Ist es wirklich so schlimm, wenn man als "schwerer" Sopran solange die Technik noch nicht so sitzt Mezzo-Arien singt?
Ich würde so sagen: wenn man ab und zu was fachfremdes singt, ist das sicher nicht schlimm. Es kann sogar hilfreich sein, bei der Stimme gewisse Bereiche zu fördern, die man mit facheigener Literatur nicht gleich gut voranbringen könnte.
Aber: solche Versuche gehören ins stille Kämmerlein und in den GU, aber nicht an ein Vorsingen

Für so einen Anlass sollte man unbedingt was facheigenes wählen (sofern man sein Fach schon kennt), das zudem einen Schwierigkeitsgrad hat, den man momentan gut bewältigen kann.
Es heißt aber auch immer wieder, dass es schädlich wäre im falschen Fach zu singen. Wenn das gesungene Fach über der Stimmanlage liegt, kann ich das verstehen. Aber was ist so schlimm daran, vorerst etwas tiefer zu singen?
Vali hat da ja das meiste ja schon gesagt. Von mir nur noch das: es liegt eben nicht nur an der Lage, sondern auch, wie ein Stück geschrieben ist.
Ist noch lustig, weil ich selber habe gerade im Moment auch so eine Situation: hatte diverse Stücke mit zum Teil recht schwierigen Koloraturen wie auch Rhythmen und habe jetzt ein bisschen Lust in nächster Zeit mal einen Puccini-Ohrwurm zu singen: Rhythmus ein Kinderspiel, Töne sind eh alle schon bekannt, alles sehr gemütlich und keine schwierigen Höhen: die pure Erholung also? Vermutlich eher nein! Das gemächlich-getragene (eben lyrische) der Arie passt halt einfach nicht wirklich zu meiner Stimme. Ich habe noch nicht damit begonnen, aber es mal mit der GL besprochen: sie meinte, ich solle es dann ruhig mal probieren, mir aber um Himmels Willen nicht einen Frust ansingen, wenn es ev. nicht so tönt, wie ich es im Ohr habe. Und so werde ich es auch machen, es mal mit dem singen, was meine Stimme grad hergibt und dann, je nachdem wie es tönt, entscheiden, ob es Sinn macht weiter dran zu arbeiten oder nicht. Kann es dann ja auch ganz locker angehen, denn sollte nix gscheites dabei rauskommen weiss ich ja weshalb
Und Sunny_Hunny, was man auch bedenken sollte: Stücke des zur Stimme passenden Fachs zu singen, ist auch ganz toll und kann für die Stimme (sofern auch noch der Schwierigkeitsgrad passt) das reinste Spa sein. Mit meinem gerade neu begonnen Stück (Fledermaus-Adele "Mein Herr Marquis" - also auch ein Ohrwurm

) gehts mir so. Habe kaum begonnen und schon gemerkt wie wohl mir da ist, so das Gefühl der musikalischen Heimat

Obwohl, am höhenmässig sehr saftigen Schluss der 2. Strophe habe ich noch nicht gearbeitet. Das ist auch für hohe Stimmen eine rechte Herausforderung, weil die Töne länger gehalten werden müssen (schon ein bisschen was anderes als hohe Töne nur kurz anzutippen

) aber mit Hilfe der GL - bin da ganz zuversichtlich.
Es gibt ja auch Stücke für Sopran (muss nicht unbedingt Arie sein), die nicht so schwierig oder zumindest nicht in die dreigestrichene Lage gehen, kein c''' verlangen.
Würde sogar sagen, die ganz grosse Mehrheit der Sopran-Stücke geht nicht in die Dreigestrichene!
Ein lyrischer Sopran ist nicht schwer, das sind afaik die dramatischen Stimmen
Gibt innerhalb der lyrischen Stimmen natürlich noch Abstufungen, aber nicht selten sind die halt schon recht schwer (wenn auch leichter als die dramatischen).
Also mir wurde als "einfache" Sopran-Arie mit "wenig Höhen" das Voi Che Sapete angeraten
Cherubino wird allerdings nicht mit Sopran besetzt, sondern mit (hohem) Mezzo
Lied? Arie antiche? Erstmal keine Opernarien?
@Sunny_Hunny: wenn du mehrere Jahre nicht mehr wirklich klassisch unterwegs warst und das jetzt wieder "reaktivieren" möchtest, würde ich an deiner Stelle glaub auch eher mit Lied oder Arie antiche beginnen.
Mozart ist absolut gnadenlos, wenn es um Gesangstechnik geht
Da sagst du was Wahres! Mozart sieht oft so harmlos aus und kann dabei so sauschwer sein. Mir haben schon ein paar Leute (die eigentlich was davon verstehen müssten) gesagt, ich hätte eine gute Stimme für Mozart, aber ich komme da immer mal wieder an Passagen die mich an den "Rande des Nervenzusammenbruchs" führen (naja, ganz so bös ists dann doch nicht,

ist ja auch nur Hobby) Aber gerade in einem meiner aktuellen Stücke (Voi avete un cor fedele) gibts 2 Koloraturtakte die ich einfach nicht auf die Reihe kriege, wenn ich etwas Tempo rausnehme oder sie isoliert im schnellen Tempo singe, ist es kein Problem, aber sobald ich es im geforderten Tempo und im Zusammenhang singe, fange ich an zu schlirggen. Dabei ist es noch nicht mal ein Koloraturstück, sondern nur eins mit ein paar Koloraturen drin. Glaub, mein momentanes Fach ist: Koloratursopran-welcher-zu-blöd-zum-Koloraturen-singen

Wobei, in einem anderen Stück (nicht Mozart!) hat es Koloraturen die mindestens so schnell zu singen sind und die laufen ohne Probleme. Weiss der Geier

aber jedenfalls ist das andere Stück gut fürs Selbstbewusstsein

(Sorry fürs OT-Gejammere, aber das musste jetzt grad mal sein)