Kassetten, besser als man sich (nicht) daran erinnert

Ich bin froh, dass ich mit dem Zeug nicht mehr umgehen muss. Das kann mir gestohlen bleiben. Jede Menge Arbeit für Maintenance, keinerlei Vorteile, nur Mühe und Last.
Geht mir ähnlich, übrigens auch in den Bereichen Fotografie (Dunkelkammer) und (analogem) Video(schnitt) .. was da früher für Material (umweltschädlich) verbraucht wurde .. und wie die Kreativität beschnitten wurde … erinnere mich noch an ein Gespräch im Schneideraum „Können wir das so machen, wie wir wir uns das vorstellen? Ne, da brauchen wir noch das xyz-Gerät, kostet 30.000 in England - wer fliegt hin und holt es?“
 
Für das Thema Recording und Professional Audio muss es echt sehr kompliziert gewesen sein.
Ich möchte die digitalen Möglichkeiten im privaten Umfeld ebenfalls nicht mehr missen. Weder im Schaffenden als auch dem konsumierenden Prozess.
Dennoch ist das Erlebnis, ein Album auf Band aufzunehmen und dabei auf Aussteuerung, Bandanfang, BIASs etc. zu achten, schon mal wieder schön.
Insbesondere, wenn das Ergebnis so erstaunlich gut wird, wie ich es zumindest nicht mehr in Erinnerung hatte. Und auch die Haltbarkeit ist besser, als erwartet.
Wer den Gleichlauf seines alten Tapedecks testen möchte, der nehme mal "Your latest trick" von den Dire Straits auf... das ist ziemlich gnadenlos, wenn das Gerät "leiert"... :evil:
Also Telegraph Road ist da mindestens genauso gut geeignet, die erste Minute besteht ja quasi nur aus einem Sinus.
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Selbst nach 30 Jahren … echt krass. Einwandfrei.

Die Alben habe ich auch mindestens 20-25 Jahre nicht mehr gehört.
 
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und (analogem) Video(schnitt)

Ja. Nur wer das selbst mal miterlebt hat, weiss, was das für ein Aufwand war. Ich war ab und an mal beim ZDF als Tontechniker beim Videoschnitt. Eigentlich muss ich da nichts weiter tun, als den Ton was anpassen und Regler auf und zu.

Da waren dann anwesend, der Video Operator, ein Assistent, der das ganze Material mitgebracht hat. Der hatte das alles vorher gesichtet. Ton lag meist auf mehreren Videobändern verteilt. Und es gab noch Ton Zuspieler auf Schmalband zum dazumischen.

Als ist der Video Operator zu zum Schnitt gefahren. Dann wurde angesagt, welche Bänder eingelegt werden müssen. Welche mit dem Bild, wo dann von einer Szene in die andere überführt wurde. Und dann eventuell noch andere Videobänder mit zusätzlichem Ton und Schmalband wenn nötig.

Das wurde dann erst mal geprobt. Automation, Fehlanzeige. Also sass ich dann da und habe mit geprobt, wie man die angebotenen Töne beim Szenenwechsel einigermassen anständig ineinander bekommt. Gut, geht schon. Muss ja. Andere Möglichkeiten gab es nicht.

Verglichen mit Heute ist das aber unterdessen finsterste Steinzeit. Dabei ist das noch gar nicht so lange her. Das erste digitale Audio Studio für Postproduktion habe ich 1991 betrieben. Gerade mal etwas über 20 Jahre her. Das hat aber keine 3 Jahre gedauert, da war das schon so gut wie Standard in allen Tonstudios. Kein Wunder, wenn man sich die Arbeitsweise vorher ansieht.....
 
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1991 ist bei mir schon vor 31 Jahren gewesen.
Das sind 50% mehr als 20 Jahre.

Und jetzt bin ich schon wieder zu spät.
 
Na ja, irgendwie fühle ich mich eben immer noch jünger als ich bin..... (;
 
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Als Ersteller dieses Threads möchte ich noch gerne ein persönliches Fazit schreiben:

Klar ist, die Compact Cassette ist ein veraltetes und bis auf wenige Anwendungen obsoletes Medium. Und ich rede hier nicht von irgendwelchen Bandmaschinen oder Tape-Echos. Sich wieder mit dem Medium zu befassen und festzustellen, dass die Qualität gar nicht so schlecht war und es möglich war mit brauchbarem Equipment und Medien gute Ergebnisse, nahe an der Quelle zu erzielen, die sogar über 30 Jahre gut bestand haben, hat mir aus technischer Sicht viel Freude gemacht.

Auch das 30 Jahre alte Tapedeck DENON DRM-710 hat mich überrascht, wie gut es noch funktioniert. Ich musste nur etwas Kontaktspray in die Potis geben, um unangenehmes Kratzen zu beseitigen. Ich hatte mich eigentlich schon die Riemen wechseln sehen. Entweder wurde das bereits mal gemacht, oder die verwendeten haben die Zeit einfach sehr gut überstanden.
Einen Tick habe ich allerdings festgestellt: Nach dem Start eines neu eingelegten Tapes stoppt die Wiedergabe nach 7 Sekunden ohne Tonausgabe. Drückt man dann erneut auf Play, spielt es durchgehend ab. Gleiches Gilt für die Aufnahme. Nach 7 Sekunden wird sie angehalten. Startet man erneut, läuft alles reibungslos. Es stimmt etwas mit der "Auto-Gap" Funktion nicht, die eigentlich nur für die Aufnahme gedacht ist und per Tastendruck eine Leerstelle erzeugt, wenn man in der Aufnahme-Pause noch einmal auf die REC-Taste drückt.

Was man heute noch als "Revival"-Material, selbst für den Studio Bereich kaufen kann (Type I Tapes, TASCAM Decks mit Tanashin Laufwerken), kann nicht Ansatzweise mit der Blütezeit der Kassette mithalten und zeichnet ein völlig falsches Bild der damaligen Möglichkeiten und Qualität. Auch meine einzig bespielte Kauf-Kassette von 1990 benutzt tatsächlich ein (dünnes) Chrome Typ II Band. Wenngleich die Angabe 120µs für den BIAS EQ seltsam ist.

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(Ja, das Tape ist sehr abgenutzt. Es lief während meiner 14 Tägigen Schul-Abschlussfahrt jede Nacht.)


Aber das ist ja alles nur die Technik. Was mir wirklich gut gefallen hat und warum es sich aus meiner Sicht absolut gelohnt hat, in die alten Kassetten noch einmal rein zu hören, sind die Alben und Künstler, sprich die Musik, die man in den Jahren aus den Augen verloren hat. Manches belächle ich mit einem Schmunzeln, wie Stryper und Petra (meine Familie war sehr christlich eingestellt) und bei anderen Sachen freue ich mich sie wieder zu hören (Dire Straits, Pet Shop Boys, Annie Lennox, OMD ) und noch andere Alben werde ich wohl mal als CD ordern (z.B. Gary Moore).
Auch wenig Bekanntes habe ich entdeckt: Rusty Crutcher - Chaco Canyon (meditative Musik) oder Richard Souther - "Vision": The music of Hildegard of Bingen (auch irgendwie meditativ :LOL: ), John and Vangelis (Schmalzig 🥴). Oder, wo wir gerade bei Vangelis sind, das Gesicht erneut über das ewig auf und ab gedudelte 1492 verzogen.🤢

Was mich ebenfalls freut, wie viel ich von damals noch heute höre und auch noch aktiv verfolge. Z.B. Marillon (neues Album: An hour before its dark), The B-52s (die geben gerade ihre Abschieds-Tournee) und Jean-Michel Jarre (neues Album: Oxymore)

Das alles war es jedenfalls Wert diese "Reise in die Vergangenheit" anzutreten und auch einiges davon noch einmal in das Hier und Jetzt mitzunehmen. Die 20 Euro für das Deck haben sich für mich gelohnt.

Was werde ich nun mit den Sachen tun? Wahrscheinlich einmal ganz in Ruhe durchhören und notieren, was ich mir auf CD nachkaufen werde. Und ggf. digitalisieren, was nicht zu bekommen ist - was aber unwahrscheinlich ist, da ich 99% von CD aufgenommen habe.
Dann vermutlich jede durchgehörte Kassette löschen, von den Stickern und Kleberesten befreien und am Ende bei den Kleinanzeige anbieten, damit ein Liebhaber daran Freude haben kann.

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Das Tape Deck, die drei neuen, sowie die wenigen hochwertigen Kassetten, wie die Sony Metal-XR und TDK SA-XS, werde ich behalten. Falls mal jemand im Freundeskreis Kassetten digitalisieren will, habe ich dann ein brauchbares Abspielgerät. Mit den Tapes kann man ggf. mal gezielt übersättigte Tape-Effekte basteln.

Danke an alle, die sich hier beteiligt und mitgelesen haben (und noch werden).
 
Grund: Typo
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*** Dann vermutlich jede durchgehörte Kassette löschen, von den Stickern und Kleberesten befreien und am Ende bei den Kleinanzeige anbieten, damit ein Liebhaber daran Freude haben kann.
***
Warum verkaufst du die Kassetten nicht ungelöscht ? Als gebrauchte Artikel und ohne Namensnennung der enthaltenen Musik dürfte das juristisch einwandfrei sein.

Und der Kassette würde ein ("Abriebs-") Lauf erspart werden.

btw.: habe ebenfalls noch Tapedecks im Betrieb: a. TASCAM 112MK II, b. SIEMENS RC 777 - funktionieren beide noch einwandfrei.

Dann noch c. ein AIWA F 770, das noch gerne laufen möchte, aber leider Probleme mit dem Antrieb hat...

Gruß
RJJC
 
Als gebrauchte Artikel und ohne Namensnennung der enthaltenen Musik dürfte das juristisch einwandfrei sein.

Und der Kassette würde ein ("Abriebs-") Lauf erspart werden.
Ich werde es nicht darauf ankommen lassen ob oder ob nicht. Und falls auf einer noch was privates drauf sein sollte, ist ausgeschlossen, dass es woanders wieder auftaucht. Dieser eine Lauf wird ganz sicher nicht weiter weh tun, da meine Kassetten idR eh nur einmal aufgenommen und nur seltenst überspielt worden sind. Ggf. organisiere ich mir auch einfach einen Kassetten-Löscher. Das geht dann ohne durch das Tape Deck zu nudeln.

Aber was ich vergessen habe:

Welche findet ihr optisch am besten? Denn ganz ehrlich, Kassetten hat man ja nicht nur nach dem Tape sondern auch nach dem Aussehen und dem Gehäuse gekauft.

Ich mag die Maxell aus der 2. und die PDM aus der 6. Spalte. Die schwarze Sony Metal-XR hat auch noch was.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ist deine Preisvorstellung für alle Bänder?
Ich weiß nicht wann es so weit sein wird und auch noch nicht was angemessen ist. Wenn ich so weit bin werde ich sie im Flohmarkt und auf Kleinanzeigen inserieren und sofern ich daran Denke Dich informieren.
 
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Hallo,
Welche findet ihr optisch am besten? Denn ganz ehrlich, Kassetten hat man ja nicht nur nach dem Tape sondern auch nach dem Aussehen und dem Gehäuse gekauft.
....hi-hi... echt klasse, Cassetten nach der Gehäuseoptik kaufen :evil: - sorry, wenn mein Schmunzeln vielleicht komisch 'rüberkommt, es ist wirklich nur ein gutmütiges Schmunzeln!
Aber um Deine Frage auch zu beantworten: Die Maxell XLII machte bei mir von der Optik her immer den solidesten Eindruck, wogegen ich mich mit den That's-Tapes nie so richtig anfreunden konnte - obwohl das Bandmaterial gut und das Gehäuse solide war... :D :D :D

Viele Grüße
Klaus
 
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hmmm......ich habe noch ein DRM700 hier stehen. ob das noch funktioniert?

ob meine TDK reineisen kassetten noch funktionieren?
 
Das Tape Deck, die drei neuen, sowie die wenigen hochwertigen Kassetten, wie die Sony Metal-XR und TDK SA-XS, werde ich behalten. Falls mal jemand im Freundeskreis Kassetten digitalisieren will, habe ich dann ein brauchbares Abspielgerät. Mit den Tapes kann man ggf. mal gezielt übersättigte Tape-Effekte basteln.

Danke an alle, die sich hier beteiligt und mitgelesen haben (und noch werden).

Die seltsame Angabe für die Vorentzerrung von 120 basiert auf der damaligen Praxis, damit bei vorgespielten Cassetten ein Hochtonanhebung zu produzieren , und damit dem unausweichlichen Verlust auf schlecht / anders justierten Geräten entgegenzuwirken. Diese Tapes wurden ja wirklich auf allem angespielt was ein Batteriefach und einen Lautsprecher hatte …
Witzig das es überhaupt draufsteht, für die Wiedegabe braucht man das ja nicht, andererseits kann man eine dumpf klingende Chromcassette auch bedenkenlos mit der Typ 1 Position abspielen .
Kauftapes , also bespielte , kamen für mich nie in Frage,
der Vergleich zur LP war zu extrem.
 
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Hallo,

...Du bist entschuldigt ;) - auf dem Lande bei uns gab's anfangs nur BASF-Material, kann mich noch dunkel an die sehr schlechten normalen Eisenoxid-Cassetten erinnnern...
Später kamen dann TDK und MAXELL in verschiedenen Ausführungen dazu - aber anfangs hatte ich keine Wahl und war schon froh, wenn ich BASF in "Chrom" bekommen konnte...

Viele Grüße
Klaus
 
Mit Agfa, BASF, usw war ich nie zufrieden, hab dann später nur noch TDK verwendet.
 
Jo, BASF waren einfach nichts. In der dicken Tüte sind auch noch einige sehr alte Chromdioxid I und II von BASF drin. (Leider kein FerroChrom Type III Exot) Sind sicher auch mit der Kompakten aufgenommen worden. Gut klingt davon nichts mehr. Und die ganzen Schleifpapiere habe ich gar nicht erst versucht. Nur noch meine eigenen.

Habe mich dazu entschlossen nebenbei meine Kassetten in 320kBit/MP3 mit einem Zoom H1 Recorder zu digitalisieren, notiere mir alles in einer Tabelle und lösche sie danach in einem alten Kompakt-Deck. Das reinhören geht nachher am Rechner bedeutend schneller, als erst in jedes Tape rein zu spulen.

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Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich eine Kassette, die mit Dolby B aufgezeichnet wurde, ohne digitalisiere …. kann man das Dolby B eigentlich mit einem EQ ersetzen, sprich die Höhen passend wieder absenken? Gibt es dafür Presets?
 
EQ sollte gehen. Gegebenenfalls die Demo von U-he Satin runterladen. Das hat einen Decoder...... (;

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