Foto Nachbearbeitung und RAW Entwicklung - Inspirationen und Vorgehensweisethread

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Lieber Musikerboard Leser

Angestossen hat diesen Beitrag hier von @malesch, der für diese Milchstrassenfoto wissen wollte, wie die Entwicklung bzw Nachbearbeitung aussieht, und da das ganze nicht sonderlich kompliziert und aufwendig war, zeige ich euch hier im nächsten Post die Einzelschritte die ich bei der Entwicklung des Fotos gemacht habe.

Dieser Thread hier soll uns hier Gelegenheit bieten, uns über dieses Thema offen und positiv auszutauschen, Inspirationen mitzunehmen und neues auszuprobieren.
und jeder ist herzlich eingeladen hier seine Tips und Tricks uns vorzustellen.
 
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Um dieses Foto geht es hier, das ist meine abgeschlossene Bearbeitung:

DSC09101-Kopie.jpg


Das Foto ist mit einer normalen Sony A7III gemacht, als Objektiv kam das Sony FE 14mm 1.8 Objektiv zum Einsatz. keine Nachführeinheit, ein Einzelbild, und natürlich auf einem Stabilen Stativ.
Wenn man keine Fernbedienung zur Hand hat, am besten die Auslöseverzögerung auf 2 oder 5 Sekunden einstellen, für eine Verwacklungsfreie Aufnahme.

Daten zur Belichtung:

Belichtungszeit 20sekunden, eigentlich ist das schon zu lange wenn man ohne Nachführeinheit belichtet, allerdings geht es sich bei 14mm Brennweite noch so gerade aus, das wenn man das Foto runterrechnet und nicht in 1:1 zeigt, das die Sterne wie punkte erscheinen, wenn ich das Original nehme und hier auf 100% reinzoome, sind die Sterne schon nicht mehr leicht punktförmig, allerdings wollte ich in diesem Fall die Belichtungszeit aufs maximum ausreizen, ohne Nachführeinheit.
Die Blende hatte ich auf f1.8 eingestellt und den ISO Wert auf 640

.
Fokus: Manuell
Weissbalance: Tag (eigentlich fast egal was man einstellt, nur bitte nicht Automatik)

Zum Iso Wert.

Viele moderne Kameras habe ein Natives Dual ISO System, checkt mal ob eure Kamera das auch hat.

ISO verbindet man als erstes mit dem Bildrauschen, es beeinflusst aber auch die Dynamik des Sensors. (am besten schaut ihr euch hierführ die entsprechenden Diagramme eurer Kameras an)
Bei meiner Kamera, der Sony A7III ist es so, das es den ersten ISO Bereich gibt, der von 100-500 geht, bei ISO 100 hat sie die beste Dynamik und das geringste Rauschem.

Der Zweite ISO Bereich geht dann von 640-zur höchsten Einstellung.

Das Interessante am Zweiten ISO Bereich ist allerdings, das das Rauschen exakt gleich bleibt, je nachdem welchen ISO Wert man verwendet, ob 640 oder 2000 oder 6400, diese Bilder haben das gleiche Rauschen, allerdings eine natürlich hellere Ausgangsbasis je höher der ISO Wert, aber nachteilig damit auch eine geringere Dynamik.

Bisher habe ich (fast) alle meine AstroFotos immer mit ISO2000 gemacht, das hat vorallem den praktischen Grund das ich so vorort schon eine recht gute Vorstellung von der Komposition bekomme da mein Vorschaubild das schon recht anzeigt.
Wenn ich nun mit ISO640 das Bild mache, ist das Vorschaubild wesentlich dunkler.

Warum habe ich dann von ISO640 auf ISO2000 gewechselt?


1) wegen der höheren Dynamik
aber vorallem


2) weil bei ISO2000 das Risiko das sehr helle Elemente ausbrennen und überbelichtet werden, deutlich höher ist als bei ISO640, und die Sterne oder helle Planete neigen dazu überbelichtet zu werden.
spielt das in der Praxis eine grosse Rolle?
Wnn ich mir meine Aufnahmen ansehe und zwischen ISO640 und ISO2000 vergleiche, kann es sein das die Sterne bei ISO640 ein klein wenig feiner und runder aussehen, als bei ISO2000, wenn man das Bild dann aber runterrechnet um es im Netz zu zeigen, wird man davon nicht mehr viel merken.
und der Vorteil von ISO2000 ist wie gesagt, das man schon beim Vorschaubild in der Kamera einen ganz guten Eindruck vom Foto bekommt



So, nun zur entwicklung des Fotos, Ich verwende zum Entwickeln meiner Fotos Adobe Camera Raw über die Adobe Bridge, was ziemlich ähnlich dem ist wie Adobe Lightroom funktioniert




1) Das hier ist die Rohaufnahme, wie ihr seht, recht dunkel und man sieht fast nichts: (Die Aufnahme in ISO2000 wäre schon deutlich heller)

01.jpg




2) im nächsten Schritt ziehe ich mal den Belichtungsregler hoch, damit das Ausgangsbild etwas heller ist und wir etwas sehen

in diesem Fall auf +3

02.jpg


man kann nun schon die Milchstrasse und einige Details einigermassen erkennen

3) nun mache ich den manuellen Weissabgleich, dazu verwende ich den Weissabgleichpicker und ziehe ein Rechteck im Bereich des Himmels auf, in dem sich nicht die Milchstrasse befindet und der neutral Schwarz sein soll
03.jpg


4) nun drücke ich einmal in Adobe Camera auf den AUTO Knopf in der Belichtung,und stelle per Hand die Belichtung wieder auf +3 und regle die einzelnen Belichtungregler für die Tiefen, Höhen, Schwarz und Weiss ein wenig nach Gusto nach.

04.jpg


5) nun widme ich mich den nächsten Einstellungen, nämlich Struktur, Klarheit und Dunst entfernen

Dunst Entfernen hebe ich ziemlich stark an, auf +34

mit der Struktur gehe ich im Gegenzug auf -19 runter, weil mir durch das Dunst Entfernen die Sterne etwas zu dominant geworden sind

05.jpg

Man sieht damit kommt die Struktur der Milchstrasse nun schon wieder etwas deutlicher raus, dieses Dunst Entfernen Werkzeug ist hier wirklich der Bringer.


6) nun gehts weiter zu den Masken
Ich erstelle eine runde Maske rund um die Milchstrasse und dunkle damitden Bereich aussen rum ein ganz wenig ab (-0.35 in der Belichtung)
, damit lenke ich den Fokus dezent auf die Bildmitte zur Milchstrasse

06b.jpg


06.jpg


7) die nächste Maske, hier wieder eine runde Maske um die Milchstrasse, und ich hebe die Belichtung und Weis an, aber auch erneut Dunst Entfernen, Klarheit werden nochmal ordentlich angehoben, im Gegenzug die Struktur wieder etwas runter

07.jpg


8) nun kommt der "Dodge& Burn Prozess, hierführ nehme ich das Pinselwerkzeug, stelle es auf ganz minimal heller, nehme einen Pinsel mit einer ganz weichen Kante, und fahre damit grob die Hellen Bereiche der Milchstrasse nach, das mache ich um diese ein ganz klein wenig mehr zu betonen, dann nehme ich einen weitere Pinsel, stelle ihn auf etwas dunkler, und fahre den dunklen Kern etwas nach, das mache ich damit diese Bereich ein klein wenig mehr Kontrast bekommen

08.jpg


9) nun nehme ich einen weiteren Pinsel zur hand, und mache damit den Vordergrund eine kleine Spur heller, vorallem die Strasse, und stelle für diesen auch den Weissabgleich so ein das es ein wenig kühler wirkt


09.jpg


10) nun nochmal eine Runde Maske im gesamten Bereich des Himmel, erneut ein klein wenig mehr Kontrast und Helligkeit damit die Michlstrasse nochmal ein bisschen deutlicher raussticht:
10.jpg





11) nun finde ich, das Bild könnte noch etwas mehr Farbe und Sättigung vetragen, und ziehe die entsprechenden Regler dafür etwas noch


11.jpg


12) die Entwicklung in Camera Raw ist nun fertig, ich öffne das Bild in Photoshop, mache den Zuschnitt, und retuschiere die Linie in der Strasse weg weil sie mich stört, dann denke ich erneut, könnte noch etwas mehr Farbe vertragen und mache nochmal eine Kleine Anpassung mithilfe des Farbton Sättigungs Werkzeug, und ich retuschiere noch die Fluzgeuge raus, die mir hier durch die Aufnahme geflogen sind.



13) ich rechne das Foto runter auf Ausgabeformat (1200px) und speichere es als JPG ab um es wie zb hier im Musiker-Forum, zu posten

D

Das fertige Resultat ist das Bild hier:
DSC09101-Kopie.jpg



Diese Schritte sind typisch für meine Astrofotoentwicklung für Einzebildaufnahmen und gehen mir daher schon quasi automatisch ohne viel nachzudenken von der Hand.
Trotzdem ist kein Bild ist gleich und die Werte die ich verwende, varieren jedes mal.

 manchmal mache ich noch mehr Masken wenn ich noch mehr Kontrast haben will
Man sieht, es sind viele aber jeweils aber eher kleine Schritte, die aber im Gesamten doch eine ordentliche Veränderung zum Ausgangsbild bewirken.

Zusätzlich kann man natürlich auch noch in Betracht ziehen, bevor man das Bild ausgibt das man es entrauscht. mich Persönlich stört das Rauschen hier nicht, aber ich hab auch schon Feedback dazubekommen das man das doch auch hätte entrauschen können.. stimmt, ist halt auch Geschmacksache. und mann kann auch das Bild noch einen tick nachschärfen zb
Oder zb mit Color Grading Funktionen arbeiten um dem Bild noch einen gewissen Farblook zu geben.



Wenn man nun anfängt mehrere Aufnahmen zu machen und diese zusammenzubauen, wird der Aufwand für die Entwicklung und Nachbearbeitung ungleich deutlich höher.

Das waren die Schritte für dieses Bild, ich hoffe ich konnte euch hiermit einen interessanten Einblick in die Nachbearbeitung und Entwicklung dieses Milchstrassenfotos geben und auch eine kleine Inspiration sein, das selber auch mal auszuprobieren.

Bei Fragen dazu, gerne melden :)

Liebe Grüsse
Chris
 
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Sehr schöne und gut verständliche Anleitung!
 
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Ein Kracherbild gleich zum Anfang ... eigentlich nicht zu toppen.
Aber darum geht's eigentlich auch gar nicht (für mich zumindest).
Einfach mal darstellen, was man mit Fotos machen kann um sie nach eigenem Geschmack zu einem Bild zu gestalten.
Ich habe mal was sehr einfaches rausgesucht. Kennt wahrscheinlich jeder ... zu hell und zu dunkel. Und das in einer Aufnahme.
Früher wohl mehr ein weiteres Stück für die Schublade ... aber es erstaunt mich immer wieder was dann doch noch herauszuholen ist.
Was ich gemekrt habe: es ist wichtig, rechtzeitig mit der Nachbearbeitung aufzuhören. Da habe ich noch Defizite ;-)

Hier mal ein Schnappschuss aus einem Bunker am Meer ... Zeit hatte ich nicht viel ... das Boot war schön in der Mitte des Bildes und blieb leider nicht stehen.
Deswegen schnell auf den Auslöser.

Das hier ist das Urfoto.

_HK_0829.jpg


Himmel und Meer sind gut ausgeleuchtet, aber die Bunkermauern sind einfach nur zu dunkel.
Ich arbeite mit dem Programm ACDSee
Dort habe ich im Entwicklungsmodus einen Licht-EQ und der ist wie ein Musiker-EQ aufgebaut.
IMG-20240507-WA0000.jpg

Mit diesem Werkzeug kann ich die Belichtung von hell bis dunkel hochziehen oder abdunkeln. Und zwar jeweil in 9 Lichtstufen
So kann ich getrennt verschiedene Helligkeiten regeln. Wenn man das übertreibt kann das zu ziemlich skurrilen Ergebnissen führen.
Im "Bearbeitungs-Modus" des Programms kann ich sogar mit einem Pinsel die Bereiche zum "umbelichten" markieren.

Was ich nocht gemacht habe: das Bild etwas drehen ... ein schiefer Horizont ist wie ein totes Tier am Wegrand.
Man will es nicht sehen, aber man kann nicht weggucken ;-)

_HK_0829_1.jpg


Hier hätte ich aufhören können (müssen) ... aber ich sagte ja: da habe ich Defizite ;-)

Ich war der Meinung: zu viel Bunker. Das "Fenster" ist der Blickfang und sollte mehr werden.

_HK_0829_2.jpg


Jetzt wußte ich das da bunte Graffities sind, aber zu dunkel.
Also nochmal das Licht angemacht und das Bild noch mal etwas aufgehellt.
Auch den Himmel und das meer, denn alles andere hätte unnatürlich ausgesehen.

Das ist das Resultat von dieser recht einfachen Nachbearbeitung.

_HK_0829_3.jpg



Gewiss kein Meisterwerk, aber für mich habe ich aus einem "Schubladenfoto" noch so viel rausholen können, um hier im Fotothread sogar ein paar Sterne zu bekommen (waren das sogar 12?) :)

Ich finde es Klasse das exoslime den Thread hier eröffnet hat und aus seinem Nähkästchen plaudert.
Ich möchte für meinen Teil noch anbieten: wenn jemand von euch eine Idee hat, wie er/sie sich Bilder von mir besser vorstellen könne ... ich schicke Dir das Original, Du machst was draus und stellst es hier rein.

Bis hierher ... ich Danke für eure Aufmerksamkeit :)
 
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jeder ist herzlich eingeladen hier seine Tips und Tricks uns vorzustellen
Ich war mal ein paar Jahre ziemlich infiziert von der Knippserei, auch analog obwohl es schon lange out war. Das ging soweit dass ich selbst SW-Filme entwickelt habe, aber auch auch HDR und DRI Bilder aus Belichtungsreihen waren mein Ding. Damals schon hab ich mich täglich mit Photoshop und RAW beschäftigt und bin dann durch dieses Tutorial ganz weg von der HDR-Sache gekommen, die A7 hatte ja auch schon einen großen Dynamikbereich, so dass ich HDR/DRI eigentlich gar nicht mehr brauchte.


View: https://youtu.be/eneyl4KS99A?feature=shared
 
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eine ähnliche Situation wie @Malesh bei seinem Bunker am Meer Foto habe ich hier auch gehabt, draussen sehr hell und innen stockdunkel, wolte aber trotzdem etwas Zeichnung im Schatten haben, also habe ich mich hier für eine sogenannte Belichtungsreihe entschieden.

die Kamera macht dabei 3 Fotos, eine normal belichtete, und eine unter und eine überbelichtete. in den Einstellungen kann man oft einstellen wie viel über und unterbelichtet, bei mir ist es mit 2.0EV (2 Blendenstufen) eingestellt.

in diesem Fall habe ich dann 2 Fotos daraus verwendet
1) nämlich die überbelichtete (für die Zeichnung und Details im Rauminneren) und
2) die Normalbelichtete zusammengerechnet

(Lightroom/Adobe Camera Raw beide Dateien markieren: zu HDR zusammengefügt: https://helpx.adobe.com/at/lightroom-classic/help/hdr-photo-merge.html )

das 3te Bild, die unterbelichtete, war in diesem Fall nicht nötig, weile ich meine Belichtung so eingestellt habe, das im Aussenbereich nichts ausbrennt, anders wäres es gewesen wenn es draussen zusätzlich noch einen sehr hellen Bereich gegeben hätte und diese in der normalen Belichtung ausgebrannt gewesen wäre, dann hätte ich die unterblichtete Datei mit in die Berechnung einfliessen lassen um auch dort wieder Zeichnung und Details ins Bild zu bekommen

Nach der Verrechnung erhält man dann eine RAW Datei mit erhöhtem Dynamikumfang (daher HDR), hat aber bis auf die Bezeichnung mit den überzeichneten HDR Bilder aus den 2000er Jahren relativ wenig gemeinsam

Wenn ich eine Belichtungsreihe mache, stelle ich die die Belichtung an der Kamera eigentlich genau so ein das das Hauptmotiv korrekt belichtet wird, aber man eben dann noch mehr Dateninformation für die Tiefen, aber auch die Lichter zur Hand hat.

Das Foto ist übrigens mit der kleinen kompakten Sony RX100M5A entstanden, diese hat einen geringeren Dynamikumfang als zb eine grosse Vollformat Kamera wie die Sony A7III, und gerade in dunklen Bereichen schnell ein Rauschen im Bild. die Belichtungsreihe hilft dabei, das man dadurch wieder weniger Rauschen und mehr Details in die Schattenbereiche bekommt.
Gefühlsmässig hätte ich bei diesem Motiv mit meiner Sony A7III gar keine Belichtungsreihe machen brauchen und hätte auch hier noch genügend Information aus den Schattenbereichen im RAW Material enthalten gehabt.

DSC08637.jpg


Aufpassen bei Belichtungesreihen muß man, wenn man bewegte Objekte im Bild hat, es reicht schon ein klein wenig Wind der einige Äste oder Gräser zum wackeln bringt, und so für seltsame Artefakte und Unschärfe bei der Zusammenrechnung sorgt.
 
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