Hals komplett "mattieren"

[tom181]

Hallo,

ich möchte den Hals meiner Vester "mattieren" - also mit 1000/1200er-Flies/Schleifpapier matt schleifen. Mir gefällt dieser Hochglanzlack überhaupt nicht, außerdem stört er mich beim spielen

Kann ich auch die Vorderseite (also zwischen den Bünden) damit mattieren oder schleife ich mir damit "Riefen" in die Bündstäbchen?

Gruß

Tom

 

[benny barony]

Ist Dein Griffbrett denn lackiert? Ich bezweifle das irgendwie. Was 'n das für 'ne Vester?

 

[tom181]

Ist eine 57 er Strat und hat einen lackierten Ahornhals

 

[benny barony]

Hach ja, hab ich doch glatt Ahorngriffbretter ausgeblendet... Glaub eigentlich nicht, dass Du Dir mit dem Fließ die Bünde ruinierst, manch Einer poliert die Bünde mit Topfreiniger. Aber einfach drauf und drüber würd ich nicht unbedingt gehen, wenn überhaupt. An den Rändern der Bundstäbchen wirds etwas schwierig, denk ich. Auf jeden Fall musst Du das Griffbrett nachbehandeln bzw. versiegeln sonst versifft das völlig.

 

[smartin]

Stahwolle 000, 0000 in dieser Reihenfolge anwenden. Vorn und hinten... regelmäßig wiederholen, wenns wieder glatt wird.

Die Bünde bleiben damit quasi unbehandelt, der Lack wird nur fein mattiert, ohne wirklich abgeschliffen zu werden.

 

[_xxx_]

Das kannst mit allen Teilen auf die selbe Art machen, Halsvorderseite ist da nicht anders als die Rückseite. Du sollst nur die Bundstäbchen nicht erwischen, also aufpassen bei der Vorderseite. Das Mattieren macht man mit Schleifpapier, da ist Stahlwolle das falsche Werkzeug.

Von der Stahlwolle würde ich eigentlich generell abraten, macht zu viel Dreck und dazu muss man die Pickups voll abkleben damit nichts rein kommt usw. Die 000 würde ich sowieso überhaupt nie an einer fertigen Gitarre verwenden da viel zu grob, mindestens 0000 soll es sein. Und egal ob mit Stahlwolle oder Schleifpapier - OHNE Druck bearbeiten, quasi nur "streicheln".

 

[smartin]

Das Mattieren macht man mit Schleifpapier, da ist Stahlwolle das falsche Werkzeug.

ne leider nicht... Schleifpapier ist viel stärker materialabtragend...

Von der Stahlwolle würde ich eigentlich generell abraten, macht zu viel Dreck und dazu muss man die Pickups voll abkleben damit nichts rein kommt usw.

...achso... und wo ist das Problem?! Kann man alles wegsaugen...auch vom Pickup.

Die 000 würde ich sowieso überhaupt nie an einer fertigen Gitarre verwenden da viel zu grob, mindestens 0000 soll es sein. Und egal ob mit Stahlwolle oder Schleifpapier - OHNE Druck bearbeiten, quasi nur "streicheln".

Nein, bei Mattierung ist eine Vorbehandlung mit 000 ratsam, danach mit 0000er verfeinern. 00000er ist beinnahe so fein, dass die Hand nach wenigen Tagen schonwieder eine glatte Oberfläche aufpoliert. Auf der Griffbrettseite lohnt sich 00000er dagegen nochmal im Abschluss um die Bünde wieder fein zu polieren. Man kann natürlich auch ohne 000er gleich die 0000er nehmen... dauert nur länger dann...


Das angesprochene Schleiffließ geht ebenfalls genauso gut.

Vom Papier ist eher Abstand zu nehmen, da es eben viel Material abträgt. Da ist früher oder später dann der Lack weg - außerdem sind die verwundenen Schleifmuster nicht so schön möglich, wodurch oft eine Schleifrichtung erkennbar ist und kein halbwegs einheitliches Mattierungsmuster entsteht.

Und noch ein Argument FÜR Stahlwolle: Irgendwann setzt sich Dreck in die Schleifrillen... Mit Schleifpapier muss man dann eine neue Schicht abschleifen. Die feinen Fasern der Wolle oder vom Fließ gehen in die Kerben und holen den Dreck viel besser raus ohne viel vom Lack abzuschleifen.

Aber mach ruhig wie Du denkst und lieber magst... ich bleib bei meiner erprobten Praxis und der Lehrbuchtheorie

 

[_xxx_]

Du musst das immer erst mal mit den Augen eines nicht-Fachmanns betrachten - Ein erfahrener Fachman kann das wahrscheinlich auch mit einem stumpfen Taschenmesser hinkriegen, aber ein Neuling macht mit Stahlwolle in der Regel nur Unfug und kommt dann zu dir wegen der Reparatur...

1000er Schleifpapier mit wenig Druck ist einfach die sanfteste und sicherste Methode und trägt so ziemlich gar kein Material ab. Da gibt es auch keinerlei "Rillen", 1000er Papier ist ja keine grobe Holzraspel

Das Problem ist, dass die Stahlwolle (000) VIEL grober ist als 1000er Papier und viel mehr abträgt. So kann man sich sehr schnell die Bundstäbchen anrauhen, Platten rein machen etc. Ich rede ja aus eigener bastel-Erfahrung (und die ist auch schon gut ein Viertel Jahrhundert lang, mein erster Umbauprojekt war in 1984 ).

Und ich stehe zu der Aussage oben, 000 Stahlwolle hat bei mir in der Nähe von einer fertig gebauten Gitarre nichts verloren. Vor der Lackierung/Zusammenbau ist es noch diskutabel, danach nicht mehr. Auch die 0000 nehm ich nur wenn ich Bundstäbchen glätten will und da wird das Holz abgeklebt oder mit Metallrahmen geschützt und der komplette Korpus kommt solange in eine fest verklebte Plastiktüte. So hat jeder seine Methoden halt... aber meine Warnung gilt wie gesagt dem Anfänger und nicht Leuten mit entsprechender Erfahrung.

 

[smartin]

also wenn Papier, dann aber nass schleifen... einfach zwischendurch immer mal auf nen nassen Schwamm "ditschen".

PS: Ich kann hier natürlich nur die Profi-Methoden vertreten... das ist schon richtig. Ob man anders besser fährt muss jeder für sich selbst entscheiden.

 

[_xxx_]

Jau nass auf jeden Fall, hab vergessen das zu erwähnen oben. Danke

 

[tom181]

Ein kurzer Zwischenstand:

mit einem feinen Schleifflies habe ich die Rückseite vom Hals wunderbar mattiert (vorher hatte ich 600er Schleifpapier, ging auch - mit dem Flies geht's aber einfacher). Tolles Spielgefühl.

jetzt ist die Vorderseite dran:

Kann ich da jetzt ebenfalls mit dem Flies schleifen oder bekomme ich dann "Riefen" in die Bünde?

 

[bagotrix]

Hi,

von außen kann man schlecht einschätzen, was für ein Vlies (ganz recht, schreibt sich mit "V" wie das Goldene Vlies aus der Sage) Du jetzt genau benutzt und wie sich das in der Praxis auswirkt. Von daher würde ich es einfach mal zwischen den obersten Bünden unter den tiefen Saiten ausprobieren, wo man eh fast nie spielt. Danach kannst Du da ein paar Mal die Saiten ziehen und spürst gleich, obs kratzt. Ich kanns mir kaum vorstellen, aber so minimierst Du das Risiko. Richtige Riefen oder Abtrag wirds bei sanftem Gebrauch eh kaum geben, und wenn die Bünde etwas matt werden sollten, könntest Du das Griffbrett hinterher immer noch abkleben (ja, ist eine Fitzelarbeit...) und mit noch feinerem Vlies wieder auf Glanz polieren.

Ich mache das übrigens bei meinen Gitarren auch so (außer bei der Gibson, die darf nach Altväter Sitte kleben, das gehört irgendwie dazu...). Nur Griffbretter habe ich noch nicht behandelt, weil ich mit One Piece Maple nicht so zurecht komme.

Ich finde das Anschleifen jedenfalls viel besser als den Hals ganz aufs Holz abzuschleifen - den muss man dann immer nachölen und -wachsen, und schmuddelig wird Ahorn dann auch gern. Die Mattierung muss man ab und zu schon auch mal wieder nacharbeiten; wenn man viel spielt, poliert sich das mit der Zeit wieder etwas auf. Dafür bleibt das Holz mMn einfach besser geschützt.

Gruß, bagotrix

 

[tom181]

Stimmt - Vlies nicht Flies....

Ich will nur den "Glanz" wegnehmen. Hat auf dem Rücken wunderbar geklappt. Dann werde ich's mal auf der Vorderseite versuchen ;-)