Ein furnierter oder auch laminierter Resonanzboden ist nichts anderes als ein Vollholzresonanzboden, dem man auf beiden Seiten eine hauchdünne Furnierschicht verpasst hat. Die Maserung dieses Furniers ist leicht versetzt zur Maserung des Vollholzkerns (idealerweise um 15 Grad versetzt). Das ist meilenweit entfernt von der sogenannten Tischlerplatte!
Vorteil: der furnierte Boden reißt so gut wie nie, reagiert nicht so stark auf Klimaschwankungen (ist also stimmstabiler), ist auch über lange Zeit gesehen stabiler und sorgt für weniger Serienstreuung der Instrumente.
Nachteil: der laminierte Boden kann nicht nachbearbeitet werden (also an relevanten Stellen mittels Ziehklinge ausgedünnt werden). Und möglicherweise schwingt er nicht ganz so gut wie ein
guter Vollholzboden. Ob er nicht so gut schwingt, liegt u.a. auch daran, wie stark die verschiedenen Maserungen gegeneinander versetzt sind. Sind sie gar nicht oder kaum versetzt, dann schwingt er zwar wie ein Vollholzboden, aber die gewünschte Klimastabilität und Rissfestigkeit ist nicht gegeben. Ist der Versatz maximal (also 90 Grad), dann reißt da zwar nichts mehr, aber das Schwinungsverhalten ist sehr schlecht. Als optimal wird ein Versatz von 15 Grad angenommen.
Man kann bei einem laminierten Resonanzboden natürlich auch schlechte Qualität verstecken: als Resonanzbodenkern könnte man z.B. billigstes Apfelsinenkistenholz nehmen und darauf ein wunderschönes Deckfurnier pappen. Aber wenn man es richtig und gut macht, dann muss es kein klanglicher Nachteil sein. Zum richtig und gut machen gehört, dass man gutes Holz für den Kern nimmt und dabei peinlich genau auf die Holzfeuchte beim Verarbeiten achtet. Und ebenfalls wichtig: in eine Konstruktion, die für einen Vollholzboden gedacht ist, sollte man keinen furnierten Boden packen. Das gesamte Konzept der Konstruktion muss auf alle Teile eingehen, und dazu gehört auch ein verändertes Resonanzbodenkonzept. Ein Eins-zu-Eins Austausch eines Vollholzbodend gegen einen laminierten Boden ist nicht zu empfehlen. Die Konstruktion muss vielmehr neu überdacht werden.
Auch ein Vollholzboden ohne Furnier kann schlecht und billig sein: schlechtes Holz, mies verarbeitet (Feuchtigkeit), falsche Wölbung etc. Fazit: man kann beide Varianten gut oder auch schlecht produzieren.
Jemand, der sehr viel schlauer ist als ich und der vor allem auch sehr viel Erfahrung als Konstrukteur für verschiedene Hersteller hat (seit Jahrzehnten) ist Dalwin D. Fandrich. Er hat einen gut verständlichen und bebilderten Artikel darüber geschrieben. Leider auf Englisch:
http://www.pianobuyer.com/Articles/Detail/ArticleId/215/THE-BENEFITS-OF-LAMINATED-SOUNDBOARDS
Gregor