten und Bedienelemente nutzen muss. Zudem hat Behringer mit seinen „VIEW“ Tasten ein sehr konsistentes Konzept etabliert, welche Zugriffe über die Menüstruktur im Livebetrieb komplett unnötig macht. Wirklich jede Sektion ist mit einem Tastendruck direkt aufrufbar. Kombiniert mit der oben beschriebenen Einschränkung der Selecttasten auf der GLD80, ist man dort einfach langsamer unterwegs.
* Optisch wirkt die Software der GLD doch sehr bunt-verspielt und wenig professionell. Komplett egal und einfach nur nicht mein Geschmack.
* Dass die GLD80 auf allen Ausgängen GEQs liegen hat ist schön und macht den ein oder anderen Effektslot frei. Allerdings schießt man sich auch da wieder ins Bein, da diese GEQs eben NUR auf Ausgängen liegen. Ein koppelndes Gesangsmikro zu filtern und sich den PEQ zur Klangregelung vorzubehalten ist schlicht nicht möglich, außer man bastelt sich einen Workaround mittels Subgruppe. Da aber auch Subgruppen nur einen 4 Band PEQ haben und der GEQ auf dem LR Bus zudem nicht (!) Stereo sondern nur für beide Kanäle simultan einstellbar ist, stößt man trotz mehr QEGs als man jemals brauchen wird doch ständig an Grenzen. Teils an welche, die in dieser Preisklasse einfach nicht akzeptabel sind.
* Sehr schön ist die Möglichkeit bei der GLD80, einmal eingestellte GEQs durch verschiedene Modi zu schalten. So kann man hier und da noch etwas rauskitzeln.
* Total Banane wird es dann wieder bei Labeling der Kanäle. Während Farbänderungen sofort übernommen werden, muss nach einer Namensänderung immer noch mal auf Apply gedrückt werden. Mal eben durch die Kanäle steppen is nicht und diese Inkonsistenz ist einfach nervig. Zur Krönung geht es abschließend nicht weiter, eh man nicht auf Close gedrückt hat. Hmpf!
* Die Implementierung des RTAs auf der X32 als Over/Underlay in allem was Klangregelung heißt ist so innovativ wie praxisnah. Viel besser kann man das nicht machen. Das spart einfach ohne Ende Zeit. Dementsprechend fehlt einem dieses Feature auf der GLD sehr nachhaltig.
* Die Belegung der DCAs geht an der GLD an sich auch relativ gradlinig von statten, allerdings ist man auch da immer wieder auf den blöden Touchscreen angewiesen und dementsprechend langsam. Der Ansatz von Behringer, sowas wahlweise einfach auf Hardwareebene (Select halten und einfach Kanäle zu oder abwählen - bei den Mutegruppen ähnlich zu machen) zu lösen ist in der Praxis einfach so simpel wie praktisch. Schade, da A&H ja mit den Copy/Paste/Reset Tasten im Ansatz ähnlich agiert. Auch da hat sie wohl wieder zu früh der Mut verlassen.
ROUTING
* Hier sehe ich bezüglich der Kapazität die X32 deutlich vorne. Das System jongliert aufgrund der zwei eingebauten AES50 Router spielend mit bis 96 Bidirektionalen Kanälen, jeweils 38 davon können simultan in die Konsole gezogen, weitere 16 direkt auf lokale Ausgänge geroutet werden. So können – vorausgesetzt man kommt mit 38 Mischkanälen aus - auch große Musicalsetups gefahren werden, bei denen dann per Szenenwechsel einfach ein geändertes Inputpatching geladen wird. Features wie Gain Compensation/Sharing etc. sind weitere Alleinstellungsmerkmale.
* Die GLD wird von dem D-Snake System unnötig ausgebremst. Zwar kann sie innerhalb dieses sehr frei routen – auch freier als die X32 soweit ich das überblicke – dennoch ist man aufgrund der Kapazitätsgrenzen nicht mal in der Lage, die maximal mögliche Anzahl von 48 Kanälen von der Bühne zu bringen. Eine D-Snake mit zwei Extensions, mehr geht nicht und das sind dann am Ende exakt 40 Kanäle und 20 Ausgänge, also zwei Kanäle mehr als das Behringer, dabei aber 4 Ausgänge weniger.
* Intern hat die GLD mit ihren 48 statt 38+2 Kanälen am Ende natürlich einfach etwas mehr Luft. Wer das braucht, weiß, welche Konsole er nehmen muss J Was Busse angeht gibt es übrigens erstaunlich wenig Unterschied. Zusammen mit den Matrixen kommt die X32 auch auf stattliche 25 Mixbusse, das sind zwar 5 weniger als die GLD intern kann, dafür 5 mehr, als die GLD nach draußen bekommt.
* Die Möglichkeit der GLD, Busse frei zu konfigurieren und selbst den LR Bus einfach wegzulassen ist großartig!
KLANGQUALITÄT
* Beide top, sehr „nachsichtig“ wenn’s mal in den roten Bereich geht, hier wie da keine Klagen.
*Die FX-Section gefällt mir bei der X32 insgesamt besser, die Auswahl ist größer und die Qualität der Plugins soweit ich das überblicke im Schnitt besser. Bei der GLD kommt man mit etwas „kurbeln“ aber auch zu guten Ergebnissen, damit lässt sich auch in höherklassigen Umgebungen arbeiten. Kompressoren und EQs sprechen jeweils gut an.
ZUVERLÄSSIGKEIT
* Die original A&H Snake welche zur GLD80 gekauft wurde war ab Werk kaputt.
* Zudem überrascht einen die Konsole immer mal mit unvermittelt langen Bootzeiten (welche ohnehin schon deutlich länger ausfallen als bei der X32), unvermittelten Systemneustarts nach Setting-Änderungen oder grade neulich mit bockenden Fadern, die sich nur gegen Widerstand verschieben ließen um dann kurz an der zugewiesenen Stelle zu verweilen und dann sonstwohin zu springen. Das ganze Minuten vor der Show. Also alle Endstufen aus, Pult neustarten was locker zwei Minuten gedauert hat weil sich das System beim Booten wieder irgendwo verfangen hatte, Endstufen wieder an und alles lief wieder.
* Insgesamt zeigt die GLD80 eine sehr durchwachsene Bilanz. Ich habe nun das zweite X32 (zunächst Producer, nun Full Size) und habe nie etwas Vergleichbares erlebt. Der einzige Ausrutscher welchen die Konsole mal hatte war mangelhafter Anschlussdisziplin geschuldet. Wer die Konsole mit verbundener aber ausgeschalteter Stagebox startet läuft Gefahr, das Gain-Management durcheinander zu bringen. Ich habe das zwar zuvor schon x mal gemacht und es gab nie ein Problem, ich weiß aber von anderen Usern, dass sowas auftreten kann – so wie bei mir dann irgendwann auch. Daher einfach von der Bühne aus anschalten, dann klappt‘s auch mit den Nachbarn.
PERIPHERIE
* Hier bieten Behringer und Midas mit dem P16 System sowie der großen Auswahl an Stageboxen (die X32 spricht sogar mit den Midas „Pro“ Stageboxen) derart viel für’s Geld, dass da keine Wünsche offen bleiben.
APPS
* Dieses Kapitel geht ebenfalls ganz klar zu Gunsten der X32 aus. Die Apps sind durchdachter, zuverlässiger, umfassender und für nahezu jedes Betriebssystem verfügbar. Alles kostenlos natürlich. Bei A&H geht der Spaß schon beim runterladen des Editors los. Ohne Registrierung geht da nichts, auch FW Updates bleiben einem sonst verwehrt. Wenn mal die Hütte brennt sind das die 5 Minuten, die einem das Genick brechen können.
Soweit erstmal.
Mein Fazit: Die GLD ist mit Nichten der „No Brainer“ nach dem Motto „Wer’s sich leisten kann, nimmt die GLD“. Ich würde eher umgekehrt sagen: Wer mit den 38+2 Kanälen hinkommt, nimmt die X32, zumindest wenn es ums live mixen geht, denn da bietet die X32 einfach so viel mehr was am Ende wirklich wichtig ist uns auch ganz einfach Spaß macht. 16 Eingangskanäle plus 8 DCAs oder Subgruppen plus 4 Effektkanäle offen liegen zu haben, dazu ohne layerwechsel mal eben der Sängerin etwas mehr Klavier auf den Monitor drehen zu können ist einfach großartig und bietet eine Übersicht und Ruhe, welche bei der GLD einfach nicht eintreten mag. Wem die Kanäle nicht reichen, der sollte sich in der 7000€ Klasse (und da landet man mit der GLD am Ende doch in jedem Fall) noch mal ganz genau umschauen. Bis zu einer Midas Pro 1 ist es da auch nicht mehr weit.
Davon ab ist die GLD ein Pult mit schönen Ansätzen, die leider oft nicht konsequent zu Ende durchgezogen wurden was einen dann doch oft wieder ausbremst.
Die X32 ist im Vergleich meiner Meinung nach das weitaus schlüssigere Konzept, versucht weniger alles zu können, als das was sie kann, umfassend und konsequent zu lösen. Für ein Erstlingswerk und zu dem Preis, ist das ein absoluter Knaller.
Es gab einige GLD 80 Besitzer, die das sehr anders gesehen haben, allerdings offenkundig keinerlei Erfahrungen aus erster Hand bezüglich der X32 aufweisen konnten, und die Diskussion verkam sehr schnell zu einem der üblichen, prospektbasierten Schlagabtausche.
Ich hatte aufgrund meiner zwar vorhandenen, verglichen mit der X32 aber stark limitierten Erfahrung mit der GLD 80 etwas Hemmungen, vehement dagegenzuhalten, habe mich dann erstmal zurückgezogen, letzten Endes aber sehr nachhaltig über diesen Thread geärgert. So sehr, dass ich erstmal ein paar Wochen Ruhe brauchte vom MB.
Nun sind diverse Jobs auf der GLD und anderen Pulten ins Land gegangen, inkl. einem Wochenende im Club, bei dem wir die gesamte PA eingemessen und das Pult neu aufgesetzt haben. Ich habe also weitere, recht umfangreiche Erfahrungen mit der GLD sammeln können und möchte euch diese Erfahrungen nicht vorenthalten. Einfach aus dem Grunde, dass die GLD immer wieder als "die professionelle" Lösung gegenüber der X32 dargestellt wird, als die günstigste Kompaktlösung unter den Digitalmischpulten, die man ernsthaft einsetzen kann "darunter ist alles Spielzeug" etc.pp..
Ich möchte das mal etwas näher beleuchten. Zu meinem Erfahrungshorizont: Ich habe selbst schon Mischpulte von Yamaha, Presonus, Behringer und Mackie besessen und natürlich darauf gearbeitet. Aktuell befinden sich die Konsolen von Mackie und Behringer in meinem Besitz, das Yamaha kam erst vor kurzem weg. Ich arbeite u,A, als freier, professioneller Tontechniker und bin seit einiger Zeit im Technik-Team eines Live-Musik-Clubs. Die Arbeit dort ist ehrenamtlich, der Club ist allerdings eine Institution in D, technisch hervorragend ausgestattet und gehört vom Line Up her zur ersten Garde.
Der nun folgende Erfahrungsbericht ist subjektiv, das soll auch so sein, das liegt in der Natur der Sache. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die X32, auf der ich mit Abstand am längsten Arbeite, überrascht mich auch heute noch ab und an mit einem Workaround den ich noch nicht kannte o.Ä., es kann also gut sein, dass manche hier beschriebene Dead Ends auf der GLD 80 irgendwie doch gehen, ich und meine Kollegen (die das Pult allerdings schon viele Jahre kennen und ziemlich gefressen haben) aber einfach nicht auf den Trichter gekommen sind. In diesem Falle freue ich mich natürlich über konstruktive Anmerkungen! In jedem Fall ist zu bedenken, dass dieser Post ausschließlich meine persönliche Meinung wiedergibt. Ich ermutige jeden, das Geschriebene kritisch zu hinterfragen, ggf. auch - in gemäßigtem und konstruktivem Tonfall seine persönliche Meinung und evtl. divergierende Erfahrungen kundzutun, in jedem Fall aber beide Konsolen persönlich anzutesten. Das ist immer die beste Art sicher zu gehen, ob ein Arbeitsgerät den persönlichen Anforderungen entspricht.
HARDWARE
GLD80 | X32
- Gast259177
* Im Vergleich zum großen X32 ist die GLD etwas leichter. Der Unterschied fällt gemessen an den geringeren Maßen und vor allem dem Umstand, dass die GLD80 kaum lokales IO hat, relativ gering aus. Beide Pulte haben einen Korpus aus Stahlblech.
* Die GLD wirkt im Vergleich zum X32 weniger massiv. Das liegt zum einen am etwas geringeren Gewicht, zum anderen aber an der subjektiv weniger stabilen Deckplatte, das verbaute Material scheint etwas dünnwandiger zu sein. Unterm Strich total egal, man wartet aber irgendwie vergebens auf den Moment wo man denkt "aaah, ok, da fließen die 2000€+ Mehrpreis rein"...
* Die Oberflächenbeschaffenheit der GLD mutet sehr kostengünstig an, ich habe den Eindruck dass die GLD80 nicht lackiert sondern einfach beklebt wurde. Das ist unterm Strich sehr egal, fällt einem aber zunächst mal auf. Die Purple Haze Attacke ist sicherlich Geschmackssache, in meinen Augen mutet das wenig professionell an. Mittlerweile gibt es die GLD 80 ja aber auch in der Chrome Edition, die gefällt mir zumindest auf den Fotos schon mal deutlich besser.
* Die Fader - zumindest dieser GLD80 - sind im Vergleich zur X32 recht klapprig, sowohl haptisch als auch akustisch. Da im Club extrem dynamisch und daher auch leise gespielt wird, ist das mitunter ein echtes Problem. Teils sind Layerwechsel nicht möglich, ohne die Performance mit einem deutlich hörbaren "Ratsch Klickeliklick" zu stören. Der Offset der Fader ist bemerkenswert. Ein Kalibrierungsversuch brachte nicht den gewünschten Effekt. Beides sind Probleme, welche ich von der X32 nicht kenne. Mit letzterem lässt sich im Livebetrieb leben, letzten Endes ist mischen in diesem Fall eh ein relatives Geschäft, wer daraus eine Rechenaufgabe macht anstatt die Ohren zu benutzen hat was nicht verstanden finde ich. Dennoch muss das erwähnt werden, im Studio oder Broadcast Einsatz kann das durchaus nervig werden. Alle Fader auf 0db sieht einfach nicht danach aus. Arbeitet man mit Broadcast sends oder Zonenbeschallung etc., bei denen gern mal als Ausgangspunkt ein Aux mit allen Kanälen auf 0dB verwendet wird, so stutz man erstmal doch sehr nachhaltig ob der Alpenlandschaft welche die Fader da zeichnen. Wer alle Fader optisch in line bringt und die dB Angaben nicht in den Strips kontrolliert, wird evtl. auf die Nase fallen. Die Abweichungen sind bei unserer Konsole durchaus in Bereichen die relevant werden können. Die Fader der X32 laufen im Vergleich leiser und präziser. Dies gilt auch für den Remotebetrieb, bei der die Fader der GLD gern mal ein "Ratatatatat" von sich geben. Sehr "schön" bei Jazzballaden...
* Die Encoder im Channelstrip der GLD sind gerastert und dabei vergleichsweise grob aufgelöst. Sie bieten für meinen Geschmack zu wenig Widerstand um damit im mitunter stressigen Livebetrieb schnell und präzise arbeiten zu können. Sicher auch eine Gewöhnungsfrage. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, beim Erstkontakt mit meinem Presonus 16.0.4 oder der X32 ähnliche Erfahrungen gemacht zu haben. Nun ist jeder Mensch motorisch anders veranlagt und man gewöhnt sich an vielem, einem anderen mag es anders gehen. Ich sitze jedenfalls auch nach vielen Stunden "first hand experience" an der GLD mit dem Gefühl, mit "rohen Eiern" zu hantieren.
* Die Scribblestrips der GLD 80 sind größer als die der X32. Aufgrund der verwendeten Technik (monochrom LCD über LED Farbfeld) wirken die Strips klarer ablesbar. Die Farbauswahl ist vergleichbar, allerdings lassen sich die Strips aufgrund der verwendeten Technik natürlich nicht invertieren. Das ist schade, denn gerade bei der GLD, welche sowohl Busse als auch Kanäle durcheinander gemischt anzeigen kann, wäre dieses Feature sehr angenehm, um eine intuitive, optische Unterscheidung von Eingangs und Ausgangssignalen zu erreichen. Ich genieße diese Möglichkeit bei der X32 sehr. Die bessere Ablesbarkeit stellt sich im Alltag leider schnell ans Trugschluss heraus. Trotz der deutlich geringeren Breite der Konsole, sind die Strips am rechten Randbereich bei mittiger Sitzposition schon nicht mehr gut abzulesen, bei blauer HG Beleuchtung dann absolut unleserlich. Dass an dieser Stelle gespart wurde ist kaum zu verzeihen, vor allem da ein gutes LCD wirklich nicht die Welt kostet. Da wurde leider nicht auf Blickwinkelstabilität geachtet. Schade ist auch, dass trotz der Größe der Strips kaum Informationen angezeigt werden. Die Kanal- und Busbenennung ist grundsätzlich auf 5 (!) Zeichen begrenzt. Bei Konsolen in dieser größenklasse kommt man da schnell in Verlegenheit. Nicht, womit man nicht leben könnte, aber einfach ärgerlich, da komplett unnötig. Zudem hat A&H aus unerfindlichen Gründen entschieden, dass immer nur wenig Informationen simultan angezeigt werden. So werden z.B. Dinge, welche die X32 permanent ausliest (Kanalnummer, Quelle etc.) erst beim Druck auf den "Alt View" Button angezeigt. Bei DCAs, welche im Mangement nummeriert identifiziert werden, funktioniert allerdings auch das nicht. Die Scribble Strips der X32 sind unterm Strich die konsistentere Lösung. Sie sind zwar etwas kleiner, zeigen aber signifikant mehr an, sind grafikfähig was durch die Möglichkeit, zusätzlich zu den 12-stelligen Kanalnamen Symbole zu nutzen eine sehr schöne, intuitive Übersichtlichkeit schafft, und sie haben zwar nicht perfekte, aber immerhin deutlich bessere Betrachtungswinkel.
* Die Kanalencoder der GLD80 sind klasse, lassen sich von Gain auf Pan sowie zwei Customfunktionen umschalten. Die Auswahl ist eher klein, aber die ein oder andere nützliche Sache ist dabei. Der eingestellte Wert wird im Scribblestrip ausgelesen. Das ist ein sehr schönes Feature!
* Die Copy, Paste und Reset Tasten der GLD80 sind im Alltag sehr angenehm und gut nutzbar. Auch die Möglichkeit, durch langes drücken der Selecttasten im Channelstrip an dieser Stelle in den Kanalzug reinhören zu können ist nett.
* Die EQ Section der GLD80 ist grundlegend anders gestaltet als die der X32. Ich kann mit beiden sehr gut leben und würde das Ganze als Unentschieden werten, wenn die Encoder der GLD80 nicht so schlecht auflösen würden. Das macht die Bedienung leider sehr enervierend. Geht man davon aus, dass man sich daran gewöhnen kann ist es nur noch eine Geschmackssache. A&H bietet bei einem selektierten Kanal horizontal ausgelegt direkten Zugriff auf Frequenz, Gain sowie über die Push Funktion den Q. EQ Typen müssen auf dem Touchscreen umgestellt werden. Hochkant oder vertikal ist bei einem vollparametrischen EQ grundsätzlich sehr egal, da es im Alltag immer mal vorkommt dass ein unteres "Mittenband" dann doch über dem oberen "Mittenband" liegt. Vor diesem Hintergrund ist der Umstand, dass die X32 bei selektieren eines Bandes das Selbige im Bildschirm optisch hervorhebt sehr angenehm. Die GLD zeigt zwar die Farben der Bänder als Referenz permanent an, die X32 löst das aber einfach intuitiver. Dass Behringer sich für eine Bandselektierung plus drei Encoder für Frequenz, Gain und Q plus einen Typenwahlschalter inkl. Display entschieden hat wird vor allem dem Umstand geschuldet sein, dass die X32 auf den Eingangskanälen 4 Bänder plus LC bietet, auf Bussen und Matrixen allerdings 6. Das wäre bei einem Konzept wie es A&H verfolgt nicht schlüssig umzusetzen gewesen. Im Alltag lässt sich wie gesagt mit beiden klasse arbeiten, dank der versetzten Anordnung der Encoder kann man auch am Behringer „zwei Sachen gleichzeitig“ machen. Das Satte Gefühl sowie die vergleichsweise hohe Auflösung der Encoder und auch die schlüssigere Auslesung der eingestellten Werte lassen mich am Ende dann doch stark zum X32 tendieren.
* An der Eingangsstufe fehlt der GLD 80 ein Schalter für die Phantomspeisung, das geht garnicht, mehr gibt’s dazu nicht zusagen. Ansonsten bieten beide insgesamt einen recht vollständigen Channelstrip was sehr löblich ist und manch anderer Konsole durchaus abgeht.
* Die Bildschirme sind ebenfalls unterschiedliche Konzepte, der der GLD ist etwas größer und bietet einen Touchscreen, das X32 setzt auf einen TFT mit 6 Turn/Push Encodern sowie 8 Direktwahltasten und einem vier Wege Cursor. Die GLD wirkt natürlich moderner, im Alltag ist der Touchscreen – nicht nur aber auch – durch die extrem unverlässliche Reaktion sowie das langsame Interface vor allem nervig bis kritisch. Dinge, die auf einem Touchscreen wirklich besser gehen als mit Encodern gibt es im Reich der Mischpulte so viele nicht. Der einzige der mit konkret einfällt ist das Schreiben, da A&H aber an jeder Stelle wo man mal etwas mehr schreiben könnte und auch wollte unsinnige Zeichenbeschränkungen eingezogen hat (Scribble Strips, Speicherbenennungen etc.) und die Tastatur ungefähr so responsive wie ein Nokia Symbian S60 Smartphone dasteht, kann man an dieser Stelle einen möglichen Vorteil nicht ausspielen. Neben dem Bildschirm befindet sich ein Encoder und tatsächlich gibt es viele Parameter, welche nur über den Bildschirm erreichbar und über den Encoder zu bedienen sind. Dieses gestaltet sich sehr mühselig, da dazu immer erst das entsprechende Element auf dem Bildschirm selektiert werden muss. Das Display des Behringer, welches mehr Informationen auf einmal bietet und subjektiv höher auflöst, ist da vom „Feel“ her mit den Encodern wesentlich näher an einem echten Kompressor o.Ä. dran und bietet durch die Möglichkeit der simultanen Bedienung einfach einen handfesten Vorteil. Wie mal jemand so schön sagte „If you put a touchscreen on a device, make it a damn good one.” Dies ist hier leider nicht der Fall, was durch einige so garnicht nachvollziehbare UI-Eigenarten noch begleitend verschlimmert wird. Mehr dazu später.
* Die Assign Sections sind sehr unterschiedlich ausgelegt, die GLD bietet mit 10 Assignknöpfen zwei mehr als die X32, allerdings werden diese schnell weniger und weniger, da der GLD80 diverse wichtige direkte Kontrollen abgehen. So „verbrennt“ man gleich den ersten Knopf für einen „Clear Solos“ Button, den zweiten für einen „Reset Mix to Master Bus“, einfach, da man bei dem Sends on Fader System welches A&H sich da ausgedacht hat so schnell ins Klo greifen kann, dass man an dieser Stelle eine gewisse Gewissheit wiederholen kann. Solange der Knopf leuchtet, ist alles gut. Weitere Knöpfe verbrät man für Mute Gruppen, Szenen Kontrolle und dererlei Dinge, denn auch dafür gibt es keine dezidierten Knöpfe. Am Ende assigned man dort, was der Konsole einfach an Knöpfen fehlt. Damit kann man leben, etwas unglücklich ist es aber schon, da die Knöpfe zum einen in einer langen Reihe nicht gerade intuitiv ertastbar liegen und es kaum zu vermeiden ist, dass kritische Funktionen nebeneinanderliegen. Zudem hat man eine Beschriftung der Tasten nicht vorgesehen, so dass man seine 5000€+ Konsole dann doch wieder mit Klebeband und Edding vergewohltätigt. An dieser Stelle hat Behringer/Midas dann ein kleines Meisterstück vorgelegt welches derart gut gelungen ist, dass Roland das ganze bei seiner über 20000$ teuren OHRCA Konsole einfach mal 1 zu 1 übernommen hat. Vier Assign Encoder, vier Scribble Strips mit infos zu den Belegungen, zwei mal vier Reihen Knöpfe und das Ganze auf drei Layern, jeweils Farbcodierbar – komfortabler geht’s kaum. Zudem bietet die X32 eine handfeste Monitor und Talkbacksection, dazu vier Bus Send Encoder welche zunächst wie ein Relikt aus analogen Zeiten anmuten, im Alltag aber wesentlich nützlicher sind als man erstmal denkt, 6 Taster für MuteGruppen, welche (wie auch die DCAs) intuitiv und auf dem Hardwarelevel zuweisbar sind, eine Main Bus Assign Section und eine Szenen Kontrolle. Alles in allem bietet die X32 signifikant (!) mehr direkte Zugriffe auf die Dinge, welche man im Liveeinsatz braucht. Dabei ist aufgrund der umfassenden Assign Section immernoch genug Flexibilität gegeben um das Pult auf die persönlichen Bedürfnisse anzupassen.
* Die X32 hat ab Werk ein 32/32 Audio Interface verbaut, der GLD80 fehlt ein solches. Genug Expansion Slots gibt es dafür, der Spaß ist aber nicht billig und macht das ganze direkt über einen Tausi teurer. Yay.
* Die X32 bietet reichlich lokales IO, die GLD ist ohne Stagebox de fakto nicht zu gebrauchen (da geht der nächste Tausender…teilweise verschenkt A&H die Stagebox in den USA schon zum Pult, das das Ganze sonst preislich völlig daneben wäre), Fotos gibt’s genug im Netz, das muss ich jetzt nicht alles aufzählen. Das X32 bietet hier ungleich viel mehr, schafft es noch dazu, das alles in ein robuster wirkendes Gehäuse zu packen und dabei trotz größerer Ausmaße nur 4Kg mehr zu wiegen. Zudem ist man als freier Tontechniker dann doch immer mal in der Situation, am Mischplatz eines Clubs eine Analoge Snake vorzufinden. Auch für Aufnahmen/im Studio kommt einem des lokale IO zu Gute.
* Das Layout der Select, Solo und Mute Tasten an der GLD 80 ist extrem unglücklich geraten. Wer auch immer auf die Idee gekommen ist, diese alle direkt untereinander zu platzieren – er arbeitet definitiv nicht als Tontechniker. Das ist einer der Punkte an der GLD, welche ich absolut nicht nachvollziehen und auch schwer nachsehen kann. Das ist einfach „poor Design“.
* zu erwähnen wäre noch die originale A&H LED-Pultleuchte, welche einfach schlecht ist. Das Licht kommt von 4 billigen LEDs welche auch in komplett abgedimmtem Zustand noch blenden, da sie unten aus der Lampe herausstehen. Das Licht ist kaltweiß und reicht nicht (!), um die wirklich nicht übermäßig breite Konsole komplett auszuleuchten. Der analoge Dimmer an der Lampe läuft schwergängig, muss aber sein, da das Pult (soweit ich weiß) intern keine softwareseitige Dimmung bietet. Die Littlite 18 X 4 LED lässt sich über die Talkbacksection ruckzuck softwareseitig dimmen (ich weiß es grade garnicht aber es kann sogar sein, dass sich die Dimmung der Lampe in der Scene speichern lässt), wechselt bei niedriger Stufe zu Rot und ist rundum die bessere Lösung.
* Die CLIP Leds des GLD80, welche einen clippenden Kanal auf einem verborgenen Layer anzeigen, sind eine feine Sache, an der Stelle hat dann wieder jemand mitgedacht.
* Zu erwähnen wären noch die beiden vorbildlichen Talkback und Monitorsections der X32. Da ist wirklich an vieles Gedacht worden, von den zwei Talk-Tasten, je wahlweise push oder latch über das integrierte Mikro über die Dim und Mono Tasten in der Monitoring Section bis hin zum Poti für das Talkback und den angenehm offen liegend Anschluss für eine externes Talkbackmikro - übrigens mit P48 versorgt!
SOFTWARE
An dieser Stelle wird’s arg komplex, ich beschränke mich daher auf ein paar Beobachtungen.
* Die Möglichkeit, mal eben einen Kanal auf der Pultoberfläche verschieben zu können ist klasse und macht innerhalb des Konzeptes welches der GLD80 zugrunde liegt auch Sinn. Konzept in dem Sinne, dass die Pultoberfläche weitgehend frei konfigurierbar ist, man also auch Ein- und Ausgänge mischen kann etc.. Für das X32 wurde dieses Feature oft gewünscht, ich halte es allerdings innerhalb des dort vorhandenen Konzeptes für totalen Quark. Der Ansatz den Behringer verfolgt ist ein ganz anderer, die Oberflächenstruktur ist klar festgelegt was im Zusammenspiel mit den vielen physikalischen Kontrollen durchaus auch Vorteile hat. Wenn man da mit Custom Layern anfängt, macht man eine Stärke zu einer Schwäche. Nur meine Meinung. So oder so ist die Möglichkeit, mal eben Kanal 17 neben Kanal 3 zu ziehen da sich gerade der Rider vaporisiert hat praktisch und kommt im Club leider öfter zum Einsatz als uns lieb ist Anmerken muss man, dass selbiges auf der X32 per Softpatch und Copy and Paste letzten Endes auch im Handumdrehen erledigt ist. Per Drag and Drop geht das allerdings etwas schneller und eleganter von der Hand. Letzten Endes kann auch weniger schief gehen. Brandgefährlich ist allerdings der Umstand, dass Kanäle die nicht auf der Surface liegen durchaus noch Signal tragen können. Wenn man das Pult selbst besitzt und weiß wie der Status Quo ist, ist das kein Problem. Bei einer Clubinstallation kann das böse ins Auge gehen. So gesehen ist mir der "you get what you see" Ansatz der X32 auch wieder lieber. Vor allem, da in den Scribble Strips permanent angezeigt wird, auf welchem Kanalzug man sich befindet, woraus sich dieser Kanal speist (sofern es nicht der entsprechende Eingang ist) oder in welchem Send Status man sich gerade befindet. Die Orientierung fällt da doch bedeutend leichter und das ganze ist etwas mehr "foolproof".
* Im Sends on Fader Modus gibt es bei der GLD keinen zentralen Knopf oder Indikator. Das Mix System ist ähnlich, aber im Detail anders ausgeführt und kann einen ordentlich aufs Glatteis führen. Grund dafür ist u.A. der Fakt, dass es keine definierten Eingangs und Ausgangssection gibt. Daher kann es passieren, dass auf einem unteren Layer noch Mix gedrückt ist, man sich aber im Master Mix wähnt. So ist schon mancher Monitormix zerlegt worden. Behringer hat mit dem Sends on Fader Button jeweils einen Schritt mehr eingebaut, der letzten Endes aber dafür sorgt, dass weniger schief gehen kann. Selbst wenn man sich die Monitormixe per Assign button aufruft blinkt der Knopf unübersehbar und die Scribble Strips zeigen zudem "->Bus 1" o.Ä. an, so dass es fast unmöglich ist zu vergessen, dass man gerade nicht auf den Masterbus mixt. Und bevor es heißt "Endnutzer-Versagen" - ich kenne andere, sehr gute Tontechniker denen es mit der GLD exakt so geht.
* Gänzlich meinem Verständnis entziehen tut sich der Umstand, dass ein „Klick“ auf den Selectbutton einer Rubrik im Channelstrip nicht notweniger Weise diese Section anzeigt. Steht der Bildschirm auf Setup o.Ä., muss man erst dort wieder auf Processing wechseln und dann den Knopf drücken. Sowas ist so unnötig wie es kostbare Zeit verbrennt und damit ärgerlich ist. Evtl. hat sich das mit einem Softwareupdate schon erledigt? Weiß jemand was? So ist es jedenfalls eine große Wurst.
* Routing funktioniert bei den Pulten wieder mal ganz unterschiedlich, aber in beiden Fällen recht übersichtlich und praktikabel. Weder hier noch da hätte ich da große Beschwerden.
* Das „Ganging“ der GLD ist an sich ein nettes Feature, aber im Alltag wieder mal etwas umständlich einzustellen, eine simple „Link“ Funktion wie beim X32 wäre mir da wieder mal lieber. Wer genügend Zeit hat, kann sich mittels der Gangs natürlich etwas differenzierte Gruppen zusammen schustern. Das kann sicher hier und da mal praktisch sein.
* Die Menüstruktur der GLD empfinde ich auch nach Eingewöhnung unnötig verschachtelt und unintuitiv. Das liegt einfach daran, dass man vieles auf den Touchscreen ausgelagert hat, der wiederum aufgrund der Touchbedienung relativ große Schriftarten und Bedienelemente nutzen muss. Zudem hat Behringer mit seinen „VIEW“ Tasten ein sehr konsistentes Konzept etabliert, welche Zugriffe über die Menüstruktur im Livebetrieb komplett unnötig macht. Wirklich jede Sektion ist mit einem Tastendruck direkt aufrufbar. Kombiniert mit der oben beschriebenen Einschränkung der Selecttasten auf der GLD80, ist man dort einfach langsamer unterwegs.
* Optisch wirkt die Software der GLD doch sehr bunt-verspielt und wenig professionell. Komplett egal und einfach nur nicht mein Geschmack.
* Dass die GLD80 auf allen Ausgängen GEQs liegen hat ist schön und macht den ein oder anderen Effektslot frei. Allerdings schießt man sich auch da wieder ins Bein, da diese GEQs eben NUR auf Ausgängen liegen. Ein koppelndes Gesangsmikro zu filtern und sich den PEQ zur Klangregelung vorzubehalten ist schlicht nicht möglich, außer man bastelt sich einen Workaround mittels Subgruppe. Da aber auch Subgruppen nur einen 4 Band PEQ haben und der GEQ auf dem LR Bus zudem nicht (!) Stereo sondern nur für beide Kanäle simultan einstellbar ist, stößt man trotz mehr QEGs als man jemals brauchen wird doch ständig an Grenzen. Teils an welche, die in dieser Preisklasse einfach nicht akzeptabel sind.
* Sehr schön ist die Möglichkeit bei der GLD80, einmal eingestellte GEQs durch verschiedene Modi zu schalten. So kann man hier und da noch etwas rauskitzeln.
* Total Banane wird es dann wieder bei Labeling der Kanäle. Während Farbänderungen sofort übernommen werden, muss nach einer Namensänderung immer noch mal auf Apply gedrückt werden. Mal eben durch die Kanäle steppen is nicht und diese Inkonsistenz ist einfach nervig. Zur Krönung geht es abschließend nicht weiter, eh man nicht auf Close gedrückt hat. Hmpf!
* Die Implementierung des RTAs auf der X32 als Over/Underlay in allem was Klangregelung heißt ist so innovativ wie praxisnah. Viel besser kann man das nicht machen. Das spart einfach ohne Ende Zeit. Dementsprechend fehlt einem dieses Feature auf der GLD sehr nachhaltig.
* Die Belegung der DCAs geht an der GLD an sich auch relativ gradlinig von statten, allerdings ist man auch da immer wieder auf den blöden Touchscreen angewiesen und dementsprechend langsam. Der Ansatz von Behringer, sowas wahlweise einfach auf Hardwareebene (Select halten und einfach Kanäle zu oder abwählen - bei den Mutegruppen ähnlich zu machen) zu lösen ist in der Praxis einfach so simpel wie praktisch. Schade, da A&H ja mit den Copy/Paste/Reset Tasten im Ansatz ähnlich agiert. Auch da hat sie wohl wieder zu früh der Mut verlassen.
ROUTING
* Hier sehe ich bezüglich der Kapazität die X32 deutlich vorne. Das System jongliert aufgrund der zwei eingebauten AES50 Router spielend mit bis 96 Bidirektionalen Kanälen, jeweils 38 davon können simultan in die Konsole gezogen, weitere 16 direkt auf lokale Ausgänge geroutet werden. So können – vorausgesetzt man kommt mit 38 Mischkanälen aus - auch große Musicalsetups gefahren werden, bei denen dann per Szenenwechsel einfach ein geändertes Inputpatching geladen wird. Features wie Gain Compensation/Sharing etc. sind weitere Alleinstellungsmerkmale.
* Die GLD wird von dem D-Snake System unnötig ausgebremst. Zwar kann sie innerhalb dieses sehr frei routen – auch freier als die X32 soweit ich das überblicke – dennoch ist man aufgrund der Kapazitätsgrenzen nicht mal in der Lage, die maximal mögliche Anzahl von 48 Kanälen von der Bühne zu bringen. Eine D-Snake mit zwei Extensions, mehr geht nicht und das sind dann am Ende exakt 40 Kanäle und 20 Ausgänge, also zwei Kanäle mehr als das Behringer, dabei aber 4 Ausgänge weniger.
* Intern hat die GLD mit ihren 48 statt 38+2 Kanälen am Ende natürlich einfach etwas mehr Luft. Wer das braucht, weiß, welche Konsole er nehmen muss J Was Busse angeht gibt es übrigens erstaunlich wenig Unterschied. Zusammen mit den Matrixen kommt die X32 auch auf stattliche 25 Mixbusse, das sind zwar 5 weniger als die GLD intern kann, dafür 5 mehr, als die GLD nach draußen bekommt.
* Die Möglichkeit der GLD, Busse frei zu konfigurieren und selbst den LR Bus einfach wegzulassen ist großartig!
KLANGQUALITÄT
* Beide top, sehr „nachsichtig“ wenn’s mal in den roten Bereich geht, hier wie da keine Klagen.
*Die FX-Section gefällt mir bei der X32 insgesamt besser, die Auswahl ist größer und die Qualität der Plugins soweit ich das überblicke im Schnitt besser. Bei der GLD kommt man mit etwas „kurbeln“ aber auch zu guten Ergebnissen, damit lässt sich auch in höherklassigen Umgebungen arbeiten. Kompressoren und EQs sprechen jeweils gut an.
ZUVERLÄSSIGKEIT
* Die original A&H Snake welche zur GLD80 gekauft wurde war ab Werk kaputt.
* Zudem überrascht einen die Konsole immer mal mit unvermittelt langen Bootzeiten (welche ohnehin schon deutlich länger ausfallen als bei der X32), unvermittelten Systemneustarts nach Setting-Änderungen oder grade neulich mit bockenden Fadern, die sich nur gegen Widerstand verschieben ließen um dann kurz an der zugewiesenen Stelle zu verweilen und dann sonstwohin zu springen. Das ganze Minuten vor der Show. Also alle Endstufen aus, Pult neustarten was locker zwei Minuten gedauert hat weil sich das System beim Booten wieder irgendwo verfangen hatte, Endstufen wieder an und alles lief wieder.
* Insgesamt zeigt die GLD80 eine sehr durchwachsene Bilanz. Ich habe nun das zweite X32 (zunächst Producer, nun Full Size) und habe nie etwas Vergleichbares erlebt. Der einzige Ausrutscher welchen die Konsole mal hatte war mangelhafter Anschlussdisziplin geschuldet. Wer die Konsole mit verbundener aber ausgeschalteter Stagebox startet läuft Gefahr, das Gain-Management durcheinander zu bringen. Ich habe das zwar zuvor schon x mal gemacht und es gab nie ein Problem, ich weiß aber von anderen Usern, dass sowas auftreten kann – so wie bei mir dann irgendwann auch. Daher einfach von der Bühne aus anschalten, dann klappt‘s auch mit den Nachbarn.
PERIPHERIE
* Hier bieten Behringer und Midas mit dem P16 System sowie der großen Auswahl an Stageboxen (die X32 spricht sogar mit den Midas „Pro“ Stageboxen) derart viel für’s Geld, dass da keine Wünsche offen bleiben.
APPS
* Dieses Kapitel geht ebenfalls ganz klar zu Gunsten der X32 aus. Die Apps sind durchdachter, zuverlässiger, umfassender und für nahezu jedes Betriebssystem verfügbar. Alles kostenlos natürlich. Bei A&H geht der Spaß schon beim runterladen des Editors los. Ohne Registrierung geht da nichts, auch FW Updates bleiben einem sonst verwehrt. Wenn mal die Hütte brennt sind das die 5 Minuten, die einem das Genick brechen können.
Soweit erstmal.
Mein Fazit: Die GLD ist mit Nichten der „No Brainer“ nach dem Motto „Wer’s sich leisten kann, nimmt die GLD“. Ich würde eher umgekehrt sagen: Wer mit den 38+2 Kanälen hinkommt, nimmt die X32, zumindest wenn es ums live mixen geht, denn da bietet die X32 einfach so viel mehr was am Ende wirklich wichtig ist uns auch ganz einfach Spaß macht. 16 Eingangskanäle plus 8 DCAs oder Subgruppen plus 4 Effektkanäle offen liegen zu haben, dazu ohne layerwechsel mal eben der Sängerin etwas mehr Klavier auf den Monitor drehen zu können ist einfach großartig und bietet eine Übersicht und Ruhe, welche bei der GLD einfach nicht eintreten mag. Wem die Kanäle nicht reichen, der sollte sich in der 7000€ Klasse (und da landet man mit der GLD am Ende doch in jedem Fall) noch mal ganz genau umschauen. Bis zu einer Midas Pro 1 ist es da auch nicht mehr weit.
Davon ab ist die GLD ein Pult mit schönen Ansätzen, die leider oft nicht konsequent zu Ende durchgezogen wurden was einen dann doch oft wieder ausbremst.
Die X32 ist im Vergleich meiner Meinung nach das weitaus schlüssigere Konzept, versucht weniger alles zu können, als das was sie kann, umfassend und konsequent zu lösen. Für ein Erstlingswerk und zu dem Preis, ist das ein absoluter Knaller.
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