Gagenverteilung gerechtfertigt?

Z
Zoth73
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
25.04.12
Registriert
25.04.12
Beiträge
2
Kekse
0
Tach zusammen!

Zunächst muss ich die Konstellationen innerhalb unserer Band erklären, um die eigentlichen Fragen stellen zu können:
Wir sind studiotechnisch ein Duo, machen rein elektronische Musik und bestehen aus einem Sänger, der mittlerweile die meisten Texte schreibt und mir (Komposition, Produktion, Backing Vocals). Unsere Songs stammen kompositorisch allesamt aus meiner Feder, auch die Gesangslinien (der Sänger singt diese nur nach). Vertragspartner mit Labels und Konzertveranstaltern bin ausschliesslich ich, da dem Sänger aus privaten Gründen finanzieller Natur nicht erlaubt ist, eine GbR zu gründen. Somit kümmere ich mich komplett um die Buchführung, d.h. Rechnungen schreiben und bezahlen, interne Gagenverteilungen berechnen (Gastmusiker, Ausgaben etc.), Steuererklärungen (Steuerberater wird komplett von mir bezahlt). Unsere Gagenverteilung für Lizenzen aus Studioaufnahmen ist abzüglich der Studiokosten 70:30 zu meinen Gunsten.

Wenn wir live unterwegs sind, bekommen wir Unterstützung von 1-2 Livemusikern mit Festgage. Nach allen Ausgaben teilen wir dabei im Verhältnis 40:60 zu Vorteilen des Sängers. Hierzu sollte ich noch erwähnen, dass bei einem Konzert unserer Art von Musik die Vorarbeit recht aufwändig ist und nur von mir geleistet wird. Geprobt wird einpaar mal zusammen vor den Gigs.
Der Sänger ist eher ein Shouter und wird von einem Vocal-Playback unterstützt, demnach sind Leistung und Aufwand auch nicht sonderlich groß. Er macht allerdings was her! Ich bediene auf der Bühne Keyboards und sämtliche Playbackspuren (komplett live geht bei uns nicht - ausser vielleicht mit 30 Musikern...)!

Bei sonstiger "Arbeitsteilung" besitze ich ebenfalls Übergewicht (schriftliche Interviews, Merchandising-Artwork, Bühnendeko uvm.). Der Sänger kümmert sich einwenig um unsere Internetpräsenz, gibt mündliche Interviews und sucht günstige Flugverbindungen im Internet, wenn wir im Ausland spielen. Für die Organisation vertritt uns ein Management, das zugleich auch unsere Bookingagentur ist.

Mich würde nun Folgendes interessieren:
Seid Ihr der Meinung, dass unsere Gagenverteilung gerechtfertigt ist?
Wie läuft das in anderen Bands ähnlicher Konstellation?

Viele Grüße
 
Eigenschaft
 
Also ich geh da jetzt mal relativ einfach ran: Ziel der ganzen Verteilungsgeschichte ist doch, dass jeder Mitwirkende am Ende damit zufrieden ist und sich fair behandelt fühlt. Da du hier diesen Thread aufgemacht hast, geh ich davon aus, dass du mit der momentan vorherrschenden Situation nicht zufrieden bist. Konsequenz: Geh zu deinen Leuten, erkläre ihnen deinen Standpunkt und findet eine Lösung, die alle zufriedenstellt.

Unsere Meinung hier im Board sollte dabei eigentlich absolut keine Rolle spielen. Ich persönlich könnte auch anhand der paar Textzeilen nicht einschätzen, ob eure Gagenverteilung jetzt gerecht ist oder nich.
 
Okay, Gespräche bzw. Verhandlungen gab es diesbezüglich schon des Öfteren. Leider lässt sich der Sänger nicht von seinem Standpunkt abbringen, der da lautet: "Entweder so, oder ich lasse es." Da ich keine Vergleichsmöglichkeiten habe, weil ich keine Band mit ähnlichen Strukturen persönlich kenne, geht es mir in erster Linie darum, zu erfahren, ob es allgemein üblich ist, dem Sänger einer Band mehr zu bezahlen, nur weil er Sänger ist und deshalb mehr im Vordergrund steht, auch wenn er viel weniger leistet als die Bandkollegen. Denn wenn das so üblich wäre, bräuchte ich mich ja gar nicht erst um einen Ersatz umzusehen, da dieser ja ähnliche Forderungen stellen würde und müsste dann halt damit leben.
 
Ich persönlich bin ja anhänger von gerechter Gaganeverteilung, wobei du hier augenscheinlich mehr Arbeit investierst. Dein Sänger hat aber damit recht, dass er (im Normalfall) das Aushängeschild der Band ist und seine Stimme weitaus einzigartiger ist als dein Keyboardspiel (nicht böse gemeint;)). Verhandlungstechnisch hat er somit schon was vorzuweisen. Im Gegenzug kannst du ihm ja etwas mehr Orga Arbeit geben, damit er sich seinen Anteil mehr verdient. Ich denke, damit wäre deinem Gerechtigkeitsgefühl geholfen und gleichzeitig tut er mehr und verdient sich seinen Obolus somit "mehr".
 
Das ist im Endeffekt eine reine Verhandlungssache zwischen dir und deinem Sänger.

Es wird sicher Sänger geben, die sich auch mit weniger zufrieden geben, wenn der Löwenanteil der Arbeit bei dir liegt (je nachdem, von wieviel Gage insgesamt wir reden, die da pro Auftritt zu teilen ist).

Auf der anderen Seite ist es durchaus auch ein nachvollziehbares Vorgehen bei so einer Art "Produktionslastiger" Musik, dass man Live-Gagen anders verteilt als Produktionstantiemen - vielleicht wäre statt 40:60 da eine 50:50-Teilung ein "klassischerer" Weg.

Ich verstehe dich so, dass die Gage des Liveauftritts für dich die Entlohnung nicht nur für den Auftritt selbst ist, sondern auch für die ganze Vorbereitung etc.

Je nachdem, wieviel Gage ihr bekommt und wie weit ihr fahren müsst etc. kann man es aber auch folgendermaßen sehen (zumindest habe ich das bisher immer so gesehen): Was eine Band im Proberaum tut, ist eine Sache. Wenn ihr das Zeug sogar verkauft, umso mehr. Der Liveauftritt ist dann die Perfomance, die ihr abliefert, und für den Moment (und nicht die Vorbereitung) werdet ihr bezahlt. Zwar geht ohne Vorbereitung und Proben nichts, aber sowohl der Veranstalter als auch das Publikum zahlt eure Gage bzw. den Eintritt nicht für's Komponieren und Proben, sondern für das, was ihr vor Ort abliefert. Wenn man das aus diesem Blickwinkel sieht, ist der Zeit- und Arbeitsaufwand für Anreise, Aufbau, und den eigentlichen Gig für alle Musiker plusminus derselbe (es sei denn, einer hat noch spezielle Sonderaufgaben wie das Betreuen der Technik vor Ort).

Das ist eine andere Sichtweise - deine Sicht (so wie ich sie interpretiere) ist eine Art Mischkalkulation, die des Sängers ist am einzelnen Gig orientiert.

Wie gesagt: letztlich müsst ihr das unter euch ausmachen.
 
Letztlich ist das doch wie im richtigen Leben. Eure Strukturen ähneln nach den Schilderungen weniger einer Band und eher einem Produzent/kreativen Motor und der Sänger macht nicht viel mehr als einen Job, wie auch die anderen "Angestellten". Bei den anderen Gastmusikern müssen sich auch Deine und deren Vorstellungen über die Gage auch treffen, damit ein Vertrag zustande kommt.
Nun ist nur noch entscheidend, was Dir die Leistung von dem Sänger wert ist/sein muss. Wenn das Projekt ohne seine Mithilfe nicht fliegt, dann kann er viel verlangen, ist er austauschbar entsprechend weniger.
Was da nun "gerecht" oder angemessen ist liegt immer im Auge des Betrachters.
Aber auch Euer Sänger muss sich ja überlegen, ob der den "Job" so leichtfertig fliegen lassen lassen kann...

Für das Betriebklima sind klare Worte und Abmachungen IMO jedoch sehr wichtig. Solche Konflikte kann man schlecht aussitzen.
 
Gerecht ist im Musikgeschäft überhaupt nichts. Es macht auch keinen Sinn sich gegenseitig vorzurechnen wieviel Arbeit etc man schon hatte. Da gibt es nur eins. Von vorneherien eine klare Abmachung zu treffen. Erst einmal unter euch beiden, dann die Jungs die dazu gekauft werden. Da gibt es unendlich viele Verteilungsschlüssel. Davon nimmt man sich einen und daran wird sich dann gehalten. Und wenn einer meint einen anderen Schlüssel haben zu wollen, dann muss er sich den woanders suchen. So einfach ist das. Wenn jemand aus der Band anfängt die oder den anderen zu erpressen, dann ist spätestens hier die Grenze erreicht. Mit solchen Leuten würde ich auch nicht zusammenarbeiten wollen. Aber ich kenne diese Sorte von Musikern. Das spricht sich ziemlich schnell in der Szene und diese Leute kataputieren sich selbst ins Abseits.(wo sie mit denen zusammenstehen, die unpünktlich sind, saufen, etc...Kurz: Mit denen, auf die man sich nicht verlassen kann)

Was die Verteilungsschlüssel angeht gibt´s wirklich alles. Von denen wo die Musiker mehr verdienen als die Sänger :))) bis zu denen wo wirklich alle das gleiche bekommen. Hab letztens noch in einer solchen Band ausgeholfen. Der Keyboarder dort macht alles. Stellt die Anlage (nur das feinste vom feinen!), macht alle Arrangements selbst, kümmert sich um Booking usw. Man braucht nur hinfahren zu spielen und wieder gehen :) Und trotzdem bekommt in dieser Band jeder das gleiche.
 
Für mich sieht eine gerechte und übliche Gagenverteilung bei professionell auftretenden Bands z.B. so aus:

von der Gagensumme werden abgezogen:

1. Fahrtkosten
2. Prozente für Proberaummiete
3. z.B. 10% Aufwandskosten für den, der den Job besorgt hat
4. Prozente für allfällige Ausgaben (z.B. Subs) und Promomaterial

Der Rest wird durch die Anzahl der auftretenden Musiker geteilt. Fertig.

Wenn ein (berühmter) Sänger mit so etwas nicht einverstanden ist, soll er sich Musiker auf Festgage engagieren, die kommen dann, spielen und gehen wieder.

Mich wollte auch mal eine Sängerin zu 70/30 überreden (oder war es sogar 80/20?), ich habe dankend abgelehnt.

Grüße,
McCoy
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Eine gute Aushilfe, oder ein Top-Frontmann können auch mal teurer sein.
Wenn es die Band voran bringt, haben da unter Umständen alles etwas davon.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben