Gesangs-Improvisation

[Selius]

Hallo Ihr.
Kennt jemand Möglichkeiten, wie man Gesangsimprovisationen üben kann?

Also klar: einfach playbacks nehmen und irgendwas drüber Singen.
Aber wenn ich das mache wechsle ich immer nur zwischen 2 Tönen.
Mir fehlen in dem Moment immer ein wehnig die Ideen für Melodien.
Klar kenn ich Melodien zu hauf. Aber mir fallen in dem Moment einfach keine ein.

Ich hoffe ich konnte mein Problem verständlich beschreiben.

 

[Vali]

Lies mal hier: https://www.musiker-board.de/allgemein/334871-improvisieren-lernen-pop-rock-metal.html

 

[Foxx]

Ich war gerade am Wochenende auf einem Workshop zu Jazzgesang, wo Improvisation ja eine große Rolle spielt. Die Dozentin meinte, der erste Schritt, bevor man zu improvisieren beginnt, ist, dass man sich die Grundtöne der jeweiligen Takte oder Frasen einprägt und zum Lied mitsingen kann. So hat man immer eine Basis, auf die man die Improvisation setzen kann und zu der man auch im Zweifelsfall zurückkehren kann, wenn man sich verrennt.


Ansonsten empfehle ich zum Üben, sich erstmal mit Zweit- und Drittstimmen zur Hauptmelodie zu befassen. Das schult die harmonische Intuition und das Gehör und man entwickelt ein Gespür dafür, welche Töne gerade "dazu passen".


Der Griff zum Kazoo kann auch helfen, ein paar Hemmungen abzulegen. Ging jedenfalls mir so.

 

[Bell]

Der Griff zum Kazoo kann auch helfen, ein paar Hemmungen abzulegen. Ging jedenfalls mir so.

Ich habe so ein Teil in Saxophon-Form und setze es immer wieder live ein, die Leute lieben es, und es lässt sich herrlich damit improvisieren ! Mittlerweile bin ich richtig gut im Kazoo-Spielen
Vocal-Impro habe ich auch so gelernt, wie Du es beschreibst: erst die Form und ihre Grundmelodie einprägen (bzw. ruhig mitlesen, es ist wichtig, dass man immer weiss, wo man gerade ist), darauf baut man dann die Impro auf. Und keine Angst vor falschen Tönen - die lassen sich anfangs kaum vermeiden !

 

[cyril]

Zweierlei: Der Thread von VALI mit 23 Antworten etwas weiter unten Dann: Versuch mal bei einem Lied zu der ablaufenden Begleitung die zweite Stimme zu singen, ohne daß du die erste Stimme aufgenommen hast. dann rutscht du vielleicht von ganz allein in verschiedene Tonlagen rein und könntest dir so die Tür zur Improvisation öffnen

 

[reisbrei]

Und das wichtigste überhaupt, was jedoch immer wieder vergessen wird: SICH SELBST AUFNEHMEN !!!
Ich persönlich habe bei meinen Schülern auch schon gute Erfahrungen mit Gesangs-PacMan gemacht (den Namen habe ich, wer hätte das gedacht, improvisiert ). Das funktioniert allerdings nur, wenn man sich selbst aufnimmt oder eine Person dabei hat, die den Schiedsrichter spielt. Die Regeln sind denkbar simpel, Du singst den Song und verbietest Dir einfach bestimmte Töne. Z.B. die Originalmelodie, d.h. daß Du zu keinem Zeitpunkt auf dem gleichen Ton landen darfst wie das Original. Oder in Deinem Fall verbietest Du Dir die beiden Töne, auf denen Du immer herumreitest.
Wenn Du dann noch die Angst vor Fehlern ablegst, ist es nur noch eine Frage der Zeit. Oh, und vergiß' nicht, Spaß daran zu haben - die Grundvoraussetzung für den Erfolg hierbei

Sowas funktioniert auch woanders, Kreativität erwächst aus Beschränkung. Wenn ich Dir sage, nenn' mir ein Wort zum Thema Autofahren - ist das kein Problem. Wenn ich aber sage, nenn' mir ein Wort zum Thema Autofahren, das mit einem "T" beginnt, mußt Du kreativ sein. Und je mehr Beschränkungen dazukommen, desto kreativer mußt Du sein...

 

[lunaberlin]

Zur Jazzimprovisation kann ich zum Beispiel auch sehr das Call-and-Response Verfahren empfehlen.
Man kann das entweder zu zweit machen, oder über CDs auf den einschlägigen Werken zur Jazz-Improvisation.
Auf denen finden sich immer auch Tracks, wo der "Vorsänger" einige Takte singt, die man selbst dann nachsingen kann.
Als zweiten Schritt kann man versuchen, nicht mehr nachzusingen, sondern an das Gesunge anzuknüpfen, zum Beispiel die letzte Phrase aufzugreifen und diese zu erweitern oder zu verändern.
Und irgendwann hat man den eigenen Baukasten soweit aufgefüllt, dass man dann auch mehr eigene Ideen entwickelt.

Als Basis eignen sich hier z.b. einfache Bluesformen.

Einige Empfehlungen zur Jazzimprovisation, jeweils Buch mit Cds:

Michele Weir - Vocal Improvisation
Judy Niemack - Hear it & sing it
Bob Stoloff - Scat!

für freie Improvisation, eher im Stile Bobby McFerrins / Circle Songs - Rhiannon und ihre beiden Mitsängerin sind alles Sänger in Bobby McFerrins "Voicestra"

Rhiannon - Flight (nur CD)
---> Achtung, etwas Esoterisch angehaucht

@ Olive Foxx - bei wem warst du denn (Workshop)? *neugier*

 

[Foxx]

Hi luna,

Sheila Jordan, eine 81jährige Jazzsängerin aus New York (die so viel Energie versprühte, dass sie einigen Jüngeren noch davon abgeben könnte) und Sabine Kühlich, welche am Konservatorium Maastricht Jazzgesang doziert. Die beiden sind momentan in NRW gemeinsam auf Tour, am Donnerstag geh ich auf das Konzert.

 

[lunaberlin]

Ach, wie toll *neid*
Ich hab es leider noch nicht geschafft, einen Workshop mit Sheila zu erleben.... hoffe aber, das klappt noch.
War aber bei ihrem Konzert in Berlin im Oktober, sie ist wirklich unglaublich und sehr inspirierend!