Fehlerhaft reparierter Kopfplattenbruch - selbst korrigieren möglich?

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G.A.S.Mann
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Hallo liebe Mitforianer,

ich habe Ende letzten Jahres den "Leichnam" einer Linkshänder-Paula von Stagg für kleines Geld gekauft. Da mein Schwager das Ding für mich in Berlin abholte und mir zu Weihnachten erst mitbrachte, konnte ich wichtige Details erst dann sehen: Dass das Instrument eine "Eigenbau-Open-Book"-Kopfplatte hat, stand in der Annonce. Ich hatte jedoch übersehen, dass die Kopfplatte nicht gewinkelt angebracht war.
Um das Instrument, für das ich ansonsten die komplette Hardware in der Bastelkiste liegen hatte, spielbar zu kriegen, musste ich also einen String-Retainer anschrauben, da sonst die Saiten aus dem Sattel gesprungen wären.

Die Gitarre spielt sich übrigens richtig gut, am Griffbrett war offensichtlich mal jemand dran, der wusste, was er macht - oder die Basis war einfach gut. Klanglich gefällt mir auch, was bei herausgekommen ist.

Zunächst war die gerade Kopfplatte also nur ein optischer Makel, bzw. hat der String Retainer natürlich die Stimmstabilität sicher nicht gerade verbessert - aber damit konnte ich erstmal ganz gut leben. Es ging schon immer nur um eine Gitarre, die ich im Wohnzimmer stehen haben kann, ohne Angstschweiß zu kriegen, wenn die Kinder das Ding mal in die Hand nehmen.

Mittlerweile öffnet sich allerdings rückseitig eine Leimfuge, offenbar wurde der falsche Leim gewählt oder die Fuge war zu groß, so dass keine echte Holzverbindung stattgefunden hat. Ich hoffe, man kann das den Bildern einigermaßen entnehmen.

Jetzt meine Frage: Kann man sich, als handwerklich nicht völliger Depp, aber im Instrumentenbau natürlich ohne Erfahrung, daran wagen, so eine Kopfplatte, dann natürlich mit korrktem Winkel, selbst anzuleimen?
Oder sollte ich den Korpus erneut als Bastlerware in die Bucht werfen, weil das Vorhaben zu wenig erfolgversprechend ist?

Die Optik ist mir zunächst mal zweitrangig (kann ja immer noch die Flex holen und ne Heavy Relic draus machen...), geht nurdarum, den korrekten Halt einer passend abgewinkelten Kopfplatte zu erreichen - geht das in Eigenregie?

Vielen Dank für alle Einschätzungen, v.a. der gitarrenbautechnisch bewanderten Kolleg/-innen hier! Stagg-Paula Gesamt.jpg SAM_1278.JPG SAM_1279.JPG SAM_1281.JPG SAM_1282.JPG SAM_1283.JPG

Gruß,
Sebastian
 
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Es sieht so aus, als ob die Kopfplatte geschäftet ist. Genau in dieser Schäftung löst sich die Kopfplatte.
Selbstverständlich kann man das Leimen. Aber wenn dort schon einmal mit Leim (womöglich falschem) gearbeitet worden ist, dann muss erst der alte Leim weg - sonst hält das nicht. Wenn der Kopf (bei der ersten Leimaktion) nicht ganz ab war, dann wird es schwierig. Dann bleibt wahrscheinlich nur den Kopf noch stärker zu brechen um an den Zwischenraum zu kommen und die Leimreste zu entfernen.

Ich würde das erst einmal von einem Fachmann/-frau begutachten lassen. (wenn es einem das Wert ist)

Gruß
 
Hallo gesch,
die Kopfplatte war wohl mal komplett ab. Der Vorbesitzer hat dann eine selbstgezimmerte "open-book"-Kopfplatte drangeleimt, wie gesagt ohne den nötigen Winkel für den Saitendruck.
Mein Gedanke war jetzt, die Kopfplatte entlang des sichtbaren, sich öffnenden Risses abzusägen, einen Keil für den passenden Winkel einzufügen und die Kopfplatte wieder anzuleimen.
Welcher Leim wäre denn für sowas geeignet?
Oder sollte man doch besser, wie in der Doku von smartin, auf 2-Komponenten-Epoxy-Kleber zurückgreifen?

Zum Gitarrenbauer will ich mit dem Ast eigentlich nicht gehen, weil die Gitarre den dort fälligen sicherlich dreistelligen Betrag nicht wert ist.
Ich habe den Korpus für 30,- gekauft, und bis auf 2m Kabel von Göldo und den unerwartet notwendigen Saitenniederhalter hatte ich die ganze Hardware in der Schublade liegen. Es geht also kein Vermögen den Bach runter, wenn ich bei einem Reparaturversuch was vermurkse.
Alternative wäre halt, den Korpus wieder zu strippen und erneut für Bastler anzubieten - der maximal mögliche Verlust wäre ja überschaubar.

Aber ich denke schon, dass ich der Gitarre irgendwann mal den Kopf abhacke und versuche, ob ich hinterher mit ihr gut Freund werden kann.
Ich bin mir nur unsicher, wie ich einen möglichst geraden Schnitt hinbekommen kann. Am besten wäre vermutlich eine mit ruhiger Hand geführte Feinsäge, da bei Band- oder Kreissäge der Materialverlust durch Abspanung recht groß wäre, und die Gefahr, bei kleinsten ungeplanten Bewegungen viel zu zerstören, auch immens wäre. Zu welchem Werkzeug würdet ihr mir bei der "Enthauptung" raten?

Gruß & vielen Dank schonmal,
Sebastian
 
Vernünftiger Holzleim reicht.
Wenn Du sowieso einen Keil mit einleimen willst. um den Kopfplattenwinkel zu verändern, dann spielt auch die dicke des Sägeblatts nicht so eine große Rolle - viel wichtiger ist, das Du eine absolut gerade Schnittfläche hast.

Gruß
 
Hallo,
der geraden Schnittfläche wollte ich zuerst mittels eines Tellerschleifers nachhelfen, mittlerweile gehe ich jedoch davon aus, dass ich dann Probleme mit dem Trussrod kriege. Der Spannstab dürfte über die Schnittkante hinausstehen, so dass eine "Enthauptung" wohl wirklich nur von Hand möglich ist. Die muss dann halt hinterher peinlich genau glattgeschliffen werden. Die Kante an der Kopfplatte und den Keil kann ich ja schon maschinell schleifen.
Jetzt muss ich einerseits mal schauen, wo ich ein Stück Ahorn für den Keil herbekommen kann (müsste, nach dem , was ich über die Stagg-Paulas gelesen habe, ein Ahornhals sein), und woher ich die Zeit für die Aktion nehme.

Und stinknormales Ponal o.ä. genügt wirklch? Ich dachte, dass handelsübliche Holzleime meist keiner dauerhaften Zugbeanspruchung standhalten könnten, weshalb mich das Lösen der Leimkante an der Gitarre jetzt auch nicht sooo überrascht hat.

Gruß & Danke!
 
Und stinknormales Ponal o.ä. genügt wirklch? Ich dachte, dass handelsübliche Holzleime meist keiner dauerhaften Zugbeanspruchung standhalten könnten, weshalb mich das Lösen der Leimkante an der Gitarre jetzt auch nicht sooo überrascht hat.

Nun ja. Ponal EXPRESS(!) würde reichen (nur nicht den "normalen" Weißleim), aber zusätzliche "Streben" als "Anker einpassen wäre sicher noch etwas besser.

Das Problem mit dem Tussrod sehe ich auch. Ich fürchte, dass du das aber erst genau sehen wirst, wenn du den Schnitt gemacht hast und dann ist die Katze schon auf dem Baum (aka: no isch´d Katz scho de Boom nuff)

Ich bin ja echt auch ein leidenschaftlicher Bastler, aber ich würde dir echt empfehlen, das Ding "an Bastler" zu verklopfen.
 
Ich bin ja echt auch ein leidenschaftlicher Bastler, aber ich würde dir echt empfehlen, das Ding "an Bastler" zu verklopfen.

Im Moment hält die Kopfplatte noch so, dass die Gitarre ihrem Zweck als Wohnzimmerklampfe gerecht werden kann. Vielleicht warte ich auch einfach, bis die Kopfplatte irgendwann von alleine abfällt. Ich glaube im Moment schon, dass ich sie nicht ohne Reparaturversuch wieder weggebe.

Aber es kann noch dauern, bis ich diesbezüglich aktiv werde. Wie gesagt, ich glaube ich lasse erst mal die Zeit Fakten schaffen...
 
Das der alte Leim nicht gehalten hat kann auch damit zusammenhängen, dass der Bruch eventuell nicht sofort geleimt wurde oder auf anderem Wege Schmutz und Schweiß (Fett) auf die Bruchstelle gekommen ist, dann hält der Leim u.u. nicht.

Gruß
 
Am besten waere es in jedem Fall, die Kopfplatte + Hals komplett zu entsorgen und durch einen komplett neuen Hals zu ersetzen. Denn wer auch immer den Hals repariert hat, hat ordentlich Mist gebaut. Der Joint ist falsch herum. So muesste das eigentlich aussehen, damit die Physik Sinn macht:

neck-joints.png


http://jacksinstrumentservices.com/why-do-les-paul-headstocks-break.html


Selbst wenn Du den Hals Deiner Gitarre wieder genau so zusammenklebst, wird die Verbindung frueher oder spaeter erneut ausbrechen. Hier ein schoener Bericht ueber die Reparatur einer alten Paula: http://www.chicagofretworks.com/2011/08/17/1952-les-paul-goldtop-headstock-rebuild/

Aber in Deiner Situation wuerde ich die Gitarre entweder provisorisch flicken oder das Teil wohl oder uebel entsorgen. Es sei denn, Du entfernst das Griffbrett, entnimmst den Halsstab und schaeftest den Hals weiter hinten (in den Winkeln wie in den Links angegeben!) mit einem neuen Stueck Holz. Das ist aber eine richtig aufwendige Operation. Da musst Du entscheiden, ob Du das machen willst/kannst. Ich wuerd's bei so einer Gitarre wie der Deinen vermutlich nicht machen.
 
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+1 für ChevChelios

Ist die einzige richtige Lösung für das Problem. Alles andere ist Pfusch und verschlimmbessert das ganze nur. Allerdings überhaupt nicht sinnvoll in Relation gesehen zum Rest der Gitarre.
 
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Ja aber er hat 30 Euro für die Klampfe bezahlt damit wäre ein neuer Hals totaler Overkill
 
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Hallo und Danke für eure Antworten.
Noch erledigt sie ihren Job als Wohnzimmer-Gitarre. Wenn der Spalt sich weiter löst, werde ich wahrscheinlich die Hardware wieder ausbauen und den Korpus an Bastler verticken. Bei den eher geringen Erfolgsaussichten ist mir meine Zeit für einen Reparaturversuch insgesamt zu knapp bemessen.
Und "machen lassen" ist gar kein Thema, mich verbindet keine sentimentale Geschichte mit der Gitarre, und in der Kosten-Nutzen-Relation liegt sicher ne neue Harley Benton noch besser im Rennen.

Wenn also jetzt nicht jemand mit "hey, nimm z.B. dieses oder jenes Kunstharz, hält zigmal besser als Leim, da kannst du deinen Ast mit flicken" kommt, dann wäre das Thema meinerseits insofern erledigt, dass ich das natürliche "Ableben" der Gitarre abwarte, aber mich nicht an einer Holzreparatur versuchen werde.

Danke nochmal!
 
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Häng das ding mit Metalwinkeln an die Wand. Vorne haken draufgeschraubt. Dahinter LED und du hast nen stylischen Garderobenhaken. Natürlich nachdem die Kopfplatte abgebrochen ist
 
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