Geschichtliches - Okarinas aus Deutschland

Lisa2
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Die Historie des Okarinabaus in Deutschland scheint schwer zu recherchieren. Bislang konnte ich nur ganz wenige Namen von Herstellern oder Marken ausfindig machen. Gab es einfach nicht mehr? Ist die Erinnerung im Schutt der Vergangenheit verloren gegangen? Oder will man einfach nicht mehr dran erinnert werden, warum auch immer?

Wenn alte Okarinen in Auktionen auftauchen, sind die Informationen in der Regel vage. Informationsquellen werden in der Regel nicht angegeben.

In den instrumentenkundlichen Abteilungen deutscher Museen scheinen Gefäßflöten nach meinen bisherigen Erkenntnissen ein Schattendasein zu fristen. Warum? :nix: Liegt es daran, dass es ein volkstümliches Instrument ist, das obendrein noch den Ruf eines Jahrmarktspielzeugs hat? Ein Anruf im Berliner Musikinstrumentenmuseum http://www.berlin.de/museum/3109765-2926344-musikinstrumentenmuseum.html erbrachte den Tipp, doch mal in Richtung Musikethnologie zu fahnden. Im Hinblick auf die Welthistorie der Gefäßflöten ist das vielleicht die passendere Kategorie. In Ländern, in denen bereits in antiken Hochkulturen Gefäßflöten gebaut wurden, findet man Exponate in den Kulturhistorischen Museen. ...

Hier nun meine Frage an die Leser:
Kenn Ihr Museen, in denen Okarinas gezeigt werden und wenn ja, welche?
Gibt es vielleicht sogar einen Ansprechpartner, der sie vorführen kann?

Am ergibigsten sind natürlich Museen, die ihren Fokus auf Gefäßflöten richten. In Deutschland kenne ich kein einziges.
Eines der bedeutendsten Okarinamuseen dürfte das Okarinamuseum in Budrio (Italien) sein, dessen Dauerausstellung dieses Jahr während der Festivaltage von verschiedenen zusätzlichen Präsentationen begleitet wurde.
https://www.musiker-board.de/thread...tipps-organisation.653227/page-2#post-8267467

Ein ebenfalls sehr bedeutendes Okarinamuseum, das vor einigen Wochen dauerhaft geschlossen wurde und das ich deshalb nicht wie geplant diesen Sommer besuchen kann, ist im Okarinamusikhaus Oberkappel, Österreich (nahe der deutschen Grenze) beherbergt. Bald muss man sagen "war". Die sagenhafte Sammlung von wohl über 1000 Okarinas aus vielen Ländern der Erde ist in Privatbesitz und steht nun vor ihrer Zerschlagung, da sich der Besitzer entschlossen hat, das Gebäude zu räumen, um es verkaufen zu können.

Zu der Sammlung des Österreichers gehören auch zwei größere Ansammlungen von Meissen-Okarinas und Hopf-Okarinas, die beide in Deutschland hergestellt wurden. Zusammengetragen wurden sie aus Auktionen. In den USA und Großbritannien tauchen solche Instrumente regelmäßig in Onlineportalen als Einzelstücke auf. Das Schöne an der österreichischen Sammlung ist, dass man die Instrumente dort als Kollektion vor sich hat.

Ebenfalls mit dem Siegel "Made in Germany" zu finden sind Okarinas von Fiehn aus Wien. Und ich dachte immer, Wien gehört zu Österreich. :gruebel: Da muss ich wohl noch einmal Geschichtsunterricht nehmen. :rolleyes:

So viel mal als "Aufhänger".
Vielleicht findet sich ja jemand, der sich ebenfalls für das Thema interessiert und bei der Suche nach Informationen helfen kann.


Mit musikalischen Grüßen

Lisa



Stichwortverzeichnis

Okarinas
Fiehn #5
Friesen-Okarina, Husum #2
Meissen
- Freyer & Co #4 #7
- Teichert #4 #6
Rungholt Flöte/Okarina, Husum #2

Tonpfeifen, Flötchen, Kuckucke und Pfeiffiguren
ab #10
Sammlungen
- Rolf Mari #10
- Töpfereimuseum Ochtrup #10
Modelle, Bezeichnungen, Hersteller ...
- Cuchi (Italien) #11
- Kuckucksflöten #10
- Leipziger Lerche #10
- Lergök (Schweden) #10 #11
- Ochtruper Nachtigall #10
- Sifflets (Frankreich) #11
- Siruell (Mallorca) #11
- Telgter Eule #10
- Terracotta Whistles #11
- Westerwälder Pfeiffiguren #10

 
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Vielen Dank Heike!

Im Laufe der Zeit sind mir folgende Namen von Instrumentenbauern im Zusammenhang mit Okarinas aufgefallen:

Hohner
Hopf
Meissen
Rölz
Walther

Wer gehört noch dazu?
Außer "Meissen" sind das alles Namen von Instrumentenbauern, die sich in anderen Bereichen des Instrumentenbaus einen Namen gemacht haben oder hatten. Hinweise auf die Aktivitäten im Bereich Okarinabau sind nur schwer zu finden. Wer kann einen Fund beitragen?

Ein paar Hinweise:
Hohner - Mundharmonika, Blockflöten, Akkordeons, Melodicas, diverse Elektroinstrumente ... https://de.wikipedia.org/wiki/Hohner
Hopf - Gitarren, Blockflöten ... https://de.wikipedia.org/wiki/Hopf_(Gitarrenbauer)
Rölz - Saxophon u.v.a. Zukauf und Endfertigung; Musikwarenfabrik in Klingenthal ... http://museum-markneukirchen.de/forum/viewtopic.php?f=13&t=3280 // http://jeanluc.matte.free.fr/catal/add1.jpg // http://jeanluc.matte.free.fr/catal/073.jpg
Walther - Mundharmonika, was noch? ...
 
Im Laufe der Zeit sind mir folgende Namen von Instrumentenbauern im Zusammenhang mit Okarinas aufgefallen:

Hohner
Hopf
Meissen
Rölz
Walther

Meissen ist nicht der eigentliche Name des Herstellers, sondern ursprünglich des Porzellans, das benutzt wurde, und der Meissner Porzellan-Designs.
Diese "Meissen" Okarinas aus Porzellan wurden von der Firma Freyer & Co. hergestellt, vielleicht sogar im Auftrag der Meissner Werke, aber das weiß ich nicht sicher. Die ersten Okarinas von Max Freyer & Co. waren von etwa 1890. Die Meissen-Zwiebel-gemusterten, aber auch andere Designs. Dazu gehören auch welche mit dem gestreute-Blümchen-Muster des Meissner Porzellan-Dekors.

Die typischen Meissner Porzellan-Designs waren lizensiert für die Teichert Werke. (Daher wird als Hersteller auch oft Teichert vermutet, wenn man z.B. auf Ebay auf eine dieser Okarinas trifft). Wie die Teichert-Werke und Freyer & Co. zusammenhängen, habe ich noch nicht herausgefunden.
Freyer hat 1901 auch eine Porzellan-Violine erfunden.

Inzwischen wird der Name Meissen oft für diese Designs benutzt, die berühmt geworden sind, nicht mehr nur noch für das Porzellan.
 
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Ebenfalls mit dem Siegel "Made in Germany" zu finden sind Okarinas von Fiehn aus Wien. Und ich dachte immer, Wien gehört zu Österreich. :gruebel: Da muss ich wohl noch einmal Geschichtsunterricht nehmen. :rolleyes:

So viel mal als "Aufhänger".
Vielleicht findet sich ja jemand, der sich ebenfalls für das Thema interessiert und bei der Suche nach Informationen helfen kann.


Fiehn hat eine interessante Geschichte. Wien ist und war in Österreich, und die Herstellung der Okarinas auch. Aber der Stempel Germany auf vielen der Okarinas, die man heute in den USA findet, hat seinen Grund.
Heinrich Fiehn wurde 1846 in Schildberg Preussen geboren und ist nach Wien gezogen. Nachdem er 1873 in Wien ein Konzert des Budrio Ensembles erlebt hat, fing er 1876 an selbst Okarinas herzustellen, entwickelte die erstaunliche Vielfalt - 28 Größen, und alle Tonarten, und war der erste "Massenproduzent" mit Patent. 1879 war er zur Welt-Ausstellung in Sydney, Australien, und darauf folgte reges Interesse an seinen Okarinas. Von da an bekamen seine Okarinas zusätzlich das Logo der Weltausstellung. Nach Heinrich Fiehns Tod 1920 hat seine Frau Berta die Firma weiter geleitet.
In den 20-er Jahren begann Amerika sich für die Fiehn Okarinas zu interessieren, und es wurde viel dorthin exportiert. Dafür entstanden auch die farbigen Okarinas, die für den US Markt interessanter waren als die üblichen schwarz-goldenen. Als dann der Krieg in Österreich drohte, wurde der Stempel für den Export geändert von "Vienna, Austria" zu "Vienna, Germany". So konnten sie nach USA verschickt werden. 1939 wurde die Okarina Produktion bei Fiehn eingestellt.
 
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Als dann der Krieg in Österreich drohte, wurde der Stempel für den Export geändert von "Vienna, Austria" zu "Vienna, Germany". So konnten sie nach USA verschickt werden.

Ah, den Teil der Geschicht kannte ich noch nicht.

Meissen ist nicht der eigentliche Name des Herstellers, sondern ursprünglich des Porzellans, das benutzt wurde, und der Meissner Porzellan-Designs.

Hmmmm ... ich denke gerade an etwas Vergleichbares. Hans Rotter markiert seine Okarinas mit dem Firmennamen ocarinamusic. Das Logo ist nicht personenbezogen und könnte von einem, der die Firma und die Produktionspalette inclusive Knowhow, Formen, Modelle und was sonst noch so dazu gehört kauft, übernommen werden ....

Zu den Meissen Okarinas.
Bevor ich im Mai meinen Blog-Beitrag über die Reinigung und Instandsetzung meiner beiden Meissen-Okarinas schrieb, trug ich einige Fotos aus verschiedenen Quellen zusammen. Beim Betrachten dieser Bilder fiel mir auf, dass die Markierungen (Stimmhöhe, Meissen-Stempel oder gemalter Schriftzug) variieren. Der Schriftzug "Meissen" kann auch fehlen. Eine konkrete belegbare Erklärung konnte ich dafür bislang nicht finden.
Wenn man sich den Wikipedia-Artikel über die Teichert-Werke durchliest, (https://de.wikipedia.org/wiki/Teichert-Werke#/) erfährt man nicht eine Silbe über den Okarinabau. Aber gut. Wenn die wirklich zur Produktpalette gehörten, war das halt eines von vielen Porzellanteilen.

Über das Zwiebelmuster gibt es einen kurzen Artikel in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwiebelmuster
Diesen Hinweis finde ich für den Okarinabau interessant:
"Das detaillierte Muster wird in der Meißner Porzellanmanufaktur bis heute von Hand gemalt. In anderen Manufakturen wurde schon im 19. Jahrhundert das Umdruckverfahren eingeführt."

Es gab also mehrere Porzellanhersteller, die mit Zwiebelmuster dekoriertes Porzellan herstellten. Wenn man genau hin sieht, kann man auf diesem Foto Unterschiede erkennen, die zeigen, dass die Werkstücke aus unterschiedlichen Manufakturen stammen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zwiebelmuster#/media/File:Blue_Onion_Pattern.jpg
Wer alles Okarinas herstellte, ist den mir zur Verfügung stehenden Quellen nicht zu entnehmen. Als Anbieter für Porzellan wird neben der Meißner Manufaktur im Wiki nur Teichert genannt:
"Neben der Meißner Manufaktur ist die Manufaktur Teichert bekannt (Bürgerlich Meißen), die zunächst in Meißen produzierte und eine Filiale in Eichwald (Böhmen) betrieben hatte. "

Da die Königliche Meißner Porzellanmanufaktur ihre Waren mit den gekreuzten Schwertern markierten, werte ich deren Fehlen als einen Hinweis darauf, wo die Okarinas nicht her kommen.
https://www.meissen.com/de/ueber-meissen®/marken
http://sammler.com/keramik/meissener-porzellan-marken.htm
https://www.porzellan-porcelain.de/meissener-porzellan-marken

Okarinas mit dem blauen, gemalten Schriftzug könnten dagegen aus den Teichert-Werken stammen (*Nachtrag Juni 2022), denn auf diesem Foto https://de.wikipedia.org/wiki/Teichert-Werke#/media/File:Teichert_Zwiebelmuster.jpg ist ein Teller zu sehen, der aus den Teichert-Werken stammt. Die blaue Ovalmarke mit dem blauen Schriftzug MEISSEN und dem Stern soll von 1882 stammen. In den Berichten über die Teichertwerke werden interessanterweise nur die Stempel mit Abkürzungen wie (M.0.&P.F. vorm. C.T.M.) erwähnt. Aber das Foto spricht ja für sich.

In Wikipedia ist zu lesen:
1930 wurde die Porzellanherstellung (in den Teichertwerken) eingestellt und im April 1930 die Produktionslizenz wie auch die Originalmodelle für das blaue Zwiebelmuster an die Porzellanfabrik Lorenz Hutschenreuther in Selb abgegeben.

WENN die Teichert-Werke Okarinas hergestellt haben, war 1930 auch ganz klar ein Schnitt in der Okarinaproduktion. Ob sie wohl weitergeführt wurde???

Die Dekore sind bei der Altersbestimmung vermutlich keine große Hilfe. Da die Nutzung der beliebten Dekore „Voller grüner Weinkranz“, „Gestreute Blümchen“, „Meissener Rose“ das Zwiebelmuster-Dekor den Umsatz garantierten, wurden sie über eine sehr lange Zeit genutzt. Eine Dokumentation über den Wandel der Markierung, wie ich sie weiter oben für die Meißner Porzellanmanufaktur verlinkt habe, ist mir für die Teichert-Werke nicht untergekommen.

So. Genug gestöbert. :-D



Wer noch nicht genug hat ...
Hier gibt's noch was zum Stöbern ...........

http://www.coelln-online.de/Coelln/geschichte/grunderzeit/grunderzeit.html
http://www.jugendstilfliesen.de/fliesen-und-kacheln/hersteller/meissener-ofen-und-porzellanfabrik/
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Ehemaliger_Porzellanhersteller_(Deutschland)

___________________________________________
(* Nachtrag Juni 2022)
heutiger Kenntnisstand:
Ich konnte bislang keine Belege dafür finden, dass in den Teichert-Werken zu irgendeinem Zeitpunkt Okarinas hergestellt wurden. Im folgenden Artikel:

Joppig, Gunther: Die Okarina-Fertigung aus Porzellan in Meissen

(Tibia 4/2011, S. 562-568, Jg. 36, Bd. 18)

werden Daten und Hinweise auf Artikel einer Fachzeitschrift für Instrumentenkunde zitiert, die regelmäßig über Neuheiten und Fachausstellungen berichtet. Demnach gründete Freyer seine Firma 1891, baute zunächst Okarinas aus Ton, die 1891 vorgestellt wurden, experimentierte zu dieser Zeit bereits mit Porzellan und die erste Bewerbung der Porzellanokarinas erfolgte 1893.
Wenige Jahre nach Freyer gründete ein Mitbewerber Moritz Schulze ebenfalls eine Fabrik, in der Okarinas hergestellt wurden. Obwohl er dasselbe Zwiebelmusterdekor verwendete, kann man seine Okarinas von den Freyer-Okarinas gut unterscheiden. Er orientierte sich bei der Form des Mundstücks an der Fiehn-Okarina. Auf diesen Instrumenten taucht der Name Meissen als farbloser Stempel auf.
Interessant ist, dass beide Mundstückformen mit geringen Formabweichungen auch an Okarinas zu finden sind, die keinen Schriftzug "Meissen" aufweisen.
Von weiteren Mitbewerbern ist bislang nichts bekannt.

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Freyer & Co
http://www.walcker-stiftung.de/Downloads/Blog/Ungewoehnliche_Materialien.pdf
In diesem PDF wird Freyer&Co als Okarinafabrik bezeichnet!

In den letzten Jahrzehnten beschränkte sich der Orgelbau zwar weitgehend auf die traditionellen Materialien Holz, Zinn, Blei, Messing und Leder. Trotzdem ist es auch in jüngster Zeit vereinzelt zur Verwendung ungewöhnlicher Materialien gekommen. Aufsehen erregt hat eine Entwicklung der Firma Jehmlich: Diese hat im Jahr 2000 ein Positiv für das Museum der Staatlichen Porzellan-Manufaktur in Meißen gebaut, in dessen Prospekt die Porzellanpfeifen eines Registers Porzellanflöte 2' stehen, siehe:
http://www.jehmlich-orgelbau.de/deutsch/orgelneubauten/orgel 1140.htm. Auch ein kurzes Klangbeispiel dieser Orgel wird auf der Website der Firma Jehmlich angeboten, siehe

Die Konstruktion von Porzellanpfeifen wurde anschließend als Weltneuheit gepriesen. 11
Tatsächlich aber hat die Okarinafabrik Freyer & Co in Meißen bereits ca. 1896 ein Patent zur Herstellung von Orgelpfeifen aus Porzellan erlangt. In Zusammenarbeit mit dem Orgelbauer Julius Jahn in Dresden entstand damals eine Probeorgel mit einem Flötenregister und einem Prinzipalregister aus Porzellanpfeifen, die zum Teil im Prospekt standen. Über den Klang schrieb die »Zeitschrift für Instrumentenbau« im Jahr 1899: »Wer die Fülle, Weich heit und den Wohllaut des Tones der Porzellanpfeifen gehört hat, der wird gerne glauben, daß dieselben sich nach und nach einführen werden ...«

Ein Schnipsel aus einer alten Zeitung:
http://www.pick-et-boch.com/abmamuwb/uploadbdd/arnneufs/upimarnne9/5755.jpg
In der Anzeige ist die Jahreszahl 1891 zu lesen. In diesem Jahr berichtete anscheinend ein Zeitungsartikel über die hohe Qualität der von Freyer & Co angebotenen Okarinas. Daher ist es gut möglich, dass die Produktion 1890 bereits lief oder anlief. Einen Beleg dafür habe ich noch nicht entdeckt. Die Jahreszahl 1891 scheint aber durch diesen leider undatierten Zeitungsausschnitt gesichert zu sein.

mit Streublumendekor und langer Signatur:
https://thumbs.worthpoint.com/zoom/...n-hand_1_2447b34361c440809a1efc6b8e6ff6bb.jpg
https://www.worthpoint.com/worthopedia/antique-freyer-co-meissen-hand-428641339

auf dem 7. Bild lange Signatur im Zwiebelmuster eingebettet
http://www.pick-et-boch.com/catalogue-fr/fiche/A5755-Ocarina+en+La+-+Freyer+&+Co+-+Faïence+de+Meissen.html

Das Zwiebelmuster dieser Okarina ist sehr fein und detailreich ausgearbeitet, ein Merkmal, das es von dem auf Okarinas ohne Freyer-Signatur (wie z.B. meine) unterscheidet.


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In #7 erwähnte ich den Aufsehen erregenden Bau einer Orgel mit Pfeifen aus Meissner Porzellan. Hier der Link zu Patentschrift.
http://google.com/patents/DE202011002493U1?cl=it
http://google.com/patents/DE19956881B4?cl=it
Interessant ist der Eintrag vom 25.11.1999 http://google.com/patents/DE19956881B4?cl=de&hl=de, weil darin eine Beschreibung der Verfahrensschritte zu finden ist, mit denen aus dem Pfeifenkörper eine klingende Pfeife gemacht wird. Ein Teil davon wird Okarinabauern vertraut vorkommen.


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Vielen Dank an euch für all diese interessanten Geschichten !
 
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Tonpfeifen, Flötchen, Kuckucke und Pfeiffiguren

Ein neuer Zufallsfund brachte mich auf dieses Thema: http://furnologia.de/furnologia/33-...ckucke-und-wasserpfeifen-aus-steinzeug/#_ftn2

In diesem Bericht von Rolf Mari stieß ich auf Begriffe, die mir bei einer weiteren Recherche ein wenig weiterhalfen: "Pfeiffiguren" und "Flötchen". Die Begriffe "Pfeife" und "Tonpfeife" führten mich bei meinen bereits länger zurück liegenden Recherchen in eine falsche Richtung, da diese häufig die Tabakspfeifen meinen.

Wer die Geschichte von Guiseppe Donati kennt, weiß, dass Donati aus so einem Spielzeug, einer Pfeiffigur, seine erste Okarina entwickelte. Dieser Gedanke veranlasste mich, den Begriffen im Netz nachzuspüren.

Die kleinen und großen Pfeiffiguren aus Ton waren mal ein sehr beliebtes Spielzeug.
  • Was ist aus ihnen geworden?
  • Wo kommen sie her und wo findet man sie noch?
In Budrio (Italien) fand ich Pfeiffiguren bei mehreren Okarinabauern in einfachen und zum Teil auch extrem aufwändig und kunstvoll gearbeiteten Formen. So große Pfeiffiguren kannte ich aus Deutschland nicht. Bei Martin Lietsch und Mara Ziegel, den deutschen Okarinabauern aus dem Westerwald (Deutschland) (Werkstatt Ton und Töne), gehören neben Okarinas lediglich kleine Pfeifchen zur bunten Angebotspalette.

Bei der Suche nach weiteren Pfeiffiguren aus Deutschland fand ich einen Flyer von 2003 http://www.kalkspatz.de/tb/tb0103/tb_havel_web_.pdf der die Veranstaltung von Wettbewerben belegt, bei denen die Teilnehmer ihre Pfeiffiguren präsentieren und von einer Jury bewerten lassen. (PDF S. 17)

Art. 1:
Die Teilnahme an dem Wettbewerb verbunden mit der "Internationaler Wettbewerb und Ausstellung für Tonpfeifen (Tönender Ton), 6“- Biennale Internazionale del Fischietto in Terracotta, Sagra dei Cuchi - San Marco in Canove di Roana (Vicenza) Steht allen offen, die eigenhänding Tonpfeifen fertigen.
Diese müssen die typische Charakteristik einer Pfeiffigur, das heißt als Gefäßflöte oder Wasserpfeife geformt oder mit einer Walzenpfeife versehen, aufweisen. Der Wettbewerb und die resultierende Ausstellung findet alle 2 Jahre statt.
Art: 2
Die Teilnehmer präsentieren eine Mindestanzahl von drei und eine Höchstanzahl von sechs Stück. Die Pfeiffiguren dürfen die folgenden Abmessungen nicht überschreiten: 20x15x15 cm. Die Objekte, die diese Maße überschreiten, werden vom Wettbewerb ausgeschlossen.

Die Internationale Biennale (Biennale del Fischietto in Terracotta) fand auch dieses Jahr wieder in Italien statt. Für Deutschland fand ich keine entsprechenden Hinweise.


Welche Kompetenz hinter Rolf Maris Bericht "Flötchen, Kuckucke und Wasserpfeifen aus Steinzeug" steckt, wird deutlich, wenn man die Webseite eines schweizer Museums aufruft http://www.jurapoterie.ch/NeueAustellung2016-2017.htm
Dort erfährt man, dass Rolf G. Mari aus Dieburg, Deutschland stammt und eine 18.000 Objekte umfassenden Privatsammlung besitzt. (Die Zahl ist für mich schier unvorstellbar! :eek: Nicht, dass da ein Tippfehler drin steckt. :gruebel: ) Das schweizer Museum eröffnete im März 2016 die Ausstellung „Tonpfeifen und Pfeiffiguren rund um den Erdball“ , für die rund 300 Exemplare der Mari-Sammlung ausgewählt wurden.

Ausstellung ... Pfeiffiguren ... die Begriffe führten mich zu folgendem Zeitungsartikel:
Am 29.7. 2016 titelten die Westfälischen Nachrichten "Ausstellung: "Pfeiffiguren aus aller Welt" Tierisches Trillern
http://www.wn.de/Muensterland/Kreis...eiffiguren-aus-aller-Welt-Tierisches-Trillern
In dem Artikel geht es um eine Sonderausstellung im Töpfereimuseum Ochtrup, die im letzten Sommer neben der Ochtruper Nachtigall auch Pfeifen in anderen, teilweise tierischen Ausführungen zeigte. Okarinas werden ebenfalls erwähnt, die Herkunft der Sammlung leider nicht.

Dafür ist dieser Link https://books.google.de/books/about/Tönender_Ton.html?id=vzdIYAAACAAJ&redir_esc=y ein Beleg dafür, dass in Ochtrup bereits gut 20 Jahre zuvor eine Ausstellung mit Exponaten aus der Sammlung Mari stattfand:
Titel: "Tönender Ton": Pfeiffiguren und Wasserpfeifen aus aller Welt aus der Sammlung Rolf Mari; [Ausstellung "Tönender Ton"]
Mitwirkende: Rolf G. Mari, Töpfereimuseum. Ochtrup, Ausstellung Tönender Ton. 1994, Ochtrup Veröffentlicht 1994
Länge: 16 Seiten

Kuckucke, Lerchen und Nachtigallen
Walzenförmige Pfeifchen, die in ein mit Wasser gefülltes Gefäß münden, nennt man Zwitscherpfeifen, Wasserpfeifen oder aber auch Nachtigall, weil sich bei geschicktem Gebrauch ein Vogelgezwitscher nachahmen lässt. Diese Art Pfeifchen gibt es in den unterschiedlichsten Formen.
Die Ochtruper Nachtigall hat die Form eines kleinen Kännchens. Ein Foto davon findet man in diesem Flyer: http://www.ochtrup.de/pics/medien/1...n_Ochtruper_Nachtigall_und_Siebenoehriger.pdf

Die Leipziger Lerche ist eine kleine Gefäßflöte aus Ton mit zwei Löchern. Hersteller ist die Manufaktur Wiener, Leipzig. http://www.echtkind.de/pfeife-stein-lerche-manufaktur-wiener-100.html // http://www.manufaktur-wiener.de/ Wiener stimmt seine Lerche laut Prospekt auf einen Dreiklang. Pfeifchen dieser Art kenne ich in vielen verschiedenen Formen und Größen, deren Tonfolgen ganz verschieden sein können. Meine ersten brachte ich vor vielen Jahren von einem Handwerkermarkt mit. In Budrio nutzte ich dieses Jahr noch einmal die Gelegenheit, mir meine Favoriten aus einer großen Vielzahl von Stimmungen, Formen und Farben auszusuchen. Auf welche Tradition die Leipziger Lerche der 1990 vom Geigenbauer Peter Wiener gegründeten Manufaktur zurückgeht, ist mir nicht bekannt.

Klangbeispiel Dreiklangflöte: https://www.ton-und-toene.com/index.php/instrumente/kuckucksfloete

Kuckucksflöten haben meistens nur ein Loch. Wenn diese Gefäßflöten entsprechend gestimmt sind, kann man durch Öffnen und Schließen des Lochs einen Kuckucksruf spielen.
"Ton und Töne" nennt seine Dreiklangsflöten mit zwei Löchern ebenfalls Kuckucksflöte, da der Dreiklang den Kuckucksruf entält; genau genommen sogar zwei :)





Pfeiffiguren aus dem Westerwald
Mari befasst sich in seinen Bericht "Flötchen, Kuckucke und Wasserpfeifen aus Steinzeug" ganz speziell mit den Westerwälder Pfeiffiguren aus grau, manganviolett oder grau-blau bemaltem salzgebranntem Steinzeug. "Steinzeug" ? Das ist ein für den Westerwald typisches Produkt. Der Westerwald ist so sehr mit dem Töpferhandwerk verbunden, dass man die Gegend auch "Kannebäckerland" (Wiki) nennt. Die blau-grauen Salzbrandglasuren aus dem Westerwald sind berühmt. Neben dem dunklen Blau können sie auch braune, grüne und violette Dekorationen auf der grauen oder beigen Grundlage zeigen. Auf den Fotos von Rolf G. Mari sieht man hauptsächlich beige, braune, blaue und violette Farbtöne.

Mari berichtet:
Wann im Kannenbäckerland begonnen wurde, insbesondere salzglasierte, oder überhaupt Pfeiffiguren in größeren Stückzahlen herzustellen, ist nicht exakt belegt, allgemein gilt dafür die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Produktionshöhepunkt dürfte schon in den zwanziger bis dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts überschritten gewesen sein. Der Verkauf erfolgte auf Jahrmärkten, Kirchweihfesten und in den gerade gegründeten Tand- und Spielzeuggeschäften. Kleinere Figuren waren Füllmaterial für die damals beliebten Wundertüten.

Er beschreibt verschiedene Formen der Pfeifchen und die Schwierigkeiten, sie zu datieren oder bestimmten Herstellern zuzuordnen. Mit Hilfe von alten Adressbüchern aus den Jahren 1910 und oder bis 1920 fand er mehrere Firmen im Westerwald, die verschiedene irdene Vogelpfeifen, Flötchen und Spielzeug herstellten. Ansässig waren sie in Baumbach, Höhr und Vallendar.
Die Namen der Hersteller, die er sicher der Poduktion klingender Pfeifen und Kinderflötchen zuordnen kann, sind:
Reinhold Hanke, Joh. Vetter, Eckhardt & Engler, Krebs & Co GmbH, Aug. Menningen, Dümler & Breiden, Heinrich Cremer​

Heute sucht man deutsche Hersteller von Keramik-Flötchen, Figurenpfeifchen und Okarinas auf den Märkten unserer Gegend (Köln-Bonner Raum) oft vergebens. Auf Keramik-Märkten habe ich mich bereits mehrmals durchgefragt. Könnte ja sein, dass jemand seine Pfeifchen einfach nur nicht dabei hat. Und es könnte ja sein, dass jemand jemanden kennt, der ...

Wie sieht das in Eurer Gegend aus?
Gibt es in Deutschland noch irgendwo diese Figurenpfeifchenwettbewerbe?

Die von Mari dokumentieren Steingutpfeifchen mit Salzbrandglasur aus dem Westerwald scheinen wirklich Geschichte zu sein. Die Pfeifchen, Okarinas und Gämshörner aus der westerwälder Werkstatt "Ton und Töne" sind anders, sehr schön, aber anders.

Rolf Mari stellt in seinem Bericht abschließend fest, dass auffallend wenige alte Steinzeugpfeichen aus dem Westerwald erhalten geblieben sind. Da das Pfeifchen ein Spielzeug gewesen ist, wundert mich das nicht. Selbst wenn die Kinder mit so einerm Flötchen ganz vorsichtig umgehen, oder es zumindest versuchen, haben diese irgendwann die ersten Macken. Und irgendwann wird so ein Flötchen gegen ein richtiges Instrument ausgetauscht und dann :nix: ...


Auf dieser französichen Webseite ...
http://www.mucem-sifflets-terre-cuite.fr/collection/chapeau.php?pays=allemagne&title=Allemagne#_ftn1
https://translate.google.com/translate?sl=auto&tl=de&js=y&prev=_t&hl=de&ie=UTF-8&u=http://www.mucem-sifflets-terre-cuite.fr/collection/chapeau.php?pays=allemagne&title=Allemagne#ill1&edit-text=&act=url
... gibt es ebenfalls einen Hinweis auf die Pfeiffiguren aus dem Westerwald und des Weiteren auf Produktionsstandorte wie die Region Brandenburg und Sachsen-Anhalt

Neben der bereits erwähnten Ochtruper Nachtigal wird die Telgter Eule und eine Pfeife für ein St. Bruno-Fest genannt.

Neue Anhaltspunkte! :)
Über die Telgter Eule aus dem Münsterland kann man sich hier informieren:
http://www.toepferei-schaefer-telgte.de/Telgter-Eule/Tonwaren/13/





Nachtrag
Hersteller heute


Schäfer, Telgte: http://www.toepferei-schaefer-telgte.de/Telgter-Eule/Tonwaren/13/
Ton und Töne, Westerwald: https://www.ton-und-toene.com/index.php/instrumente/kuckucksfloete
Wiener, Leipzig: http://www.echtkind.de/pfeife-stein-lerche-manufaktur-wiener-100.html // http://www.manufaktur-wiener.de
TonMobil, Bad Säckingen: http://www.tonundmobil.de/kunstobjekte/tiere/


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weitere Links

Infos
https://www.toepferei-langerwehe.de/wir-ueber-uns/salzbrand.html

Kuckucksflöten in anderen Ländern:

Schweden
Lergök
, 4-Loch Gefäßflöte (Tonraumspanne diatonisch bis zur Quinte; Varianten ?)

Ängelholm, Schweden:
http://home.swipnet.se/lhofmann/lhhp4.htm / http://guide.visitskane.com/de/aktivitat/a344494/lergoksorkestern_344494/showdetails / google books > http://www.sofianilsson.se/page5/index.html /

Falkenberg, Schweden: > Falkenbergs Lergök
http://www.torngrens-krukmakeri.se/ / http://www.signaturer.se/Sverige/torngren.htm /


Sammlungen
Sammler zeigen ihre Schätze: > klick <
- http://www.mucem-sifflets-terre-cuite.fr/collection/chapeau.php?pays=suede&title=Suède

Literaturangaben:
http://www.sifflets-en-terre-cuite.org/HtmlE/Pratique/Biblio.html
 
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Es regnet ...
Anstatt den Urlaub mit einem schönen Buch zu verbringen ...
Und wie das dann mit den Suchmaschinen so ist ... hat man erst einmal einen Begriff ... und dann noch einen ... und noch einen ...

Wie bereits erwähnt, basiert die Entstehung der italienischen Okarina auf die kleinen Pfeifchen, Fischietti und Cuchi. Und weil ich bislang kaum deutsche Dokumentationen dieser bunten Pfeifchen finden konnte, habe ich mich mal mit Hilfe anderer Bezeichnungen umgesehen.

Das hier sind ganz tolle Seiten zum Stöbern, Schauen und Schmökern. Mit Hilfe einer Übersetzungsmaschine geht es ganz gut, auch wenn sich das Ergnis zum Teil scurril liest. :)
- http://www.sifflets-en-terre-cuite.org/index.html
- http://geniuslocimatera.blogspot.de/2014/10/i-maestri-di-rapino-tra-ceramica-colta.html

Wenn Ihr Zeit und Lust habt, gebt mal folgende Begriffe in die Suchmaschine ein:

cuchi (Italien)
Lergök (Schweden)
sifflets (Frankreich)
siruell (Mallorca)
terracotta whistles (England u.a.)
...

Ihr findet dann Hinweise auf Museen, private Sammlungen/Sammler und Keramiker in Schweden, Frankreich, Mallorca, Italien ...
 
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