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Gema - Lohnt sich ein Verlag für Urheber von Spartenmusik?

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Dr.Groove
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Hallo,

in meinem Umfeld mehren sich Fälle, dass Komponisten ihre Werke einem Verlag anvertrauen, der sich dann um die Abrechnungen mit der GEMA kümmert.

Mein Verständnis eines Verlags war es immer, dass er sich darum bemüht, dass die Werke viel genutzt werden (Film, Fernsehen etc) und Noten herausgeben wie der Verlag für Literatur.
Für unbekannte Bands wie die, in denen ich spiele, ist es aber völlig utopisch, dass irgendwer Noten unserer Titel haben möchte oder einer unserer Songs die neue Melodie für GZSZ wird.
Deshalb die Frage: Lohnt sich für Spartenkünstler ein Verlag überhaupt? Hat ein Verlag irgendwelche Vorteile bei der GEMA-Abrechnung, sodass ein greifbarer Vorteil für die Komponisten entsteht?
Bisher habe ich im Verteilungsplan der GEMA nur gelesen, dass wenn es einen Verlag gibt, dieser auch an den Tantiemen beteiligt wird, also weniger für die Komponisten übrig bleibt.

Es würde mich freuen, wenn vielleicht Verleger oder Komponisten, die GEMA-Mitglied sind, etwas Licht in mein Dunkel bringen könnten.

Vielen Dank!
 
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Ursprünglich (also bevor es Tonaufzeichnungen und Tonträger gab) war das Verhältnis Musikverlag und Urheber anders als heute:

Verlage nehmen Urheber/Komponisten unter Vertrag, zahlen ihnen überlicherweise einen Vorschuss bzw. Unterhalt (armer Künstler) und erhalten dafür das Recht, mit den Werken der Urheber Geld zu verdienen. Das heißt sie sorgen vor allem dafür, dass die Werke in Theatern und Opernhäusern auf der ganzen Welt aufgeführt werden und als Notenausgabe im Handel landen, und entsprechend Geld dafür reinkommt. Die Urheber sind quasi beim Musikverlag "angestellt" und haben ein sehr enges Verhältnis.


Heutzutage sieht die Sache etwas anders aus. Die Verlage kann man grob in E- und U-Verlage nach ernsthafter (Klassik) und Unterhaltungsmusik (Populärmusik) einteilen. E-Verlage verdienen hauptsächlich mit gedruckten Noten bzw. ihrer Vermietung, da für den Großteil der aufgeführten klassischen Werke aufgrund der verfallenen Urheberrechte keine Aufführungsgebühren mehr anfallen.

Für U-Verlage hat Notendruck hingegen kaum eine Bedeutung. Noten herstellen und vertreiben heutzutage meist nur Verlage, die sich darauf spezialisiert haben. Der Großteil der Verlage "handelt" quasi nur mit den immateriellen Nutzungsrechten. Ihre Aufgabe ist es dafür zu sorgen, dass die Werke ihrer Urheber soviel wie möglich genutzt werden und dass für diese Nutzung auch entsprechende Gelder reinkommen. Deswegen sollten Musikverlage möglichst gut vernetzt sein und viele Kontakte in alle möglichen Richtungen (Plattenfirmen, Agenturen, Produktionsfirmen, Filmemacher, Medienunternehmen, TV-Sender, usw...) haben, um die Werke ihrer Urheber dort unterzubringen. Dafür erhält der Verleger üblicherweise rund ein Drittel der GEMA-Tantiemen (abhängig von Werk- und Nutzungsart), im GEMA-Plan ist das in Zwölftel-Anteile aufgeteilt. Gleichzeitig überprüft der Verlag, ob die Tantiemen auch stimmen (auch aus dem Ausland von Partner-Verlagen). Er sollte einen groben Überblick haben wo und wie stark die Werke genutzt wurden und ob die Ausschüttung dem entspricht, was zu erwarten ist.

Eigentlich also eine gute Sache für den Urheber. Nachteil kann jedoch sein, sollte man einen faulen Verleger haben, dass er seinen Anteil einstreicht ohne die Werke seiner Urheber tatsächlich aktiv bei potentiellen Partnern anzubieten und sich um die Verbreitung der Werke zu kümmern. Diesen Verlegern geht es nur darum, ein möglichst großes Portfolio zu besitzen und darauf zu hoffen, dass in der Menge an Urhebern und Titeln irgendeiner mal viel Geld abwirft. Untätigkeit ist dem Verleger sehr schwer nachzuweisen, weswegen man sich gut überlegen sollte wo man seine Werke verlegt. Auch sollte ein guter Verleger über genug Erfahrung verfügen, um in Verhandlungen die Werke seiner Urheber sicher (auch international) und nicht unter Wert zu vertreten.


Ob sich ein Verlerger für einen Urheber lohnt lässt sich nicht pauschal beantworten. Der Urheber muss sich fragen was er sich von einem Verlag erhofft bzw. ob er Musik macht, die abseits vom klassischen Tonträger-/Konzertgeschäft funktioniert und gefragt ist. Ab einem gewissen Bekanntheitsgrad bzw. entsprechender Nachfrage, empfiehlt es sich definitiv, da dann automatisch die Nachfrage aus anderen Verwertungsbereichen aufkommt.
 
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Hallo ambee,

vielen Dank für die erhellende Antwort.

In meine Situation übersetzt würde ich folgendes schlussfolgern:
Da ich Verwertungen meiner Kompositionen außerhalb eigener Konzerte für unrealistisch halte, lohnt sich die Zusammenarbeit mit einem Verlag für mich nicht.
 

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