Hans Zimmer im Vergleich zu anderen Filmkomponisten

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luzil
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Mod.-Anmerkung: Im Thread "Chancen als Filmmusiker" ([MuTh] -> Ausbildung und Studium) wurde das o.g. Thema angeschnitten, was mit den entsprechenden Beiträgen wegen OT hierher verlagert wurde.

http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,747670,00.html

Anlässlich seiner Oscarnominierung für Inception hat SPON ne längere Homestory über Zimmer gemacht. Dass er nie ne Musikhochschule besucht hat, erklärt vielleicht warum er den akademischen Massstäben, was Kreativität angeht, einiger hier nicht genügt. Wichtig find ich aber auch die Aussage, dass Filmmusik heutzutage von ihm als zweite Hauptrolle bezeichnet wird und eben nicht nur die zweite untermalende Geige spielt. Bei Dark Knight emfpind ich das auch so, die ganze Atmosphäre des Films ist in einen Klang getränkt/gefärbt. Wenn ich das mit "Der Firma" vergleich (sah den Film gestern), einem Blockbuster der NUR mit Piano wie ich finde auch sehr gekonnt minimalistisch arbeitet aber im wesentlichen Stimmungen in best. Szenen untermalt, muss ich Zimmer auch Respekt zollen für sein ausgefeiltes Sounddesign zollen, ich denke da können viele der klass. Filmkomponisten noch was lernen. Kompositorisch find ich seine Arbeit jetzt auch oft wiederholend wenn ich an "The Rock", "Gladiator", "Black Hawk Down" denke, sehr ähnlich. So wie ich ihn verstehe hängt das aber auch vom Regisseur ab, bzw. bestimmt dieser mittlerweile aufgrund der tragenden Rolle von Musik den Sound massgeblich mit. Bei Nolan kann man imo schon erkennen, dass es ein integraler Bestandteil seines Gesamtkunstwerkes Film ist und die Filmmusik nicht nur zu Untermalung im Nachhinein als Produkt dazugeordert wird sondern in die Filmkonzeption von Beginn an miteingebunden ist.
 
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So, versuch mal den Thread wieder Leben einzuhauchen da ich auch was dazu sagen will.

Für mich ist es unbegreiflich, dass manche Leute es wagen ein Genie (das sage ich ganz bewusst) wie Hans Zimmer schlecht zu reden!

Allen voran "LordAbstellhaken" dessen Kommentare ich schon auch in anderen Threads verfolge und ich hier mal als Ganzes antworte:

Zu Hans Zimmers Theorie:
Natürlich besitzt er nicht die technische Ausbildung wie Studenten, Musikgelehrte oder vielleicht auch LordAbstellhaken, jedoch braucht er das keineswegs! Was haben denn diese ach so gebildeten, elitär wirkenden Musiker schon geschaffen? Her damit, will ich hören! (Mozart, Beethoven, Bach,... sind auch große Genies, ich meine damit die "tausenden Leute" wie du immer schreibst, die besser sein sollen). Am Ende ist Musik auch Kunst wobei einem Hans Zimmer von den oben genannten selten jemand nur annähernd das Wasser reichen kann, -> pure Selbsüberschätzung bzw. "Andersunterschätzung"!

zur Arbeitsweise:
Natürlich hat er MITTLERWEILE ein ganzes Team hinter sich, jedoch ist er derjenige mit der Hauptfeder. Seine Scores wiederholen sich meiner Meinung nach nicht, sowas nennt man typische Melodie/ Akkordführung bzw. Stil und sind stets sofort wahrzunehmen. Meisterwerke wie Rain Man, A World Apart oder Lion King schrieb er noch ohne seinem Team, auch hier erkennt man sein Talent. Lion King zB. ist grandios. So facettenreich, gefühlvoll, elegant, einfach und vollkommen hat auf mich noch nichts gewirkt (persönlich). Ja, natürlich lässt Hans sich von Mozart und Co inspirieren, warum auch nicht.

Auch möchte ich erwähnen, dass Hans Zimmer einer der Vorreiter in Sachen "Sounddesign" war. Ja, Bob Moog hat das alles technisch ermöglicht, aber in den 70er und 80er war hans einer der wenigen die auf den heute kultigen Synths verwendbare und schöne Töne rausbekamen. Man siehe Google Bilder - Hans am Prohpet.

Alles in allem kann ich sagen ist Hans Zimmer ein Meister in seinem Bereich (sprich Filmmusik,...) der zu unrecht diese Kritiken erhält die er ja hoffentlich nie lesen wird. Er ist ein wahrer Künstler der Musik über technische Ausbildung stellt und dem es vor allem nicht um Kommerz geht, auch wenn er sicher gut leben kann.

Warum nicht mal mit den Kritiken bei den Kommerzgeiern wie Dieter B., Britney Spears oder Tokio Hotel anfangen. Das wird ja brav gekauft, gell?

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Für mich ist es unbegreiflich, dass manche Leute es wagen ein Genie (das sage ich ganz bewusst) wie Hans Zimmer schlecht zu reden!
Jehova Jehova Jehova

Was haben denn diese ach so gebildeten, elitär wirkenden Musiker schon geschaffen? Her damit, will ich hören! (Mozart, Beethoven, Bach,... sind auch große Genies, ich meine damit die "tausenden Leute" wie du immer schreibst, die besser sein sollen). Am Ende ist Musik auch Kunst wobei einem Hans Zimmer von den oben genannten selten jemand nur annähernd das Wasser reichen kann, -> pure Selbsüberschätzung bzw. "Andersunterschätzung"!
Fragen wir mal anders herum an: welche zeitgenössischen Komponisten, die nicht größtenteils aus der Filmmusik berühmt sind, kennst Du denn - um Hans Zimmer so hoch in der aktuellen Musikphase einzuordnen? Wir brauchen einen Vergleich.
Du sagst Hans Zimmer = Genie
Ich verbinde mit Genie einen neu Schaffenden.


zur Arbeitsweise:
Natürlich hat er MITTLERWEILE ein ganzes Team hinter sich, jedoch ist er derjenige mit der Hauptfeder. Seine Scores wiederholen sich meiner Meinung nach nicht, sowas nennt man typische Melodie/ Akkordführung bzw.
Vergleiche den Teil ab 05:53
http://www.youtube.com/watch?v=fapCOoOp9ic

mit:
http://www.youtube.com/watch?v=s17XDrKuqc4&feature=related

Und wenn Du Dir den og. Gladiatorsoundtrack anhörst bzw ihn kennst wirst Du hier auch noch fündig:
http://www.youtube.com/watch?v=L0bcRCCg01I

Warum nicht mal mit den Kritiken bei den Kommerzgeiern wie Dieter B., Britney Spears oder Tokio Hotel anfangen. Das wird ja brav gekauft, gell?
Willst Du allen Ernstes behaupten LordAha würde DSDS gucken und Britney hören wärend er die neusten Skandalfotos von Lady Gaga in "intouch" durchblättert?
Irgendwie schon eine lustige Vorstelung... wer weiß :D
 
Ich sage ja zB. auch dass Mozart ein Genie ist, und ich beschäftige mich lange genug mit Musik dass ich weiß, dass es beide auf eine andere Art und Weise sind.
Mir kommt das immer so vor als wenn manche Leute neidig auf seinen berechtigten Erfolg sind, weil diese theoretisch so toll ausgebildet sind, aber nichts auf die Reihe bekommen. Theorie ist nicht gleich Kunst, und schon gar nicht Qualität, welche im übrigen sowieso schwierig zu bestimmen ist.

Fragen wir mal anders herum an: welche zeitgenössischen Komponisten, die nicht größtenteils aus der Filmmusik berühmt sind, kennst Du denn - um Hans Zimmer so hoch in der aktuellen Musikphase einzuordnen? Wir brauchen einen Vergleich.
Du sagst Hans Zimmer = Genie
Ich verbinde mit Genie einen neu Schaffenden.

Ok, du verbindest Genie mit einem neu schaffenden, aber das muss nicht unbedingt so sein, denn Genie kommt von genial, und man kann geniale Werke schreiben ohne das Rad neu erfinden zu können/müssen. A World Apart und Rain Man sind z.B. typisch Zimmer, die Akkord und Melodieführung.
Zu meinem Wissen: Ich würde sagen, dass ich mich für ein breit gefächertes Musikspektrum interessiere, und kann daher sehrwohl mit Fingerspitzengefühl beurteilen ob es sich um etwas Besonderes handelt. (natürlich immer ein wenig subjektiv). Ich beziehe mich aber nicht nur auf klassiche Komponisten sondern befasse mich auch viel mit Bands und unterschiedlichen Stilen. Ist doch alles Musik, und um das gehts. Nun, ich hör klassich nunmal überwiegend Kompositionen für Filme und ich bin mir sicher das auch ein Alan Silvestri, John Williams, Michael Giacchino wahre Könner sind. Mozart, Beethoven, Bach, Sibelius usw. alles wahre Genies die wohl in der Neuzeit noch viel seltener anzutreffen sind. Natürlich bin ich offen für Neues wenn du Vorschläge hast, und es mag auch sein dass es einige unbekannte Künstler gibt die auch was können, aber man sollte deshalb nicht einen großen Künstler wie Hans klein reden!

Vergleiche den Teil ab 05:53
http://www.youtube.com/watch?v=fapCOoOp9ic

mit:
http://www.youtube.com/watch?v=s17XDrKuqc4&feature=related

Und wenn Du Dir den og. Gladiatorsoundtrack anhörst bzw ihn kennst wirst Du hier auch noch fündig:
http://www.youtube.com/watch?v=L0bcRCCg01I

hab mir alles angehört, zum ertsen: Ja, der kleine Part hört sich ein wenig nach Pirates an was ja auch aus seiner Feder stammt bzw. ist's sehr ähnlich, aber wo liegt das Problem. Pirates ist im übrigen ein ziemlich eigenständiges Werk wie ich finde.
zum unteren Link: Der Klangcharakter ähnelt sich, die Notation aber umso weniger! Aber was soll das, wenn jemand 120 Stücke komponiert findet man immer etwas was ähnlich klingen könnte mit etwas Fantasie nicht? ;) So könnte dieses Stück von Gustav Holst auch ein wenig nach Star Wars und John Williams klingen, der Stil in dem die Fanfaren eingesetzt werden ist schon sehr Williams-artig.

Willst Du allen Ernstes behaupten LordAha würde DSDS gucken und Britney hören wärend er die neusten Skandalfotos von Lady Gaga in "intouch" durchblättert?
Irgendwie schon eine lustige Vorstelung... wer weiß :D

Nein, allen Ernstens zum Glück nicht:D Aber ich wollte darauf aufmerksam machen was in den aktuellen Charts so alles gedreht wird, und DAS sollte uns zu denken geben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Willst Du allen Ernstes behaupten LordAha würde DSDS gucken und Britney hören wärend er die neusten Skandalfotos von Lady Gaga in "intouch" durchblättert?
Irgendwie schon eine lustige Vorstelung... wer weiß :D

Klar tu ich das. Ich informiere mich gern über die Bandbreite und die Hintergründe, bevor ich was kritisiere, oder in den Himmel lobe.
Halbwissen ist mir da zuwider.

OT-Bemerkung gelöscht

EDITZ: Was ich noch loswerden wollte: Ich finde manches von Dieter Bohlen (und der hat sehr viel unterschiedliches Zeug gemacht) harmonisch interessanter als das von Hans Zimmer. Bei Bohlen gibts sogar mal was, dass einer Modulation nahe kommt, oder zumindest eine Rückung, oder eine eingeschobene Zwischendominante.
 
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  • Gelöscht von klaus111
  • Grund: Bitte am Thema orientieren und weniger an der Person!
Gut ich versuch's noch einmal: Meine Meinung ist, dass man Musik und generell Künstler nicht anhand trockener Theoriebeispiele bewerten soll und das auch nicht geht. Musik ist für mich Kunst, Ausdruck, Klang, Ästhetik,...

Die Theorie kann einem dabei helfen.

Man erfreut sich doch nicht an Zwischendominaten, Modulationen und Rückungen, sondern an dem was die Musik auslöst. Ob einfach oder kompliziert. Einfachheit schließ aber Genialität nicht aus wie ich finde.

Aber das hier würde ja in eine endlose Diskussion ausarten. Ich respektiere andere Meinungen und bin glücklich darüber auch meine Meinung geteilt zu haben.
 
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EDITZ: Was ich noch loswerden wollte: Ich finde manches von Dieter Bohlen (und der hat sehr viel unterschiedliches Zeug gemacht) harmonisch interessanter als das von Hans Zimmer. Bei Bohlen gibts sogar mal was, dass einer Modulation nahe kommt, oder zumindest eine Rückung, oder eine eingeschobene Zwischendominante.

Sorry, aber sowas geht mir auf den Keks.
Warum wird Musik zur "guten" Musik (oder interessanter), nur weil sie klassische Stilmittel enthält?
Musik ist Kunst und Kunst sollte sich nie der schnöden Theorie unterordnen. Vielmehr geht es doch um Emotionen und Atmospäre, vorallem in der Filmmusik.
Und ja, bei Hans Zimmer hören sich manche Sachen ähnlich an, aber trotzdem halte ich ihn für einen tollen Komponisten.
 
Sorry, aber sowas geht mir auf den Keks.
Warum wird Musik zur "guten" Musik (oder interessanter), nur weil sie klassische Stilmittel enthält?
Musik ist Kunst und Kunst sollte sich nie der schnöden Theorie unterordnen. Vielmehr geht es doch um Emotionen und Atmospäre, vorallem in der Filmmusik.
Und ja, bei Hans Zimmer hören sich manche Sachen ähnlich an, aber trotzdem halte ich ihn für einen tollen Komponisten.

Er hat doch mit keinem Wort gesagt, dass Musik vom ollen Bohlen besser ist, sondern dass sie für ihn (!) harmonisch (!) interessanter ist. Er sagt nicht, dass sie dadurch besser oder hochwertiger wird, sondern lediglich für ihn selbst interessanter, was ja durchaus legitim ist.
 
Gut ich versuch's noch einmal: Meine Meinung ist, dass man Musik und generell Künstler nicht anhand trockener Theoriebeispiele bewerten soll und das auch nicht geht. Musik ist für mich Kunst, Ausdruck, Klang, Ästhetik,...
Tja das muss jeder für sich selbst wissen. So einfach ist das. Angriff auf - und Verteidigung von Hans Zimmer ist das übliche Spiel von Geschmack wenn wir um das "gute" in der Musik streiten. Mir geht seine Musik schon irgendwie auf die Nerven - unabhängig von dem Ergebnis, das man erhält wenn man sich seine Musik mit der Lupe ansieht.

Es geht mir da einfach um diesen pompösen Stil der auch so unglaublich viele Nachahmer gefunden hat. Irgendwie habe ich das Gefühl die Sache muss nur noch laut und mit Power gemacht werden und es steht nicht so sehr eine Überlegung oder gar Inovation im Vordergrund der Konzeption.

Unabhängig davon kann man Zimmer auch nicht mit "nicht Filmkomponisten" vergleichen.
 
Er hat doch mit keinem Wort gesagt, dass Musik vom ollen Bohlen besser ist, sondern dass sie für ihn (!) harmonisch (!) interessanter ist. Er sagt nicht, dass sie dadurch besser oder hochwertiger wird, sondern lediglich für ihn selbst interessanter, was ja durchaus legitim ist.

Okay, okay. Da muss ich wohl zurückrudern.
Am Ende läufts aber aufs gleiche hinaus.
 
Sorry, aber sowas geht mir auf den Keks.
Warum wird Musik zur "guten" Musik (oder interessanter), nur weil sie klassische Stilmittel enthält?

Wo habe ich denn was von klassischen Stilmitteln erzählt?
 
EDITZ: Was ich noch loswerden wollte: Ich finde manches von Dieter Bohlen (und der hat sehr viel unterschiedliches Zeug gemacht) harmonisch interessanter als das von Hans Zimmer. Bei Bohlen gibts sogar mal was, dass einer Modulation nahe kommt, oder zumindest eine Rückung, oder eine eingeschobene Zwischendominante.

nicht dass es mich sehr juckt was da enthalten sein soll, aber nur als Beispiel, der gesamte Score "Der König der Löwen" enthält zahlreiche Modulationen.
 
Weil von Mozart abgeschrieben.
 
Ich kann verstehen, warum viele Hans Zimmer für so genial halten. Seine Musik ist ja auch für jeden verständlich. Es ist aber eine Tatsache, dass er sehr eindimensional schreibt. Danny Elfmann bspw. ist viel detailreicher, mal vom harmonischen ganz abgesehen. Zimmers Musik setzt sehr viel auf Klang statt auf Komposition. Das macht die Musik im funktionellen Sinne zwar nicht unpassend, nur bleibt sie eben relativ oberflächlich, wenn sich die ganze Zeit daran nichts ändert. Musiker (und damit meine ich nicht unbedingt Interpreten) haben was das betrifft einfach eine anderes Hörverhalten, weil sie Funktionen bspw. schon mithören. Und wenn du hörst, was Zimmer macht, dann wirst du merken wie einfach seine Musik ist. Er setzt die gleichen Klischees immer nur in einen neuen Kontext. Das ist die Aufgabe von Filmkomponisten. Als Komponist allerdings - unspektakulär. Und unter diesem Gesichtspunkt ist Kritik berechtigt. Würde er es schaffen, mit Zwischendominanten o.Ä. den gleichen Effekt zu erzielen (was ich nicht vermute, da viele sowas zwar hören, aber weniger nachvollziehen können, so kommt es mir jedenfalls vor), dann wäre er nicht nur ein guter Filmkomponist, sondern auch ein guter Komponist. Ist aber nicht der Fall. Von daher ist Zimmer mit "richtigen" Komponisten gar nicht zu vergleichen, da es ein anderer Anspruch ist.

Fazit: Erfüllt die Aufgabe als Filmkomponist - Versagt aber im Vergleich mit anderen Komponisten. Und ich finde, dass das auch keine Geschmackssache mehr ist, sondern Tatsache. Seine Musik kann man schön finden, sie erfüllt aber nicht den gewissen Kunstanspruch.

Zur Erläuterung warum "einfache" Musik besser "greift":
Musik wird in verschiedenen Teilen des Hirns verarbeitet. Die drei wichtigsten sind der Hirnstamm, das limbische System als Zwischenhirn und die Cortex und Neocortex als Großhirn. Sie sind eigenständige Wahrnehmungs- und Handlungssysteme. Je nach Dominanz eines dieser Systeme (was man auch automatisch beeinflusst, indem man bpsw mit Vorurteilen Musik hört) kann sich ein Mensch höchst unterschiedlich verhalten. Den drei hHrnebenen lassen sich auch bewusstseinsmässige Grundtypen zuordnen: vegetativ/körperlich; animalisch/seelisch und pflanzlich/geistig. Der Hirnstamm steuert kurz gesagt die lebensnotwendigen und simpelsten Instinkte (Hunger etc), das Unterbewusstsein.
Das Zwischenhirn mit dem limbischen System, Thalamus und dem (zum teil noch zum Stammhirn gehörenden) Hypothalamus beherbergt differenziertere Gefühle (wie Stolz, Schmerz, Angst, Wut, Kummer, Zuneigung...). Dies alles sind noch keine bewussten und individuelle Eigenschaften eines Subjekts, sondern ein urzeitliches Kollektiv: Die Emotionen im Zwischenhirn sind archaische Muster, Stimmungen, Antriebe und Instinkte. Das Zwischenhirn hat mehrere Unterstrukturen: Der Thalamus ist eine hochentwickelte Struktur, durch die alle Sinneserfahrungen zum Großhirn (zur bewussten Verarbeitung) hindurchgeschleust werden. Darunter liegt der Hypothalamus, der die Gefühle im Detail steuert und wo auch das "Lust-Zentrum" zu finden ist. Eng beim Hypothalamus liegt die Hypophyse, eine Drüse, die - vom Hypothalamus kontrolliert - die Hormonsysteme im Körper reguliert. Hormone sind chemische Botschaften, die das Gehirn zur Steuerung von Körperorganen aussendet. Musikhören hat viel mit solcher Hormonveränderung zu tun (ein wichtiges Argument für diese Erklärung).
Die Cortex ist ganz kurz gefasst für das kritische Denken und das Ich-Bewusstsein sowie alle Funktionsspezialisierungen zuständig. Die Stimmungen und Gefühle des Zwischenhirns beeinflussen wie ein stets vorgeschobener Filter alle Leistungen des Großhirns. Deshalb vermag Musik - die unter Umgehung der Hirnrinde primär mit den tieferen Zentren des Hirns verschaltet ist - die Wahrnehmung so intensiv einzufärben. Nebenbei: Tiefe Töne greifen leichter ins Unterbewusstsein, besonders wenn die Cortex von hohen tönen "abgelenkt" ist. Deswegen ist es auch schlauer, eine hohe Frauenstimme als Ausruf am Bahnhof oder anderen Warnungen einzusetzen.
Wenn man also Musik rezipiert - unvoreingenommen - dann tut man das meistens, um bestimmte Stimmungen durch Hormonschübe zu reproduzieren. Du kannst es Konsum, Stimulation, Manipulation oder was auch immer nennen. Warum grade Musik? Weil sie eine archaische Wirkung auf uns hat. Warum mag jeder verschiedene Musik? Weil jeder die Musik anders filtert, bzw kritisch hinterfragt.
Wenn Musik so vielschichtig und etwas komplexer ist, wird sie auch weniger eindeutig. Das macht es dem Unterbewusstsein schwerer, die Musik alleine nachzuvollziehen und zu verarbeiten. Wenn ein Rhythmus "ins Blut" geht, dann gerätst du leichter in Euphorie, als wenn du nachzählen musst, wann der nächste Schwerpunkt/Aktzent auftritt. Als ob du drauf achten müsstest wie du zu Atmen hast...
 
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Fazit: Erfüllt die Aufgabe als Filmkomponist - Versagt aber im Vergleich mit anderen Komponisten. Und ich finde, dass das auch keine Geschmackssache mehr ist, sondern Tatsache. Seine Musik kann man schön finden, sie erfüllt aber nicht den gewissen Kunstanspruch.
Angesichts der Tatsache das Hans Zimmer seine Musik für Filme schreibt und selber soweit ich weiß nie den Anspruch erhoben hat der nächste Beethoven zu sein kann man ihm auch kaum einen Vorwurf draus machen.

Ich muss ehrlich sagen, ich kann diese schmierige Orchestersuppe in Filmen nicht mehr hören, und Hans Zimmer ist dafür durchaus mitverantwortlich.
Aber ich halte den Ansatz in der Komplexität eher zurückhaltend zu agieren und den Film einfach nur zu unterstützen durchaus für valide. Ist Musik komplexer muss man ihr im Film auch den Raum dafür schaffen, und in vielen Filmen wie Oldboy, Blade Runner, Dead Man wird das auch gemacht. Aber gerade in den großen Hollywood Schinken passt das selten.
 
Gibt es Film-Komponisten, die auch, wie zB Zimmer, für ein Film etwas komponieren, aber gänzlich (oder nur fast ausschließlich) auf klassische Orchesterinstrumente verzichten? Interessant wäre eine "Rockbandbesetzung" oder sowas wie Synths...
Ich kenne zwar Filme die das machen, aber die haben dann meißt schon fertige Lieder ausgewählt...

LordAbstellhaken: nicht unterkriegen lassen =)
 
Gibt es Film-Komponisten, die auch, wie zB Zimmer, für ein Film etwas komponieren, aber gänzlich (oder nur fast ausschließlich) auf klassische Orchesterinstrumente verzichten? Interessant wäre eine "Rockbandbesetzung" oder sowas wie Synths...
Ein Beispiel wäre Blade Runner wo Vangelis den Soundtrack fast ausschließlich mit dem Yamaha CS 80 eingespielt hat.

Bei Filmen wie Scott Pilgrim ist es klar, da sind es halt Rocksongs. Dead Man ist mit improvisierten Gitarrenspiel von N. Young unterlegt.
 
Ich kann verstehen, warum viele Hans Zimmer für so genial halten. Seine Musik ist ja auch für jeden verständlich.

Nicht für jeden, aber würde denn das Genialität ausschließen? - Meiner Meinung nach bestimmt nicht.
Und dass komplexere Kompositionen wie zB von Mozart mit denen sich Zimmer übrigens nie vergleicht besser sein sollen halte ich auch für kompletten Mist. Bei Zimmers Kompositionen kommt ganz einfach was rüber, das kann niemand verleugnen: http://www.youtube.com/watch?v=-q4AhdDY1uY&feature=channel_video_title
Es ist so wie es ist ein komplettes Stück.

Es ist nicht besser oder schlechter - sondern eine andere Disziplin.

Auch überfordert mich das Hören von Mozart und Co nicht im geringsten ;)
Ich liebe den Stil von Mozart sogar!

Hier noch ein insteressanter Link: http://www.youtube.com/watch?v=GFEaRSOQF7k&feature=channel_video_title

Ab 2:20: Zimmer leugnet also nie dass er sich von anderen Komponisten inspirieren lässt. Jeder Musiker tut das, und das ist auch gut so. Übrigens wird da auch erklärt wieviel "moduliert" wurde ;)

Gibt es Film-Komponisten, die auch, wie zB Zimmer, für ein Film etwas komponieren, aber gänzlich (oder nur fast ausschließlich) auf klassische Orchesterinstrumente verzichten?

Tja, die gibt es. Hans Zimmer zum Beispiel:

Rain Man: http://www.youtube.com/watch?v=9sLpjApt-Uk

A World Apart: http://www.youtube.com/watch?v=mbihUX5Kr3M

Ist aber alles nicht so wichtig, da ja von Mozart abgeschrieben ;)

Wie auch immer, es verwundert mich, dass manche eine schon sehr engstirnige Einstellung zur Musik haben, und dass gerade einer wie ich, der ja eine grundsätzlich kritische Einstellung zur Musikwelt mit all dem Kommerz hat hier einen Künstler fast "verteidigen" muss. :D

---------- Post hinzugefügt um 14:37:43 ---------- Letzter Beitrag war um 14:17:31 ----------
 
Du hast offensichtlich meinen Post nicht ganz verstanden... Ich sage gar nicht, dass sich Genialität und Simplizität ausschließen. Ich habe gar nicht von Genialität gesprochen. Mozart hat auch nicht die komplexesten Sachen geschrieben. Und es lässt sich deshalb nicht vergleichen, weil es mit ganz anderer Motivation geschrieben ist. Du kannst es meinetwegen vergleichen, aber das halte ich persönlich für Mist bzw unfair. Du kannst unter verschiedenen Gesichtspunkten kritisieren, du legst scheinbar auf andere Sachen mehr Wert. Ist ja auch in Ordnung. Shostakovich war meiner Meinung nach der bessere Komponist. Und du sagst selbst, worauf ich eigentlich hinaus wollte:
Es ist nicht besser oder schlechter - sondern eine andere Disziplin.

Auch überfordert mich das Hören von Mozart und Co nicht im geringsten ;)
Ich liebe den Stil von Mozart sogar!
Er erfüllt seine Aufgabe als Filmkomponist. Man mag ihn auch zum Hören ganz toll finden. Aber ist er einfach kein Erfinder wie andere großartige Komponisten.

Dass dich das Hören von Mozart nicht überfordert, ist mir klar. Das wäre auch bedenklich. Was ich meinte ist, dass Vielen der tatsächliche Reiz von ungewöhnlicher musikalischer Bewegung meistens verwehrt bleibt. Das fällt auch nicht auf. Erst wenn man auf einmal merkt, dass man nach tausendmaligem Hören, die Musik ja noch ganz anders verstehen kann. Aber ich bin mir nicht sicher, inwiefern sich diese Erfahrungen nachvollziehen lassen.
 
OK, da können wir uns größtenteils einig werden :D
Was ich aber doch für bedenklich halte ist, die Aussage Zimmer hätte keinen Kunstanspruch. Im Prinzip ist das selbstständige Komponieren allein schon Kunst. Und Erfinder ist er für mich in dem Sinn dass er eben schon einen eigenen Stil hat. Stlistisch gesehen war er auch so ziemlich der erste, der mit Synths in Kompositionen experimentierte.
 
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