Auch ein Tusq-Sattel muss bearbeitet werden, wenn die Kerben nicht rein zufällig für die verwendeten Saiten passen. Ich habe mich auch schon länger davon verabschiedet, aus einem Rinderknochen unter Staub und Gestank einen schönen Sattel zu feilen, sprich die Tusq sind auch meine Wahl. Trotzdem ist es bei vorgefertigten Sätteln halt nunmal so, dass sie auch für die dünnsten üblichen Saiten passen müssen, sprich .009er. Damit sind die Kerben für alles dickere im Grund immer zu eng. Schon für .010er wirds dann eben schon knapp, vor allem bei abgewinkelter Kopfplatte und/oder Saitenführung.
Also nochmal: Kerben nacharbeiten. Wenn eine Saite nach Bendings leicht verstimmt klingt, und das Schmieren ein bisschen hilft, aber noch keine volle Abhilfe schafft, ist die Kerbe zu eng, Punkt. Und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass sie dann nicht nur zu eng, sondern auch etwas zu hoch ist, was speziell in den tiefen Lagen einerseits das Spielen mühsamer als nötig macht, aber auch für eine etwas schlechtere Intonation der Akkorde sorgt.
Irgendwie scheint es generell so, dass E-Gitarristen (im Gegensatz zu klassischen Musikern) einen gewissen Widerwillen dagegen zu haben scheinen, ihr Instrument optimieren zu lassen. Das Geld wird da lieber für ein neues Einzelteil ausgegeben, und das hat dann gefälligst auch ab Werk optimal zu passen. Ist ja schließlich ein modernes Industrieprodukt und keine handgesägte Kiste wie ein Cello, scheint die Logik dahinter zu sein.
Nur leider verpasst man mit der Haltung eine ganze Menge. So muss ich sagen, dass ich bei einer Gitarre selten einen größeren Qualitätssprung erlebt habe als bei der Neubundierung meiner Les Paul (samt passender Abrichtung des vorhandenen Sattels). Für das Geld hätte ich mir auch ein Set Boutique-PUs kaufen können, aber davon hätte sie sich natürlich kein Stück besser gespielt. Tatsächlich ist das Kerben des Sattels für das Spielgefühl einer der wichtigsten Punkte, die sowas wie eine Suhr von einer Squier unterscheiden.
Gruß, bagotrix