Hobbymusiker in der Sinnkrise

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Folgende Ausgangssituation:
hab in jungen Jahren angefangen Musik zu machen,
war damals jung, talentiert und selbstbewusst,
und heute bin ich ..... viel, viel älter.

Ein guter Freund sagte mal sinngemäß:
"Jemand sollte all den Heerscharen von mittelmäßig begabten
Hobbymusikern einmal in aller Deutlichkeit klarmachen, dass sie NIEMALS
Erfolg mit ihren Bemühungen haben werden.
Das wäre zwar einmal vielleicht schmerzhaft, würde aber all diesen
armen Menschen ein einfacheres, vor allem zufriedeneres Leben schenken."

Konkretes Beispiel:
neulich, Sonntag, ein sehr schöner sonniger Wintertag, Neuschnee.
Ich hatte die Wahl:
ein entspannender und belebender ausgedehnter Spaziergang
der mir sicher gut getan hätte,
oder:
Den freien Tag nutzen um eine Songidee aufzunehmen,
die mir schon die ganze Zeit im Hirn steckt.

Jetzt könnt ihr mal raten, was ich gemacht habe.

Also, unterm Strich, quasi als Lebensbilanz eines Mittelmäßigen:
Wären wir ohne dieses ständige "Musik-machen-wollen"
nicht vielleicht wirklich besser dran?
 
Eigenschaft
 
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Der gute Freund scheint mir aber reichlich arrogant und besserwisserisch zu sein. Das gleiche könnte man auch jedem Hobbyfußballer sagen.
 
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Also, unterm Strich, quasi als Lebensbilanz eines Mittelmäßigen:
Wären wir ohne dieses ständige "Musik-machen-wollen"
nicht vielleicht wirklich besser dran?

Wieso meint man immer auf allen Bereichen Weltmeister werden zu müssen?
 
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Provokante Gegenfrage:

Warum hat Dein Freund eigentlich Schreiben und Lesen gelernt (abgesehen von der Schulpflicht)?
Hat doch alles keinen Sinn, denn er wird niemals den Literaturnobelpreis erlangen.

Musik ist ein Grundbedürfnis. Das hat nichts mit "berühmt werden" zu tun.

Viele Grüße
Torten
 
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Definiere "Erfolg": Reich werden? Von der Kritik (von welcher?) anerkannt werden? Den Kindergarten, den Grillabend im Sportverein oder das Altenheim zur Weihnachtsfeier glücklich machen? Selbst mehr über Musik lernen / besser Musik verstehen? Technisch besser werden? Mit anderen Künstler*innen interagieren? Spaß haben?
 
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Auch mittelmäßig Musik machen macht Spaß. Meine Improvisationen gewinnen auch keinen Blumentopf. Machen mir aber Spaß. Den höher-schneller-weiter-Terror darf man sich nicht anziehen. Nur hoch professionell mittelmäßige Musik machen gefällt mir nicht (Schlager).
 
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Der gute Freund scheint mir aber reichlich arrogant und besserwisserisch zu sein. Das gleiche könnte man auch jedem Hobbyfußballer sagen.
das ist nicht arrogant, sondern hochgradig realistisch!
Die verschwindend geringen Ausnahmen bestätigen die Regel.

Und natürlich gilt das für ganz viele andere (Hobby-)Bereiche auch.

Der Menschheit würde es deutlich besser gehen, wenn sie sich nicht wegen jedem Scheiß so massiv unter Druck setzen würde.
 
Der gute Freund scheint mir aber reichlich arrogant und besserwisserisch zu sein. Das gleiche könnte man auch jedem Hobbyfußballer sagen.
ja klar könnte man das,
es ist eine Frage der Bilanz.
Ist man unterm Strich besser oder schlechter dran.

Vielleicht ist dem einen oder anderen Hobbyfußballer auch schon der Gedanke gekommen
wie er seine Sonntage anderweitig verbringen könnte.
 
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das ist nicht arrogant, sondern hochgradig realistisch!
Die verschwindend geringen Ausnahmen bestätigen die Regel.

Und natürlich gilt das für ganz viele andere (Hobby-)Bereiche auch.

Der Menschheit würde es deutlich besser gehen, wenn sie sich nicht wegen jedem Scheiß so massiv unter Druck setzen würde.

Dieses Statement mag realistische sein, bezieht sich aber auf eine vollkommen unzutreffende Frage/Ausgangssituation! Er geht nämlich davon aus, dass jeder Hobby_Musiker berühmt und erfolgreich werden möchte. Er missachtet damit völlig, dass das Musizieren selbst genug Zufriedenheit erzeugen kann...

Gruß,
glombi
 
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arrogant und besserwisserisch
...müsste ja nicht ausschließen, dass er trotzdem richtig liegt :)
klarmachen, dass sie NIEMALS
Erfolg mit ihren Bemühungen haben werden.
..halte ich für widerlegt. Erfolg ist immer ein komplexer Mix aus so vielen Faktoren, dass die Mittelmäßigkeit alleine sicher keine sinnvolle Aussage über die Chancen auf ihn zulässt.
diesen
armen Menschen ein einfacheres, vor allem zufriedeneres Leben schenken.
... eine so schrecklich unreife Aussage, dass sie sich fast schon am Rande der Diskussionswürdigkeit bewegt. Ob er Menschen als "arm" einstuft, dürfte für die komplett uninteressant sein, someone elses problem in Reinform. Und wie Menschen zu einem zufriedenen Leben gelangen, gar, ob sie ein einfacheres vorziehen, entzieht sich nicht nur seiner Kenntnis mit einiger Sicherheit. Wenn doch nicht: Sekte gründen, aber schwupps sofort :)

Und zur Beziehung Musik<=> Erfolg: Musik ist erst einmal als Teil des persönlichen Lebens überhaupt nicht vorrangig erfolgsorientiert, schon gar nicht im wirtschaftlichen Sinne. Musik ist eine Bereicherung, Musizieren eine Erweiterung des persönlichen Ausdrucks und nicht zuletzt: Spaß. Und sollte es um professionell betriebene Musik gehen: entweder es klappt oder es klappt nicht, da braucht niemand eine Grundsatzanalyse, noch zudem eine auf so wackeligen Füßen :D

ah, und beinahe vergessen: es gibt eine äußerst einträgliche und auf wirtschaftlich soliden Füßen stehende Kultur der Mittelmäßigkeit mit Millonenumsätzen, ich weiß echt nicht, auf welchem Planeten der "Freund" seine Erkenntnisse gesammelt haben mag ... :D
 
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Definiere "Erfolg": Reich werden? Von der Kritik (von welcher?) anerkannt werden? Den Kindergarten, den Grillabend im Sportverein oder das Altenheim zur Weihnachtsfeier glücklich machen? Selbst mehr über Musik lernen / besser Musik verstehen? Technisch besser werden? Mit anderen Künstler*innen interagieren? Spaß haben?
so sehe ich das auch. eines der Hauptprobleme hier scheint die Definition von Erfolg zu sein.
Vielleicht wäre dies im Sinne des oben erwähnten Zitates auch schon einfach "zufrieden" zu sein.
 
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interessantes Thema, für mich sind ausgedehnte Wanderungen und Zeit verbringen in der Natur elementar und ausserordentlich wichtig. aber bei mir schliesst das eine das nicht aus das ich auch gerne Musik machen und auch damit viel Zeit verbringe? warum? weil ich es gerne tue.
Weder beim wandern, noch beim Musizieren, muß ich etwas erreichen, ich mache es für mich, zu meiner eigenen Lebensfreue und Spass, daher ist es für mich ein Zugewinn. damit das aber funktioniert, muß ich auf andere Sachen verzichten, da ich ja auch nur ein begrenztes Zeitkontingent zur Verfügung habe, Ich verzichte daher lieber auf andere Sachen die mir nicht wichtig sind, wie zb Glotze gucken.

Mein persönlicher Erfolg mit der Musik ist daher meine Glücklichkeit und Balance, und das gute Gefühl, das ich mein Gitarre gerne in die Hand nehme, spiele und mich dabei einfach nur wohl fühle. genauso wie es meine Erfolg ist, wenn ich nach der Arbeit nochmal schnell 15km und 800Höhenmeter überwinde weil es mir danach ist und nicht weil ich mich mit jemanden messen muß oder irgendjemandem etwas beweissen müsste.
 
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Weder beim wandern, noch beim Musizieren, muß ich etwas erreichen
ja o.k., das könnte der Schlüssel sein:
Nichts erreichen wollen.

Dann macht auch das Zitat wieder halbswegs Sinn.

Aber:

Ist es möglich, sich beim Musikmachen komplett davon zu lösen,
"Erfolg" haben zu wollen?
 
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das ist nicht arrogant, sondern hochgradig realistisch!
Die verschwindend geringen Ausnahmen bestätigen die Regel.

Ja, so gesehen stimmt das natürlich. Sogar hochklassig ausgebildete Musiker haben es schwer, denn da oben wird die Luft dünn.

Die eigentliche Frage aber lautet: Ist das Leben nicht schlimm genug und sollte man gerade im Hobby-Bereich nicht die Möglichkeit nutzen, Abstand vom ewigen Leistungsdruck zu gewinnen?
Das geht doch schon dort los, wenn man unter der Dusche singt (das dürfen auch ganz "normale" Menschen!).

Der Begriff "Amateur" ist heute negativ besetzt und verpönt, kommt aber daher, dass jemand etwas aus Liebe tut (und nicht nur zum Broterwerb). Das ist doch schön!
Außerdem ist Musik eine wunderbare Ausgleichsbeschäftigung und lässt sich in der Regel bis ins hohe Alter praktizieren.

Solange man also nicht glaubt, unbedingt "berühmt" werden zu müssen, ist doch alles in Butter... :)

Viele Grüße
Torsten
 
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Nichts erreichen wollen.
nicht unbedingt nicht wollen, aber halt nicht müssen, zumindest nicht das, was ausser dem eigenem Fokus liegt.

Ich denke das ist dann sehr subjektiv wie jeder für sich damit umgeht, aber für mich macht die Entwicklung der eigenen Fähigkeiten und der Arbeit daran, bzw auch damit Zeit zuverbringen, eben genau den Reiz aus. Und damit es interessant und spannend bleibt, will mich ja weiterentwickeln und besser werden, will bestimmte Techniken erlernen und üben und weiterlernen und und und, aber ich kann es mir nach meinem Gusto eben aussuchen wie weit ich gehen will und wie meine Zielsetzung aussieht.

da gefällt mir sehr gut der Spruch, "Der Weg ist das Ziel", wie schon Konfuzius zu sagen pflegte
 
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"Jemand sollte all den Heerscharen von mittelmäßig begabten
Hobbymusikern einmal in aller Deutlichkeit klarmachen, dass sie NIEMALS
Erfolg mit ihren Bemühungen haben werden.

So redet jemand, der sich nicht bemühen möchte und das irgendwie vor sich und anderen rechtfertigen muß. Kann man auf alle möglichen anderen Lebensbereiche übertragen.

Denk dran: Die fünf Menschen, mit denen du am meisten Zeit verbringst, prägen deine eigene Persönlichkeit.
 
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die andere sache ist, wenn du gerne song schreibst, hast du vielleicht ja Ziele damit.. das du diese Songs veröffentlichen möchtest, ein Album rausbringen, Video drehen, usw? und natürlich braucht man um diese Ziele zu erreichen, ua auch die notwendige Zeit dazu. und wenn man sich solche Ziele setzt, kann man halt nicht immer spazieren gehen oder rausgehen wenn einem danach ist, sondern braucht schon eine gewisse Disziplin da dran zu bleiben.
 
Denk dran: Die fünf Menschen, mit denen du am meisten Zeit verbringst, prägen deine eigene Persönlichkeit.
... oh je!

jetzt im Ernst:
der Gute ist immernoch ein sehr guter Freund
und außerdem auch (mehr oder weniger erfolgloser) Musiker.

Ich denke das Zitat ist schon sehr provokativ zu verstehen
(ist unter Alkoholeinfluss entstanden),
nichts desto Trotz, ich habs mir über all die Jahre gemerkt,
und drüber nachgedacht.
 
Ist es möglich, sich beim Musikmachen komplett davon zu lösen,
"Erfolg" haben zu wollen?
Naja, es gibt ja sicher einen Unterschied zwischen Erfolg wie "ich verdiene einen Haufen Kohle mit meiner Musik" und "geil, endlich kann ich xyz flüssig spielen".

Warum soll man sich davon lösen können/wollen/müssen? Klar werde ich sicher auch niemals reich und berühmt mit meiner Musik, aber ich freue mich trotzdem, wenn ich Dinge schaffe, die ich einige Zeit davor nicht geschafft habe. Das ist quasi mein Erfolg. Aber unter Druck setze ich mich damit ja noch lange nicht...
 
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