Es kommt ja immer ein wenig auf den Einsatzzweck an.
Bei mir sind das hauptsächlich zwei:
Einmal Clubgings, kleine Festivals etc. mit mehren Bands an einem Abend und meist nur kurzem Linecheck beim Umbau zwischen den Slots. Da muss es schnell gehen.
Und dann die Nummern mit festen Bands die ich betreue, da hat man i.d.R. beim Gig genug Zeit, um alles sauber vorzubereiten und zu "entwickeln", und wenn das Setup dann mal steht, sind beim nächsten Gig auch nur minimale Korrekturen erforderlich.
Im ersten Fall muss es einfach schnell gehen. Da sind mir so viele Bedienelemente wie möglich wichtig. So wie ich beim PC beim Programmieren etc. oft sage "ein gutes Programm ist eins, wo ich keine Maus brauche, mit der ich unnötigerweise ständig zwischen zwei oder drei Feldern hin und her springen muss", so verhält es sich da auch beim Pult. Unnötige "Tipperei" ist "tödlich", es muss schnell gehen. Daher setze ich da meist auf die oft verhasste Soundcraft Si Expression (3), da habe ich massig Fader die ich frei belegen kann, und neben einem "Fat Channel" mit Encoder für jeden Parameter von EQ und Kompressor eben auch eine ganze Reihe Encoder über den Fadern, mit denen ich Dinge wie Hochpass und Gain bei mehreren Kanälen in Folge einstellen kann, ohne diese extra zu selektieren. Das bringt schon gut Geschwindigkeit rein. Allein die paar Sekunden, wo selbst der professionelle Musiker mal eben "rumklimpert", um kurz zu schauen, ob der Amp spielt, reichen mir da oft schon, um die Gainstruktur entsprechend aufzubauen und einen ersten Mix zurechtzuschieben. Das geht längst nicht mit allen Pulten in der Form - witzigerweise sogar mit Tablet-Unterstützung noch eher, weil ich da ja in der Übersicht auch meist auf sehr viele Parameter gleichzeitig Zugriff habe, im Falle von z.B. Mixing Station auch mit individuell anpassbarem Layout.
Und dann gibt es eben Fall zwei. Und den sehe ich ja bei euch eigentlich auch. Wenn ich da eine Band mit mehr oder weniger fester Besetzung habe, dann brauche ich die Show ja nicht jedes Mal von Null weg aufzubauen. Und ich weiß auch was mich erwartet, muss also nicht soo extrem flink reagieren können. Bei der Hochzeitsband hab ich auch zwei X32 Producer im Einsatz. Wobei Hochzeiten halt auch immer speziell sind. Da braucht mal ein Gast eben das Mic für ne Ansage, stellt sich aber ne halben Meter vor die Boxen und macht dann auch noch prompt auf "Bauchredner", parallel soll dann wenn er das und das sagt irgendein Einspieler losgehen usw.
Da muss man eben immer eine Hand am Fader haben, und - ganz wichtig! - eben parallel auch gucken können, was denn grade tatsächlich passiert. Diese "blinde" Bedienung ist mit einem Tablet kaum möglich.
In allen anderen Fällen, also wenn die Band auch wirklich mal zum Zug kommt

mache ich aber sehr viel übers Tablet. Da geht das dann. Und das seh ich bei euch eben auch. Wenn der Grundsound mal steht, ist das in der Regel alles nicht mehr brutal "mix-intensiv". So Spielereien wie Tap-Delays etc. kann man eh nur sinnvoll nutzen, wenn man nicht selber mischt, sondern sich ein Techniker drum kümmert. Und der kann sich die berühmten "Money-Channels" plus Effekte inkl. deren Mutes ja easy auf einen entsprechenden Layer am Tablet legen, sodass er beim nächsten Song schnell auf ggfs. andere Gegegenheiten reagieren kann.
Ich denke, wenn man sich in der Behringer-Welt bedienen will, wäre ein X32 Rack oder Producer gut. Selbst beim Rack ist ja eine Notbedienbarkeit im Falle von Netzwerkproblemen oder streikendem Tablet gegeben. Toll ists nicht (bei anderen Pulten mit wenig Reglern und/oder nur Touch aber auch nicht), aber man kriegt den Job irgendwie fertig erledigt.
Wenn es das Budget hergibt, ist ein X32 Compact sicher auch nett. Hauptvorteil neben den Channeldisplays (die mir persönlich! aber gar nicht soo wichtig sind) sind tatsächlich die 6 zusätzlichen Buttons für die Mutegroups. So muss ich da nicht die User Defined Keys dafür verbraten und kann die z.B. für schnelles Sends on Fader nutzen. Dann ist das ein angenehmes Arbeiten, auch wenn es mal schneller gehen muss.
X-Touch am X32 Rack ist auch eine nette Lösung, kann sehr viel nativ und wenn man es individueller haben will, kann man noch Mixing Station dazwischenschalten. Bei beiden Lösung geht die Hardware-Remote sogar zur Not über WLAN. Würde ich aber nicht machen, wenn alles davon abhängt. Habe dann immer noch irgendwie einen Haverielaptop neben der Bühne stehen.
Und es gehen halt keine Audio I/Os vom FOH mit der reinen Ethernet-Remote-Lösung. Dann muss man eben doch wieder auf ein "echtes" Pult plus abgesetzter Stagebox und entsprechender Leitung dazwischen setzen.
Und die Remotebarkeit war damals auch ein Thema, das bei der Hochzeitsband einzusetzen. Mir fällt nichts ein, was nicht Remote geht. Das war vor 10 Jahren noch was ganz anderes. Soundcraft, Presonus...uiuiui. Bestensfalls ging wenigstens ein Teil direkt per Netzwerk (dann aber oft nur via iPad-App, nicht von Android oder Windows), bot aber dann trotzdem oft nur absolut rudimentäre Möglichkeiten ohne Mutegruppen, Effektparameter etc. und teilweise gab es wiederum nur PC-Software und die Verbindung erfolgte über USB oder Firewire, alles nicht der Hit.
Mittlerweile haben natürlich A&H, Yamaha und Co. hier massiv nachgezogen, sodass überall eine gute Remotebarkeit gegeben ist.