Geheimtipps: Korg DS-8 und DSS-1 gebraucht

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Tolayon
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Analoge bzw. hybride Poly-Synths sind schon seit einigen Jahren wieder groß im Kommen, auch die FM-Synthese steht wieder in den Startlöchern (u.a. in Form von Reface DX und Montage).
Allerdings sind aktuelle Geräte zum Teil nicht für jeden erschwinglich oder - im Fall des Reface - gut spielbar.

Für beide Anwendungen gibt es auf dem Gebrauchtmarkt zwei unterschätzte Synthesizer von Korg, die beide um die 30 Jahre alt sind und zu denen man zum reinen Gebrauchtpreis daher noch einige Euro für Reparaturen bzw. Erweiterungen rechnen sollte. Dafür sind die Preise für die Instrumente selbst angesichts ihrer Features erfreulich niedrig: Der DS-8 (4-Operatoren-FM-Synth) kostet deutlich weniger als 200 Euro, der DSS-1 (digitale Oszillatoren mit analoger Nachbearbeitung) nur wenig mehr als 300 Euro.

Nun zu den Synthesizern im Detail:

Der Korg DS-8 ist ein achtfach polyphoner und achtfach multitimbraler 4-OP-FM-Synth. Für die Echtzeit-Gestaltung der Klänge gibt es diverse Fader, und um den Umstieg von subtraktiver Synthese zu erleichtern, werden die Operatoren nach klassischem Vorbild benannt: Die Carrier - welche auch entsprechende Wellenformen liefern können - sind hier Oszillatoren, und die Modulatoren werden "Timbres" genannt. Sie funktionieren hier praktisch wie Filter, nur ohne jede Eigencharakteristik und ohne Resonanz. Dafür kann man die beiden Operatoren-Pärchen untereinander wahlweise cross- oder ringmodulieren. Der Klang des DS8 unterscheidet sich daher ein wenig von der bekannten Yamaha-Ästhetik, sie klingt - gerade im Vergleich zur 6-Operatoren-FM - manchmal deutlich rauer, was im Industrial- oder EDM-Kontext sicher nicht falsch ist. Eine interne Effektsektion zur Klangaufwertung ist ebenfalls enthalten, auch wenn man nach heutigen Maßstäben keine Wunder erwarten darf. Noch viel weniger sollte man den DS-8 nach seinen Presets beurteilen, welche laut Amazonas-Artikel "grottenschlecht" sind.

Der DSS-1 ist ebenfalls achtfach polyphon und bietet pro Stimme zwei digitale "Oszillatoren" nebst analoger Klangformung. Die Oszillatoren lassen sich auf zwei Arten "bestücken":
Einmal durch eine mitgelieferte additive Synthese, welche auch Waveform-Drawing erlaubt und stets Single-Cycle-Wellenformen generiert. Die andere beruht auf selbst erstellten Samples, wobei der eingebaute Speicher maximal 5,5 Sekunden Sampling-Zeit bei 12 Bit und 48 Khz bietet (mehr geht nur bei entsprechend niedrigerer Auflösung). Das ist nicht wirklich viel, zumal sich auch noch Multisamples auf die Tastatur verteilen lassen. Dafür wiederum wartet der DSS-1 mit gleich zwei unabhängigen digitalen Delays als Effektsektionen auf, welche den Synthesizer - welcher übrigens kollosale Ausmaße hat - gleich noch weiter aufwerten.

Der geringe Klangspeicher des DSS-1 sowie fehlende Unterstützung moderner Speichermedien lässt sich übrigens durch das eine oder andere Modding-Paket beheben. Das wohl umfassendste davon ist die Straylight-Erweiterung, welche den Speicher gleich auf 24 MB aufrüstet sowie den Gesamtsynth mit USB nachrüstet. Dafür muss man dann noch einmal 300 Euro berappen, plus weitere 300 für den Einbau. Nur wer ein absoluter Profi mit Lötkolben und Co. ist, sollte selbst Hand anlegen, alle anderen laufen Gefahr, irreparablen Schaden anzurichten.
Alles in allem kann man so für 900 Euro gesamt einen auch heute noch praxistauglichen Hybrid-Synthesizer bekommen, der sich vor aktuellen Neuerscheinungen nicht zu verstecken braucht.

Hier noch die Links zu den ausführlichen Artikeln samt Fotos:

- Korg DS-8

- Korg DSS-1 (Original)

- Korg DSS-1 Straylight-Mod
 
Eigenschaft
 
Warum ist der DS-8 ein Preis Geheimtip, wenn man einen Yamaha DX-7 mit 6 Operatoren zum ungefähr gleichen Preis bekommt?

Zum DSS-1: Hybride liegen (noch?) nicht auf dem Preisniveau von Vollanalogen. Der Ensoniq ESQ-1 liegt ja z.B. auch bei 300-400 Euro.

Gemessen an Preis/Leistung wäre für mich der Alesis Fusion DER Geheimtip, wenn es auch volldigital sein darf. VA, FM, rudimentäre PM, HD-Recording, Sample-Einbindung, bis zu 8 Hüllkurven, bis zu 8 LFOs, zig Stimmen. Bei Auslieferung immerhin schon 64 MB Sample RAM, ausbaubar auf 192 MB mit den durch Sector101 wieder erhältlichen RAM-Bausteinen (http://www.sector101.co.uk/exm-e3.html).
Eine Schwachstelle ist das Netzteil bzw. dessen Lüftung. Wer sich ran traut sollte da unbedingt was dran machen. Anleitungen gibt's im Netz.
 
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Naja, so "Geheimtipp" sind die seit 1996 nicht mehr, als das "SOS Magazine" eine zweiteilige Serie mit dem Titel "Bargain Basement" veröffentlicht hat.

Aber dennoch nett zu lesen.
 
So geheim mögen die beiden zwar wirklich nicht (mehr) sein, aber sie dürften vielen - gerade auch jüngeren - Usern, die vielleicht nach einem günstigen und eigenständigen Zweit- oder Einsteiger-Synthie suchen, nicht unbedingt so präsent sein wie diverse Roland-Klassiker aus derselben Ära oder die FM-Synthesizer von Yamaha.

Der DS-8 hat zudem trotz desselben Preises wie ein DX-7 einen anderen Klangcharakter (u.a. durch die Möglichkeit zur Ringmodulation), ist achtfach multitimbral und hat auch noch eine Effektsektion an Bord.
Also so gesehen kein Ersatz, sondern eher eine gute Ergänzung zum Yamaha-Klassiker.
 
Eines haben die Geräte alle gemeinsam, der DX7 hatte es vorgemacht - kaum Regler und Tasten um Hand am Sound anzulegen.
Wegen der wenig brauchbaren UI würde ich im vorliegenden Fall zu einem VST Instrument raten.
Bei Samplern kommt man aus dieser Epoche kaum an AKAI/EMU vorbei, wenn es HW sein soll.
Möglichkeit mit einem Programmer/Controller, der JX-10
https://www.amazona.de/blue-box-roland-jx-10-mks70/
 
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