Ich überlege Gambe zu lernen

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Gibt es hier Leute, die Erfahrung mit der Viola da Gamba kurz Gambe haben? Ich überlege mir nämlich ob ich dieses Instrument lernen werde. Ich spiele Klavier und Gitarre, was mir beides sehr gut gefällt und wofür ich auch regelmäßig übe. Es würde mir aber reizen ein Melodieinstrument zu spielen und auch in einem Ensemble - Gambenkonsort, Barockorchester - spielen zu können.

Obwohl man Gambenmusik nicht oft hört, gefällt mir der Klang gut. Außerdem liebe ich Barockmusik. Ich habe früher ein Paar Jahre Geigenunterricht gehabt, aber im Gegensatz zum Klavier oder der Gitarre lag mir das Instrument irgendwie nicht. Ich habe aber verstanden, dass die Gambentechnik der Gitarre ähnelt, u.a. wegen der Bünde und man auch schneller Erfolge hat als z.B. auf der Geige.

Kann mir jemand etwas darüber sagen?
 
Eigenschaft
 
Ich ( Cellist) hab mal mit 2 Gambisten in nem Orchester gespielt und mich länger mit denen über Gamben in Ensembles unterhalten und das Problem, das sie und bei Gambe sehen ist, dass sie einfach nicht durchsetzungsfähig von der lautstärke her ist und es gleichzeitig auch eher wenig Sololiteratur gibt ( und eben auch nur Barockmusik). Deswegen ist es sehr schwer Ensemble zu finden, da wenn z.b. Celli dabei sind Gamben einfach an die wand gespielt werden. Dh man braucht wirklich echte Barockensemble mit historischen Instrumenten ohne Stahlsaiten usw. damit man mit der Lautstärke mithalten kann und von denen gibt es einfach sehr wenig vor allem im Laienbereich. Ich persönlich würde dir eher zu nem modernen Streichinstrument raten, einfach auch da du viel leichter an Noten, einen Lehrer, gute Instrumente und Bögen kommst. Gambe ist halt einfach schon ziemlich ausgefallen und daher ist auch die "Infrastruktur" ziemlich problematisch.
Das war so die Zusammenfassung der Meinung der 2 Gambisten. Die 2 haben ihr Ensemble Problem gelöst indem sie zu Musikfreizeiten gefahren sind, wo es eben Barockensemble als Kursangebot gab. Bei uns im "normalen" Orchester hatten sie allerdings definitiv keinen Spaß.
 
Hallo MetalCellist

Danke für deinen Rat und die Erfahrungsberichte. Ich habe mich inzwischen auch ein wenig in Wien - wo ich wohne - erkundigt, und bin deswegen etwas schlauer geworden. Dass es für Gambe weniger Musik gibt, war mir schon klar und ich hatte auch angenommen, dass die Lautstärke geringer ist als z.B. ein Cello. Als ich die Möglichkeit in einem Ensemble zu spielen schrieb, habe ich auch bewusst an ein Gamben- bzw. Barockensemble gedacht. Ich mag die Barockmusik auch sehr gerne. Wenn das nicht der Fall wäre, wäre Gambe sicher eine schlechte Idee.

Ich habe schon Erfahrung mit einem modernen Streichinstrument - nämlich Geige - aber aus verschiedenen Gründen lag dies mir nicht besonders. Die Haltung mit der Geige im Nacken fand ich unangenehm, im Gegensatz zum Gitarre ist es schwer die Lagen der verschiedenen Noten zu finden, und der Klang - zumindest der Klang den ich hervorbrauchte - gefiel mit nicht. Cello würde ich wahrscheinlich von der Haltung angenehmer finde, aber vorläufig werde ich doch die Gambe im Vizier behalten.
Ich habe inzwischen einen Gambenlehrer bei mir in der Nähe gefunden, den ich sobald ich Zeit habe treffen werde. Ich hoffe, dass der mir auch Kontakt zu Ensemblen usw. verschaffen kann. Auch wenn die Gambengemeinschaft relativ klein ist, ist sie in Wien bestimmt größer als z.B. in Konstanz.

Trotzdem vielen Dank für deinen Beitrag! Und ich würde mich freuen, wenn es noch andere gibt, die aus eigener Erfahrung etwas dazu sagen können.
 
hallo Michael,

halt uns bitte auf dem laufenden, was deine gambenerfahrungen betreffen!!!

Wenn ich mehr zeit hätte,...

Viel erfolg wünscht cello und bass
 
Ich überlege Gambe zu lernen

» Mach das, gute Sache :)
 
Gratuliere zu Deiner Entscheidung, noch einen Bratschenspieler gewonnen, eine der besonderen Sorte :). Ich bin übrigens auch auf eine besondere Gambe gestoßen: Ruby Gamba. Hätte nicht gedacht, das es sowas gibt.

Gruß,

Reinhard
 
Wahnsinn, dass es schon mehr als drei Jahre her ist, dass ich diesen Thread angefangen habe! Ganz untätig bin ich auf musikalischem Gebiet zwar nicht. Ich habe angefangen Countertenor zu singen und habe Altblockflöte gelernt, aber im nächsten Semester ist es endlich so weit: ich werde Gambe lernen. Ich habe schon meine Stunden bezahlt bei Michael Brüssing, dem bekanntesten Gambisten Wiens, und werde ein Instrument von ihm ausborgen.

Vielleicht gibt es doch nach andere Mitglieder, die das Instrument schon spielen und versucht haben und mir noch Tips geben können.

Michael
 
danke für das update!!!
 
Ich mache noch mal ein kleine Update in diesem Thread. Ich weiß, dass bei Musikerboard eher die E-Gitarren und das Schlagzeug dominieren, und bei den Streichern die Gamben Exoten sind, aber ich hoffe doch, dass es vielleicht noch andere Gambenspieler gibt. Oder Leute, die sich für dieses schöne Instrument interessieren.

Inzwischen habe ich meinen ersten Unterricht gehabt und eine geliehene Gambe zu Hause stehen. Wahrscheinlich waren meine früheren Geigenerfahrung doch nützlich denn ich konnte gleich streichen. Spielen war noch ein bisschen zu hoch gegriffen, aber inzwischen gegen einfache Melodien schon recht gut. Und wenn ich die richtige Seite erwische, klingt es nicht einmal so schlecht. Außerdem habe ich das Gefühlt, dass es wirklich stimmt, dass das Gambenspiel eine viel entspanntere Angelegenheit ist als das auf den "modernen" Streichinstrumenten.

Und gibt es jemanden, der eine ähnliche Erfahrung gemacht hat?

Liebe Grüße von Michael
 
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Hatte als Lauten-, und Gitarrespieler irgendwann das Bedürfnis auch lange Töne streichen zu können. Habe dann eine alte Tenorfidel erstanden, wie sie oft in den 1920er-40er Jahren für die Hausmusik verwendet wurde. Original wie eine Gambe in D gestimmt, 6-saitig mit 7 Bünden, stimme ich sie wie ein Drop D-Gitarre - frei nach Prätorius, der mal 1619 schrieb, dass die Stimmung nicht so wichtig sei, wenn man denn die Melodie richtig "accompanieret". Die ersten 2 Wochen klangen nur nach gequälter Katze, aber dann hatte ich langsam den "Bogen raus". Greife gambenmäßig mit Untergriff, und hatte auch bald für mich heraus, dass die Fingersätze im Melodiespiel im Vergleich zur Gitarre oft besser kommen, wenn man statt einer Leersaite den 5., bzw. 4. Bund greift. macht echt Laune! Vor Allem Lieder, die mit Bordun zu begleiten sind spiele ich gerne darauf, wobei ich zu den leeren Bässen D und A die Melodie im Diskant "fidele".

Interressant ist in diesem Zusammenhang auch der Arpeggione: http://de.wikipedia.org/wiki/Arpeggione
 
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Danke für den Hinweis. Obwohl der Name Arpeggione mir bekannt vorkommt, wusste ich nicht, dass er wie eine Gitarre gestimmt ist. In Prinzip wäre das natürlich praktisch, wenn man keine neue Griffe mehr zu lernen braucht. Da es aber so wenig Musik für Arpeggione gibt, werde ich mich wohl auf die Gambe konzentrieren. Die ist schon exotisch genug! Ich hatte gestern große Probleme eine neue Saite zu finden, nachdem die hohe d-Saite gesprungen war. Und das ist in der Musikstadt Wien!

Es freut mich aber, dass es mehr Leute gibt, die etwas ungebräuchlichere Instrumente spielen. Und ich kann nur bestätigen, dass es Spaß macht zu streichen.

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Übrigens da du Laute spielst: ich habe mir auf einer Auktion eine recht billige eine Gitarrenlaute gekauft. So ein Instrument, das eine Lautenform hat aber wie eine Gitarre gestimmt und am Anfang des 20. Jahrhunderts recht populär war. Es ist zwar keine klasssiche Laute, aber sehr nett Lautenstücke darauf zu spielen.
 
An der Arpeggione ist auch interesssant, daß (zumindest bei dem Modell im Video) die Bünde wie bei den E-Geigen mit Bünden gespielt werden, also mehr eine Orientierungshilfe sind - http://youtube.be/do9UgdfwM5Q. Das dürfte ein Gitarristen dann erstmal schwerfallen (vom Bogen ganz abgesehen).
Also Instrument hat sie aber einige ähnliche Characteristika wie die Gambe, mit dem festen Stimmbereich (bei Gamben wurde noch viel mehr experimentiert, daher gibt es da eine ganze Familie ). Interessant ist auch, daß die Streichinstrumente ursprünglich alle den Namen Viola trugen (was streng genommen heute auch noch gilt, da die Violine nur eine kleine Viola ist :) ) Nach Wikipedia geht die Diskant-Gambe hoch bis zu d2, also ein Ton tiefer als die Geige.
 
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Wie meinst Du "Bünde bei E-geigen mit Bünden gespielt"? Sind die Bünde bei den E-Geigen nur aufgemalt? Der Link geht leider nicht, hier nochmal: http://www.youtube.com/watch?v=do9UgdfwM5Q. ...schöne Aufnahme! Für mich sieht es so aus, wie ein Arpeggione mit einer "True Temperament-Einrichtung": http://www.warmoth.com/Stars/images/PaulGuy.jpg
...das ist auch eine feine Sache! Nur den Bund greifen und 100% gleichschwebend zum Klavier klingen...
 
An der Arpeggione ist auch interesssant, daß (zumindest bei dem Modell im Video) die Bünde wie bei den E-Geigen mit Bünden gespielt werden, also mehr eine Orientierungshilfe sind - http://youtu.be/do9UgdfwM5Q. Das dürfte ein Gitarristen dann erstmal schwerfallen (vom Bogen ganz abgesehen).
Also Instrument hat sie aber einige ähnliche Characteristika wie die Gambe, mit dem festen Stimmbereich (bei Gamben wurde noch viel mehr experimentiert, daher gibt es da eine ganze Familie ). Interessant ist auch, daß die Streichinstrumente ursprünglich alle den Namen Viola trugen (was streng genommen heute auch noch gilt, da die Violine nur eine kleine Viola ist :) ) Nach Wikipedia geht die Diskant-Gambe hoch bis zu d2, also ein Ton tiefer als die Geige.

Oben korrigiert, Referenz zu den Bünden hier (Video) und hier (im Review), die Stimmung ist mit Sicherheit temperiert bei der Arpeggione (bei Neubau von Gamben wohl auch, s.a. Lautenstimmung letzter Absatz ).
 
Oben korrigiert, Referenz zu den Bünden hier (Video) und hier (im Review), die Stimmung ist mit Sicherheit temperiert bei der Arpeggione (bei Neubau von Gamben wohl auch, s.a. Lautenstimmung letzter Absatz ).

Die Bünde bei der Gambe werden, wie auch bei der Laute, noch heute aus Darm geknüpft. Dies erlaubt die Temperierung selber nach der Musik auszurichten. So wird oft bei Mittelalterlauten und -fideln pythagoräisch (reine Quinte im Bordun), und bei Renaissance-Instrumenten mitteltönig (reine Terzen in den Haupttonarten bei leicht ungenauer Quinte) eingerichtet. http://www.accordsnouveaux.ch/de/Warum/Warum.html. Gelegentlich wird dann sogar ein Extra-Bund für unterschiedliche z.B. Es und Dis zwischengeknüpft. In der Praxis waren aber auch regelmäßige Bundabstände üblich. Seit Vincenzo Galilei gibt es die Annäherung an Gleichstufigkeit auch theoretisch, für Barockmusik auch gerne wohltemperiert. Die Temperierung bei Gitarren, Mandolinen, usw., sowie des Arpeggione mit gerade Bünden ist immer ein Kompromiß, der rein rechnerisch durch die Position der Bundstäbchen erreicht wird. Da aber unterschiedliche Saitenstärken beim Abgreifen verschiedene Spannungsverschiebungen erzeugen, ist eine absolute Gleichschwebung nur durch moderne Systeme wie "true temperament" oder der "fret mobile" der feinstimmbaren Gitarre http://www.chouard.de/feinstimmbare-gitarre-fret-mobile.html zu erreichen.

Bei einem Neubau einer Laute oder Gambe durch einen Instrumentenbauer, wird i.d.R. nach Kundenwunsch eingerichtet.

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An der Arpeggione ist auch interesssant, daß (zumindest bei dem Modell im Video) die Bünde wie bei den E-Geigen mit Bünden gespielt werden, also mehr eine Orientierungshilfe sind - http://youtube.be/do9UgdfwM5Q. Das dürfte ein Gitarristen dann erstmal schwerfallen (vom Bogen ganz abgesehen).
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Die Bünde werden doch ganz normal wie bei einer Gitarre gespielt - ganz kurz vor dem Bundstäbchen wird die Saite mit der Fingerkuppe/-spitze abgegriffen. Wieso aber mehr eine Orientierungshilfe? Natürlich schon in dem Sinne, dass bei wenig Monitor das angleichen der Tonhöhe über das Gehör praktisch wegfällt, aber gerade dies ist doch dem Gitarristen eh geläufig. Daher ist die Bundierung des Arpeggione für Gitarristen eben eine Erleichterung (im Vergleich zum Cello/zur Violine), so dass er eben "nur" den Bogenstrich, das stärkere Abgreifen und etwas ungewohnte Fingersätze lernen muss.
 
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Die Bünde werden doch ganz normal wie bei einer Gitarre gespielt - ganz kurz vor dem Bundstäbchen wird die Saite mit der Fingerkuppe/-spitze abgegriffen. Wieso aber mehr eine Orientierungshilfe? Natürlich schon in dem Sinne, dass bei wenig Monitor das angleichen der Tonhöhe über das Gehör praktisch wegfällt, aber gerade dies ist doch dem Gitarristen eh geläufig. Daher ist die Bundierung des Arpeggione für Gitarristen eben eine Erleichterung (im Vergleich zum Cello/zur Violine), so dass er eben "nur" den Bogenstrich, das stärkere Abgreifen und etwas ungewohnte Fingersätze lernen muss.

Nein, auf dem Video ist zu mehrmals zu sehen, daß der Finger auf dem Bund (z.B. 7:35) liegt bzw. den Bund über das Vibrato überschreitet. Auf einem Streichinstrument gibt kann man ja Glissandi-Effekte nicht so wie auf der E-Gitarre durchführen, daher dürfen die Bünde den Ton nicht beeinflussen (und die Intonation ist ja auch je nach Tonart oder Akkord unterschiedlich, da wird dann auch nicht unbedingt immer am Bund gespielt). Hören und evtl. sehen kann man das bei 3:11 etwa, wo der Spieler bei einer schnellen Passage etwas unrein ist. Diese Argumentation verwendet auch Wood bei seinem Erklärung zu den Frets (englisch, Video, ab 1:48).
 
Nun habe ich noch mal genauer hingesehen, und verstehe was du meinst. Mir scheint dies vornehmlich beim Vibrato so zu sein, was ich auf der Gitarre ebenso machen würde. Er macht es nicht bei allen Tönen so - muss man aber genauer hinschauen.
 

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