Improvisation - Versuch einer psychologischen Beschreibung und Erklärung

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DieWiedergeburt
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Bei meine Mama!
Fragestellung: Was geht eigentlich im Kopf eines Menschen vor, der auf seinem Instrument improvisiert? Welche psychologischen Prozesse laufen da ab? Kann man aus einer Beschreibung der psychologischen Vorgänge beim Improvisieren Empfehlungen für das Training von Improvisationsfähigkeiten ableiten?

Das sind die Leitfragen dieses Threads. Ich werde versuchen diese Fragen zu beantworten, indem ich psychologisches Grundlagenwissen auf die Tätigkeite des Improvisierens anwende und dann schaue, was mir diese Einsicht für die Praxis bringt. Da die Thematik relativ umfangreich ist (bzw. zu werden droht), wird es eine mehrteilige Serie werden, in der ich Schritt für Schritt auf wichtige Aspekte eingehe. Starten möchte ich heute mit einigen Vorüberlegungen und der Einführung wichtiger Begriffe:


Kapitel. 1: Wie ist musizierrelevantes Wissen im Kopf gespeichert?

1.1 Begriff des Schemas:
Ein zentraler Begriff, den Psychos verwenden, um die Wissenseinheiten, die man so im Kopf mit sich herumträgt, zu bezeichnen, ist der des "Schemas". Für die Zwecke dieses Threads ist damit eine sinnvoll abgrenzbare Gedächtnisinhalt gemeint. Zum Beispiel

(1) WISSEN, was ein E-Akkord ist,
(2) einen E-Akkord SPIELEN KÖNNEN
(3) wissen UNTER WELCHEN BEDINGUNGEN sich ein ein E-Akkord gut einfügt

(1) - (3) sind jeweils Beispiele für sinnvoll abgrenzbare Wissenstrukturen/Schemata im Kopf eines Musikers.

1.2 Arten von Schemata
Vergleicht man diese drei Schemata, zeigt sich, dass sie nicht alle von der gleichen "Art" sind. :
(1) bezieht sich auf eine theoretische Beschreibung dessen, was ein E-Akkord ist; wenn man so will auf das WAS (Fachbegriff: deklaratives Schemata),
(2) bezieht sich auf das WIE, das Ausführen, die motorische Umsetzung des E-Akkords auf dem Instrument (Fachbegriff: motorisches Schema) und
(3) bezieht sich auf das WANN/UNTER WELCHEN BEDINGUNGEN kann ich etwas mit dem Akkord anfangen (Fachbegriff: konditionales Schema). Diese drei Schema-Arten seien nochmal etwas ausführlicher erklärt

(1) Deklarative Schemata: Übers Auge gepeilt stellen deklarative Schemata musiktheoretisches Wissen im weitesten Sinne dar. Beispielsweise Wissen über die mögliche musikalische Grobstruktur dessen, was man spielt, zum Beispiel in Form einer Gliederung: Intro-Steigerung-Höhepunkt-Schluss. Oder das theoretische Wissen darüber, wie der Akkord aufgebaut ist (also etwa Grundton+kleine Terz+große Terz). Diese Information ist als deklaratives Schema zum Akkord gespeichert.

Bekanntlich ist es ohne weiteres möglich, dass jemand einen Akkord spielen kann (motorisches Schema vorhanden) aber nicht weiß, WAS er da eigentich spielt (deklaratives Schema zum Akkord nicht vorhanden). Typischerweise ist dies so bei Leuten, die sich nie mit Musiktheorie auseinandergesetzt haben. Sie können vieles Spielen (motorische Schema sind da) aber nicht sagen, was sie eigentlich machen, da die zum motorischen Schema korrespondierenden deklarativen Schemata fehlen. Oft vorzufinden bei Autodidakten und Wiedergeburten

Auch der umgekehrte Fall ist möglich: Jemand kann theoretisch super über musikalische Phänomene Bescheid wissen (deklarative Schemata vorhanden) ohne dass er dieses Wissen auch am Instrument umsetzen könnte, da ihm die motorischen Schemata fehlen. Dies wären zum Beispiel der Fall, wenn ein ausgebildeter Musiker vor ein neuartiges Instrument gesetzt würde, von dem er nicht weiß, wie er es bedienen muss (fehlende motorische Schema). Dies wäre auch der Fall, wenn jemand nur musiktheoretischen Unterricht (Erwerb deklarativer Schema) erhält ohne am Instrument ausgebildet zu werden (kein Erwerb motorischer Schemata).

(2) Motorische Schemata: Die motorischen Abläufe (Fingerbewegungen) beim Spielen. Das motorische Schema sagt mir, wie, wo und wann ich meine Finger plazieren und einsetzen muss, um z. B. den E-Akkord, ein Lick, ein Arpeggio oder einen Griffwechsel, usw. auf dem Instrument zu spielen.

(3) Konditionale Schemata: Wissen darüber, UNTER WELCHEN BEDINGUNGEN man was spielt, dh. wann man welche motorischen und deklarativen Schemata sinnvoll zum Einsatz bringen kann. Wenn etwa beim Spielen die Vorgabe/Bedingung/Kondition lautet: Jetzt wird in A-Dur improvisiert, ergeben sich durch diese Bedingung (Kondition) eine ganze Reihe von Noten/Akkorden die in Frage kommen bzw. nicht in Frage kommen. Dieses Wissen über die wechselseitige Bedingtheit musikalischer Elemente wird in konditionalen Schemata gespeichert. Wer über keine konditionalen Schemata verfügt produziert nach dieser Logik nur musikalische Zufallsprodukte, falsche Töne, unsinnige Rythmen, usw.


2. Zwischenergebnis: Wie kann Improvisieren mit Hilfe dieser Theoriebausteine beschrieben werden?

Improvisieren ist aus Sicht dieser Überlegungen beschreibbar als aufeinanderfolgender Aufruf von motorischen Schemata "gesteuert" von den vorhandenen konditionalen und deklarativen Schemata. Welche motorischen Schemata in welcher Reihenfolge aufgerufen werden hängt also von den vorhandenen konditionalen und deklarativen Schemata ab. Zwingend notwendig sind motorische Schemata, da man ohne sie dem Instrument keine Töne entlocken kann. Damit das Spiel ein Mindestmaß an Zusammenhang/Schlüssigkeit aufweist müssen auch konditionale und deklarative Schemata vorhanden sein, da improvisieren mehr ist als eine zufällige Aneinanderreihung von Tönen. Improvisieren braucht strukturgebende deklarative Schemata und die Passung an den musikalischen Kontext sicherstellende konditionale Schemata. Wie der Aufruf der Schema genau erfolgt und welche weiteren Prozesse (z. B. Emotionen) dabei eine Rolle spielen muss noch gesondert behandelt werden.

3. Beispielhafte Schlussfolgerungen für die Praxis, die sich aus dieser Beschreibung des Improvisierens ergeben:

- Wer beim improvisieren dazu neigt immer das gleiche zu spielen (Aufruf der immergleichen motorischen Schemata), kann zur Abhilfe zusätzliche motorische Schemata erwerben. Ein Beispiel für diese Art von Musiker, die immer die gleichen motorischen Schemata, wenngleich auf hohen Niveau, aufrufen ist Yngwie Malmsteen. (Er behauptet von sich all seine Solos seien improvisiert)
- Bei Leuten, die beim Improvisieren keinen vernünftigen Spannungsbogen hinbekommen, mithin keine Struktur des Gespielten erkennbar wird, fehlen deklarative Schemata über die musikalische Grobstuktur. Sie sollten sich eine solche zuvor zurechtlegen.
- Wer beim improvisieren laufend falsche Töne reinhaut besitzt entweder fehlerhafte motorische Schemata und muss mühsam neue erlernen oder ihm fehlen konditionale Schemata, wann mann was spielen kann. Betroffen sind z. B. die Threadsteller, die fragen: "Scheiße, jahrelang ne falsche Technik angewöhnt, komme nicht mehr weiter, muss mühsam umlernen (fehlerhafte motorische Schemata erworben) bzw. bei fehlenden konditionalen Schemata "Wann kann soll ich die myxolydische Skala einsetzen?"
- Take-home-message: Wer ausgezeichnet Improvisieren können will muss eine möglichst reichhaltige Auswahl an motorischen, deklarativen und konditionalen Schemata erwerben.




So, dies war der erste Streich, der zweite folgt in den nächsten Tagen. Ich freue mich über KONSTRUKTIVE Rückmeldungen, Fragen, Änderungswünschen und besonders auch Weiterentwicklungen dieser Gedanken.
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube du verzettelst dich da etwas, es reicht nämlich keineswegs aus, eine Abstraktion des Gedächtnismodells (deklarativ/prozedural/motorisch) zu nehmen und diese als "Psychologie des Improvisierens" zu bezeichnen.
Improvisation an sich ist mehr als reine Erinnerung oder prozessuale Reproduktion. Der entscheidene Faktor ist meiner Meinung nach die assoziative Komponente, welche aus bekannten "Bausteinen" (E-Dur/G-Mixolydisch/Intervall/etc.) im laufenden Prozess neue assoziative Komplexe hervorbringt. In dieser Hinsicht ähnelt die Improvisation wahrscheinlich eher einem Lernprozess (Schaffung von komplex-assoziativen Neuronenaktivitätsmustern), allerdings mit einer starken emotionalen Komponente, welche auf Grund der stark individual geprägten assoziativen Komponente dann schwer zu verallgemeinern/operationalisierbar sind.
Sollte dagegen deine Definition Bestand haben, wäre es z.B. unmöglich zu mir unbekannten musikalischen Mustern (16-Ton-Oktave/exotische Skalen/unbekannte Harmonieabläufe etc.) zu improvisieren, da mir nach deiner Theorie jetzt zumindest die motorischen und die konditionalen Shemata fehlen (im Falle der Aufteilung der Oktave in 16 gleiche Abschnitte würde mir aber z.B. auch das deklarative Shema "fehlen"; ausserdem würden mir auf jedem noch nie zuvor gespieltem Instrument die motorischen Shemata fehlen, aber die Praxis zeigt, dass auch mit ungeübten Instrumenten improvisiert werden kann...)
Das ich nun dazu trotzdem etwas improvisieren kann, verdanke ich dann der Abstraktion meiner Shemata und dies geschieht über assoziative Prozesse, und spricht eindeutig gegen die von dir aufgestellte Hypothese als kompletter Erklärungsansatz der Improvisation...

Just my 2 Cents
TheMystery
 
Genaueres lesen meiner Ausführung entschärft alle deine Vorwürfe: Das waren, wie angegeben (!) nur Vorüberlegungen und die Einführungen grundsätzlich wichtiger Begriffe. Es war maximal eine Einführung in das Kapitelthema, keine Abhandlung des Thread-Themas, denn auch dazu habe ich gesagt, dass es eine mehrteilige Reihe werden wird. Auf die Aktivierungsausbreitung in assoziativen (Schema-)Netzwerken, Emotionen und was du so ansprichst bin ich noch in keinster Weise eingegangen, plane dies aber zu tun. Dies stellt zunächst mal eine Art Basismodell dar, das man Schritt für Schritt erweitern und verkomplizieren kann.

Der Rest von dem was du sagst ist logisch unsinnig, denn wenn du etwas praktisch kannst, sind zwangsläufig auch die dafür notwendigen Schemata vorhanden (entweder durch Neuentwicklung oder Zweckentfremdung virhandener Schemata, Assimilation und Akkomodation im Sinne Piagets). Ob du dir dem Vorhandensein dieser Schemata und eventuellen Prozessen des Schema-Transfers auf andere Instrumente, usw. bewusst bist oder nicht ist dann nochmals eine andere Frage, auf die ich auch noch geplant habe einzugehen.

Mit den theoretischen Mitteln, die ich bis zu diesem Zeitpunkt eingeführt habe, kann man das Improvisieren zunächst mal wie dargestellt beschreiben. Erweiterungen folgen. Dass ich nicht alles auf einen Schlag abhandele lasse ich mir nicht zum Vorwurf machen, dazu ist das Thema zu umfangreich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Genaueres lesen meiner Ausführung entschärft alle deine Vorwürfe: Das waren, wie angegeben (!) nur Vorüberlegungen....

Warum fragst du dann nach "kritischen Rückmeldungen"?
So, dies war der erste Streich, der zweite folgt in den nächsten Tagen. Ich freue mich über kritische Rückmeldungen, Fragen, Änderungswünschen, etc.

...Der Rest von dem was du sagst ist logisch unsinnig, denn wenn du etwas praktisch kannst, sind zwangsläufig auch die dafür notwendigen Schemata vorhanden. ...
Diese Aussage würde in deinem Kontext bedeuten, dass jeder der 2 Töne auf der Gitarre spielen kann die "Shemata" dafür besitzt. Das ist aber falsch! Vielmehr werden komplexe motorische Abläufe aus dem motorischen Grundkönnen heraus erlernt (wie sollte es auch anders sein?), aber nicht jeder der einen Finger auf eine Gitarrensaite legen und damit Töne erzeugen kann, hat "unbewusst" die von dir genannten Shemata "zu Hand"...

Gruss
TheMystery
 
Ich freue mich über kritische Rückmeldungen, solange sie nicht auf ungenauem Lesen dessen, was ich geschrieben habe beruhen. Denn das mit meinem Eröffnungspost alles zum Thema gesagt sei, habe ich nie behauptet. Den Hinweis auf die Bedeutung anderer Faktoren nehme ich durchaus gerne entgegen, der ist korrekt und in meinem Basismodell (noch) nicht enthalten. Gründe hatte ich ja im Vorpost genannt.

Wenn man der theoretischen Linie folgt, die ich im Post dargelegt habe ist alles "motorische Können" in Form von motorischen Schemata im Kopf gespeichert, egal ob es um primitives, unkoordiniertes Saitenanschlagen an der Gitarre geht oder um hochkomplexe, schnelle Linien, die gespielt werden. Wer 2 Töne auf der Gitarre spielen kann hat folglich auch ein super primitives Ton-Anschlag Schema in seinem Kopf zur Verfügung. Diese primitive Anschlagschema kann dabei durchaus auf ein abgewandeltes (assimiliertes) allgemeines Schema der Arm und Fingerbewegung, das man sonst im Alltag einsetzt, zurückgehen.

Aus forschungsmethodischer Sicht ist ganz klar, dass Schemata Konstruke/theoretische "Erfindungen" sind, um beobachtbares Verhalten zu erklären. Mann kann man auf ihr Vorhandensein daher nur durch Beobachtung des offenen Verhaltens schließen. Die Meinung "Ich kann praktisch etwas, habe aber kein Schema dafür im Kopf, deshalb sind die Ausführungen DerWiedergeburt falsch" ist von daher nicht besonders sinnig.

PS: Nach dem Motto "Kenne deinen Feind" habe ich mir grad ein paar deiner sonstigen Beiträge angesehen: Du bist augenscheinlich ein kritischer Geist. Sehr löblich.
 
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Ich glaube, dass du dich mit der Operationalisierung deiner Shemata in einem definitorischem Paradoxon befindest.
Die Gleichung "Aktivität beobachtbar = motorisches Schema vorhanden" kann so (zumindest nach den Ansprüchen an eine psychologische Hypothese) nicht aufgehen.
Meine vierjährige Nichte kann einem Eimer aufs Wassser schlagen und ein Geräusch erzeugen, kann mit einer Gabel auf ihren Teller schlagen und kann mit einem Plekrtrum auf die Saiten schlagen. Der motorische Prozess ist bis auf die Intensität der Bewegung der Gleiche (und würde daher btw. eher der lernpsychologischen Assimilation entsprechen), und das motorische Schema wäre eben "Schlagen" und nicht Gitarre spielen. Erst mit der motorischen Feinjustierung kann logisch aus motorischen Basalschemata ("Schlagen","Greifen","Zupfen"etc.) das "Gitarrenspielschema" abgeleitet werden.
Deiner Definition nach ist aber jeder "Beherrscher" motorischer Teilaspekte im "Besitz" von "super primitiven" Schemata - was mich z.B. zu einem super primitiven Airbuspiloten macht, fraglich bleibt dann aber, was einen Airbuspiloten zu eben diesem macht? Wie willst du mit deiner Definition der Schemata zufällige Handlungen gegen ein Handlungskonzept (z.B. Improvisation) abgrenzen? Wie willst du das Vorhandensein der Schemata nachweisen? Wenn nämlich die behaupteten Schemata per Definition vorausgesetzt werden, wird deine Hypothese niemals überprüfbar sein!

Gruss
TheMystery

€: meine Konterpsoition hat übrigens nichts mit "Feindschaft" zu tun, vielmehr glaube ich einige Inkonsistenzen und Lücken in deiner Hypothese zu erkennen, daher die "kritische Rückmeldung". Ich habe nämlich wie angedeutet auch einen eigenen Erklärungsansatz zum Improvisieren, den ich in Hinsicht auf die Validität und Überprüfbarkeit für belastbarer halte, aber für eine Bewertung deiner Hypothese warte ich jetzt natürlich erstmal den Rest derselben ab, sonst hat eine Diskussion ja keinen Sinn...
 
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Kurz vorweg zur Assimilations-/Akkomodationsgeschichte: Wenn das Schema gleich ist oder leicht abgewandelt wird, handelt es sich nach Piaget um Assimilation. Wird ein neues Schema gebildet ist es Akkomodation. Wobei die Abgrenzung nicht immer eindeutig ist, da man eben nicht ohne weiteres Erkennen kann, ob ein neues Schema nur ein stark abgewandeltes altes ist, oder gänzlich "neuerfunden" wurde. Das ist ein Theorieproblem von Piaget, das ich jetzt nicht auch noch diskutieren will.

Das komplexere Schemata sich aus einfacheren entwickeln (können) ist korrekt. Den Versuch abzugrenzen, wann es noch ein primitiv-Schema ist und wann ist es ein höherentwickeltes Gitarrenspielschema beabsichtige ich gar nicht zu machen. Die Übergänge sind letztlich fließend. Wer will kann natürlich hergehen und sagen, jeder kann Gitarrespielen oder einen Airbus steuern, weil jeder irgendwelche Primitivschemata hat, die er potenziell anwenden kann. Ich sehe darin keinen Erkenntniswert. Für die Zwecke dieses Threads reicht es völlig aus zwischen kompetentem Handlungsvollzug (Schema vorhanden) bzw. total laienhaftem ausprobieren (Schema nicht vorhanden) zu unterscheiden, unabhängig davon, wo genau die Grenze liegt. Desweiteren will ich weder irgendwelche Hypothesen prüfen noch die Existenz von Schemata "konkret" nachweisen, weswegen ich mir über diese Probleme an dieser Stelle keine Gedanken machen brauche. Ich biete hier lediglich eine theoretische Beschreibung des Improvisierens aus psychologischer Sicht an. Dies tue ich, indem ich psychologisches Grundlagenwissen auf das Phänomen "Improvisieren" beziehe, genau wie es im ERöffnungspost steht. Nichts anderes. :)

Ich finde wir sollten mal wegkommen von diesen ermüdenden Nebenbaustellen in denen ich die Missverständnisse anderer ausräumen muss. Für konstruktive Ergänzungen zum eigentlichen Thema bin ich wesentlich hellhöriger. Du kannst ja mal deine psychologische Deutung des Improvisierens etwas ausführlicher darstellen, dann ist vielleicht auch besser ersichtlich inwieweit wir uns widersprechen, ergänzen oder gleichberechtigt verschiedene Facetten thematisieren.
 
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...Ich biete hier lediglich eine theoretische Beschreibung des Improvisierens aus psychologischer Sicht an. Dies tue ich, indem ich psychologisches Grundlagenwissen auf das Phänomen "Improvisieren" beziehe, genau wie es im ERöffnungspost steht. Nichts anderes. :)
Dann muss sich deine "theoretische Beschreibung" (=Vermutung über Kausalzusammenhänge =Hypothese) aber auch an den verwendeten psychologischen Konzepten überprüfen lassen können, sonst macht ein Bezug auf eben jene Konzepte keinen Sinn...

Gruss
TheMystery

€. Warte jetzt wie gesagt erst mal auf den Rest deiner "Beweisführung" und werde dann evtl. was dazu schreiben.
 
Es gibt hier irgendwie ein Missverständnis bezüglich der Erkenntnisziele, die ich verfolge. Das entwickeln einer theoretischen Beschreibung eines Phänomens ist ein erster Schritt bei der Erschließung eines Gegenstands den ich mit diesem Thread begonnen habe. Dazu nutze ich im Psychologie-Mainstream etablierte Konzepte. Das Prüfen von Hypothesen, die man daraus ableiten kann ist dem nachgelagert und gar nicht meine Absicht angesichts des bruchstückhaften Entwicklungstands. Wenn man das will, müsste man in der Tat mit der Haarspalterei, wie eben in unser Diskussion angedeutet, anfangen. Ich hoffe du siehst es mir nach, dass ich Schritt eins vor Schritt zwei tue. Auch so können meine Ausführungen denke ich informativ sein:gruebel:
 
So geht's leider nicht!
Bei den "psychologischen Grundlagen des Improvisierens" musst du dich auch an psychologischen Maßstäben der genannten Theorien messen lassen, und das ist auch nicht vom Forschungsstand abhängig.
Wenn ich einen Thread á la: "mechanische Grundlagen der Motorik" aufmache, muss ich mich auch an den angeführten mechanischen Prinzipien messen lassen. Kann mir jemand dabei eine Unvereinbarkeit mit z.B. den "Naturgesetzen" nachweisen, kann meine Ausführung in diesem Punkt nicht valide sein oder sich eben nicht in den Bereichen der Mechanik bewegen.
Wenn du "lediglich" (das ist nicht wertend gemeint!) eine Einordnung des Konzeptes der Improvisation in (dir) bekannte psychologische Theorien leisten willst, ohne dabei einen Validitätsanspruch zu erheben, dann genügt das eben nicht den angeführten "psychologischen Grundlagen". Allerdings bleibt fraglich, auf welcher fachlichen Ebene dann darüber diskutiert werden kann/soll, zumal es im "worst case" auf eine reine Meinungsäusserung ohne argumenetativen Anspruch hinauslaufen kann. Eine solche Auseinandersetzung wird aber keiner Wissenschaftlichen Disziplin (die hier ja explizit angeführt wird) gerecht.

Gruss
TheMystery
 
Ich weiß nicht, was dein Problem ist?! Halten wir fest: Im ersten Post habe ich festgestellt, dass Improvisieren als Aufruf von deklarativen, prozeduralen und motorischen Schemata beschreibbar ist und dies durch Beispiele plausibel gemacht und veranschaulicht, sowie ein paar Praxisschlussfolgerungen raus gezogen. Es gibt da soweit keine Unvereinbarkeiten, Widersprüche oder allgemein augenfällige Validitätsmängel, die du mir nachgewiesen hättest. Im Gegenteil meine Beschreibung ist super gut vereinbar mit den psychologischen Grundlagentheorien auf die ich mich gestützt habe. Klar ist nur, dass damit das Thema nicht erschöpfend behandelt wurde.

Zur Vollständigkeitsproblematik ist zu sagen, dass Theorien prinzipiell unvollständig sind bzw. an irgendeiner Stelle die Begründungs- und Argumentationskette abbrechen müssen, da man sonst bei Adam und Eva mit der Erläuterung anfangen müsste, so ist es auch hier. Dieser Thread markiert die erste Stufe einer Theorieentwicklung und ist kein ausdiffernziertes Forschungsprogramm, dass auf alle Details bereits eine Antwort parat hätte.

Wenn dich speziell interessiert, inwieweit man die Existenz von Schemata grundsätzlich zeigen kann oder wie aussagekräftig die Gedächtnispsychologische Einteilungen in die verschiedenen Wissenarten sind, gibt es massig Fachliteratur, die sich diesem Thema annimmt. Das kann, will und muss ich nicht im Rahmen dieses Threads ausknobeln.:eek: Es geht hier um die erkenntnisstiftende Anwendung dieser Theorien, nicht darum, dass diese Bezugstheorien - jede für sich - wiederum eigene Probleme hat. Darum sollen sich die Grundlagenforscher kümmern, nicht ich als Anwender dieses Wissens.

Deine Diskussionstrategie, mir mangelnde Vertiefung (teils für die Threadfrage irrelevanter) Details vorzuwerfen, ist aus genau diesem Grund mehr ein rethorischer Trick für Leute, die gerne kritisieren ohne konstruktive Alternativvorschläge machen zu müssen, als dass es auf einen substanziellen Mangel meiner bisherigen Darstellung hinweisen würde.

Es ist mir schleierhaft, warum du glaubst ich könnte, wollte oder müsste hier ein Anspruchsniveau fahren, wie es nur durch eine mehrhundertseitige Monographie, mit zahlreichen Mannjahren an Forschung und Theoriebildung dahinter, eingelöst werden könnte. Um deutlicher zu machen, dass dies nicht beabsichtigt und nicht leistbar ist, habe ich eine entsprechende Änderung des Threadtitels veranlasst:

Improvisation - Versuch einer psychologischen Beschreibung und Erklärung (unter Nutzung von Grundlagenwissen)

Um was anderes gehts nicht. Vielleicht erübrigen sich dann weitere Debatten zu diesem Punkt.

So und jetzt bin ich offen, für alles, was hilft das Improvisieren psychologisch beschreibbar und erklärbar zu machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube du liest dir meine Posts am Besten noch mal durch, da werden eigentlich alle deine Fragen beantwortet. Werde mich themenbezüglich wieder melden, wenn deine "Einordnung" komplett ist.

Gruss
TheMystery
 
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