GEWA Bogenkorrektor am Cello ausprobiert ...

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Beim letzten Besuch eines Flohmarktes lief mir doch glatt einer dieser Bogenkorrektoren für das Cello von Gewa über den Weg. Größe schien passend, und für verhandelte 3.- Euro habe ich das Teil aus Interesse erstanden. Über die Dinger wird ja viel gelästert und sinniert.

Nach dem Ausprobieren letztens, auch durch eine jugendliche Aspirantin aus der Bekanntschaft, folgende Eindrücke:


Positiv:

- es funktioniert tatsächlich. Innerhalb kürzester Zeit geht einem das Gequietsche des Bogens an dem Teil so auf die Nerven, dass man peinlichst versucht ist, das zu verhindern. Ergebnis: ein schöner gerader Strich.

- die Bekannte meinte, dass es ihr im Nachhinein betrachtet gar nicht so auf den geraden Strich ankäme, sondern eher darauf, dass man sich besser auf die Greifhand konzentrieren könne. Bei ihr war es eher so, dass sie die ungewollte Bewegung des Bogens zwischen Griffbrett und Bogen verhindern

-kinderleichte Montage. Aufstecken, fertig.


Soviel dazu, nun das Negative, was sich mit dem Positiven aber auch etwas überschneidet, im Wesen der Sache liegt. Also bitte etwas differenzierter als nur streng nach top oder Flop eingeordnet sehen.


Negativ:

- im Normalfall sauteuer. Für ein Stück Draht mit zwei gestanzten Haltern neu an die 40.- Euro verlangen zu wollen - das ist die absolute Dreistheit. Das kommt schon in den Bereich von Kaffeefahrt-Produkten. Ok, es hat seinen Sinn und die Idee zählt, aber es ist schon derbe.

- sobald man mit dem Bogen nur ein bisschen an den Korrektor kommt, überträgt sich dessen Vibration auf den Korrektor und es "singt" metallisch. Hat ein bisschen was von einem Rauchmelder - der muss auch schreien, damit man ihn nicht überhört, aber das Geräusch nervt tierisch. Und ich hatte mich schon gewundert, warum an der ein oder anderen Stelle ein Stückchen Malerkrepp klebte ;-) Mein Carbonbogen ist da übrigens heftiger als des Mädels Holzbogen.

- des einen Segen ist des anderen Fluch: man kann nur mit flach aufliegenden Bogenhaaren spielen. Bogen verkanten um auf weniger Haaren zu spielen ist nicht.

- verschiedene Strichstellen sind natürlich auch nicht drin. Insgesamt spielt man recht wenig frei, wobei das bei mir als nicht mehr Anfänger natürlich anders empfunden werden mag als bei einem Einsteiger, der ja eher wenig bis keine totale Dynamik durch eine stegnähere oder -fernere Strichstelle zu erreichen versucht.

- besonders stabil sitzt das nur leicht am Griffbrett geklemmte Teil nicht. Für Grobmotoriker unter den Einsteigern ist das vielleicht nicht ganz ungefährlich für das Cello? Ausprobiert haben wir das zumindest nur mit einem günstigen Schülercello. Allerdings sieht es wilder aus als es ist, wenn der ein bisschen wackelt. Man sollte aber schon ein paar Stunden gespielt haben, um etwas Gefühl für den Bogen und dessen Haltung zu haben, damit man den Korrektor nicht herunter rupft.


FAZIT 1:

Der Korrektor ist meiner Meinung nach besser als der oft genannte Spiegel oder irgendwelcher anderen Methoden zur Einübung eines Geraden Striches. Man kann sich voll auf die Bewegungen des Armes konzentrieren, denn der Korrektor führt den Bogen zuverlässig.

Die Sache mit dem zum Steg und zurück wandernden Bogen hatte ich bisher bezüglich Nutzen des Korrektors gar nicht betrachtet. Der Korrektor ist also nicht nur was für die Übung des geraden Strichs, sondern er verhindert auch das unbewusste Wandern des Bogens, z.B. Richtung Griffbrett, wo es ja beim Anfänger meist etwas harmonischer klingt als beim eher harten Klang am Steg. Der Korrektor erzieht also zum Spielen dort, wo man auch wirklich streichen will, wenn auch nicht fließend.

Der zwangsweise gerade Strich und besonders das fehlende Wandern des Bogens ist hervorragend in Situationen, wo man sich mal voll auf die Greifhand konzentrieren will, um etwas Grifftechnisches auszuprobieren.

im Nachhinein hätte ich persönlich vielleicht doch lieber den Korrektor gehabt, als mich wie mit Stock im Hintern vor den Spiegel zu setzen und mit dem notgedrungen irgendwie unnatürlich in gerader Achse zum Spiegel ausgerichteten Cello, das gerade Streichen zu üben. Mit einem Fehler ansagendem menschlichen Korrektor dabei ging es besser, aber bei beiden Methoden werden schon gemachte Fehler korrigiert, anstatt sie von vornherein zu vermeiden. Mit dem Korrektor geht es offenbar schlichtweg schneller und sicherer mit dem Einüben.

FAZIT 2:

Insgesamt ist der Korrektor meiner Meinung nach als Einstiegshilfe für den geraden Strich und die korrekte Strichstelle durchaus empfehlbar. Man muss sich aber darüber klar sein, dass er nach wenigen Tagen bis Wochen irgendwann recht schnell überflüssig wird, was natürlich auch positiv ist. Wen die 30-40 Euro dafür schmerzen, sollte beim üben vor dem Spiegel bleiben.
 
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