Klassisches Solo-Instrument: Wieviel Hall?

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Ich habe vor ein paar Tagen entdeckt, dass es von einer Cellistin die ich sehr schätze, eine neue Aufnahme der Bach Cello-Suiten gibt. Beim Hören bin ich aber schon bei den ersten Tönen zusammen gezuckt. Da ist aber ziemlich viel Hall drauf. Hört selbst:



Interessanterweise gibt es von derselben Cellistin ein "Live-Video", vermutlich aus genau denselben Aufnahmesessions.



Da ist deutlich weniger Hall drauf, was mir besser gefällt.

Zum Vergleich auch noch eine Zimmeraufnahme. Die Klangqualität ist etwas schlechter, dass Cello näselt ein wenig.



Wieviel Hall verwendet wird, ist eine künstlerische Entscheidung, richtig oder falsch gibt es da nicht. Für meinen Geschmack ist es auf der veröffentlichten CD leider zu viel.
 
Eigenschaft
 
Ich finde den wunderbar, den Hall. Grosser Konzertsaal, leer, einsamer Musiker auf der Bühne. Passt.... (;
 
Ich finde den Hall jetzt auch nicht störend. Ist bei anderen Einspielungen auch nicht anders. Den großen Unterschied zwischen den beiden Aufnahmen habe ich jetzt auf die Schnelle auch nicht gehört. Mich stört eher die Interpretation... :redface:

Gruß,
glombi
 
Hallo,

...kann mich dem im großen und ganzen anschießen :D - das erste ist ein wirklich großer Raum, da wäre vor der Aufnahme halt die Frage gewesen, möchte man das für ein Soloinstrument? Mir persönlich gefällt die zweite Aufnahme auch besser, sowas gehört m. E. eigentlich eher in eine kammermusikalische Umgebng oder eine Kapelle.... stört mich aber nicht besonders. über Geschmack läßt sich gottseidank immer noch trefflich streiten ;)

Viele Grüße
Klaus
 
Mich stört der Hall auch nicht. Er verwischt nichts und die Aufnahme ist bzw. bleibt transparent durchhörbar, ich finde den Raum auch für so eine Soloaufnahme, dem Instrument und der gespielten Literatur immer noch angemessen. Wenn der Hall den Klang verwischen würde oder dem Instrument und der Musik stilistisch nicht angemessen wäre, wäre er inakzeptabel.
Ansonsten bleibt es natürlich wie stets Geschmackssache.
 
@murmichel, aus der Sicht des Mixings einer solchen Aufnahme klingen beide Varianten sehr gut. Wobei ich mir denke, dass, trotz des Cathedral Reverbs, hier mit den Early Reflexions "gearbeitet" wurde. Sie sind, neben dem Volumen, hauptverantwortlich für die räumliche Tiefe des Instrumentes. Da Reverb (Hall) ja nicht nur aus einem Signalanteil besteht, kann man das effektiv so gestalten, wie man möchte.

Erläuterung:

Beim Mixen wird der HALL parallel dem Originalsignal beigemischt. Das bedeutet, dass es schon einmal ein DRY und ein WET Signal gibt. WET ist das Reverb, welches meistens drei Bestandteile hat: Early Reflexions, mittlerer Hall, langer Hall, die sogar oft als Einzel-Reverb-Bestandteil separat zusammengemischt werden.
Wenn ein Solo-Instrument tiefer im Raum stehen soll, um sich in ein Orchester oder in eine Bandsituation einzufügen, steigert man, je nach gewünschter Tiefe, den Anteil der Early Reflexions. Also je mehr ER desto weiter wandert das Signal nach hinten.
Will man zum Beispiel ein Saxophone in einem Song als Soloinstrument trotzdem vorn behalten, jedoch auch Reverb darauf geben, dann reduziert man die ERs und arbeitet vornehmlich mit den Hallanteilen. Damit bleibt auch die "Klarheit" erhalten.

Bei dem Beispiel 1 vermute ich deshalb zwar einen großen Raum (Concert oder Cathedral Hall), aber weniger ERs. Beispiel 2 hat weniger Reverb und ist auch klanglich nicht ganz so voluminös, insgesamt "heller".
 
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Wieviel Hall verwendet wird, ist eine künstlerische Entscheidung
Das Stimmt, aber vielleicht auch eine kommerzielle.
Ich finde beide Versionen gelungen
Gebe @RayBeeger da vollends Recht.
aus der Sicht des Mixings einer solchen Aufnahme klingen beide Varianten sehr gut.
Mir persönlich sagt die zweite Version jedoch deutlich mehr zu.
Klingt direkter, lebendiger, hat mehr Dynamik.
Die erste Version ist allerdings leichter zu konsumieren, kann eher nebenbei laufen . Fügt sich durch den „Raum“ leichter ein, klingt insgesamt sanfter, mit weniger Ecken und Kanten.
Ist daher vielleicht aus Marktstrategischer Sicht besser verkäuflich.

P.s.
Das ist hier nicht als Urteil oder Wertung zu verstehen, lediglich der Versuch einer Erklärung.
 
Also ich bezweifle, dass der Hall künstlich beim Mixen hinzugekommen ist. MMn ist das der Raum, indem sie sich bei der Aufnahme befand.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so ein tollen Raum nicht nutzt, wenn er einem denn schon zur Verfügung steht.
 
Also ich bezweifle, dass der Hall künstlich beim Mixen hinzugekommen ist. MMn ist das der Raum, indem sie sich bei der Aufnahme befand.
Das mag sein, es kommt auch darauf an wieviel Anteil man dem Raum gibt
 
Es wäre sehr ungewöhnlich und unüblich, für eine Aufnahme eines Solo-Cellos mit "klassischer" Literatur, besonders für diese Bach Solo-Suiten, künstlichen Hall dazu zu mischen, ja, überhaupt künstlichen Hall einzusetzen. Zumal es nicht sonderlich schwierig ist, einen Raum zu finden, in dem ein Cello mit seiner Solo-Literatur einen guten Klang entwickeln kann und entsprechend gute Aufnahmen möglich sind.
Es gibt zwar heutzutage exzellente Hall-PlugIns, die echten Räumen verblüffend nahe kommen, so dass man durchaus getäuscht werden kann, aber der Hall in diesen Aufnahmen hört sich für mich nach den echten Aufnahmeräumen an.
Den Hallanteil kann man durch die Mikrofonierung steuern.
 
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Also ich bezweifle, dass der Hall künstlich beim Mixen hinzugekommen ist. MMn ist das der Raum, indem sie sich bei der Aufnahme befand.
Das wollte ich auch nicht unterstellen, obwohl mein ursprünglicher Beitrag vermutlich so gelesen werden kann. Ich nehme an, dass der Hall von einem natürlichen Raum kommt, weiß es aber nicht.
 
@RayBeeger Hast Du so einen Schnellkurs bei SAE, HOFA o.ä. gemacht?
 

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