Flohmarktfund, alte Schlaggitarre vermtl. Musima?

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Es ist schon eine Weile her, wo man auf den Flohmärkten das Eine oder Andere Schnäppchen machen konnte.
Aber da war wieder so eine Gelegenheit, von weitem sah ich es schon auf mich zukommen.
An einem Flohmarktstand, ein totaler Totalschaden, aber schön. Das einzige Problem war, dass es noch einen anderen
Interessenten gab, der versuchte auf die schnelle die Gitarre zu reparieren, die einen Totalschaden hatte.

Totalschaden heißt, der Gitarrenhals war vom Korpus komplett abgerissen bzw. abgebrochen.
Alles hing lose herunter, auch die Gitarrensaiten. Der Interessent vor mir versuchte es mit seinem Fachwissen
die Schlaggitarre zu reparieren, indem er den Hals und das Griffbrett an die Bruchstelle mit der Hand fixierte
und durch das aufschlagen der genannten Komponenten mit dem Korpus auf dem Betonboden,
das erhoffte Resultat herbeisehnte. Er hatte weltweit die effektivste Lösung gefunden?

Schaulustige am Stand, wunderten sich über die Methode des Profigitarren-Bauers.
Auch der noch Besitzer/Verkäufer, war davon nicht sehr angetan.
Lange Rede kurzer Sinn. Als Ersatzteillager oder Teilespender hätte ich an der Schlaggitarre noch Interesse.
Aber, wie gesagt, der Spezialist und Gitarrenprofi, war immer noch zu Gange und wunderte sich,
dass seine Methode nicht fruchtete.

Meine Augen blickten in den Himmel, lass' ein Wunder geschehen. So kann das nicht enden!
Da die Begutachtung immer noch wehrte, fragte ich den Verkäufer, was es denn für den Schrott noch haben möchte?
"Fünf Euro und Sie bekommen noch eine Lederimitat-Gitarrentasche dazu!"
"Wie, fünf Euro, für alles?" "Jep" Ich konnte es kaum glauben. Noch trennten uns die magischen Hände
des Mittfünfziger, der wahrscheinlich jeden Beruf ausüben kann, denn es weltweit auf unserem Planeten gibt.
Ich hoffte immer noch vom großen Glück!

Ich hoffte inständig, dass es den Korpus nicht unten zertrümmert hat.
Nein, endlich, er ließ von der Schlaggitarre ab und stellte die Reste der Schlaggitarre auf dem Boden ab.
Da ist die Gunst der Stunde. Ich ergriff sie, jetzt oder nie!
Drückte mich etwas an dem Mann mit den magischen Händen vorbei, nachdem er die Gitarre losgelassen hatte
und griff dann nach dem guten alten Stück.

Sofort wurde ich gemaßregelt: "Was mir einfallen würde in seine professionelle Verkaufsverhandlung einzugreifen?!"
Verkaufsverhandlung, so nennt man das? Ich nehme die Gitarre, ich bezahle die kaputte Gitarre, ich habe fertig die kaputte Gitarre
und gehe mit kaputter Gitarre von dannen. So macht man das und so einfach ist das! Wo ist da das Problem?

Zuhause habe ich dann, also als Laie, mit Holzkleber beide Teile (Griffbrett und Gitarrenkorpus) wieder mit Schraubzwingen
zusammen gefügt und insgesamt 48 Stunden trocknen lassen. Zur Sicherheit, da ich bedenken hatte, dass sich der Gitarrenhals
durch die Zuglast der Stahlsaiten wieder um 90 Grad abknickt bzw. reißt, habe ich mir noch ein verchromtes 1mm starkes Blech
zugeschnitten und beide Teile miteinander mit langen Schrauben noch fixiert. Die komplette Spannung der Gitarrensaiten
habe ich dann langsam über 2-3 Monate aufgebaut, bis ich auf der tieferen zweiten Saite per Stimmgabel den Grundton A erreicht hatte.

Das Ergebnis kann sich doch sehen lassen, oder? Für das erste Mal eigentlich recht gut und dieser Klang, wenn man mit dem Plektrum
über die Saiten streicht. Schade, dass ich von der defekten Schlaggitarre keine Fotos gemacht habe.
So fehlt der Vergleich oder besser gesagt von davor und danach. Beim nächsten mal denk' ich aber dran.

Übrigens musste ich im WorldWideWeb suchen, da ich keine Angaben über den Hersteller dieses Gitarrenbauers habe.
Es könnte aber eine MUSIMA JAZZ-/Schlaggitarre aus den 60er sein?

PS. Als Andenken habe ich natürlich im unteren Teil des Korpus die etlichen Macken, im Bereich an der rechten Gurthalterung,
durch den Profigitarrenbauer (erster Interessent) behalten. Das Verhältnis Griffbrett zum gesamt Korpus scheint etwas verschoben
bzw. ist in der Gesamtachse um 1-3 Grad nicht stimmig. Die Schlaggitarre hat sich in den ganzen Monaten aber um keinen Ton
bzw. Halbton verstimmt. Eine Meisterleistung von Gitarre. Herrlich!


SoloGuitarElectric, 05.05.2021
 
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Ich finde es immer lobenswert, wenn Instrumente gerettet bzw. restauriert werden :great:
 
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Ich betete und hoffte! Das war die Überschrift von mir.

Flohmarktfund, alte Schlaggitarre vermtl. Musima?​

Die Überschrift von dir peter55 ist perfekt!
 
Klarer Daumen nach oben (y)

Wie klingt denn die Schöne?
 
Klingt glasklar aber etwas 'blechern', nehme an, das hängt an der Holzart (Sperrholz).
Vergleiche das mit meiner Hohner Westerngitarre, die klingt wärmer und voller, kann aber auch an den Saiten liegen?
 
Saiten machen einen Teil des Sounds aus, aber die Jazzboxen sollen ja gar nicht "voll" und "warm" wie eine Westerngitarre klingen. Und viel Sustain wäre bei dem Einsatzzweck auch nicht unbedingt zu erwarten. Der Korpus ist auch dünner.
 
Hallo,
das ist keine Musima, bin mir ziemlich sicher, daß es eine Höfner 449 ist.
 
Habe auch mal im WWW-Netz nachgeschaut, sieht aus wie eine Höfner 449.
An der Schlaggitarre gibt es keine Beschriftung (Aufkleber) mit einem Hinweis, das Schlagbrett ist nur in plastik weiß gehalten
und der Kopf (Holz) ist schwungvoller bearbeitet. Das sind die Merkmale die bei meiner Schlaggitarre anders sind.
 
Der Kopf passt IMHO nicht zu einer Höfner. Dort, wo Höfner asymmetrische Köpfe genutzt hatte (Violin Bass z.B.), sind diese runder in den "Ecken".
 
Hallo rw,
Höfner hat diesen Kopf (ich nenn den "Schmetterlingsflügel) teilweise noch bis Anfang der 60er benutzt, und nach und nach durch den Gibson-ähnlichen Head ersetzt.
Was mich allerdings an der vorgestellten Gitarre erstaunt, ist, daß sie komplett ist. Die Schlagbretter wurden meist abmontiert - und oft durch Pickupplatten ersetzt.
Archtop evtlHöfner.jpg
 
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Ah, wieder was gelernt, danke. Ich kannte asymmetrische Köpfe zwar auch vom Bass und einigen Archtops (Jazzica etc.), hatte aber den Eindruck, dass diese "oben rechts" runder und nicht so scharf ausgezogen waren, wie hier.
 
Mal unabhängig davon um welches Modell es sich handelt:

Zur Sicherheit, da ich bedenken hatte, dass sich der Gitarrenhals
durch die Zuglast der Stahlsaiten wieder um 90 Grad abknickt bzw. reißt, habe ich mir noch ein verchromtes 1mm starkes Blech
zugeschnitten und beide Teile miteinander mit langen Schrauben noch fixiert.

Unzählige Gitarren aus dieser Zeit die eine schlechte Hals-Korpus-Verbindung hatten sind durch solch dilettantische Laienreparaturen entwertet worden.

Da wäre es besser gewesen vorher hier mal nachzufragen wie in so einem Fall vorzugehen ist.

Die komplette Spannung der Gitarrensaiten
habe ich dann langsam über 2-3 Monate aufgebaut, bis ich auf der tieferen zweiten Saite per Stimmgabel den Grundton A erreicht hatte.

Wozu das gut sein soll ist mir auch ein Rätsel.
 
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Super.
Ein sehr schönes Instrument.
Hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Ich habe auch schon einige Gitarren restauriert.
Mittlerweile übe ich wieder mehr als ich an Instrumenten "rumbastle".
 

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