Leise, aber eindringlich zu sprechen

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Leise, aber eindringlich zu sprechen

Du wartest wohl auf eine Träne?
Ich fletsche nicht mal meine Zähne,
schütt mich auch nicht vor Lachen aus.
Pack deine Sachen! Fahr nach Haus!
Trotz ihrer Wut wird sie verzeihen,
ihr werdet euch schon nicht entzweien.
Wir schließen das Kapitel schlicht.
So einfach bricht mein Herz schon nicht!

Sollte er später danach fragen –
ich werde unserm Sohn nicht sagen,
wo Vati Heiligabend bleibt?
Warum er höchstens E-Mails schreibt?
Hockst du davor, wie’n Hund begossen –
ab heut lass ich die Tür verschlossen.
Sei fair und steh uns nicht im Licht.
So einfach bricht dein Herz schon nicht!

Noch liegt der Kleine in der Wiege.
Ersparen wir ihm künftig Kriege. –
Dass du jetzt weinst, war nicht geplant;
im Ernst, ich hätt es nie geahnt.
Ich dachte, du benimmst dich heiter.
Nun geht das alles also weiter?
Mein Wort hat also noch Gewicht? –
So einfach bricht ihr Herz schon nicht!
 
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Liebe @Teestunde , ich habe deinen Tetxt jetzt x-mal gelesen und immer die gleich Reaktion: Und nun? Wie geht es weiter? Lauter ungebrochene Herzen, die schmerzen und dann?
Nun geht das alles also weiter?
Gute Frage. Lässt du sie absichtlich unbeantwortet?
LG
 
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Vielleicht sollte ich das noch verdeutlichen. Aber eigentlich ist es doch klar. Lies dir mal die Schlusszeilen jeder Strophe durch. :) Oder, nein, das ist vielleicht zu wenig. :(
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Hast recht, ich muss die Zeile ändern.
 
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@Teestunde
Ich würde da gar nichts verdeutlichen. Es ist doch völlig okay, wenn Fragezeichen bleiben. Wer in Texten Botschaften sucht, sollte sich an die Post wenden.
(Ich zitiere hier Philipp Pullman. Der sagte in etwa: "My stories have no message. If you want want messages, go to the postal service. I'm in the once-upon-a-time business.")
 
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Wer in Texten Botschaften sucht, sollte sich an die Post wenden.
...und wer Visionen hat, an den Arzt ;)
Ich denke, dass beide Varianten ihre Berechtigung haben. In mir kam einfach immer wieder das Bedürfnis durch, die Autorin möge noch einen Schritt in ihrer
Geschichte weiter gehen, einen etwas deutlicheren Hinweis geben, wohin der Weg wohl führen mag. Wenn sie sich dafür entscheidet, die weitere Entwicklung in der jetzigen Form offen zu lassen - völlig in Ordnung. Aber eine Rückmeldung war es mir wert:)
 
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Es ist doch völlig okay, wenn Fragezeichen bleiben. Wer in Texten Botschaften sucht, sollte sich an die Post wenden.
Wenn man nicht in Texten nach Botschaften suchen sollte, wo dann?
 
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Hier mal die neue letzte Strophe:

Noch liegt der Kleine in der Wiege.
Ersparen wir ihm künftig Kriege. –
Dass du jetzt weinst, war nicht geplant,
im Ernst, ich hätt es nie geahnt.
Ich dachte, hier geht’s nicht mehr weiter.
Nun wird die Straße wieder breiter.

Mein Wort hat also noch Gewicht? –
So einfach bricht ihr Herz schon nicht!
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Wenn man nicht in Texten nach Botschaften suchen sollte, wo dann?
Eine Botschaft in dem Sinne hab ich nicht. Es ist einfach nur eine Geschichte. Ich lasse sie an einem Punkt stehen bleiben, sonst wär sie wahrscheinlich 20 Seiten lang.
 
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Wenn man nicht in Texten nach Botschaften suchen sollte, wo dann?

Es sind wohl einfach verschiedene Grundansichten. Archibald MacLeish schrieb: "A poem shouldn't mean, but be." Brecht hätte mit seiner Gebrauchslyrik dieser Idee nicht zugestimmt.

Ich denke, dass Lyrik davon gewinnt, sich nicht auf eine einzelne, bestimmte Aussage reduzieren zu lassen. Wozu in sprachlichen Bildern schreiben, wenn sich am Ende alles auf einen Satz verschrumpft, der sich identisch in siebenundzwanzigtausend identischen Abiaufsätzen wiederfindet?
 
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Brecht mochte ich als Schülerin nicht. Ich will mit dem Helden leiden oder triumphieren. Kritischen Abstand wahren kann ich hinterher immer noch.
 
Ein Text ist für mich dann gelungen, wenn
Ich denke, dass Lyrik davon gewinnt, sich nicht auf eine einzelne, bestimmte Aussage reduzieren zu lassen. Wozu in sprachlichen Bildern schreiben, wenn sich am Ende alles auf einen Satz verschrumpft, der sich identisch in siebenundzwanzigtausend identischen Abiaufsätzen wiederfindet?
Für mich ist ein Text besonders dann gelungen, wenn er so offen ist, dass viele Höhrer die Möglichkeit haben, sich drin wieder zu finden - oder ein wenig rätseln und sich auf diese Weise mit dem Text beschäftigen. Dazu bedarf es einen Interpretationsspielraum.
Derzeit bestes Beispiel ist für mich Bowies "Blackstar". Der Text ist für mich der Hammer, vor allem in Kombination mit dem verstörenden Video.

Aber darum soll es hier primär nicht gehen!

Deshalb sei noch angemerkt: Mir gefällt Dein obger Text, liebe Teestunde. Er ist "aus dem Leben gegriffen".
 
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