Kopflastige E-Gitarre mit Gewichten beschweren

  • Ersteller ReverendMayhem
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Ich habe ein ähnliches Problem. bzw. Fragestellung. Ich habe eine solid Body Gitarre ziemlich radikal umgeändert, aus Gründen. Sie war nach dem Umbau oder vielleicht sogar schon davor ziemlich kopflastig. Ich habe dit Gegengewichten experimentiert, nach Gefühl mit Gurt und es zeigte sich, das ein Bigsby das erforderliche Gegengewicht bringt - hat auch so funktioniert!
Da ich mit dieser Gitarre zum Unterricht gehe, frage ich mich, ob ich sie insgesamt etwas leichter bekomme - sie ist insgesamt schon brutal schwer. (vor Klangänderungen habe ich keine Angst, nein wirklich nicht)
Ich scheitere momentan an der Frage, wie ermittle ich eigentlich den optimalen Schwerpunkt? Einfach auf eine Kante gelegt, liegt er aktuell im Bereich des Halspickups. Die Methode scheint mir aber falsch, weil der Schwerpunkt ist ja abhängig davon wo der Gurtpin sitzt...
Was ist denn nun die richtige Methode??
 
War eine ultra hässliches 7 Seiter-Heavy-Metal Gerät, das ich auf 6 Saiten umgebaut habe, damit ich mehr Platz habe.
Das der Gurtpin der Schwerpunkt ist, glaube ich eigentlich nicht, vielleicht könnten das mal ein paar Leute überprüfen?
 
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Nun ich würde jetzt mal sagen dass der Schwerpunkt je nach Gitarrendesign /-Modell in etwa wo anders liegt. Daher meine Frage danach was es für eine Gitarre ist.
Ein Foto vielleicht - oder sind deine Modifikationen optisch inzwischen so schlimm dass du vermeiden willst hier zu landen ;-)

Willst du denn dass deine Gitarre waagrecht hängt?

Versuchs mal mit diesen Thread
 
nee, ich schäme mich nicht für mein Experiment, denke aber die Form usw. tuen für die balance nichts zur Sache. (war mal einen Harley Benton)
den anderen Thread schau ich mir mal an, hatte ich bei der Suche nicht gefunden

IMG_6354 Kopie.jpg
 
Grund: Bild eingebunden
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Ok, ergänzend zu einigen Beiträgen hier etwas :govampire: Gitarrenphysik :govampire::cool:

1. Schwerpunkt bestimmen

Als Gitarrist kann man das leicht machen, z.B. so:
  • Rückseite nach vorne
  • von 2-3 Punkten her hängen lassen (z.B. die beide Aufhängungen + Kopf)
  • mit Methode Senkblei die 2-3 Linien in wieder löschbarer Weise markieren
  • im Schnittpunkt ist der Schwerpunkt
Alternativ:
  • Balanzieren auf der Fingerspitze (im Schwerpunkt kippt sie nicht mehr gen Boden) ⚠️
Oder per Bild (hier aus Schätzung berechnet) :
  • bei diesem Modell wird der Schwerpunkt eher unter den Saiten etwas weiter nach links verschoben liegen
  • ABER: es geht um die grundsätzlichen Verhältnisse, insbesondere am eigenen Instrument
  • (die 15 mm beziehen sich nur auf Bildgrößen, sind in Wirklichkeit also größer)

1700329410179.png


2. Die Flutsch-Statik

Wir brauche ein Gleichgewicht im Gurt, damit der sich nicht bewegt:
  • die Gewichtskraft (hier nicht gezeigt) greift im Schwerpunkt an und zieht nach untern
  • das ergibt (naherungsweise) im Bild etwa dieselbe Zugkraft nach unten im sichtbaren vorderen Gurtteil
  • und eine weitere hinten, nicht sichtbar
  • ⚠️ wird die NICHT durch Reibung aufgebracht, rutscht der Gurt
  • :geek: Reibung an Schulter, entlang von Brust und Rücken, und ggf. Schulterpolster gegen Gurt (!)

1700329544417.png


3. Wo drehen sie denn?


Es ist sicher kein Geheimnis:
  • löst man den linken Gurtpunkt, dreht die Gitarre so, dass ihr Hals gegen unseren Kopf dengelt
  • löst man den rechten Haltepunkt, knallt das gute Stück gen Boden
  • die rötlichen Pfeile zeigen die durch Gewichtskraft, Schwerpunkt und beide Drehpunkte verursachte Drehrichtungen
Man könnte nun die Drehmomente genauer ausrechnen, ist aber nicht nötig, denn aus der Beobachtung folgern wir nun messerscharf:
  • ist die Gitarre kopflastig
  • muss der linke Hebelarm (blau) bei den Potis gewinnen

1700329786843.png


4. Was könnte man nun tun?

Da gibt es nun mehrere Möglichkeiten. Hier einige Beispiele, es gibt sicher mehr, was man tun kann.

a) Die Gurtreibung so verbessern, dass sie jede Kopflastigkeit ausgleicht

b) Den Schwerpunkt weiter nach links verschieben, so dass der linke Hebel immer weniger wirkt und der rechte immer mehr übernimmt (Hals verkürzen bringt da eher sehr wenig Verschiebung - lasst es) // Man könnte versuchen, schwere Bauteile weiter links anzusiedeln, jedenfalls ohne Zusatzgewichte)

c) Reibung im Bauchbereich am Auflagepunkt erhöhen, also ein drittes Drehmoment einführen

d) Alternativ eine mechanische Sicherung am Hosenbund einsetzen (Haken, Klett, etc.) , also ebenfalls ein drittes Drehmoment geeignet einführen

e) im Sitzen spielen (nun ja ...) // das Auflagebein spendet dann das dritte Drehmoment ...

u.v.a

Man sagt Gurtpin Höhe 12 Bund wäre ideal
Das wäre dann zB. Lösung f) :cool:

Würd's aber eher im Bereich Bund 5-9 ansiedeln. Müsste man individuell ausprobieren.
 
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Endlich kommt mal jemand mit Physik!
Danke, daß du dir so vie Mühe gemacht hast. Ich möchte das Thema grundsätzlich angehen, die Schummelmethoden kann man ganz am Ende noch fürs Feintuning gebrauchen.
Ich als Handwerker hätte gesagt, der Schwerpunkt sollte in der Mitte zwischen den Gurtpins sein - das scheint aber nicht zu stimmen, ich brauche wohl noch ein paar Grundlagenversuche - möglicherweise muß die Breite der Schulterpartie mit reinspielen??


12. Bund halte ich für Quatsch als Aussage - der Gurtpin ist da wo ich ihn hinmache.. im Ernst, was soll das bei Eigenbauten aussagen, gar nichts. Schaut mal mein Foto an, ist gut balanciert und jetzt schaut mal, wo mein 12 Bund ist!
Deshalb würde ich es gerne grundsätzlich verstehen, ist mir schon mal passiert, das ich eine Akustik Gitarre rein nach Optik gebaut habe und die Mulde fürs knie sitzt wirklich schlecht und das fühlt sich taub blöd an....
 
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ist gut balanciert und jetzt schaut mal, wo mein 12 Bund ist!
Ich dachte sie ist nicht gut balanciert?
Egal, dann passt ja alles
als Handwerker hätte gesagt, der Schwerpunkt sollte in der Mitte zwischen den Gurtpins sein - das scheint aber nicht zu stimmen, ich brauche wohl noch ein paar Grundlagenversuche - möglicherweise muß die Breite der Schulterpartie mit reinspielen??
ok?

Na viel Erfolg
 
Ich als Handwerker hätte gesagt, der Schwerpunkt sollte in der Mitte zwischen den Gurtpins sein - das scheint aber nicht zu stimmen
Vom Berechnen her müssen alle Drehmomente zusammen Null ergeben. Bei zweien müssen sie sich also gegenseitig aufheben.

Für das drehende Moment ist ja immer die Komponente senkrecht zum Hebelarm ausschlaggebend, zusammen mit der Länge des Hebelarms. Bei den gezeigten blauen Hebeln ist das mit Anschauung und Gefühl nicht erfolgreich zu bewältigen.

Hier aus einer Medizinervorlesung, unter „Physik“ auf https://suprion-verlag.ms-spo.de/index.php?s=service#PHS

1700333907612.png

1700333992259.png
 
Ich dachte sie ist nicht gut balanciert?
doch jetzt mit dem Bigsby schon, sie ist mir nur insgesamt zu schwer. Jetzt könnte ich sagen, ich nehme vom Schwerpunkt links und rechts genau gleich viel weg, dann passt es wieder. Aber wo ist dieser Schwerpunkt - deshalb.
@ Ms-Spo : das ist mir dann tatsächlich zu hoch!
 
Danke für diese geile Vorlage! :great:

Mein Vorschlag wäre eben diese Physik zu nutzen um z.B. durch Umlenkung eine Kräfteverschiebung zu erzielen. Ich habe mal in Grün gezeichnet wie der Gurt verlaufen müsste. Natürlich muss er die entsprechende Länge aufweisen:

1700329544417.png


:D
 
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ja jaaaa, macht euch nur lustig :D
 
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So, ich habe ein paar Experimente gemacht und bin endgültig verwirrt... (Den Faden musste ich nachzeichnen, damit ihr ihn seht)
IMG_6358.jpg

Nanu, so ist meine Gitarre total kopflastig?

IMG_6356.jpg

Der versuch "Schulterbreite" zu simulieren, jetzt hängt sie fast gerade - komisch ist, daß das Rad sich zur Seite verdrehen will?? Es macht gar keinen Sinn, ich habe den "Gurt" auch mal über 2 etwa gleich breite Punkte gehängt -> kopflastig

IMG_6357.jpg

Überbreite "Schulter" wieder völlig kopflastig, ich verstehe es aktuell gerade nicht!
Keine Ahnung, vielleicht ist die Klampfe immer noch viel kopflastiger als ich dachte und mein breiter Gurt kaschiert es.

Ich mache die Tage noch mal einen Versuch mit einer "normalen" Klampfe (Moment, hab ich so was überhaupt?)
 
Schöne Versuche (y)

Die Kopflast kommt vom linken Hebelarm im Vergleich zum Schwerpunkt. Mache nachher mal eine Skizze in/zu Deinen Fotos.

Als Balkenwaage müsste man rechts und links vertauschen, und dann sitzt das Bodenende immer noch am längeren Hebel …

~~~
Hier nun kleinschrittig, was da so passiert.

Zunächst eins Deiner Fotos, mit dem geschätzten Schwerpunkt in Rot:

1700411953683.png



Machen wir ein Gedankenexperiement. Was würde passieren, wenn:
  • wir zB das rechte Band durchtrennen
  • und angenommen, die Bandreibung auf dem Rad ist sehr hoch
  • um welchen der Punkte würde die Gitarre sich fallend drehen?
  • A, B, C (Radnabe), D oder E?
1700412008326.png



Nun, die Antwort ist verblüffend, einfach, logisch: um A.
Warum?

Betrachten wir's in Zeitlupe:
  • Gitarre hängt wie in Deinem Ausgangsbild
  • wir schneiden das Band rechts durch
  • wir haben TRÄGHEIT, d.h.
  • die Gewichtskraft zieht die Gitarre nach unten, sie möchte fallen
  • aber da ist ein Widersand bei A
  • A bleibt zunächst in Ruhe, so dass die Gitarre anfängt, sich um A zu drehen
  • (allgemeiner: die Schwerkraft erzeugt ein Drehmoment, denn da dreht sich nun etwas ....)
  • etwas später kommt dann der Rest in Fahrt, und da blenden wir aus
Was bleibt ist: Wir haben Drehmoment, hier vom linken Teil.

Das gilt natürlich auch, wenn man links im Geist durchtrennt, und rechts das Band wieder hat. Auch ein Drehmoment, nur in die andere Richtung.

Hier noch einmal mit den Drehpunkten und Hebeln:

1700412344356.png


Das ergibt zwei Drehungen, eine starke von der linken Seite her (die wird gewinnen) und eine schwache von der rechten her:
1700412400239.png


Damit man es sich etwas einfacher vorstellen kann, isoliere ich in Gedankgen beide Hebel und bringe sie in einem gemeinsamen Drehpunkt wieder zusammen: Die Gitarre ist eine Balkenwaage, mit rechts und links "vertauscht"

1700412484851.png


WEIL die Drehpunkte dieser Hebel völlig unabhängig von der Gestaltung des Schultergurts sind, UND wegen der TRÄGHEIT, hilft alles am Gurt der optischen Anmutung, ändert aber an den Drehmomenten ... nix.

Das Rad dreht sich dann übrigens mit der Summe (Drehmoment_von_links - Drehmoment_von_rechts), und das ist ungleich Null. Und wie Du siehst, beobachtest Du auch die "richtige" Gesamtdrehrichtung.

Physiker sagen dann gerne: Das Gesamtdrehmoment bleibt erhalten. Kann sich die Gitarre nicht frei drehen, dann tut's eben das Rad, und damit indirekt auch wieder die Gitarre.
 
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Es bleiben also als Lösungsansätze leider nur diese :

4. Was könnte man nun tun?

Da gibt es nun mehrere Möglichkeiten. Hier einige Beispiele, es gibt sicher mehr, was man tun kann.

a) Die Gurtreibung so verbessern, dass sie jede Kopflastigkeit ausgleicht

b) Den Schwerpunkt weiter nach links verschieben, so dass der linke Hebel immer weniger wirkt und der rechte immer mehr übernimmt (Hals verkürzen bringt da eher sehr wenig Verschiebung - lasst es) // Man könnte versuchen, schwere Bauteile weiter links anzusiedeln, jedenfalls ohne Zusatzgewichte)

c) Reibung im Bauchbereich am Auflagepunkt erhöhen, also ein drittes Drehmoment einführen

d) Alternativ eine mechanische Sicherung am Hosenbund einsetzen (Haken, Klett, etc.) , also ebenfalls ein drittes Drehmoment geeignet einführen

e) im Sitzen spielen (nun ja ...) // das Auflagebein spendet dann das dritte Drehmoment ...

u.v.a
 
Hübsch. Ändert nur nichts, wie ausführlich gezeigt.
 
Bei der Steinberger Synapse gibt es diesen Strap Extender, den könnte man auch an jede andere Gitarre schrauben:

steinberger03-jpg.902264
 
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