Französischer Klavierbauer Pleyel hat sein Werk geschlossen

McCoy
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Der französische Klavierbauer Pleyel hat sein Werk geschlossen. Pleyel-Instrumente waren unter anderem von Chopin und Liszt sehr geschätzt. In den letzten Jahren haben sie wohl versucht, im Luxusbereich Fuß zu fassen, was aber wohl nicht in ausreuchendem Maß funktioniert hat. Ganz aufgeben wollen sie offenbar aber noch nicht. Mehr dazu hier:

http://www.badische-zeitung.de/kult...tzter-klavierbauer-pleyel-schliesst-sein-werk

Viele Grüße,
McCoy
 
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Ja, solche Nachrichten sind immer traurig, obwohl Ende von Pleyel ja bereits im November angeküdigt wurde.

Interessant sind allerdings Leser-Reaktionen auf die diesbezüglichen Internet-Artikel von "Le Monde".
Da wird stellenweise geklagt, die Qualität der Pleyel-Klaviere habe in den letzten Jahrzehnten sehr abgebaut, sie kämen einfach nur "funktionierend", aber nicht "harmonisiert" aus den Fabriken - vor 50 Jahren sei das alles noch ganz anders gewesen.
Franzosen (!) beklagen also die französische Fertigungsqualtiät, die sich mit Konkurrenten wie Schimmel oder Yamaha messen lassen müsse, denn Pleyel sei nie ein Billig-Anbieter gewesen, sondern habe sich stets auf gehobenem Nieveau bewegt. Die Behauptung, Produkte aus China oder Korea seien hauptsächlich schuld (wie in den Artikeln zu lesen ist), wird deshalb von einigen nicht so recht "geschluckt".

Trotzdem: Wieder ein großer Name weniger :(. Vielleicht taucht er ja bald auf fernöstlichen Produkten wieder auf?

Viele Grüße
Torsten
 
Der französische Klavierbauer Pleyel hat sein Werk geschlossen.

Sehr traurig. Hier besteht tatsächlich die Gefahr, daß das immer so weiter geht, bis dann irgendwann alle nicht CAD-designten Klaviere ein Ding der Vergangenheit sein werden. Man kann ja über die teilweise Trägheit und den Konservativismus des traditionellen Klavierbaus sagen, was man will: hunderte Jahre an kunsthandwerklicher Erfahrung *ohne Computer* sollten wirklich nicht eilfertig (oder unter bloß ökonomischem Druck) einfach so weggeworfen werden.
Bei Ibach war es ja ähnlich: zuerst gegen Ende der 90er Jahre die versuchte Kooperation mit einem asiatischen Hersteller, dann der Mißerfolg dieses Joint Venture, dann die Schließung der Ibach-Produktion in 2007. Und Ibach war immerhin der älteste deutsche Klavierbauer, mindestens zwei Menschengenerationen älter als Steinway & Sons.
Was mich an all dem stört, ist nicht der Weltmarkt, oder "die Globalisierung" als solche, sondern daß derzeit so viele Hersteller zu meinen scheinen, daß "jeder gegen jeden" mit kreativer Konkurrenz gleichzusetzen ist. Damit ist es eigentlich auch keine rein ökonomische Angelegenheit mehr, sondern eher eine des sozialen Bewußtseins. Also nicht "ob" (gegeneinander vs. miteinander) konkurriert wird, sondern "wie" konkurriert wird.

Nachtrag: man sollte hier vielleicht auch nicht vergessen, was so alles im Instrumentenbau steckt - an essentiellen Kulturtechniken. Das ist fast alles nur mündlich überliefert worden, und nicht mal ansatzweise vollständig technisch dokumentiert (Ergebnis eines Gesprächs vor zwei Jahren mit einem befreundeten Klavierbaumeister). Je mehr traditionelle Instrumentenbauer also dichtmachen, desto mehr kulturtechnisches Wissen könnte der Menschheit somit verloren gehen. Diese neuzeitliche Tendenz, sich den vermeintlich "unbeirrbaren Marktkräften" vollständig zu unterwerfen, zerstört also potentiell echte (und mithin unwiderbringliche) Kulturtechniken. Eines ist sicher: es wird ein post-digitales Zeitalter geben. Die Frage ist nur, wieviel von dem kulturellen Wissen des prä-digitalen Zeitalters dann noch allgemein verfügbar sein wird.
 
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Luxusflügel für 200000 Euro? Wer derartig an Realitätsverlust leidet, hats nicht besser verdient. Sollen sie doch ersticken an ihren Luxusflügeln. Ein Klavierbauer, der was auf sich hält, sollte Instrumente bauen, die auch gespielt werden.
 
Luxusflügel für 200000 Euro? Wer derartig an Realitätsverlust leidet,.

Wieso Realitätsverlust?
Ein Klavierbauer, der ein solches Instrument verkauft, verkauft doch mit einem solchen Super-Instrument in aller Regel noch viele außerdem hergestellte, erheblich preiswertere Instrumente, die von der äußerst hohen Qualität des "Spitzenformats" nur profitieren können. Sowas sind Meister-Instrumente, die durchaus ihre Daseinsberechtigung haben.

Natürlich: es gibt schon auch mal den einen oder anderen neureichen Angeber, der sich ein Luxusinstrument als reines Statussymbol kauft, ohne aber selbst drauf zu spielen. Oft werden dann aber - und sei es wiederum aus Statusgründen - Hauskonzerte veranstaltet, denn die ach so bösen, geldgierigen Leute haben meist auch ganz ansehnliche Räumlichkeiten und laden dann gern mal Musiker ein, die sie dann auch vernünftig bezahlen können.

Wo willst du denn die Grenze ziehen, ab der ein Klavier an sich nur noch "realitätsverlustfördernd" und daher gewissermaßen abzulehnen wäre?
20.000 €? 50.000 €?
 
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Ich zitiere den Artikel:
Seit 2007 baute Pleyel nur noch Instrumente der Spitzenklasse. Wurden Ende der 1990er Jahre rund 2000 Klaviere im Jahr verkauft, entstanden zuletzt nur noch zwanzig Luxusflügel, für die man Designer wie Andrée Putman oder Michele De Lucchi gewann. Es sind Flügel-Kunstwerke, gebaut für Yachtbesitzer oder Kunden aus Saudi-Arabien.
Von "außerdem hergestellten, erheblich preiswerteren Instrumenten", auf die du dich beziehst, ist da keine Rede. Seit 2007 nur noch Luxus.

Wann hat hier eigentlich jemand aus dem Forum zum letzten Mal auf Einladung eines Scheichs in Saudi-Arabien gespielt? ... Irgendwer? :D
 
Ich zitiere den Artikel:
Von "außerdem hergestellten, erheblich preiswerteren Instrumenten", auf die du dich beziehst, ist da keine Rede. Seit 2007 nur noch Luxus.

Ich hatte das schon genau so gelesen.
Ich finde immer noch, daß man sich die ganze Geschichte eines Unternehmens ansehen sollte, und nicht nur "wie Firma X seit einigen Jahren 'performt'".
Luxus-bashing ist m.E. und so gesehen müßig. Erstens hilft es nix, und zweitens nutzt es nix.
Falls du also Klavierbauer bashen willst, wieso dann nicht die Sparheimer, deren plastikversorgte Grotten nach zehn Jahren Schrott sind?

Außerdem: falls du - sagen wir - 100 Millionen € auf deinem Konto hättest, würdest du möglicherweise anders über Firmen wie "Pleyel nach 2007" reden.
Alles eine Frage der Perspektive, oooooder? :D

[ edit ] Und meine Frage nach der Preisgrenze hast du leider noch nicht beantwortet. *gewinnendlächel*
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte das schon genau so gelesen.
Ich finde immer noch, daß man sich die ganze Geschichte eines Unternehmens ansehen sollte, und nicht nur "wie Firma X seit einigen Jahren 'performt'".
Luxus-bashing ist m.E. und so gesehen müßig. Erstens hilft es nix, und zweitens nutzt es nix.
Falls du also Klavierbauer bashen willst, wieso dann nicht die Sparheimer, deren plastikversorgte Grotten nach zehn Jahren Schrott sind?
Die bashe ich schon auch noch, ggf. an anderer Stelle. ;) Neben der Geschichte des Unternehmens würde ich vor allem auf die Zukunft und den eingeschlagenen Weg schauen. Eine glorreiche Historie ist aller Ehren wert, wenn darauf aufgebaut wird. Wird sie allerdings nur als Aushängeschild benutzt, ohne in der selben Richtung weiterzugehen, finde ich sie wertlos (bezogen auf aktuelle Produkte). Man sieht halt hier eine leider typische Entwicklung, dass es nur noch um Luxus, Status, etc. geht, eine Entwicklung, die ich einfach nicht gutheißen kann, sowohl bei Instrumenten als auch in anderen Bereichen des Lebens, z.B. normale Wohnungen baut kein Mensch mehr. Es geht nur noch um "Luxusappartments" ...

Außerdem: falls du - sagen wir - 100 Millionen € auf deinem Konto hättest, würdest du möglicherweise anders über Firmen wie "Pleyel nach 2007" reden.
Alles eine Frage der Perspektive, oooooder? :D
Offen gestanden, nein. Hypothetisch: Das Instrument meiner Wahl wäre ein kurzer Bösendorfer, so an die zwei Meter lang, sowie der passende Raum dazu. ;) Zumindest der Flügel läge im Bereich von ca. 70.000,- Euro. Vielleicht würde ich aber auch einfach mein Klavier behalten. Naja, jedenfalls würde das jetzt sehr philosophisch werden, aber nicht aus jedem Multimillionär wird gleich ein Geissen.

[ edit ] Und meine Frage nach der Preisgrenze hast du leider noch nicht beantwortet. *gewinnendlächel*
Eine genaue Zahl gibts da nicht, aber die genannten 200.000,- Euro im Artikel zeigen, dass sich Pleyel besonders durch genau diesen Umstand von allen anderen Herstellern abheben wollte, die sich auch im High-End-Bereich bei etwa der Hälfte bewegen, unabhängig vom Umstand, ob sie auch Instrumente der 30.000,- Euro Klasse im Programm haben.
 
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Der französische Klavierbauer Pleyel hat sein Werk geschlossen. Pleyel-Instrumente waren unter anderem von Chopin und Liszt sehr geschätzt. In den letzten Jahren haben sie wohl versucht, im Luxusbereich Fuß zu fassen, was aber wohl nicht in ausreuchendem Maß funktioniert hat. Ganz aufgeben wollen sie offenbar aber noch nicht.
Diese Nachricht haben wir alle seinerzeit mit ganz großem Bedauern zur Kenntnis nehmen müssen. Pleyel hat wirklich alles versucht das Unternehmen zu retten. Zwischendurch wurde die Produktion auch mal nach Braunschweig (Schimmel) ausgelagert. Pleyel war eines der wenigen Unternehmen, die halt nicht in Asien haben produzieren lassen. Der französiche Klavierbau war lange (mit Erard) führend. Heute noch werden die Instrumente aus der Zeit (sofern noch erhalten) gerühmt und wenn es geht irgendwie noch am Leben gehalten. Wobei Pleyel sich - im Gegensatz zu Erard - früh dazu entschloß die kreuzsaitige Bespannung anderer Hersteller zu übernehmen. Erard hielt noch lange an den Gradsaitern fest ;) Was beide Hersteller auszeichnete, waren außergewöhnlich schön verzierte Instrumente und fein ausgearbeitete Mechaniken. Ganz hohe Kunst des Klavierbaus, vor der man heute noch den Hut ziehen muss.
Sehr sehr schade, dass Pleyel nun sein Werk für immer schließen muss.

Was die Preise für die Luxusflügel angeht und der Versuch sich darüber zu retten, möchte ich anmerken, dass es schnuzenpiepenegal ist, wer bereit ist soviel Geld für einen Flügel auszugeben. Davon ab, dass andere Hersteller auch Luxusflügel anbieten und verkaufen (und das zu ganz anderen Preisen :eek:)

Natürlich finde ich das auch schade, wenn Leute sich solche Instrumente als Statussysmbol in die Bude stellen. Aber die haben auch wer weiß wieviele Oldtimer in der Garage, zig Kunstwerke anne Wand und nicht alle Nadeln anne Tanne ;)

Aber es gibt tatsächlich (und es werden immer mehr :)) Leute mit Geld, die, obwohl sie nicht selbst spielen können, ihre Räumlichkeiten mit diversen Flügeln ausstatten und Hauskonzerte organisieren und somit angeheden Konzertpianisten die Möglichkeit geben sich zu präsentieren.
 

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