Flimmern im Grau

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Als (Gothic) Liedtext gedacht. Ich mag Drop-D eigentlich nicht, aber es passt einfach am besten dazu - finde ich. Das Intro besteht aus einem Klavier und cleane e-Gitarre-Mix. Danach geht es aber auch langsam weiter. Ich schreibe sonst keine Texte - es war mir aber jetzt einfach mal danach. Ich hoffe es gefällt jemandem. LG

Im Flimmern des Lichts, wo der Morgen nicht wohnt,
schweben Schatten zu leise, um Namen zu tragen.
Ein Atemzug bleibt in den Fenstern gefror’n,
als wollt’ er die Nacht um ein Herzschlagen fragen.

Und ich hör’ noch ein Echo, das niemand versteht,
ein Wispern im Grau zwischen Dunkel und Licht.
Es trägt keine Worte, doch jeder es hört,
ein Schatten so zart, dass er fast schon zerbricht.

Die Uhren hier gehen ein StĂĽck neben der Zeit,
schrittlose Wege im Schweigen der Räume.
Ein Funken verglimmt, bleibt doch endlos bereit,
als läge er weiter in schutzlosen Träumen.

Und ich hör’ noch ein Echo, das niemand versteht,
ein Wispern im Grau zwischen Dunkel und Licht.
Es trägt keine Worte, doch jeder es hört,
ein Schatten so zart, dass er fast schon zerbricht.

Vielleicht bleibt ein Leuchten, das niemand mehr sieht,
ein heimlich bewahrter, behutsamer Kreis.
Wo Stille sich neigt und in Schwärze entglüht,
bleibt manchmal ein FlĂĽgel aus hauchdĂĽnnem Eis.

Und das Echo im Grau, das die Stille umweht,
es wandert noch weiter, doch trägt es kein Gewicht.
Ein ungesagtes Lied, das im Dämmer verweht…
und doch irgendwo leise ein Versprechen spricht.
 
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Ein interessanter Text, der mich anzieht! Mit all seinen Widersprüche, die mich trotzdem nicht verwirren, Ich kann sie genüsslich teilen. Zunächst unbewusst. Aber die Verse halten auch meine näheren Betrachtungen gelassen aus.(y)

Dass du ein Drop-D hörst, gefällt mir. Ich höre beim Lesen der Verse einen gemeinsamen Grundton, der alle Verse verbindet.

Nur eine Frage: Warum der geschlossene Satz: “ Und ich hör’ noch ein Echo, das niemand versteht,“ ? Warum nicht etwas offener? „Und ich hör’ auch ein Echo, das WOHL niemand (keiner) versteht,“
 
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Ein Text, der mich anzieht! Ein Text voller Widersprüche, die mich aber nicht verwirren, Ich kann sie genüsslich teilen. Auf meine Art. Zunächst unbewusst. Aber die Verse halten in mir auch eine nähere Betrachtung gelassen aus.(y)

Dass du ein Drop-D hörst, gefällt mir. Ich höre beim Lesen einen seltsamen Grundton, der alle Verse verbindet.

Nur eine Frage: Warum der geschlossene Satz: “ Und ich hör’ noch ein Echo, das niemand versteht,“ ? Warum nicht etwas offener? „Und ich hör’ noch ein Echo, das WOHL niemand (keiner) versteht,“

Schön, dass es Dir auffällt. Den Satz habe ich absichtlich so gewählt. Es ist ein sehr persönlicher Text, der mich etwas aufarbeiten lässt, was bei mir auf der Arbeit passiert ist.

Das "Echo" ist wiederkehrend (ein Kreis - der geschlossen ist), nur für mich hörbar, nicht für andere = stille Trauer - kein Publikum gewünscht. Und das Echo ist nur der Nachhall des ursprünglichen Ereignisses - eine Art Spur die bleibt. Ich bin davon umgeben - kann es aber nicht nach außen vermitteln.

"das niemand versteht" bedeutet fĂĽr mich, dass ich keine eindeutige Emotion in dem Songtext benenne - absichtlich nicht. Ist es Trauer, Verlust oder Schmerz? Es soll eine Art Raum sein, in dem ich damit umgehe, aber es nicht nach auĂźen gelangt. Abgeschlossen.

Vielleicht ergibt all das auch keinen Sinn - für mich persönlich...ah ich weiß nicht. Ich wollte eigentlich jeden Satz abgeschlossen haben - auf meine Art - ich dachte geschlossene Sätze wären emotionaler...wie eine Erkenntnis die man akzeptieren muss (was ich erlebt habe) - auch wenn sie weh tut.

Ich danke Dir sehr fĂĽr Dein Feedback! Bedeutet mir wirklich viel.
LG
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Ging oder geht mir auch so. Dranbleiben! :)
Dein Text holt mich ab.
Ich danke Dir vom Herzen :)
 
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Das "Echo" ist wiederkehrend (ein Kreis - der geschlossen ist), nur für mich hörbar, nicht für andere = stille Trauer - kein Publikum gewünscht. Und das Echo ist nur der Nachhall der ursprünglichen Ereignisses - eine Art Spur die bleibt. Ich bin davon umgeben - kann es aber nicht nach außen vermitteln
Herzlichen Dank fĂĽr deine sehr interessante Antwort! Und ich gebe dir Recht. Ich glaube letztlich auch, den Tod versteht kein Mensch. Auch wenn er meint, die Trauer zu verstehen.

Ein wirklich tief gehender Umgang mit Sprache!
 
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Das "Echo" ist wiederkehrend (ein Kreis - der geschlossen ist), nur für mich hörbar, nicht für andere = stille Trauer - kein Publikum gewünscht. Und das Echo ist nur der Nachhall des ursprünglichen Ereignisses - eine Art Spur die bleibt. Ich bin davon umgeben - kann es aber nicht nach außen vermitteln.

Vielleicht wäre "Echo" ein geeigneter(er) Titel?
 
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Vielleicht wäre "Echo" ein geeigneter(er) Titel?
Danke fĂĽr Deine Antwort.

"Flimmern" hat für mich gleich mehrere Bedeutungen. Der Text sollte subtil sein - nie explizit erwähnen um was es geht. "Flimmern" - das kann ich nur wissen - hat etwas mit dem Ereignis zu tun.

Außerdem beschreibt das Wort "Flimmern" etwas instabiles, zittriges was nicht von Dauer ist. Es soll den Übergang bzw. die Grenze von Leben und Vergänglichkeit zeigen. Und dazu das Grau - was die Stimmung und die Trauer symbolisieren soll.

Tatsächlich dachte ich noch vor dem Text an das "Flimmern im Grau" - vielleicht auch deswegen der Titel. Es ist mehr symbolisch, als Inhaltsbasierend.

Wirklich vielen Dank an Euch fĂĽr Eure Antworten. Ich habe auf ein einfaches "Like" gehofft und habe so ein tolles Feedback bekommen - es hat jemand ĂĽberhaupt gelesen - und dazu noch geantwortet. Bin sonst ein sehr verschlossener Mensch, es fiel mir nicht leicht das hier zu posten. Danke!
 
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Sehr schön! Dein Text zieht mich an. Er hat für mich eine Stimmung, wie die zwischen Träumen und Wachen. Es macht Freude, sich in Deine Verse mehrmals "rein" zu lesen und zwischen die Zeilen fallen zu lassen.
 
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Dein Text holt mich ebenfalls ab.
Nach dem Echo vor dem Echo
Nach dem Spiel vor dem Spiel
NACH DEM KRIEG VOR DEM KRIEG
Das schwebt was nebliges, geheimnisvolles
Durch die Welt
Ist das Echo vom Klippern
des Gelds
 
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Okay, sehr viele positive Rückmeldungen. Ich tue mich mit dem Text etwas schwerer, will aber erklären, woran das liegt und wie man damit umgehen könnte.

Du, der Autor, hast ja erklärt, dass du bewusst auf eine atmosphärische Darstellungsweise setzt und nicht zu konkret werden willst.
Entsprechend liegt der Fokus auf Stimmung, auf Wahrnehmung, auf einem inneren Zustand.
Das ist deine Intention und das gelingt auch.

Gleichzeitig hab ich als Leser aber das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ich komm an den Punkt, dass mir Atmosphäre pur nicht ausreicht.
Was ich vermisse, ist irgendeine Art von Konflikt, von Entwicklung, von Orientierung, irgendwas, wo ich einen Bezug herstellen kann.

Man erkennt:
Da ist eine Differenz – zwischen dem Ansatz des Autors und meinem Empfinden als Leser.

Ich habe dann nachgedacht, was könnte ich als Feedback geben, was könnte ein Kompromiss sein aus diesen beiden Ansätzen.
Wie lieĂźe sich der Text minimal erweitern, ohne die Grundintention aufzugeben?
Welche Ergänzungen könnten kleine Anker setzen, ohne die Atmosphäre zu zerstören?
(Ob das dann in diesem Text umgesetzt wird oder nur ein Gedanke bleibt, ist eine andere Frage).

Interessanterweise hat sich in der späteren Diskussion automatisch was ergeben: das Wort Arbeit.

Dieses kleine von dir erwähnte Detail hatte bei mir sofort einen spürbaren Effekt. Mit diesem einen Begriff entsteht plötzlich eine Verortung. Es öffnen sich automatisch Bilder, Erfahrungen, Assoziationen: Menschen, Kollegen, Freunde, Spaß, aber auch Konkurrenz, Druck, Intrigen, Stress, vielleicht ein Arbeitsunfall, vielleicht eine Kündigung...

Dieses eine Wort reicht aus, damit aus der rein atmosphärischen Ebene eine Verbindung zu etwas Greifbarem entsteht.
Davor wusste ich nicht, sind wir im Märchen, einer Fantasiewelt oder im Drogenrausch und hatte auch gar keine rechte Lust, genauer drüber nachzudenken, weil die Beschreibung sich so beliebig unspezifisch anfühlte.

Jetzt hab ich testweise den Text noch mal durchgelesen und plötzlich les ich flimmerndes Licht, namenlose Schatten, Kälte und sehe Bilder, wo ich vorher das Gefühl hatte, es ging um reine Sprachspiele, um kreative Aneinanderreihungen von widersprüchlichen Sinneseindrücken.

Im Kern:
Texte sind ja immer irgendwie ein Spiel mit Erklärtem und Unerklärtem. Für mich ist dein Text aber so sehr zweiteres, dass mir ohne weitere Info der Zugang zum Text fehlt.
Möchte man das verhindern, könnte man überlegen, ob man irgendwo (Titel, Refrain) ein entsprechendes Infostückchen ergänzt.
 
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Im Kern:
Texte sind ja immer irgendwie ein Spiel mit Erklärtem und Unerklärtem. Für mich ist dein Text aber so sehr zweiteres, dass mir ohne weitere Info der Zugang zum Text fehlt.
Möchte man das verhindern, könnte man überlegen, ob man irgendwo (Titel, Refrain) ein entsprechendes Infostückchen ergänzt.
Eine sehr interessante Meinung.

Ich kenne derartige Sehnsucht nach mehr Tiefe. Oh ja!

Aber mit den Jahren beginne ich zwischen gelungener fremder Poesie und meiner eigenen Sehnsucht zu unterscheiden. Ich anerkenne fremde Einfälle von Herzen gern … und verarbeite andererseits gern offene Fragen künftig in eigenen Texten…bin, so gesehen, quasi dankbar dafür, wenn ein anregender Text meine noch unausgereiften Ideen mir nicht „stiehlt“…. ;)
 
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@hobz biz-zejt

Vielen Dank für Deine Sichtweise. Absolut nachvollziehbar. Ich kann deinen Wunsch nach Orientierung gut nachvollziehen. Gleichzeitig war mein Ansatz hier ein anderer: Ich wollte gerade diese Art von schwebender, fast richtungsloser Atmosphäre erzeugen. Vielleicht funktioniert es daher eher wie ein Stimmungsbild als wie ein traditioneller Songtext.

Die Idee war, eine Atmosphäre festzuhalten, die gerade durch ihr Unbestimmtes wirkt — wie ein Zustand zwischen zwei Momenten. Dass dir genau das fehlt, ist völlig verständlich; aber für mich war es Teil meines Verarbeitungsprozesses und ist es immer noch. Deswegen habe ich lange überlegt, es überhaupt zu posten - Deine Sichtweise ist sogar die, die ich am ehesten erwartet habe. Ich habe bei jeder Zeile etwas vor meinen Augen..

Ich kann Deine Meinung absolut nachvollziehen. Vielleicht funktioniert der Text nur fĂĽr den Verfasser selbst.
DANKE und LG!
 
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Noch ein kleiner Einwurf von mir,als ich gestern Nach von einem Freund nach Hause fuhr war dichter Nebel auf der Strecke,man wusste auch nicht so recht ,was als nächstes passiert.
Oder alte Pink Floyd Songs wie " Careful with that Axel Eugene" oder "One of These days"bein denen der Text nur aus einen Satz besteht haben sie doch eine unglaubliche Atmosphäre.
GrĂĽĂźe @HerzMusik
 
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Etwas gegenständlich im dunklen zu belassen hat was mysteriöses und regt zumindest meine Fantasie schon an.
Von daher funktioniert das schon...
 
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