Guter Gesamtmix mit In-Ear, wie?

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Wie kommt eine Band zu einem guten Gesamtmix, wenn alle Musiker In-Ear verwenden und nur ihren individuellen Mix hören?

In Band A spielen wir klassisch mit Amps und PA im Proberaum. Alle können in den Raum reinhorchen und hören sofort, wenn sie zu laut / zu leise sind und können die Lautstärke nachjustieren oder die Dynamik anpassen.

In Band B spielen wir mit In-Ear. Jeder hat sich seinen Mix zusammengebastelt und hört das, was er hören muss/will. Wenn jemand irgendwo zu laut / zu leise ist, merkt man das während der Probe kaum, sondern erst zu Hause, wenn wir die Aufnahmen ab Mischpult (Master) anhören. Dann kann man sich Notizen machen, bzw. Patches entsprechend programmieren und bei der nächsten Probe erneut im Nachgang die Aufnahmen anhören.

Mir gefällt Variante A besser, weil direkter und musikalischer. Aber ich vermute, wir machen bei Variante B noch was falsch 🤔 Hat mir jemand einen Tipp? Und als Zusatzfrage: ist es mit In-Ear sinnvoll, auch den Master-Mix zu hören, z.B. auf einem der beiden Stereo-Kanäle? Oder sind komplett individuelle Mixes der richtige Weg bzw. üblich?
 
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Wie kommt eine Band zu einem guten Gesamtmix, ...

Normalerweise gar nicht. Der Tontechniker der Band kommt zu einem guten Gesamtmix, wenn er sinnvoll im Saal positioniert ist und den Sound der Band gut hören kann.
 
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Variante B mit InEars kann seine Vorteile nur dann ausspielen, wenn jemand mit ausreichend Ahnung die Arbeit erledigt, also mischt. Das ist etwas, das gern übersehen wird: ohne ausreichend Auwand zu investieren ist Variante B eher Fehlerquelle als Hilfe.
 
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Würde ich so nicht sagen. Oder zumindest ein Jein. Wir haben mit Variante B jetzt schon zwei mal gute Erfahrungen auf selbst organisierten Gigs gemacht.

Beschallung im Grunde ausschließlich über die Backline, die PA hat nur den Gesang geliefert + etwas Kickdrum. Vorher Bass- und Git-Verstärker passend zum Drumkit eingepegelt, dann braucht's später "nur" noch jemanden, der von vorne die Lautstärke vom Gesang im Auge behält.

Disclaimer: das geht so natürlich nur in kleineren Locations, in denen die Backline auch tatsächlich zur Beschallung ausreicht. Aber der Vorteil auch hier ist eben der, dass die Bühnenlautstärke sich nicht ins Unermessliche steigert, weil sich keine Wedges in einem ewig währenden Kampf gegen die Verstärker befinden.
 
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Normalerweise gar nicht.
Das würde ich so nicht unterschreiben. Ich finde ja, dass die Band den Sound macht und der Tontechniker dann im Idealfall nur die Feinjustierungen vornimmt, bzw die Anteile am Gesamtsound übernimmt, die nicht von der Band kommen, Hall und Delays z.B. nur wenn die Band den eigenen Sound nicht im Griff hat, dann ist von Arrangement per Mixing Desk bis Mischen Impossible alles drin.
erst gestern hatte ich zwei Band betreut, die zwar sehr variantenreich gespielt haben, ich aber praktisch arbeitslos war, denn die hatten den Bandsound derart gut im Griff, dass ich da nicht korrigierend eingreifen musste. War aber Jazz, die sind es gewohnt ohne Verstärkung auch gut zusammen zu klingen.


Nachtrag: es gibt einen Hauptgrund für mich wenn es keinen guten, von der Band produzierten, Sound gibt, bei dem die Verhältnisse der Instrumente zueinander nicht passen. Und das ist wenn jeder einzelene Musiker für seinen Monitor die Strategie „sehr, sehr viel von mir und möglichst wenig vom Rest“ verfolgt. Denn dann kann jeder einzelne kein Gefühl für die Abstimmung zueinander aufbauen. Und die Gefahr, so denke ich, ist bei Inear deutlich höher als bei konventionellem Monitoring.

BTW: gestern hatte ich für jeden Musiker einen Monitor aufgestellt. Am Ende war bei einem Drummer ganz wenig Kontrabass drauf, ein Saxofonist wollte etwas Hihat und ein Bassist seinen Looper am Monitor (und somit hörten auch die anderen etwas vom Looper). Somit hätte ich theoretisch die halben Boxen nicht gebraucht.
 
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Nachtrag: es gibt einen Hauptgrund für mich wenn es keinen guten, von der Band produzierten, Sound gibt, bei dem die Verhältnisse der Instrumente zueinander nicht passen. Und das ist wenn jeder einzelene Musiker für seinen Monitor die Strategie „sehr, sehr viel von mir und möglichst wenig vom Rest“ verfolgt. Denn dann kann jeder einzelne kein Gefühl für die Abstimmung zueinander aufbauen. Und die Gefahr, so denke ich, ist bei Inear deutlich höher als bei konventionellem Monitoring.
Das ist mein Hauptding mit In-Ears (mit denen ich mittlerweile ausschließlich spiele), was viele andere In-Ear Nutzer irgendwie nicht ganz nachvollziehen können oder wollen.

Ich als Drummer will auf meinen In-Ears bitte die ganze Band haben. Und zwar idealerweise mit einem Mix, der dem Höreindruck vor der Bühne (oder einer Albumaufnahme) entspricht. Um eben den Gesamtkontext nicht aus dem Auge... äh Ohr zu verlieren.

Viele andere mögen am liebsten nur sich selbst hören und von dem Rest nur ganz wenig. Das kann ich wiederum nicht nachvollziehen. Wie soll ich denn als Musiker wissen, wie mein Beitrag innerhalb des Bandkontexts klingt, wenn ich vom Rest der Band kaum was höre?
 
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Wie soll ich denn als Musiker wissen, wie mein Beitrag innerhalb des Bandkontexts klingt, wenn ich vom Rest der Band kaum was höre?
Genau das - Band ist Band und kein "Solistenverein"!
 
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Ich vermute, bei Variante A ist die Gefahr viel größer, dass man glaubt, einen guten Eindruck davon zu haben, wie man als Band klingt. Man hört ja irgendwie alles, was bei In-Ears auf die Art überhaupt nicht funktioniert. Meine Erfahrung ist, dass man mit In-Ears aber eine viel bessere Chance hat, einzuschätzen, wie man als Band zusammen klingt. Vorausgesetzt, dass nicht allzu viel akustisch von der Bühne kommt (z.B. indem man Gitarren- und Bassamps leise fährt oder Modelling nutzt). Ansonsten kann ich mich Mfk0815 und marrat bei dem Punkt anschließen, dass jeder Musiker einen einigermaßen repräsentativen Mix auf den Ohren haben sollte, um den Klang der Band einschätzen zu können.

Wenn ich bei einem Event mische, wo In-Ears verwendet werden und ich die Besetzung kenne, bereite ich eine Mischszene so vor, dass jeder schon mal jedes Signal mit -5dB bekommt, außer dem eigenen, das ich ein paar dB höher ziehe, und dagegen senke ich ein Signal, das damit kollidieren könnte (z.B. E-Gitarre vs. Keys), um ein paar wenige dB ab. Meistens ist das schon ein ganz guter Startpunkt, wo man noch etwas nachjustieren muss und dann wars das schon mit Monitor-Soundcheck (den ich nach dem FoH-Soundcheck mache, sodass alles schon eingepegelt, EQt, komprimiert und mit Effekten auf die In-Ears geht).
 
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... erst gestern hatte ich zwei Band betreut, die zwar sehr variantenreich gespielt haben, ich aber praktisch arbeitslos war, denn die hatten den Bandsound derart gut im Griff, dass ich da nicht korrigierend eingreifen musste. War aber Jazz, die sind es gewohnt ohne Verstärkung auch gut zusammen zu klingen...

Das ist mir in 35 Jahren und über 1000 Mixes genau einmal passiert, und das war auch eine Jazzband. Ja, die sind es gewohnt, aufeinander zu hören und auch mal rein akustisch zu spielen, aber in den Zirkeln der Rock- und PopmusikerInnen ist das eine aussterbende Kunst. Auch meine Yoga- und Kirtan*)-Leute können das, aber die sind überwiegend zu leise, um ohne Verstärkung mehr als 20 Leute zu beschallen.

Oft genug kommt es ja auch vor, dass man einen fertigen, in sich stimmigen Mix an einen Raum oder an dessen Füllung mit PAX anpassen muss - mal mehr Hall, mal weniger z.B. Aber es gibt auch Räume (selbst, wenn ich die Anlage darauf eingemessen habe), in denen bestimmte Signale kräftiger oder schwächer durchkommen als in anderen Räumen, was ich dann als Tontechniker eben anpassen muss. Auf der Bühne hörst Du diese feinen Unterschiede einfach nicht.


*) Kirtan: spirituelle Musik, meist mit Elementen von Call-and-Response
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Das würde ich so nicht unterschreiben...

Ja, es ist eine Generalisierung. Die aber in der überwiegenden Anzahl der Fälle zutrifft, wenn man sich ausserhalb des Jazz bewegt.
 
Ja es ist ein Dilemma!
Mit InEar Monitoring hört man nicht gut, was die Instrumente im Mix auf der Bühne produzieren.
Sehr wohl ist der Bühnen/Einzelsound der Instrumente für Gesamt- und die IEM-Sound-Qualität von Bedeutung, weil die Instrumente auch "quer" in die Mikrophone einstrahlen usw.

Eine Lösung, wenn die komplette Band IEM nutzt, ist möglichst viele Instrumente "stumm" zu machen.
Damit entfallen dann die Problem, die ein unausgewogener "Bühnen-Sound" machen kann.

Will man das nicht, weil Gitarristen und Schlagzeuger nicht von ihren Röhren und Fellen lassen können, braucht man entweder jemanden, der den Bühnen-Sound im "Blick" behält, oder jeder Beteiligte muss die Awareness und Verantwortung dafür haben und übernehmen, da keinen "Mist" zu machen. Wie realistisch dieser Anspruch/Forderung ist, ist die Frage...
 
Wenn die ganze Band mit IEM spielt, kann man ja selbst Röhrenamps leise genug fahren, damit auf der Bühne nicht die Hölle los ist. Und die fehlenden Wedges erleichtern dann das übrige.

Jetzt könnte man natürlich noch das Drumkit auf ein E-Kit umstellen, damit wird man bei den meisten Drummern aber auf ähnlich viel Gegenliebe stoßen wie wenn man den Gitarristen empfiehlt, ihre Gitarre durch einen Guitar Hero Controller zu ersetzen... :LOL:
 
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In einer meiner Bands überlassen wir den Bandsound natürlich dem FOH Mischer und jeder macht seinen eigenen inear Sound, der dann wohl nicht dem FOH entspricht. Ich korrigiere meist die beiden Gitarren und keyboards .
Ich habe aber auch schon erlebt, den inear mix vom FOH zu kriegen und war mehr als zufrieden auch ohne Kontrolle über einzelne Instrumente zu haben.
 
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Ich vermute, bei Variante A ist die Gefahr viel größer, dass man glaubt, einen guten Eindruck davon zu haben, wie man als Band klingt.
Ich kenne beides - daß eine Band sich gut hört (Bandsound "C") und dann glaubt sie klingt wie "D".. und eine Band die sich nicht hört und daher einen falschen Eindruck von sich selbst hat. Aber das ist ein Aspekt, der an der Technik vorbeigeht.
Wenn genügend Zeit ist und die Umstände passen, haben die Musiker bessere Chancen sich mit ihren InEars eine gute Grundlage zu verschaffen. Allerdings zeichnen sich Konzerte regelmäßig dadurch aus, daß eben nicht genügend Zeit da ist und allerlei unvorhergesehen Unvorhergesehenheiten auftauchen, die alles verkomplizieren. Für diese Fälle sind InEars ein zusätzlicher Zeitfresser.
 
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Ich erinnere mich an die Zeit, in der In-Ear-Monitoring noch nicht so weit verbreitet war. Das war Ende der 90er, als ich Queensryche auf Ihrer "Promised Land" Tour besuchte. Die hatten Amps etc. unter der Bühne, der Drummer saß hinter einer Plexiglaswand.
Der Sound im Saal war für damalige Verhältnisse unglaublich gut.
 
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llerdings zeichnen sich Konzerte regelmäßig dadurch aus, daß eben nicht genügend Zeit da ist und allerlei unvorhergesehen Unvorhergesehenheiten auftauchen, die alles verkomplizieren. Für diese Fälle sind InEars ein zusätzlicher Zeitfresser.
Da kommen wir ja zum Nebenthema der Logistik von In-Ear-Monitoring im Live-Kontext. Ich teile deine Meinung nicht unbedingt, weil das in meiner Band inzwischen ziemlich gut läuft. Wir kommen mit einer Viertelstunde Umbauzeit aus und brauchen so gut wie gar keinen Soundcheck. :) Ansonsten stimm ich dir zu.
 
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Danke für die vielen Antworten / Anregungen. Das Musiker Board (also ihr) ist schon toll 🙂

Ich möchte noch präzisieren, dass es mir bei meiner Frage v.a. um die Situation im Probelokal geht, wo wir als Band ja erst herausfinden wollen, was die optimale Abstimmung für jeden Song ist und Gesamtsound ist (und natürlich ist da kein Tontechniker mit dabei). Also weniger um Live/Bühne.

[...] dass jeder Musiker einen einigermaßen repräsentativen Mix auf den Ohren haben sollte, um den Klang der Band einschätzen zu können.
Ich finde das einen guten Ansatz. Ich werde den mal weiterverfolgen. Ich glaube im Moment gibt es da ein paar Kandidaten mit etwas einseitigen Ego-Mixes auf den Ohren 😉
 
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Ich glaube im Moment gibt es da ein paar Kandidaten mit etwas einseitigen Ego-Mixes auf den Ohren
Da sagst du was 😀 Wenn ich als Mischer in einen In-Ear-Mix reinhöre, den sich jemand selbst angepasst hat, bin ich auch immer wieder überrascht... z.B. eine Sängerin, die vom Ausgangspunkt, den ich gesetzt hab, bei einem Mix gelandet ist, der ihre Stimme bei über +5 dB hatte, dafür Hall-Effekte, Atmo-Mikros und alle anderen Instrumente und Stimmen im Laufe des Soundchecks radikal runter gezogen hatte. Irgendwann meinte sie dann, dass sie mit ihrem Mix nicht zufrieden ist. Ich weiß nicht mehr, wie sie es ausgedrückt hat. 😀 Ich denke, dass das vor allem mangelnde Übung ist. Je mehr man lernt, sich im Kontext der Band zu hören, desto besser. Aber darauf muss man sich erstmal einlassen.
 
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Naja... Also wenn ich Monitor mache, biete ich gerne erst mal was an. Wenn der Musiker etwas anderes braucht, bekommt er das natürlich. Ich hab doch nicht darüber zu urteilen, ob das jetzt cool ist - oder nicht. Wenn der Künstler +12 dB Kick, Mundharmonika vom Supportact und ein Stück von WASP haben will - Bittesehr! Wenn er damit seinen Job gut macht: Bombe! Sich einfach mal als Dienstleister sehen ...

Übrigens: Roger Hodgson hat die Summe 1:1 auf dem Inear. Klingt ein bisschen wie Kontrollzwang - funktioniert aber für deren Setting bestens.
 
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Ich denke, dass das vor allem mangelnde Übung ist.
Ich hatte als „Haustechniker“ zweimal mit der selben Band zu tun. Beim ersten Mal haben eines ihrer ersten Konzerte mit dem eigenen Inear System (X32 Rack basierend) gespielt. Da warenalle die ganze Zeit am rum schrauben, per Smartphone App. Irgendwiehatte es den Anschein, dass alle während des Konzerts ständig ihre Social Media Channels verfolgen. Einige Zeit, vielleich zwei Jahre später,kamen die wieder vorbei, mit an sich dem gleichen Inear System. Nur habendie das wohl inzwischen besser im Griffgehabt. Denn derenSmartphones waren beim Konzert praktischunsichtbar.
das ganze braucht halt, wie bei den meisten Dinge, Übung und Erfahrung.
 
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