Tach!
Entweder Du hast es im Blut, oder es ist eine lebenslange Baustelle.
Es ist nur ein Aspekt des Musikmachens, aber es ist der wichtigste, an dem sich gute Musiker von schlechten Musikern unterscheiden. Wenn Du die -ich nenne es mal- "rhythmische Erwartung" Deiner Zuhörer verletzt, dann werden sie keinen Spaß an Dir als Musiker haben.
Also, wenn Du es im Blut hast (und Du hast es nicht, sonst würdest Du es nicht posten!), dann kannst Du jederzeit jede gewünschte Zählzeit des Pulses und ihre Subdivisionen wahrfrei addressieren, also anspielen. Das heißt, wenn Du im 16tel-Puls bist, dann kannst Du ohne Hilfskonstrukte wie Luftschläge, quasi aus dem Stand heraus ohne Probleme z.B. das Sechzehntel (3e +) "te" spielen und weißt auch, dass es sich um dieses 16tel handelt, dass z.B. es ein Auftakt zur "4" ist und dass man dort ganz toll Durchgangsnoten im aktuellen harmonischen Kontext spielen kann. Oder dass man kann dort einen Akzent setzen, das heißt, dieses eigentlich schwache 16tel durch härteren Anschlag klanglich und lautstärkemäßig hervorheben kann. Und nicht nur dieses 16tel, sondern alle.
Stevie Ray Vaughan konnte das. Auch jeder Jazzer kann das, wenn nicht, sollte er dringend daran arbeiten
So. Es ist also keine Option, sondern eine Notwendigkeit, rhythmisch sicher zu sein. Das habe ich an anderer STelle hier, im Blues-Thread schon einmal ausgeführt.
Wie übt man das nun?
Entgegen den Tipps, die hier gekommen sind, würde ich nicht mit Vierteln arbeiten. Sondern mit Halben. Angenommen, Du möchtest ein Tempo von 120 bpm haben. Dann stellst Du das Metronom auf 60 bpm und interpretierst im 4/4-Kontext jeden Schlag als entweder "2" oder "4"
Zum einfacheren Einzählen
(Klick) eins (Klick) zwei (Klick) eins (zwei) drei (vier)
In Klammern sind die Metronomschläge platziert.
Und was soll das jetzt? Dadurch, dass die starken Zählzeiten 1 und 3 in der Luft hängen, wirst Du gezwungen, eine feste Vorstellung ihrer zeitlichen Position zu entwickeln. Zugleich wird Dir die 2 und die 4 als eigentlich entscheidende Zählzeit regelrecht eingehämmert, irgendwann beginnt es für Dich von sich aus zu grooven.
Das wird Dir wahrscheinlich erstmal richtig, richtig schwer fallen. Du wirst anfangs vermutlich oft uminterpretieren, d.h. dass Du die Metronomschläge nicht als gerade, sondern plötzlich irgendwann als ungerade Zählzeiten 1+3 fühlst. Dann bloß nicht aufgeben

Stop und von vorn. Ist Konzentrationssache, vielleicht Tempo herabsetzen, Pause machen.
Und um nun jedes 16tel wahlfrei anspielen zu können, arbeitest Du am besten mit Akzenten. Du spielst zunächst gleichförmige Dead Notes:
--1-x-x-x-2-x-x-x-3-x-x-x-4-x-x-x
Dann beginnst Du zu akzentuieren
1. volle Zählzeiten
--1!-x-x-x-2!-x-x-x-3!-x-x-x-4!-x-x-x
2. "Und"-Zählzeiten
--1-x-X!-x-2-x-X!-x-3-x-X!-x-4-x-X!-x
3. Das 16tel vor Viertel
--1-x-x-X!-2-x-x-X!-3-x-x-X!-4-x-x-X!
4. Das 16tel nach Viertel
--1-X!-x-x-2-X!-x-x-3-X!-x-x-4-X!-x-x
Das machst Du pro Tag 5-10 Minuten. Danach solltest Du fertig wie ein Brötchen sein
Je mehr Du es übst, desto leiser spielst Du die unbetonten 16tel, bis sie irgendwann ganz verschwinden.
Das ist eine Grundlagenübung, sollte Dir jeder Musiklehrer zeigen können.
Wenn Du irgendwelche Stücke mit Guitar Pro übst, dann solltest Du Deine Parts grundsätzlich noch zusätzlich mit dem Metronom üben, und zwar am besten so, wie ich es Dir oben schrieb. Erst, wenn Du das schaffst, ohne aus dem Tritt zu kommen, hast Du es wirklich gefressen.
Grüße Thomas