europäische Buche, statt kanadischem Ahorn

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Ich habs an anderen Stellen schon gelegentlich erwähnt und möchte hier nocheinmal kurz erläutern, warum Buche meiner Meinung mehr Beachtung im Gitarrenbau verdient.

Gehen wir zunächst einmal auf die technischen Daten im Vergleich ein:

Dichte (Mittelwert)
Ahorn: 650kg/m³, Buche 720kg/m³

Die höhere Dichte spielt im Instrumentenbau dahingehend eine Rolle, dass dichtere Hölzer weniger Wasser in sich aufnehmen können. Sie neigen daher weniger zu Verzug und gelten allgemein als "steifer" bzw. Formstabiler.


Zug, Druck und Biegefestigkeit sind ziemlich identisch... sind jedoch stark abhängig von der Holzauswahl. Hier kann ein schlecht ausgesuchtes Buchenholz einem gut ausgesuchten Ahornholz unterliegen. In den Mittelwerten sind beide Hölzer jedoch gleichwertig.


Härte (Brinell): Ahorn: 30 N/mm², Buche: 34 N/mm²

Die Härte des Holzes unterstützt natürlich die Resistenz gegen Beulen, Schrammen & Co., aber auch die Bearbeitungsfähigkeit. Zum Vergleich: Fichte liegt bei 19 N/mm², Esche bei 38 N/mm², Wenge bei 40 N/mm²

Preis: Das hängt natürlich stark vom Anbieter ab. In der Regel sind vergleichbare Stücken Buche jedoch bis zu 20% günstiger als Ahorn


Wo eignet sich Buchenholz?

Überall dort, wo auch Ahorn zu finden ist. Leider entwickelt Buchenholz nicht die extrem schöne Maserung von Ahorn, ist in vielen anderen Punkten jedoch überlegen. Geeignet ist es daher idealerweise für Hals und Griffbrett, aber auch Korpus-Konstruktionen.
Als reines funktionsholz ist es Ahorn übrigens auch optisch nicht extrem unähnlich, außer im Basis-Farbton - bei geschickter Auswahl (z.B. stehende Jahresringe), verschwinden auch die typischen kleinen "Stipplings" (Maserungsstriche) und es ähnelt Ahorn noch mehr. Ein Lack mit leichtem Bernsteinton kann dann die letzte Farbanpassung bringen.

Ahorn:
image391.jpg

Rotbuche:
image599.jpg

Weißbuche:
image648.jpg





Nicht zu vergessen.... der Naturschutz:

Buchenholz stammt fast immer aus europäischen Kulturbeständen. Natürlich gibt es hier auch Ahorn, jedoch ist der "hübsche" Ahorn, wie er gern verwendet wird leider der Kanadische. Kanadische Holzfäller-Betriebe unterliegen nicht den engen Kulturbestands-Regeln wie europäische Wälder, wo zum Beispiel Kahlschlag gänzlich verboten und Aufforstung verpflichtend sind.
Dies hat leider zur Folge, dass die kanadischen Urwälder reihenweise auch dem deutschen Papier- und Holzbedarf zum Opfer fallen.

holzeinschlag_papier.jpg

Wer sich das gesamte Ausmaß in diesem Land einmal ansehen möchte kann bei Google-Maps die Koordinaten 53.021392,-122.982788 eingeben und heranzoomen. Der Staat "British Columbia" war einst der waldreichste Staat und ist inzwischen am schwersten vom Holzfällerwahn betroffen. Jeder dieser hellgrauen Flecken ist ein Kahlschlag-Gebiet.

FSC gelabelt sind die Hölzer übrigens trotzdem manchmal... aber die Aufforstungs-Bemühungen sind lächerlich.
 
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Hallo smartin,
zuerstmal ist Buche ein, meiner Meinung nach, sehr schönes Holz. Besonders rotkernige Buche sieht echt klasse aus.
Leider ist Buche ein Holz welches sich gerne "verzieht". Ich habe mir vor Jahren einen vollmassiven Wohnzimmerschrank aus rotkerniger Buche gebaut und der macht an einigen Stellen schon Probleme.
Ob sich Buche für nen Gitarrenhals eignet ?
Man sollte auf jeden Fall gut abgelagertes Holz mit stehenden Jahresringen verwenden.
Auf jeden Fall ein interessantes Projekt !
Hast du schon mal über Obstbaumholz wie Birne od. Zwetsche nachgedacht ?
OK, das ist eher teuerer als Ahorn oder Buche.
Zum europ. Ahorn, außer das der Farbton heller ist, fast weiß zu ich nenne das mal hell ocker beim can.
sind die Hölzer optisch nicht so unterschiedlich. (habe beide Sorten in meiner Werkstatt)
Bin jedenfalls gespannt ob und was du aus Buche zauberst.

Gruß Ralf
 
Hallo smartin,

mein zweiter Gitarreneigenbau (Korpus) wurde aus einem Buchendreiteiler gebaut. Die Maßerung ist wirklich nicht grandios aber die Verarbeitbarkeit war sehr gut. Die Gitarre hat einen Ahornhals sowie ein Palisandergriffbrett. Mit einer Kombination aus Seymore Duncan SH1 und SH4 bestückt klingt die Gitarre sehr höhenlastig. Für mich als (inzwischen) Fan von eher bluesigen Sounds etwas zu schrill - aber für Highgain-Sounds schon gut zu gebrauchen.

Bezüglich Verzug der drei Teile hatte ich keine Probleme. Liegt aber vielleicht auch daran, dass das Holz ca. 60 Jahre bei uns in der Scheune lag.

Welche Erfahrungen hast du denn generell mit Buche? Hast du schon Projekte damit realisiert? Ich bin ja auch ein großer Befürworter heimischer Hölzer für den Gitarrenbau.

Beste Grüße

Ferdinand
 
Alle Holzhändler für Tonholz die ich bisher befragt habe, rieten mir ab, ohne konkret genau sagen zu wollen, warum.
Ich bekomme (hoffentlich) bald einen Halsrohling aus Buche geschickt aus dem Ausland, wo eine Firma für mich mit meinen Programmen fräsen möchte. Es soll ein Muster sein, zur Maßkontrolle - ich werde es aber weiter bearbeiten. Dann werde ich sehen wie, was und wo!
 
Sehr geil Smartin,
bei meinem Rohling habe ich ein Buchenholz Griffbrett aufgeleimt und war von der Verarbeitungsschwierigkeit und der Haltbarkeit begeistert, da es liegende Ringe hat ist die Maserung eigentlich auch recht hübsch.
Ich mag es wenn Leute auch auf die Holzherkunft achten, (Gibson hat da ja sehr kontraproduktiv gehandelt), es wäre ja schade, wenn man in 10-20 Jahren keine schönen Gitarren bauen kann, da es kein Holz mehr gibt, dass so abgefahrene Maserungen hat.

Du hast auf jeden Fall eine Bewertung von mir
 
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Einen Nachteil sehe ich sofort bei Buche - das Gewicht. Ahorn ist schon sehr schwer und Buche ist nochmal ein ganzes Stück schwerer. Wenn, dann würde ich eine sehr "schlanke" Gitarre damit bauen, oder eine die nur zum Spielen im Sitzen verwendet wird...

Hab's zwar nie in Gitarren probiert, habe mit dem Holz aber viel im Garten gebaut - ich vermute, dass es auch nicht wirklich klingen wird, sprich als Tonholz eher weniger geeignet. Wobei ich da keine hohe Quali verarbeitet hatte, nur Bretter eben.

Bin gespannt was dabei raus kommt, ich lass mich gern eines besseren belehren.
 
Ich habe früher Buchenhälse gebaut.

Ihr könnt auch bei "Burki baut sich eine T-Style" ein aktuelles Projekt mit Buchen-Griffbrett finden.


Leider ist Buche ein Holz welches sich gerne "verzieht".
Alle Holzhändler für Tonholz die ich bisher befragt habe, rieten mir ab, ohne konkret genau sagen zu wollen, warum.

Für Beide Probleme gibt es die gleichen Ursachen. Als Kulturholz im "Überfluss" ists auf dem deutschen Markt eher als Bastelholz angesehen und wird daher oft künstlich getrocknet um schnell verarbeitbar zu sein. Man muss also leider einen Holzhändler finden, der dieses Holz mit gleicher Zuwendung getrocknet hat, wie alle anderen Hölzer auch.

Die üblichen Probleme hängen also eher mit der allgemeinen Einstellung der Buche gegenüber zusammen, als mit ihrer Qualität als Holzlieferant. Bei gleicher Zuwendung bzgl. Trockenheit, Auswahl und Verarbeitung kann man seine Vorteile ggü. Ahorn auch vollständig nutzen.

Einen Nachteil sehe ich bei Buche - das Gewicht. Ahorn ist schon sehr schwer und Buche ist nochmal ein ganzes Stück schwerer

Esche, Ovankol und Palisander sind nochmal viel schwerer als Buche. Das ist also kein Nachteil....

Klanglich ist es Ahorn ebenbürtig, tendiert aber in Richtung anderer sehr harter Hölzer wie Wallnuss oder Esche.
 
Mir was schon der Ahorn(-body) einiger Kramer zu viel des Guten, bzgl. Gewicht... aber da gibt es sicher genug Abnehmer mit breiteren Schultern ;)
 
neee....man fräst heute einfach Hohlkammern mit rein.

Son Massiv-Esche-Body mit stattlicher Dicke will sich auch niemand umhängen :D
 
neee....man fräst heute einfach Hohlkammern mit rein.

...was dann manch Ungeist dem Hersteller als mangelndes Qualitätsmerkmal ankreidet, sieht man ja bei Gibson wo die Basher auf den Löchern/Chambering rumreiten wie die Könige auf toten Pferden (und vermutlich den Unterschied zwischen Massiv und Chambered im Blindtest nie rausfinden).... Aber BTT: wäre bestimmt mal interessant ein Projekt der "europäische" Gitarre mit den hier in EU vorhandenen Hölzern zu lancieren, wird zwar vermutlich kein Bestseller aber wäre ne interessante Alternative
 
blues, die gibts doch schon lange, z.B. Erle und Ahorn werden ja nicht aus Tasmanien importiert ;)

Wobei kanadischer Ahorn und US-Erle doch was anderes sind als die Sorten hier, ich weiß...
 
Für meine Bass-Ukulele habe ich Buche in Verbindung mit einer Decke aus Zebrano verwendet, auch der Hals (ein modifizierter Klassikgitarren-Hals) ist aus Buche.
Am Klang gibt es nichts auszusetzen. Die Saiten werden mit einem Piezo unter dem Steg abgenommen, das ist jetzt allerdings nicht mit einer E-Gitarre vergleichbar.
Aber von der Verarbeitung her war die Buche sehr angenehm, wesentlich besser als das Zebrano.
Das Gewicht kann man bei einem so kleinen Instrument natürlich vernachlässigen.
 
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Ich habe früher Buchenhälse gebaut.

Für Beide Probleme gibt es die gleichen Ursachen. Als Kulturholz im "Überfluss" ists auf dem deutschen Markt eher als Bastelholz angesehen und wird daher oft künstlich getrocknet um schnell verarbeitbar zu sein. Man muss also leider einen Holzhändler finden, der dieses Holz mit gleicher Zuwendung getrocknet hat, wie alle anderen Hölzer auch.

Die üblichen Probleme hängen also eher mit der allgemeinen Einstellung der Buche gegenüber zusammen, als mit ihrer Qualität als Holzlieferant. Bei gleicher Zuwendung bzgl. Trockenheit, Auswahl und Verarbeitung kann man seine Vorteile ggü. Ahorn auch vollständig nutzen.

Hallo smartin
vermutlich hast du recht. Zumindest werden/wurden Tischgestelle und Stühle gerne aus Buche gebaut und da sollten die Beine ja auch gerade bleiben.
Ein Problem ist es aber, einen Holzhändler zu finden, der sich bei der günstigen Buche soviel Mühe gibt.
Es lohnt sich eben einfach mehr, teurere Hölzer wie Eiche, Esche, Kirsche ... einzulagern.
Ab und zu kaufe ich Holz in einem Sägewerk mit klimatisierter Lagerhalle, in der Halle werden aber nur "Edelhölzer" gelagert, zu denen die Buche leider nicht gehört.

Gruß Ralf
 
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Hab bei uns hier schon viele Möbel aus heimischen Bergahorn mir schöner Masserung gesehn!
Und ich schätze mal wenn man das Holz für Möbel verwendet, wird das Holz nicht sehr geschützt sein!
 

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