
Stratspieler
Helpful & Friendly User
Das ist meine Neue. Eine Ibanez mit ihrem sperrigen Namen AF71F-TBC-12-02 oder kurz "AF71F" genannt. Ein weiterer "Brotkasten" mit einem "Eff" nach der Zahl im Namen, das auf "Floating montierten Pickup" hindeutet.
Warum?
Ist man begeistert von der hier vorgestellten Ibanez AF85VLS-12-01, dann ist der Schritt zu einer konsequenter ausgelegten Gitarre dieser Bauart eigentlich nur folgerichtig.
Da war keine lange Vorüberlegung im Spiel. Oder eigentlich doch. Diese Art Gitarren haben ihre Pickups auf ihrer Korpusdecke montiert und nun hört und sieht man immer wieder Gitarren mit ihrem einzigen oder zwei floating Minipickups, die freischwebend über der Decke entweder am Hals oder am Pickguard montiert sind.
Klingt eine Gitarre mit einem floating Pickups wirklich so anders, wie man es immer wieder hören kann? Schwingt die Decke dann besser, weil ja "nix drauf" ist? Und überhaupt: Was fängt man mit so einer "Ohne Alles"-Gitarre an, die mit ihrer geradezu herausfordernden, schnörkellosen Schlichtheit daherkommt, die aus meiner Sicht wie angegossen zur ebenbürtigen Schlichtheit des Excelsiors passt? Es ist ja genau das, was ich suche: Tone pur, gewissermaßen ein Back To The Roots einer Gitarre an einem ebenso einfachen Amp.
Was spielt man mit ihr, wo ich ja nun mal kein ausgewiesener Jazzer bin, aber dennoch sehr gerne auf meiner AF85 spiele und versuche, mich in Lehrhefte zum Thema Jazz einzuarbeiten?
Was ist das für eine Gitarre, deren ähnliche Abbildungen auf vielen Lehrwerken der Jazzgitarre zu finden sind? Stellvertretend seien hier mal zwei Hefte seines dreibändigem Lehrwerkes genannt: "Die Plektrumgitarre" vom 2015 verstorbenen Thomas Buhé, dem "Vater der Jazzgitarristen-Ausbildung" in der DDR, nämlich "Lead Guitar":
und "Rhythm Guitar":
Was wird mich also mit dieser, anhand ihrer Seriennummer nach Ibanez-Fandom datieren, im November 2015 in China gefertigten Gitarre erwarten? Ihr dürft gerne lachen, aber alleine nur schon der Gedanke, eine Gitarre zu bespielen, bei der man nicht an einem Toggle Switch schalten kann oder bei der man nach dem Spielen nicht den Switch in die vielbesprochene Mittelstellung bringen soll, um auf Dauer ja keine Kontakte auszuleiern, ist für mich völlig neu. Man stellt die Gitarre nach dem Spielen auf ihren Ständer und fragt sich: "War da nicht noch was? Switch in Mittelstellung schalten nicht vergessen!" Aber nein, da ist - nichts. Eigentlich wie bei einer Strat, aber da stelle ich z.B. deren Schalthebel immer zurück auf die "Pole Position", resp. auf den Neck-Pickup. Jahrzehntelange Gewohnheit...
Hier ist nichts davon. Es gibt nur einen einzigen Pickup mit seinen beiden Reglern.
Specs
Der Body besteht aus laminiertem Ahorn, wie man hier sehen kann. Die Ausführung in dezentem Tobacco Brown gefällt mir außerordentlich gut. Die Lackierung der gesamten Gitarre ist tadellos. Nicht ein einziger Makel ist zu finden.
Für den Fototermin hat sich ihre Schwester, die AF85 in ihrem Flamed Sycamore dazugesellt. Die unterschiedlichen Ausführungen sind schön zu erkennen:
Die Montage des Halses an den Body sowie die Ausführungen des Bindings sind auch an der AF71F makellos. Die Maße der Bodys und der Hälse sind übrigens identisch.
Hier sieht man eine unschöne Stelle:
Was ist passiert? Nun, ich habe beim Kauf der Gitarre nicht genau auf die Angebotsfotos geschaut. Und dadurch ist mir entgangen, dass der Gurtpin, der eigentlich hinten auf dem Korpus sitzt, dort gar nicht sitzt, sondern hier seitlich:
Das Loch auf dem Korpusrücken war sauber verschlossen.
Ich habe den Gurtpin wieder rückseitig montiert. Zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme ist das seitliche Loch frisch mit schwarzem Holzkitt verschlossen und wartet auf das Aushärten des Kitts. Mehr dazu in einem Folgenteil dieses Reviews, wo ich mir die Gitarre gründlich angeschaut, d.h. geölt, neu besaitet und neu justiert habe, verbunden mit Politur. Kurzum: wo ich die Gute beschnarcht habe.
Der Hals der AF71F ist kein dreistreifiger, sondern er ist aus einem Stück Mahagoni gefertigt. Ob die Kopfplatte angeschäftet ist, kann ich aufgrund der deckenden Lackierung nicht erkennen.
Die Kopfplatte hat die typische Form der Ibanez Artcore - Serie. Schön: Wie weiland bei der AGS73 muss man nur die Abdeckung zum Trussrod aufschieben und schon kann man rein:
Über das Logo auf der Kopfplatte kann man geteilter Meinung sein. Manche freuen sich alleine schon, wenn bloß kein "Thunderbolt" mehr zu sehen ist, wie er noch die Kopfplatte meiner AF85 ziert. Das Logo auf dieser AF71F ist wahrscheinlich eines der letzten, bevor 2015 die Serie zu einem lilienähnlichen Logo gewechselt ist, wie es seinerzeit meine AGS73 zierte. Der aus meiner Sicht sehr unpassende und hässliche Entsorgungshinweis, der rückseitig auf der Kopfplatte prangte, ließ sich auch bei dieser Ibanez problemlos und rückstandsfrei abrubbeln (bei der AGS73 war das nicht mehr möglich). So etwas gehört einfach nicht auf so ein Instrument, finde ich.
Die für die Artcore - Serie so typische Volute darf nicht fehlen:
Das Griffbrett ist makellos. Es war nur etwas trocken. Aber dafür gibt es ja Öl. Ein gewisses. Riechendes. Ähem. Oops.
Die leicht perlmuttartig schimmernden Einlagen sind sauber eingelegt.
Die Abrichtung der Bünde ist einwandfrei, auch wenn das bei den hohen Saiten etwas täuscht. Es gibt keine scharfkantigen Bundränder, nichts. Laut Angaben des Verkäufers war die Gitarre ein Sammlerstück und wurde so gut wie nie bespielt. Das scheint insofern zu stimmen: Beim etwas kräftigeren Anspielen von Akkorden riecht man sogar noch den Holzleim, wenn die durch Schwingungen bewegte Luft aus dem Korpus austritt und dabei den Leimgeruch mitnimmt...
Gibt es nichts zu finden, nichts zu bemängeln? Gar nichts? Nein, wenn man mal von der sehr wahrscheinlich nachträglich durchgeführten Montage des Gurtpins am Halsfuß absieht. Die Gitarre ist perfekt. Selbst die Mechaniken verrichten hier ihren Job klaglos, was bei Artcores dieser Preisklasse längst nicht der Fall ist. Sie sind schön schwergängig, laufen dennoch sahnig und halten die Stimmung.
Was soll ich sagen? Perfekte Verarbeitung, Made in China. Man bedenke den einstigen Originalpreis dieser Gitarre.
(Wird fortgesetzt)
Zum Nachschlagen:
Ibanez-Fandom AF71F-TBC
Seite aus Produktkatalog 2014
Warum?
Ist man begeistert von der hier vorgestellten Ibanez AF85VLS-12-01, dann ist der Schritt zu einer konsequenter ausgelegten Gitarre dieser Bauart eigentlich nur folgerichtig.
Da war keine lange Vorüberlegung im Spiel. Oder eigentlich doch. Diese Art Gitarren haben ihre Pickups auf ihrer Korpusdecke montiert und nun hört und sieht man immer wieder Gitarren mit ihrem einzigen oder zwei floating Minipickups, die freischwebend über der Decke entweder am Hals oder am Pickguard montiert sind.
Klingt eine Gitarre mit einem floating Pickups wirklich so anders, wie man es immer wieder hören kann? Schwingt die Decke dann besser, weil ja "nix drauf" ist? Und überhaupt: Was fängt man mit so einer "Ohne Alles"-Gitarre an, die mit ihrer geradezu herausfordernden, schnörkellosen Schlichtheit daherkommt, die aus meiner Sicht wie angegossen zur ebenbürtigen Schlichtheit des Excelsiors passt? Es ist ja genau das, was ich suche: Tone pur, gewissermaßen ein Back To The Roots einer Gitarre an einem ebenso einfachen Amp.
Was spielt man mit ihr, wo ich ja nun mal kein ausgewiesener Jazzer bin, aber dennoch sehr gerne auf meiner AF85 spiele und versuche, mich in Lehrhefte zum Thema Jazz einzuarbeiten?
Was ist das für eine Gitarre, deren ähnliche Abbildungen auf vielen Lehrwerken der Jazzgitarre zu finden sind? Stellvertretend seien hier mal zwei Hefte seines dreibändigem Lehrwerkes genannt: "Die Plektrumgitarre" vom 2015 verstorbenen Thomas Buhé, dem "Vater der Jazzgitarristen-Ausbildung" in der DDR, nämlich "Lead Guitar":
und "Rhythm Guitar":
Was wird mich also mit dieser, anhand ihrer Seriennummer nach Ibanez-Fandom datieren, im November 2015 in China gefertigten Gitarre erwarten? Ihr dürft gerne lachen, aber alleine nur schon der Gedanke, eine Gitarre zu bespielen, bei der man nicht an einem Toggle Switch schalten kann oder bei der man nach dem Spielen nicht den Switch in die vielbesprochene Mittelstellung bringen soll, um auf Dauer ja keine Kontakte auszuleiern, ist für mich völlig neu. Man stellt die Gitarre nach dem Spielen auf ihren Ständer und fragt sich: "War da nicht noch was? Switch in Mittelstellung schalten nicht vergessen!" Aber nein, da ist - nichts. Eigentlich wie bei einer Strat, aber da stelle ich z.B. deren Schalthebel immer zurück auf die "Pole Position", resp. auf den Neck-Pickup. Jahrzehntelange Gewohnheit...
Hier ist nichts davon. Es gibt nur einen einzigen Pickup mit seinen beiden Reglern.
Specs
Der Body besteht aus laminiertem Ahorn, wie man hier sehen kann. Die Ausführung in dezentem Tobacco Brown gefällt mir außerordentlich gut. Die Lackierung der gesamten Gitarre ist tadellos. Nicht ein einziger Makel ist zu finden.
Für den Fototermin hat sich ihre Schwester, die AF85 in ihrem Flamed Sycamore dazugesellt. Die unterschiedlichen Ausführungen sind schön zu erkennen:
Die Montage des Halses an den Body sowie die Ausführungen des Bindings sind auch an der AF71F makellos. Die Maße der Bodys und der Hälse sind übrigens identisch.
Hier sieht man eine unschöne Stelle:
Was ist passiert? Nun, ich habe beim Kauf der Gitarre nicht genau auf die Angebotsfotos geschaut. Und dadurch ist mir entgangen, dass der Gurtpin, der eigentlich hinten auf dem Korpus sitzt, dort gar nicht sitzt, sondern hier seitlich:
Das Loch auf dem Korpusrücken war sauber verschlossen.
Ich habe den Gurtpin wieder rückseitig montiert. Zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme ist das seitliche Loch frisch mit schwarzem Holzkitt verschlossen und wartet auf das Aushärten des Kitts. Mehr dazu in einem Folgenteil dieses Reviews, wo ich mir die Gitarre gründlich angeschaut, d.h. geölt, neu besaitet und neu justiert habe, verbunden mit Politur. Kurzum: wo ich die Gute beschnarcht habe.
Der Hals der AF71F ist kein dreistreifiger, sondern er ist aus einem Stück Mahagoni gefertigt. Ob die Kopfplatte angeschäftet ist, kann ich aufgrund der deckenden Lackierung nicht erkennen.
Die Kopfplatte hat die typische Form der Ibanez Artcore - Serie. Schön: Wie weiland bei der AGS73 muss man nur die Abdeckung zum Trussrod aufschieben und schon kann man rein:
Über das Logo auf der Kopfplatte kann man geteilter Meinung sein. Manche freuen sich alleine schon, wenn bloß kein "Thunderbolt" mehr zu sehen ist, wie er noch die Kopfplatte meiner AF85 ziert. Das Logo auf dieser AF71F ist wahrscheinlich eines der letzten, bevor 2015 die Serie zu einem lilienähnlichen Logo gewechselt ist, wie es seinerzeit meine AGS73 zierte. Der aus meiner Sicht sehr unpassende und hässliche Entsorgungshinweis, der rückseitig auf der Kopfplatte prangte, ließ sich auch bei dieser Ibanez problemlos und rückstandsfrei abrubbeln (bei der AGS73 war das nicht mehr möglich). So etwas gehört einfach nicht auf so ein Instrument, finde ich.
Die für die Artcore - Serie so typische Volute darf nicht fehlen:
Das Griffbrett ist makellos. Es war nur etwas trocken. Aber dafür gibt es ja Öl. Ein gewisses. Riechendes. Ähem. Oops.

Die leicht perlmuttartig schimmernden Einlagen sind sauber eingelegt.
Die Abrichtung der Bünde ist einwandfrei, auch wenn das bei den hohen Saiten etwas täuscht. Es gibt keine scharfkantigen Bundränder, nichts. Laut Angaben des Verkäufers war die Gitarre ein Sammlerstück und wurde so gut wie nie bespielt. Das scheint insofern zu stimmen: Beim etwas kräftigeren Anspielen von Akkorden riecht man sogar noch den Holzleim, wenn die durch Schwingungen bewegte Luft aus dem Korpus austritt und dabei den Leimgeruch mitnimmt...
Gibt es nichts zu finden, nichts zu bemängeln? Gar nichts? Nein, wenn man mal von der sehr wahrscheinlich nachträglich durchgeführten Montage des Gurtpins am Halsfuß absieht. Die Gitarre ist perfekt. Selbst die Mechaniken verrichten hier ihren Job klaglos, was bei Artcores dieser Preisklasse längst nicht der Fall ist. Sie sind schön schwergängig, laufen dennoch sahnig und halten die Stimmung.
Was soll ich sagen? Perfekte Verarbeitung, Made in China. Man bedenke den einstigen Originalpreis dieser Gitarre.
(Wird fortgesetzt)
Zum Nachschlagen:
Ibanez-Fandom AF71F-TBC
Seite aus Produktkatalog 2014