Klangbild differenzieren

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ernisteak
ernisteak
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Ich spiele zur Zeit "Clair de Lune" und Liebestraum No3 von Liszt. Wenn ich nun in manche Klassik CDs reinhöre, fällt mir auf, daß die Pianisten ein wesentlich besser akzentuiertes Klangbild gestalten. Die Läufe sind recht leise, aber einzelne entscheidende Noten sind hervorgehoben. Das bekomme ich irgendwie nicht so hin.
Dazu kommt noch, daß sich viele Passagen bei mir oft geschmiert anhören. Gibt es also auch verschiedene Techniken mit dem rechten Pedal, z.B. ob man das Pedal vor dem Anschlag eines Akordes oder erst danach oder sogar mehrmals hintereinander im Laufe eines Taktes drückt? Wenn da z.B. "sempre Pedal" steht, kann das ja wohl nicht gemeint sein, daß man das die ganze Zeit gedrückt hält. Da ich mir wegen jener Probleme vor einigen Wochen einen Flügel zugelegt habe, wollte ich nun mal die Experten hier in dem Forum Fragen, ob sie irgendwelche Tipps diesbezüglich haben. Schonmal eine Danke vorab!
 
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tja, das mit den akzentuierten tönen ist eine sache, die natürlich sehr entscheidend ist, vor allem wenn unmittelbar davor und danach viele weitere töne stehen.
nehmen wir an, du hast einen lauf mit massig tönen, und hin und wieder soll einer aus der gleichförmigen masse herausstechen, dann erreicht man das am besten, wenn man die stelle langsam spielt und die übrigen töne übermäßig leise spielt und bei dem akzent regelrecht draufhaut. das klingt nartürlich nicht mehr besonders impressionistisch ;), aber mit der zeit wird sich der dynamikunterschied relativieren. ist eben wirklich nur eine frage der schnelligkeit.
das problem mit dem klangbrei bei gedrücktem pedal ist vielleicht instrumentenabhängig. ich hab noch nich auf so vielen verschiedenen klavieren gespielt, aber ich finde, dass jedes klavier seinen eigenen charakter hat und dieser manchen stücken mehr entspricht als anderen.
wenn du aufnahmen hörst, musst du auch bedenken, dass diese natürlich genau auf das stück abgestimmt sind. auch die umgebung ist sehr entscheidend. bei dir zuhause oder im superakustischen konzertsaal oder edlem tonstudio ist ein unterschied. dazu kommt noch die frage, wo das mikrofon steht, was für ein mikrofon das ist usw.
da werden sich leute schon viel gedanken drüber machen, wie sie ungewünschtes tonüberlagern vermeiden können.
desweiteren denke ich, dass es durchaus dienlich sein kann, wenn man das pedal bei bedarf wirklcih mehrmals im takt bzw. zu jedem neuen anschlag drückt. das mag am anfang alles etwas hektisch wirken, aber das gespielte klingt schon sauberer, wenn das pedal genau auf den passenden notenzeiten gedrückt und losgelassen wird. auch sollte man das pedal so schnell wie möglich drücken und loslassen. nur drauf achten, dass es nicht allzu viel lärm macht. ;)
denn dieser klangzustand von halbaufliegenden dämpfern auf den seiten klingt soweit ich mich erinnere garnicht schön. sollte man also unbedingt vermeiden, dass man tasten während dieser phase loslässt.

so, jetzt lass ich den analogfreaks den vortritt. :)
 
ernisteak schrieb:
Die Läufe sind recht leise, aber einzelne entscheidende Noten sind hervorgehoben. Das bekomme ich irgendwie nicht so hin.
Naja, damit triffst Du ja auch bereits voll das Problem einer ausgereiften Technik. Ein technisch versierter Pianist besitzt gewissermaßen einen Baukasten aus möglichen Bewegungen seiner Unterarme und Finger, um damit bestimmt dynamisch und klangliche Effekte zu erzielen, also z.B. den Schwung aus bestimmten Bewegungen asuzunutzen um einen sehr schnellen Lauf hinzubekommen, oder sein Körergewicht einzusetzen, um mit vollen Händen sehr laut zu spielen, oder......oder......oder. Wenn jemand Technik besitzt steht ihm gewissermaßen dieser Baukasten zur Verfügung. Der ermöglicht ihm auch das von Dir angesprochene Problem der Differenzierung zu lösen. ABER: es gibt leider keine Patentrezept, um sich die einzlenen Teile dieses Baukastens zu erarbeiten, sondern bestenfalls Tips. Das Problem besteht einfach darin, daß jede Hand, jede Unterarmmuskulatur und jede motorisch Fähigkeit verschieden ist. Ein Klavierlehrer kann deswegen nur dann sinnvoll auf Dich eingehen, wenn er neben Dir sitzt, Dir zusieht und zuhört. Dan wird er versuchen, speziell für Dich Deinen "Baukasten" zu entwickeln. Desegen sind solche Anfragen im Internet immer sehr schwer zu behandlen.
SYQ hat bereits eine Methode erwähnt, die durchaus sinnvoll sein kann, aber das ist eben extrem individuell. Eines ist jedoch sicher: Du mußt zunächst versuchen, die Stellen sehr langsam zu spielen und dabei die einzlenen Töne richtig zu akzentuieren. Dann langsam schneller werden. Beim Schnellspielen kannst Du dann allerdings nicht mehr so ausladende Bewegungen machen, um zu akzentuieren. Dh. Du mußt von Anfang an versuchen mit kleinen Bewegungen auszukommen. Dabei darfst Du dann aber nicht wirklich Kraft aufwenden, weil dies verkrampft und der Geläufigkeit kontraproduktiv ist. Das ist aber kein Patentrezept und muß auch nach langem Üben nicht zum erfolg führen. Häufig sind es ganz kleine Tricks, die Dich schließlich zum Erfog bringen. Deswegen plädiere ich auch immer für Unterricht und gegen das Autodidaktentum.
Ich habe auch viele Stellen, die langsam sehr gut gehen, in jeder Hinsicht. Beim schnellen Spiel jedoch klappt dann zwar auch alles, bis eben auf die gewünschte Akzentuierung. Versuch wirklich jemanden zu Rate zu ziehen, der sich das anschauen kann (Deinen Klavierlehrer?)
Liebe Grüße,
Wolf
 
Ich möchte noch ein paar Worte zum Thema Pedalisierung verlieren. Also "sempre Pedal" bedeutet natürlich nicht, dass man das Pedal die ganze Zeit durchhält sondern nur dass man es mehr oder weniger die ganze Zeit benutzt, wobei man natürlich öfters wechselt.

Pedalwechsel macht man generell dann, wenn die Harmonie wechselt und auch dann, wenn der Klang einfach zu dick wird. Das kann mehrmals im Takt sein, kann aber auch mehrere Takte gehalten werden, je nachdem. Und wenn an einer Stelle z.B. ein harmonischer Vohalt und dann eine Auflösung steht, dann wechselt man bei der Auflösung natürlich das Pedal. Falls dir für solche Dinge das musiktheoretische Wissen fehlt, hör dir einfach gut zu, du hörst dann schon wo du wechseln solltest, weil sonst alles ineinanderklingt. Und in manchen Noten sind Pedalwechsel auch ausgeschrieben - meist mit Sternsymbolen unter den Notensystemen.

Zum rein technischen Aspekt des Pedalwechselns: Eigentlich wechselt man erst ganz kurz NACHDEM der Ton oder Akkord, den man im Pedal behalten will, angeschlagen wurde (natürlich muss er, damit man ihn einfangen kann im Moment des Pedalisierens noch angeschlagen sein). So werden die Töne optimal gebunden und man vermeidet, dass vorige Töne noch reinklingen.

Ich hoffe du kennst dich aus.
 
eine relativ ausführliche Anleitung zum Pedalspiel gibt's hier:
http://www.pian-e-forte.de/
linkeste Spalte "Fachwissen" anklicken, rechts daneben dann "Spieltechnik" und voila:
Kleine Lehre des Pedalspiels - 15 Seiten, 440 KB

Grüße
 

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