So, heute hab ich meinem Musiklehrer vorgeschlagen, 2 Aufnahmetechniken miteinander zu vergleichen.
Er hat es abgelehnt, da er meint die Facharbeit nicht betreuen zu können (wegen mangelndem Fachwissen).
Ich muss also etwas aus dem Gebiet finden, was auch einfache Leute sofort verstehen.
Gedacht hatte ich an einen Vergleich von 2 Aufnahmen meiner Band, einmal mit 2 Mikrofonen im Proberaum aufgenommen, und danach mit vielen (am besten sehr viele

) Mikrofonen im Studio.
Da könnte ich z.B. die Möglichkeiten aufzeigen, die man hat, wenn echt alles einzeln aufgenommen wurde.
Hat noch jemand eine andere Idee für eine Analyse auf dem Gebiet?
Und kann mir jemand Bücher zu dem Thema "Entwicklung der Aufnahmetechnik" empfehlen?
lG
Daniel
Also ich bin nicht wirklich ein Experte auf dem Gebiet der Aufnahmetechnik, habe aber den Eindruck, es geht nicht um etwas, das einfache Leute sofort verstehen, sondern es geht darum, dass Dein Lehrer kein Physiker ist und er wohl das Gefühl hat, Du schreibst eine Arbeit, die zu 90% aus technischen Messungen und Details besteht.
Aus dem Bauch raus würde ich zwei verschiedene Konzepte und Herangehensweise nehmen und diese betrachten.
Die erste Aufnahmetechnik und Herangehensweise bestünde darin, ein einmaliges Raum-Klang-Erlebnis aufzunehmen. Beispielsweise ein Klassik-Konzert, bei dem über Raum-Mikrophone der tatsächlich entstandene Raumklang eines Live-Konzertes aufgenommen wird/wurde. Es wird danach noch bearbeitet, aber der Bearbeitung sind deutliche Grenzen gesetzt. Im Prinzip ist das Ziel, eine Aufnahme zu erstellen, die möglichst genau wiedergibt, was ein Zuhörer an einem bestimmten Platz im Raum von einem bestimmten Konzert mitbekommen hat und dies versus Medium (Platte, CD) vielen Hörern zur Verfügung zu stellen (die eben an diesem Konzert nicht teilnehmen konnten).
Die zweite Aufnahmetechnik und Herangehensweise bestünde darin, dass jedes Instrument einzeln aufgenommen wird - möglichst ohne die störenden Einstreuung anderer Instrumente oder gar des Raumes. Ein sehr interessanter Unterschied bestünde meines Erachtens darin, ob die Musiker zeitlich gemeinsam musizieren (aber quasi möglichst getrennt voneinander aufgenommen werden) oder ob sie - wie wohl eher bei Rock oder Pop üblich - auch zeitlich und unabhängig von den anderen "ihren" Part einspielen. Auf jeden Fall entsteht bei der zweiten Herangehensweise der eigentlich Klang - und auch die Nachbildung des Raumes - später. Es gibt im Grunde keinen "authentischen" Klang - dieser wird erst im Nachhinein über technische Vorgänge hinzugeführt - der "Mischer/Tiontechniker" hat damit zwangsläufig einen viel größeren Einfluß auf das entstehende Produkt als im ersten Verfahren. Und es gibt einen anderen Gradmesser: beim ersten wäre das die möglichst perfekte Aufnahme eines authentischen Klanges zu einem gegebenen Zeitpunkt - beim zweiten wäre das die Herstellung eines möglichst "gut" klingenden Ergebnisses. Als Beispiel könnte man etwas nehmen, wo unterschiedliche "Mischer/Tontechniker/Produzenten" aus dem gleichen Tonmaterial gegebener Spuren ein deutlich anderes Musikergebnis herstellen - ich glaube, so etwas hat es auch schon öfter mal gegeben. Dabei finde ich diese Lärmgeschichte einen guten Nebenaspekt, aber er hat auch für mich so etwas einfaches und simplifizierendes: damals gut - heute Mist. Dabei geht es mir persönlich viel mehr um unterschiedliche Möglichkeiten, die auch darüber deutlich werden können, dass aus einem Ausgangsmaterial drei oder mehrere Ergebnisse entstehen, die unterschiedlich sind und die auch alle "gut" sein können ...
Man könnte dann noch darauf eingehen, welche Wirkung diese unterschiedlichen Herangehensweisen auf die Musiker selbst hat oder beispielsweise die Zusammenarbeit von Dirigent und Orchester im Falle klassischer Musik. Aber es gibt ja auch heute noch Gruppen, die darauf bestehen, gemeinsam einzuspielen und Gruppen, denen das ziemlich Wurst ist bzw. die halt die Spuren einzeln aufnehmen.
Ob Du in die Facharbeit unbedingt Aufnahmen Deiner Band reinpacken solltest - ehrlich gesagt: da zweifel ich etwas. Für das, was zu zeigen wäre, gibt es genug Beispiele.
Und: das zwanzigste Jahrhundert geht, wie Hans richtig sagt, von 1900 bis 1999. Schreib doch einfach: ab dem zwanzigsten Jahrhundert - dann liegst Du auf jeden Fall richtig.
Wären so meine Hinweise in dieser Angelegenheit. Bei meiner Darstellung mag übrigens - wie eingangs erwähnt bin ich nicht so wirklich ein Tontechniker - einiges überzeichnet oder sogar falsch ausgedrückt sein. Aber immerhin kenne ich aus eigenem Erleben den Unterschied zwischen live-Aufnahme / Band-Aufnahme im Studio / homerecording bzw. Einzelaufnahme im Studion - und das finde ich eigentlich ein ganz gutes Beispiel, um auch "technischen Laien/nicht so Versierten" aufzuzeigen, welche Unterschiede verschiedene Herangehensweisen und Techniken auf die Musikproduktion und das Klangerlebnis haben.
x-Riff