Was mich so happy macht, ist dass ich für home recording meine Lieblings Live-Rhodes Sounds 1:1 kriege. Mir ist auch nicht wichtig, wie's gemacht wird (bis 32 velocity layer, round robins, z.T. gemodelte noises/release samples - whatever), sondern - wie unser alter Dicker zu sagen pflegte - "was hinten raus kommt".
Das ist stark emotional gefärbt: Vor langer Zeit hab ich ein längst nicht so gut gewartetes 73er MkI für seinerzeit viel Geld (deutlich mehr als ich dafür bezahlt hatte: "ich war jung und brauchte ...") an ein Heidelberger Tonstudio verkauft. Und ich habe nie wieder den Sound aus diesem Rhodes über Fender-Reverb-Röhre so zurück bekommen. Ist vielleicht kindisch, aber jeder hat seinen persönlichen Lieblingssound, und das war und ist meiner. Seit diesem Rhodes hab ich mehr Rhodes als Klavier gespielt und die meisten meiner Stück-Ideen sind an einem Rhodes entstanden. Mein jetziges Rhodes ist ein gut gewartetes spätes MkI - aber ein 1:1 klingendes 73er Suitcase oder Stage wie in dem Video macht mich noch ein bisschen mehr an. Und auch statt all der erhältlichen (und in meinen Ohren meistens ziemlich kaputten) sogenannten Dyno-Rhodes-Fakes den LA-Dyno Sound 1:1 wieder zu hören (Greg Phillinganes hat ja netterweise sofort das so aufgenommene Tom Canning Riff aus "Morning" von Al Jarreau angespielt), das hinterlässt bei mir auch ziemlichen Eindruck. Ich kenne kein einziges Dyno-Rhodes, weder in Soft- noch in Hardware-Synths, das auch nur entfernt so authentisch klingt.
Als ich also das Video gehört hab, bin ich wirklich fast vom Hocker gefallen: da kommt mir mein alter Live-Sound (muss man relativieren: nach meiner Erinnerung) als Software entgegen, einschließlich ziemlich gelungenem Amp-Modelling! Aber ich bin auch von den Pianos und Wurlies etc. in dem Paket sehr angetan.
Also halt es meiner kindlichen Freude zugute.
P.S.
Die Beruhigung, dass es sowas wie ein so weitgehendes 1:1 gibt, hat einen seltsamen Nebeneffekt für mich: jetzt juckt es mich überhaupt nicht mehr, auch nicht ganz so gute Varianten zu benutzen. Ich hab schon im letzten Urlaub nur ein iPadPro 9.7 und ein 4-Oktaven Korg MicrokeyAir dabei gehabt und bin prima klar gekommen mit den im iPad vorhandenen EPs, Pianos und Synths. Es geht also gar nicht um dauerhaften Purismus, sondern nur um die Beruhiging, dass der real deal wieder in Reichweite ist und bei Bedarf den Kompromiss ersetzen kann - wenn jemand versteht, was ich meine.
