Kopfhörer: Frequenzgang ausgleichen

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Hallo Leute!

Ich hab heut ein wenig gegoogelt und bin auf diese Grafik gestoßen:
imgext.php


Ich bin im Besitz der DT880er und habe mich gefragt ob ich die Frequenzkurve mit einem einfachen EQ behebn könnte und wie das dann wohl klingt. Ich will natürlich keine völlig natürlichen Kopfhörer - vor allem im Tiefbassbereich wird das nicht klappen - aber zumindest die größten Hacker könnte ich vielleicht ausbessern.

Also CurveEQ zur Hand genommen und mal "reverse engineered":
CxQmiLs.png
[/IMG]
CxQmiLs.png


Das Ergebnis: seltsam. Becken und Stimme zischen fürchterlich (kein Wunder), trotzdem klingt es nicht unbedingt unausgewogen. Wenn man den EQ Bypassed kommt man sich vor als ob man mit einem Ghettoblaster hören würde, was aber wahrscheinlich nur das Ergebnis von Gewohnheit und so einer extremen EQ Kurve ist. Nach einiger Zeit habe ich den EQ wieder angeschalten und es war ein ähnlich grausiger Effekt.


Fazit: Mein Gehör und Know-How sind beide noch nicht ausreichend um mir aus der Sache Sinn zu machen. Deshalb hätte ich gern Feedback zu diesem Experiment. Ich denke mir das Neutralität bei der Abhöre ja anstrebenswert ist, allerdings hier ein gewohnter Sound hilfreicher ist. Trotzdem kann ich mit meinen Kopfhörern nichts richtig beurteilen. Liegt das Problem hier an meiner Theorie oder an den Artefakten des EQ?


-Paul
 
Eigenschaft
 
Wie wurde denn der Frequenzgang im Graph gemessen?
 
ist egal - weil es in keinem Fall der Kopfhörer des TE war ;)
die Abweichung im Bassbereich ist eh wurscht, weil man das nicht gerichtet hört
und last but not least ist weder das menschliche Gehör 'linear', noch die übliche Raum-Akustik beim 'Konsumenten'

cheers, Tom
 
ist egal - weil es in keinem Fall der Kopfhörer des TE war ;)
Ich hab nun schon ein paar Kopfhörer vermessen, und die Toleranzen bei höherpreisigen (>100 €) Produkten sind in der Regel so gering (<0.5 dB), dass das ziemlich egal ist :)

Die Frage nach dem genauen Messsetup hingegen ist sehr wichtig, je nachdem welcher Standard verwendet wurde, werden bestimmte Eigenheiten des Ohrs durch Hohlräume im Messadapter mit"simuliert" oder eben nicht..
 
Da bekannt ist welche Seite das vermessen hat wird sich sicher auch die Messmethode herausfinden lassen. Da ich mich allerdings nicht damit auskenne war mir das ziemlich egal. ;)

Also, was ist denn jetzt "richtig"? Auch wenn das menschliche Gehör und der Raum des Konsumenten nicht linear sind sollte es ja sinnvoll sein wenn man von einem Mittelwert ausgeht oder? War/ist nicht auch der Frequenzgang der NS10er der Grund für ihren Erfolg? In meinem Experiment hab ich versucht an einen Linearen Frequenzgang heranzukommen, aber was ist wenn ich zB den von den NS10ern simulieren würde?

Die Frage auf was es ankommt wäre dann: kann es sein das nur der Frequenzgang meiner Kopfhörer das mischen annähernd unmöglich macht?
 
In meinem Experiment hab ich versucht an einen Linearen Frequenzgang heranzukommen, aber was ist wenn ich zB den von den NS10ern simulieren würde?

Verglichen mit Kopfhörern sind Lautsprecher im allgemeinen wahre Wunderwerke an linearem Frequenzgang. Da ist auch der NS10 keine Ausnahme. Wobei Erfolg ist natürlich relativ.

Die Kurve auf Deinem Frequenzbild ist natürlich schon sehr grob angelegt. Und die vom EQ ist auch nicht besser. Geh doch einfach mal hier hin:

http://sonarworks.com/try-now/

da gibt es eine Demo der Kopfhörer Kalibrierung. Und da ist auch der DT880 in unterschiedlicher Impedanz mit in den Files zum linearisieren.

Ich verwende das übrigens. Wie es der Zufall will sogar mir DT880.......
 
der Frequenzgang (bei Qualitätskopfhörern) ist ziemlich vernachlässigbar...
(dito bei Boxen)
viel wichtiger ist das Impulsverhalten/Phasentreue, gern auch mal als 'Durchhörbarkeit' umschrieben
gerade bei der NS10 sind es die sehr detaillierten Mitten, die man schätzt
vom Frequenzgang her sind das Tröten.... :D

cheers, Tom
 
der Frequenzgang (bei Qualitätskopfhörern) ist ziemlich vernachlässigbar...
(dito bei Boxen)

Sagst Du so einfach argumentfrei in den freien Raum hinein. Jeder der sich schon mal mit Maskierungseffekten durch Ueberhöhungen im Frequenzgang von Kopfhörern und oder Boxen rumgeschlagen hat sieht das deutlich anders.....
 
was soll ich da gross argumentieren ?
ich hatte es bereits auf Qualitätsprodukte (in irgendeiner Form) reduziert
bei meinen AKG Kopfhörern funktioniert das genauso wie bei Auratones oder K+H O110

wer analysieren will, soll das machen - und wer misst, misst Mist :D

cheers, Tom
 
Du könntest zum Beispiel mal begründen, warum der Frequenzgang (bei Qualitätskopfhörern) ziemlich vernachlässigbar sein soll......
(dito bei Boxen)
 
weil sich die Hersteller in der Klasse sowieso an einem 'neutralen' Klangbild orientieren
bzw bewusste Abweichungen relativ zuverlässig erreichen (zB Bass-Betonung)
ich spiele Bass am liebsten unter AKG K501, die wiederum alles andere als Bass-betont sind
die Töne sind präsent, aber ohne sprichwörtlichen Wumms -> empfinde ich als angenehmer und es liefert präzisere Kontrolle
nebenbei gleichen die Hörer den natürlichen, altersbedingten Höhenabfall des Gehörs aus
junge Leute empfinden das teilweise als grausig schrill
für mich liefern sie perfekte Funktionalität

cheers, Tom
 
Ah. Gut. Persönliche Vorliebe. Das macht linearen Frequenzgang aber noch lange nicht irrelevant.....
 
Das sieht mir nach einem typischen Kuppler-Frequenzgang aus. Wahrscheinlich mit einem Kunstkopf gemessen. Hat nur leider mit dem realen Höreindruck gar nichts zu tun.

Ich muß etwas weiter ausholen:

Die Kupplermeßmethode gibt es schon sehr lange. Entsprechende Kuppler werden z.B. von B&K hergestellt. Die Messung ist sehr exakt und für den Laborbetrieb und für die Produktionskontrolle bestens geeignet. Aber wie oben schon gesagt: Die Kurve hat mit dem Höreindruck nichts zu tun! Würde man einen Kopfhörer bauen der auf dem Kuppler einen linearen Frequenzgang abgibt, so wäre dieser musikalisch einfach nur Schrott.

Der nächste Versuch der eine realistischere Kopfhörermessung ergeben sollte war die Freifeld-Meßmethode. Hier wird ein Proband in einen schalltoten Raum gesetzt und abwechselnd von einem Lautsprecher vor ihm oder von einem Kopfhörer beschallt. Der Proband stellt mit Hilfe eines Potis für diverse feste Frequenzen immer wieder gleiche Lautstärke im Kopfhörer ein, immer im Vergleich zum Lautsprechersignal.
Die Freifeldmessung war eine "Qualitätsnorm", d.h. es gab einen Soll Frequenzgang mit einem Toleranzfeld das einzuhalten war. Es stellte sich aber heraus daß Kopfhörer die das Toleranzfeld einhielten deutlich schlechter klangen als Kopfhörer die das Toleranzfeld (besonders im hochfrequenten Bereich) nicht einhielten klanglich besser waren. Es gab also "normgerechte" Kopfhörer und gutklingende.

Als nächstes widmete sich das IRT (Institut für Rundfunktechnik, speziell Dr. Theile, Spikowski, Stoll) der Problematik ca. 1983 bis 1985. Zusammen mit der Industrie wie z.B. AKG, beyerdynamic, Sennheiser ... wurde die Diffusfeldmessung entwickelt und als Standard d.h. als Norm veröffentlicht (IEC268-7). Hier wird das Kopfhörersignal auch mit einem Lautsprechrsignal verglichen, allerdings nicht in einem schalltoten Raum sondern in einem Hallraum, wo das Lautsprechersignal von allen Seiten auf das Ohr des Probanden eintrifft. Als Meßsignal wird ein terzbreites Rauschen verwendet. Auf den Lautstärkeabgleich wie bei der Freifeldmessung wurde verzichtet, dafür wurden die Signale im Hörkanal mittels einer kleinen Meßsonde gemessen. Die Differenz zwischen Ohrkanalsignal bei Kopfhörer wird ausgewertet und ergibt den sog. Diffusfeldfrequenzgang. Da sich die Ohrkanäle verschiedener Menschen unterscheiden sollten mindestens 10 Probanden verwendet werden, die Meßwerte werden dann gemittelt.
Ein Kopfhörer der bei der Diffusfeldmessung linear ist, hört sich auch linear an. Heute wird von der idealen linearen Diffusfeldkurve meist geringfügig abgewichen, so wie die meisten HIFI Lautsprecher auch nicht ganz linear sind.

Da die Diffusfeldmessung recht aufwendig ist und auch einen gewissen technischen Aufwand erfordert wird gerne versucht mittels Kunstkopf diese Messung nachzuvollziehen. Leider ergibt ein Diffusfeld entzerrter Kunstkopf nicht den Diffusfeldfrequenzgang des Kopfhörers, wenn man ihn auf den Kunstkopf stülpt - auch wenn das gerne von einigen Hifi Magazinen so praktiziert wird.
 
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Ah. Gut. Persönliche Vorliebe. Das macht linearen Frequenzgang aber noch lange nicht irrelevant...
ganz so exotisch würde ich es nicht hinstellen: die genannte Kopfhörerbaureihe hat ja keine kleine Fangemeinde ;)
ich habe auch gar nichts gegen lineare Frequenzgänge - nur kämen sie bei mir als Kriterium eher an zweiter Stelle
korrigieren würde ich nichts, weil man sich zu schnell gewöhnt...

cheers, Tom
 
@adrachin: hab mir das Plugin geladen, bin gespannt! Update: find ich super! Das Plugin ist super easy und mir kommt es etwas angenehmer und ausgeglichener vor mit der Kalibration. Kann natürlich rein subjektiv sein. Da ich eh grad was machen muss und keine Boxen zur Hand hab werd ich die Software gleich mal Praxis-testen. Die Simulationen sind etwas seltsam, bezweifle das das ans Original herankommt. Zudem gibt es keine Raumeinstellungen, d.h. du simulierst die NS10er direkt am Ohr?

@Telefunky: Das interessiert mich jetzt! Ich hab noch nie wirklich was über das Impulsverhalten und die Phasentreue gehört, werd mich gleich mal schlau machen. Heißt das, dass die NS10er Transienten "richtiger" Abbilden? Ich finde diese bei meinen Kopfhörern zB deutlich direkter als auf meiner Abhöre. PS: tatsächlich finde ich die Hochmittenbetonung meiner Yamaha HS80 zu viel. Hab Mitten und Höhen runtergedreht und finde sie noch immer recht schneidend. Meine Frage bezieht sich allerdings wirklich nur darauf was für das Mischen ideal ist, nicht was man gerne hört.

@mikroguenni: Ahh! Sehr spannend, danke für die genaue Erklärung. Wenn man also hören würde was der Kunstkopf hört würde es anders klingen? Oder etwas wissenschaftlicher verpackt: Könnte ich eine graphische Abbildung von meinem Höreindruck machen würde der anders ausschauen als der vom Kunstkopf? Das liegt aber nicht nur daran das die Ohrmuschel und der Gehörgang jedes Menschen unterschiedlich ist, oder?

@The_Dark_Lord: Alles klar. Also kompletter Schmafu.
 
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@mikroguenni:... Wenn man also hören würde was der Kunstkopf hört würde es anders klingen? Oder etwas wissenschaftlicher verpackt: Könnte ich eine graphische Abbildung von meinem Höreindruck machen würde der anders ausschauen als der vom Kunstkopf? Das liegt aber nicht nur daran das die Ohrmuschel und der Gehörgang jedes Menschen unterschiedlich ist, oder?
...

Die Signale im Ohrkanal bei Kopfhörerbeschallung und auch bei Lautsprecherbeschallung unterscheiden sich bei jedem Menschen. Deshalb ist es bei der Diffusfeld Sondenmessung auch wichtig eine ausreichende Anzahl von Testpersonen zu verwenden.
Die unterschiedlichen Signale im Hörkanal ergeben aber nicht zwangsläufig einen anderen Höreindruck weil sich jeder im Laufe seines Lebens an seinen spezifischen Hörkanal gewöhnt hat.
 
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Try this:
ab ca 70 Hz runter auf -4 dB bei 200 Hz, wieder Richtung +0 dB bei 1400 Hz

Hochton ist komplizierter und du solltest krasse Resonanzen mit einem Sweep selbst heraushören und "behandeln". Aber auch hier könntest du versuchen:
ab ca 5 kHz runter auf -4 dB bei 7 kHz, dann -5 bis -10 dB bei 9 kHz, dann ab 10 kHz wird es noch heikler, aber ich würde da nicht versuchen irgendwie die Zickzack-Messkurve auszubessern sondern einfach flach abdämpfen
 
@The_Dark_Lord: Alles klar. Also kompletter Schmafu.
Kein Schmafu, aber halt eine Kunstkopfmessung mit allen ihren Eigenheiten, Vorteilen und Nachteilen.

Größter Vorteil: Sehr gute Reproduzierbarkeit. Ich habe relativ einfach sehr klar definierte Bedingungen, und kann so über mehrere Messungen hinweg Messungen untereinander vergleichen.
Die Headphone.org-Database ist prima geeignet um relative Unterschiede zwischen den Kopfhörern festzustellen, aber zur absoluten Bewertung ist sie nicht so einfach handzuhaben. Muss man halt wissen wie eine Kunstkopf-Messung zu interpretieren ist.

Oder etwas einfacher gesagt:
Ich kann sehr schnell sagen "Der DT770 hat einen stärker betonten Bass als der K601". (relative Bewertung)
Ich kann aber nur sehr schwer sagen "Der DT770 hat unnatürlich hohen Bassanteil" (absolute Bewertung)
 
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genau so ist es!
 

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