Ich hoffe, dein Lehrer ist zugänglich für Vorschläge deinerseits.
Meine Vorschläge screibe ich als Hobbytrompeter und hinsichtlich Ansatz und "Stütze" ehedem Leidensgenosse. In einigen früheren Beiträgen von mir kannst Du nachlesen, wie ich vor ca. 15 Jahren nach wieder aufgenommenen Unterricht solange schlechter wurde, bis am Ende fast nichts mehr ging.
Das Neu-Lernen des Spielens machte es damals notwendig, einige Dinge auszuprobieren, die aber nicht alle wie gedacht funktioniert haben. YT war hinsichtlich guter Infos längst noch nicht so weit entwickelt wie heute.
Ich nehme an, deine Ausbildung beschränkt sich derzeit auf den Bereich der kleinen und eingestrichenen Oktav oder bis zum zweigestrichenen g. Auch den Bereich darüber kann man mit relativ wenig Aufwand spielen, solange der Ansatz nicht ermüdet ist.
Ein wesentlicher Unterschied in der Leistungsfähigkeit von erfahrenen Trompetern gegenüber "Anfängern" liegt darin, dass die erfahrenen Trompeter im Idealfall für jeden Ton nur soviel Aufwand betreiben, wie tatsächlich notwendig ist. Dazu gehört dann auch, jede Chance auf Erholung des Ansatzes zu nutzen. Das kann man dadurch, dass bei jeder Abwärtsbewegung Spannung im Ansatz zurückgenommen wird.
Deine Buzzing-Demo zeigt, dass der Ton nicht stabil ist. Das beruht auf ungenügender Balance von gestützer Ausatmung (Luftstrom) und Lippenspannung. Mein Vorschlag wäre in dieser Situation, zunächst an einer guten Stütze zu arbeiten. Das ist nicht etwa "Kraft" in Form angespannter Bauch- und Rumpfmuskulatur, sondern eine fein angepasste und bei genügend Übung unbewusste Koordination der Anspannung.
Vorsicht bei altbackenen Übungen, auch wenn sie in Lehrheften stehen und unter Trompetern nach wie vor herumgeistern - sie sind relativ häufig kontraproduktiv.
Das soll kein grundsätzliches "Nein" sein, z.B. zum Stock zwischen Bauch und Wand, sondern ein Hinweis zur Vorsicht durch Verstehen des Zwecks sowie der Ausführung einer Übung und durch Selbstwahrnehmung, wie es sich anfühlt. Man kann viele Übungen nutzbringend oder unnütz bis schädlich ausführen.
Bitte beachte, dass das Gehirn und das sogenannte Muskelgedächtnis eine falsche Ausführung genauso lernen und daher auch abspeichern kann wie eine korrekte Ausführung. Es bedeutet also mindestens einen frustrierenden Umweg, eine Übung wie dein derzeitiges Lip-Buzzing täglich zu wiederholen und dabei falsch auszuführen.
Das aktuelle Warmup würde ich in deiner Lage radikal umstellen und zwar in Richtung "Klangbildung", weil ein steter und resonanter Klang die Grundlage des Trompetentons ist.
Lip Buzzing würde ich vorerst weglassen, weil dabei ungünstige Routinen gelernt wurden, die sich auf die Entwicklung eher störend auswirken.
Übung 1 aktiviert das Zwerchfell, was Du als Grundlage brauchst. Gestützt werden soll später beim Spielen optimal und das bedeutet immer nur mit dem Aufwand, der gerade gebraucht wird.
Eine gute Stütze bewirkt einen schönen Klang. Sie beruht eben
nicht auf einer statischen Kraft der Muskelanspannung, sondern auf einer
dynamischen Anpassung und damit auf einer Balance der Kräfte deiner Luft und Lippen.
Einstiegsübung "f-s-sch" und "p-t-k" zur Zwerchfellaktivierung, beide Übungen zusammen ca. 5 Minuten. Achten sollte man bei der langsamen Ausführung auf jeweils Entspannen und jeweils Aktivieren für jede Artikulation.
YT-Link zu Beispiel 1, Grundübung
YT-Link zu Beispiel 2, dynamische Variante
Übung 2 ist sehr einfaches Mundstück Buzzing, das Mundstück wird sanft und mittig angesetzt.
Die Übung 2 ist genau wie Übung 1 mit Absicht möglichst einfach angelegt, weil man damit eher ihren Nutzen erfährt, einen stetigen und schönen Ton auf dem Instrument. Beim Mundstück Buzzing kann mn leichter schönen Ton entwickeln und mit Entwicklung der Feinkoordination von Ausatmung und Ansatz auch eine gute Höhe.
YT-Link zu Grundübungen für Mundstück-Buzzing
Das Allerwichtigste passiert in den ersten zwei Minuten des Warmups, das "Ansetzen" und der "erster Ton".
Es ist sehr nützlich, bei solchen Grundlagenüungen die Tonentstehung ohne Zungenstoß, also allein durch die Ausatmung zu üben.
Was den späteren Teil des kurzen Videos betrfft, so darf bzw. sollte der Tonumfang für Anfänger bei den gebunden Tönen auf jeden Fall kleiner sein, also näher beim mittleren Ausgangston bleiben. Es geht zur Tonentstehung um den Atemimpuls und dann einen gleichmäßig und natürlich fließenden Atem, der für die gute Klangqualität sorgt.
Der Ton soll daher klar und stehend sein bzw. werden, normale Übunglautstärke genügt (Buzzing p, Instrument p-mf).
Weil ich R. Friedrich schon erwähnt hatte, sein Warmup ist sehr fortgeschritten. Man sollte zunächst also nur den leichten Teil jeder Übung machen. Man muss weder gleich in die Pedaltöne gehen sich schon gar nicht über den gewohnten Tonumfang hinaus "nach oben" quälen.
Das Buzzing im Warmup von David Bilger fiel mir erst nachher wieder ein, aber ich finde es für den Anfang besser geeignet und genauso nützlich wie (später) das von Reinhold Friedrich.
Ich habe seinerzeit ein kostengünstigers Gesamtpaket aller Trompetenvideos von Reinhold Friedrich, David Bilger und Kristian Steenstrup gekauft, Du kannst daher zu allen Videos genauere Infos erfragen.
https://www.playwithapro.com/video/artist/david-bilger (Trumpet Fundamentals)
https://www.playwithapro.com/video/artist/reinhold-friedrich (Solo Warmup and Funamentals)
Wichtig ist auch, zwischendurch viele kleine Pausen (eine bis wenige Minuten) zu machen und jederzeit nach einem schönem Klang zu streben. Außerdem lohnt es sich, konzentriert persönliche Vorbilder zu hören und nachzuahmen. Durch das Üben und die Entwicklung einer Klangvorstellung passt man sich mit der Zeit tatsächlich an.
Gruß Claus