keine Kraft im linken Arm für die Balgbetätigung

maxito
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Auf Bitte der Userin heikeo stelle diese Thema ein.

Ihr Vater hat seit einem Schlaganfall nicht mehr die Kraft den Balg (richtig) zu betätigen) und sucht nun nach einer brauchbaren Lösung, wie möglichst einfach und unkompliziert das Akkordeonspieltrotzdem möglich gemacht werden kann:

...Ich habe meinem 88jährigen, behinderten Vater auf seinen Wunsch ein Akkordeon gekauft. Er hat bis zu seinem Schlaganfall vor 6 Jahren aktiv Akkordeon gespielt.
Nun hat sich herausgestellt, dass er im linken Arm nicht die Kraft hat, den Balg ( ich verstehe von diesem Instrument überhaupt nichts und hoffe dass ich mich richtig ausdrücke) aus- und einzuziehen.
Gibt es eine Hilfe oder einen "Trick" mit dem er das Instrument trotz seiner Behinderung spielen kann.

Ich danke Dir im voraus für Deine Antwort.
Grüsse aus México,
Heike

Vielleicht hat jemand hier schon mal eine brauchbare Lösung gesehen, oder weiß einen Trick, wie man es trotzdem schafft ein nuanciertes Spiel hinzubekommen.

hier mal ausnahmsweise in Vertretung für Heike:;)

Liebe Grüße (aus Mexico), maxito
 
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Hallo Maxito,
ich kann mir vorstellen das man das Akkordeon so herrichtet kann, das man die Balgbewegung mit beiden Armen macht (wie ein Bandoneon) oder aber nur mit dem rechten Arm. Dazu müsste am Diskant auch ein Führungsriemen wie am Bassgehäuse angebracht werden und die Trageriemen müsste man oben auf beide Seiten verteilen. Ich habe das eben mal mit meinem 96 Bass provisorisch probiert (ohne die Riemen zu verändern) und denke mal das es auf diese Weise Funktionieren könnte. Unsere "Techniker" hier im Board werden dazu sicher ein Paar eigene Vorstellungen haben und hier einbringen. Auf alle Fälle bin ich optimistisch, dass es eine Möglichkeit gibt.
Gruß, Didilu
 
Die einfachste Lösung wäre ein elektronisches Akkordeon. Da können die Balgbewegungen abgeschaltet werden.
 
Die einfachste Lösung wäre ein elektronisches Akkordeon. Da können die Balgbewegungen abgeschaltet werden.

stimmt, er wollte aber trotzdem nuancieren ...

Ein Freund wollte mal einen Balg entwickeln, der in der Mitte mit einer Platte ausgestattet ist, die man mit den Beinen festklemmt. Dann sollte ein Fluß ohne Unterbrechung möglich sein. Ich habs aber nicht kapiert.

Vielleicht kann man an den Balg eine Art Pedal anschließen, welches Druck erzeugt und damit auch dynamisch spielen. Vielleicht auch mit einem "Kondensator", wie beim Dudelsack ...
 
Hallo,
interessantes Problem. Im Prinzip wie ein Problem aus meinem Fachgebiet: ein Patient hat zu wenig Kraft um zu atmen.
Der Balg wirkt wie eine Lunge, die Arme sind die Atemmuskulatur/Zwerchfell.
In der Medizin löst man das, indem man einen externen Luftstrom durch die schwache Atemmuskulatur des Patienten triggern läßt. Man bräuchte also ein Gebläse, das durch die schwache Balgbewegung gesteuert wird. Die Steuerung könnte ein Lungenautomat für Tauchgeräte ( gibt es bei ebay für 30€) übernehmen.Dieser regelt proportional zum schwachen Zug/Druck den Luftstrom des Gebläses.Das Gebläse müsste nicht mal viel leisten. Problem beim Akkordeon:
die Rückstellkraft fehlt ( Ausatmen). Dazu müßte ein Federmechanismus eingebaut werden.
AKKORDEON MIT ASSISTIERTER BEATMUNG

Ganz schön verrückt??

lg tastenfux
 
Allewetter bzw Hut ab - wenn er das will, schafft er das auch! :great:
Ist nur die Frage, in wie weit der Arm (gelähmt?!) bzw kraftlos ist?! Evtl kann man über Ausweichbewegungen zB der Schulter das Akkordeon bewegen?!Wenn der Schlaganfall aber 6 jahre her ist und der Arm noch immer kraftlos ist hat man wenig Möglichkeiten das Ganze noch zu rehabilitieren. Ganz blöde Idee: Blasebalk mit Fuß bedienen?!

~Slash~
 
Keine blöde Idee! Will man ein elektrisches Gebläse vermeiden, ginge auch ein Blasebalg mit nachgeschaltetem Windkessel ( Dudelsack).

Das alles klingt aufwändig. Aber man stelle sich nur vor, was es für einen halbseitig gelähmten Menschen bedeuten würde, wenn er mit solchen Gimmicks wieder Akkordeon spielen könnte. Da wäre mir jeder Aufwand recht.

Gruß
tastenfux
 
vorab sollte mal die Frage beantwortet werden, ob es wirklich auf dem vorhandenen Akkordeon aufbauend sein muß, oder ob da Alternativen in Frage kommen.

Oben wurde ja schon ein Roland-Instrument bzw. vergleichbares in die Runde geworfen, wenn genug Atemluft zur Verfügung steht, käme z.B. auch die Akkordeon-Ausführung in Frage, die mit Schlauch zum Mund mittels Atemluft gespielt wird, alternativ gab es die Keyboards, die für die linke Hand die Akkordeon-Baßseite hatten, etc.

...nur sollte man halt wissen, ob sowas überhaupt erwünscht sein könnte...?!
 
Eine weitere Möglichkeit wäre, Diskant- und Bassseite zu trennen und nach dem Syphonetta-System zu montieren. Der Spieldruck entsteht bei diesem Instrument quasi von allein durch das Eigengewicht (Abwärtsdruck). Das Hochziehen der Diskant- bzw. Bassseite erfolgt hier ohne Widerstand, zum Luftholen durch ein Ventil:
https://www.musiker-board.de/akkordeon-forum-sonst/386301-symphonetta.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Symphonetta

Es würde hier ausreichen, wenn nur der rechte Arm (Diskantseite) zum Lufttanken benutzt würde.
 
Hallo allerseits,

Keine blöde Idee! Will man ein elektrisches Gebläse vermeiden, ginge auch ein Blasebalg mit nachgeschaltetem Windkessel ( Dudelsack).

da hier wiederholt ein Dudelsack als Beispiel angeführt wird, will ich mal zu Wort melden. Beim Dudelsack wird der Spielwind mit möglichst konstantem Druck aus dem Sack an die Pfeifen abgegeben, ganz kontinuierlich und immer in die gleiche Richtung. Dieser Sack wird gegen diesen Spieldruck, der um den Faktor 10-15 höher ist als beim Akkordeon, mit dem Mund oder einem Blasebalg gefüllt.
Ein Akkordeon hingegen wird mit wechselndem Druck, wechselnder Richtung des Luftstroms und viel geringerem Luftdruck gespielt. Dafür benötigt ein Akkordeon ein wesentlich größeres Volumen des Luftstroms.
Es sollte technisch kein Problem sein, den Balg des Akkordeons mit einem fußbetätigten Blasebalg zu verbinden. Dieser Blasebal wird aber nicht sehr klein ausfallen, und er benötigt auch eine entsprechend weite Verbindung zum Balg des Akkordeons. Man müßte einmal mit einem Versuchsaufbau die nötigen Volumina ermitteln. Was dabei natürlich wegfällt, ist der akkordeontypische Wechsel zwischen Zug und Druck.
Wenn Zeit keine Rolle spielt, bin ich gerne bereit einmal solch einen Versuch zu machen. Aber, bei mir dauert so etwas immer eine geraume Weile.

Gruß
Reinhard
 
Bau Dir den Fußteil eines Druckwindharmoniums nach. Das System ist das gleiche: Ich drücke abwechselnd die Pumppedale hinunter und erreiche so einen konstanten Luftstrom, dem ich Crescendi geben kann. Das Druckwindharmonium verfügt dazu noch über einen Magazinbalg, durch den man auch einen Ausgleich schaffen kann.

http://de.wikipedia.org/w/index.php..._Jacobs_Gent.JPG&filetimestamp=20070731202120

Ich würde mir in Ebay und Co ein kleines (!) altes Druckwindharmonium (nicht Saugwind) besorgen, bei dem sich z.B. die Renovierung der oberen Anlage nicht mehr rentiert, aber die Luftanlage noch intakt ist. Statt dem oberen Teil würde ich dann eine massive Platte auflegen, die eine Luftöffnung hat, an der ich einen Schlauch für das Akkordeon anbringen kann.

Das alles ist zwar ein großer Aufwand, dürfte sich dann aber preislich im Rahmen halten.

Wenn der Balg des Akkordeons nicht mehr genutzt wird, würde ich mir einen "Ersatzbalg" aus Holz bauen lassen, so daß einerseits das Akkordeon starr ist, andererseits ich einen Anschluß für den Luftschlauch hätte. Der Vorteil: Wenn es mal gar nicht mehr geht, baut man dem Akkordeon wieder den richtigen Balg an und es ist in seinem Urzustand.

Grüße

Ippenstein
 
Das Druckwindharmonium verfügt dazu noch über einen Magazinbalg, durch den man auch einen Ausgleich schaffen kann.

Hallo, Ippenstein,

der Magzinbalg steht der Akkordeoncharakterisik aber entgegen. Wenn ich die Konstruktion eines Harmoniums richtig verstehe, gibt der Magazinbalg den Spielwind mit weitgehend konstantem Druck ab. Damit entfällt die für das Akkordeon typische Dynamik.


Wenn der Balg des Akkordeons nicht mehr genutzt wird, würde ich mir einen "Ersatzbalg" aus Holz bauen lassen, so daß einerseits das Akkordeon starr ist, andererseits ich einen Anschluß für den Luftschlauch hätte. Der Vorteil: Wenn es mal gar nicht mehr geht, baut man dem Akkordeon wieder den richtigen Balg an und es ist in seinem Urzustand.

Oder man setzt zwischen Balg und Bass- oder Diskantteil einen Hilfsrahmen, über den man die Luftzufuhr anschließt. Das wahrt dann auch die Optik des Akkordeons weitgehend.

Gruß
Reinhard
 
Hallo Reinhard,

Der Magazinbalg gleicht erst aber einem gewissen Druck aus. D.h. Du hast eine gewisse Dynamik. Alternativ wäre auch möglich, diesen Magazinbalg wegzulassen und die Konstruktion so zu bauen, daß man durch heben bzw. Senken der Füße eben Druck bzw. Unterdruck hat. Dann wäre das Akkordeon auf Zug und Druck nutzbar und die Konstruktion an sich wäre einfacher.
Ganz "stumpf" wäre das dann, wenn man einen alten Akkordeonbalg nimmt, der an einer Bodenplatte befestigt wird. Auf der anderen Seite kommt die Fußplatte mit einem Riemen. Da kommt dann der Fuß drauf. Schlauch dran und man kann das Akkordeon auf Zug und Druck spielen.
 
Ganz "stumpf" wäre das dann, wenn man einen alten Akkordeonbalg nimmt, der an einer Bodenplatte befestigt wird. Auf der anderen Seite kommt die Fußplatte mit einem Riemen. Da kommt dann der Fuß drauf. Schlauch dran und man kann das Akkordeon auf Zug und Druck spielen.

Die Idee gefällt mir!
Einen gebrauchten Balg kann man bestimmt in der Akkordeonreparaturwerkstatt bekommen und der macht einem vermutlich sogar den restlichen Umbau! Damit kann man auch die Lautstärke regulieren und sogar wechseltönige Akkordeone betreiben.

Mit Schlauch und Mundbetätigung wie bei der Melodica scheidet vermutlich an der benötigten Luft aus - es geht ja um die rechte UND linke Seite zusammen!

Die Blasebälge aus einem Harmonium könnte man einzeln bestimmt auch so umgebaut bekommen, wie die obige Idee mit dem Akkordeonbalg. Dafür dürfte es sogar egal sein, ob man nun ein Saugwind- oder Druckwindharmonium ausschlachtet - man benötigt ja nur einen Blasebalg davon. Und die Teile (altes Harmonium) dürften in Mexico auch beschaffbar sein -wir reden ja, siehe Eingangspost, nicht von Europa, sondern von Mexico!

Bin mal gespannt, was es für eine Kosntruktion zum Schluss wird!

Gruß, maxito
 
Ups, Mexiko...

ne, da ist es nix mit Harmoniums (Saugwind geht sowieso aufgrund der Konstruktion nicht). Probier das mal mit dem alten Balg aus. Da kann man sich zur Not auch selbst behelfen. Da natürlich die Gefahr besteht, daß die Platte, auf der der Balg ist, zu leicht ist, würde ich die Platte dahingehend erweitern, daß ich bequem daneben auf die Platte meinen zweiten Fuß stellen und somit das ganze stabilisieren könnte.

Grüße

Ippenstein
 
Da natürlich die Gefahr besteht, daß die Platte, auf der der Balg ist, zu leicht ist, würde ich die Platte dahingehend erweitern, daß ich bequem daneben auf die Platte meinen zweiten Fuß stellen und somit das ganze stabilisieren könnte.

Wenn das Akkordeon nur zuhause gespielt werden soll, es also nicht auf Transportabilität ankommt, würde ich die Platte gleich so groß machen, dass der Stuhl darauf gestellt werden kann. Dann muss nicht der linke Fuß (der bei einem Schlaganfallpatienten ja durchaus auch in Mitleidenschaft gezogen sein kann) die Platte festhalten, sondern das Gewicht des Spielers erledigt das. Eine Sache weniger, an die man während des Spielens denken und die man dabei tun muss.

Gruß,
INge
 
In Anbetracht des Alters des Spielers (88 Jahre) wäre vielleicht auch eine Kombination mit einem Schaukelstuhl denkbar, statt eines Balges könnten dann 2 Gummiboot-Pumpen für Luft sorgen: nach hinten Druck, nach vorne Zug. Stell ich mir irgenwie noch gemütlich vor....;)
 
Etwas OT, aber ich find das wirklich klasse, das hier so viele Ideen zu diesem Thema kommen. Klasse :great:
 

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