Literatur zur Improvisation am Harmonium

  • Ersteller Christian_Hofmann
  • Erstellt am
C
Christian_Hofmann
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
18.04.24
Registriert
16.02.20
Beiträge
1.472
Kekse
5.457
Hallo zusammen,

ich spiele ja leidenschaftlich Harmonium, vorwiegend Literatur. Ich würde aber gerne auch mal mit der Improvisation passend zum Harmonium beginnen. Nur leider finde ich zu dem Thema überhaupt keine Literatur. Natürlich könnte ich wie auf dem Klavier oder der Orgel improvisieren. Aber das klingt auf einem Harmonium meist nicht so gut, da es dort natürlich anders funktioniert.

Hat von euch jemand einen Literaturtipp? Gerne auch aus einem freien Archiv.
 
Etwas schwammig, deine Fage.
In welchem Stil möchtest du denn improvisieren? Das Instrument würde ja nahelegen Kirchenlieder, Choral-Variationen, Intros, Modulationen und ähnliches?
Natürlich könnte ich wie auf dem Klavier oder der Orgel improvisieren. Aber das klingt auf einem Harmonium meist nicht so gut, da es dort natürlich anders funktioniert.
Ich verstehe nicht, was du damit meinst. Warum klingt das auf dem Harmonium nicht gut? Was ist für Dich der Unterschied zu Orgel/Klavier?
Hast Du ein Harmonium mit Pedal, ein Manual, zwei ...?
 
Ich verstehe nicht, was du damit meinst. Warum klingt das auf dem Harmonium nicht gut? Was ist für Dich der Unterschied zu Orgel/Klavier?
Hast Du ein Harmonium mit Pedal, ein Manual, zwei ...?
Naja ein Harmonium klingt ja anders und hat auch andere Möglichkeiten. Es ist schwer zu beschreiben, aber das typische Harmonumspiel klingt ja anders als das gewöhnliche Orgelspiel :)

Ich würde gerne in die Richtung wie z.B Hermann Wenzel kommen, das ist eigentlich so dieser typische Klang https://imslp.org/wiki/Bagatellen_(Wenzel,_Hermann)

Hast Du ein Harmonium mit Pedal, ein Manual, zwei ...?
Mehrere Saugwind mit einem Manual.
 
Das Harmonium ist klanglich eine Art Zwitter, der zwischen Orgel und Akkordeon angesiedelt ist, aber eben doch auch mit seiner ganz eigenen Klanglichkeit.
Neben den vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert - und ganz besonders dem Biedermeier - überkommenen Kompositionen à la Wenzel gab es noch eine Domäne, wo es gerne eingesetzt wurde (und dort, wo noch eins steht nach wie vor in Gebrauch ist): bei den Gospel-Kirchen in den USA. Die Gospel- und Spiritual-Gesänge (Chöre, Solisten und Gemeinde) wurden meist am Harmonium begleitet.
Lass dich einfach von diesen Klängen inspirieren!

Eine sehr interessante Überraschung habe ich gerade selber erlebt, als ich mal unter dem Stichwort "Gospel Harmonium" gesucht habe. Dabei bin ich auf Musik offensichtlich arabischer Provinienz gestoßen:

und


Was ist die Welt doch facettenreich und anregend! Stöbere einfach selber mal weiter, ich glaube, es ist viel mehr möglich mit dem Harmonium als du vielleicht denkst.
Die meisten Schranken haben wir im Kopf.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Danke für die Inspiration. Aus den Videos ist nicht so meins, ich mag es dann doch eher ruhiger. Ich habe hier alle Bände von Hermann Wenzels Allerseelen und genau dass ist die Richtung in die ich gehen möchte. Vieles konnte ich schon analysieren, aber ich dachte es müsste ja Literatur geben die sich damals mit dem Thema befasst hat.

Hier mal ein konkretes Beispiel was ich mit dem "anderen Klang" meine:


Oder ein Stück gespielt an der Orgel:
 
Die Filmmusik zu "Im Westen nichts Neues" wurde mit einem Harmonium kreiert.
Beitrag automatisch zusammengefügt:



Mal durchhören, vllt sind inspirierende Ideen dabei.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Naja ein Harmonium klingt ja anders und hat auch andere Möglichkeiten. Es ist schwer zu beschreiben, aber das typische Harmonumspiel klingt ja anders als das gewöhnliche Orgelspiel :)
Ich weiß schon, wie ein Harmonium klingt. Als ich 15..16 war, hatte die Kirche keine Orgel, sondern nur ein Harmonium (allerdings ein größeres mit Motor-Gebläse) und ich habe fleißig Gemeindegesang begleitet. Lang ist's her ;I

Aber was Du damit meinst
"Aber das klingt auf einem Harmonium meist nicht so gut, da es dort natürlich anders funktioniert."
verstehe ich eben nicht. Du liebst das Instrument, aber es klingt für Dich nicht gut?

Spiel doch einfach das, worauf Du Lust hast, auf dem Harmonium. Es spricht halt ein bisschen langsam an, also schnelles, perkussives Spiel (Funk oder so ;) ) dürfte etwas schwieriger sein. Aber sonst kann man doch alles spielen, Barock, Reggae, Pop, klar klingt es anders, aber es ist doch dein Lieblingsinstrument ;)

Deine Beispiele klingen für mich ein bisschen nach spätromantischer Orgelimpro. Vielleicht kannst Du Dich da mal bisschen umsehen, was die Harmonik angeht. Reger zB.
Solche Progressions wie C7- E/B - B7 - E. Oder spiel was von Wenzel nach und schau, ob Dir typische Motive auffallen. Die schreibst du Dir raus, dann in ein drei-vier Tonarten üben, die du gerne nimmst. So würde ich das machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hier mal ein konkretes Beispiel was ich mit dem "anderen Klang" meine:
So ganz verstehe ich nicht, wo dein Problem liegt. Vom Klang her wirkt das Stück (jedenfalls für mich) auf beiden Instrumenten gut und schön (von den sehr unterschiedlichen Interpretationen mal abgesehen).
Natürlich klingt das Harmonium ganz anders als die Orgel, aber ich würde nicht sagen, dass es nur auf dem Harmonium zur Geltung kommt.
Nichtsdestotrotz kann man, kannst du, @Christian_Hofmann, das Harmonium der Orgel vorziehen, das sei dir unbenommen.
Gerade für das Improvisieren muss man sich immer auf den Klang des jeweiligen Instrumentes einlassen, auch Orgeln klingen schließlich nicht alle gleich - ganz und gar nicht. Auf einer Orgel mit romantischer Disposition wird man anders spielen und improvisieren als auf einer mit einer barocken Disposition.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Eine sehr interessante Überraschung habe ich gerade selber erlebt, als ich mal unter dem Stichwort "Gospel Harmonium" gesucht habe. Dabei bin ich auf Musik offensichtlich arabischer Provinienz gestoßen:
Nein, das sind indische Instrumente. Das Harmonium wurde in der Kolonialzeit von Missionaren in Indien eingeführt und dort sofort von den einheimischen Musikern in die eigene Musik integriert. Es findet Verwendung in den klassischen indischen Ragas, in geistlich-spiritueller Musik (Mantren singen) und in der Volksmusik. Es wird auch als Shrutibox für Bordunklänge an Stelle einer Tanpura eingesetzt.

Im Zuge der an indischer Kultur interessierten Hippiebewegung kam das indische Harmonium dann wieder zurück nach Europa und Amerika.

Hier ist ein meisterhaftes Beispiel von klassischer indischer Ragamusik mit 2 Harmonien und Tablas: :hail:



Das Instrument ist auch in Pakistan verbreitet. Ein Freund von mir ist Pakistani und spielt auch Harmonium. Bei ihm findet jedes Jahr ein Sommermusikfest mit Jamsession statt. Ich saß am Klavier und schaute ihm auf die Finger. Er spielte C-Dur, also spielte ich mit - und war - zack - einen Halbton daneben. o_O:rofl: Das Ding ist in in des-Dur gestimmt ... (Ich glaube aber, daß dass nicht auf alle zutrifft).

Das sieht man hier in diesem Video (pakistanische Volksmusik C-Moll gegriffen, man hört Des-Moll):



Harmoniumbauer in Delhi:



Zum Thema Improvisation: In Indien und Pakistan wird natürlich sehr viel auf dem Harmonium improvisiert. Aber daß es ein spezielles Lehrwerk zur Improvisation am europäischen Harmonium gibt, wage ich zu bezweifeln. Man muß das einfach mit den Ohren machen: Wo sind die Low-Intervall-Limits, wie tief kann ich Akkorde noch spielen, ohne daß es zu grummeln anfängt usw. usf. Ich habe mal ein Zeit lang, als ich keinen Zugang zu einem Klavier hatte, in einer nahe liegenden Berg-Kapelle auf einem Harmonium improvisiert, viel Blues und Gospel. Das hat sehr viel Spaß gemacht, und man kommt da schnell rein und gewöhnt sich an die Besonderheiten des Instruments. Besonders interessant fand ich immer die Kniehebel, mit denen man die Lautstärke regulieren kann. Mit etwas Übung kann man damit sogar einen Vibratoeffekt erzeugen, wenn man schnell mit dem Knie hin und herwackelt (und dabei gleichzeitig weiter tritt).

Viele Grüße,
McCoy
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Zumindest auch im Yoga scheint das Harmonium seinen festen Platz gefunden zu haben. Ich besitze selbst neben diversen elektrischen Varianten auch ein indisches. Meiner Meinung nach sind die elektrischen aus dem 1900 Jahren und indischen aber keine echten Harmonien. Zum einen doppelt man sie meist nicht mit zwei Händen und zum anderen klingen die auch sehr viel anders als die bei uns verbreiteten Saugwind Harmonien. In diesem Fall meine ich das aber nicht negativ. Wenn ich mein großes Saugwind Harmonium spiele, dann klingt das oft nicht so voll und in den Höhen eher Quitschig. Im Vergleich zu einem guten Harmona oder indischen Harmonien fällt es klanglich stark zurück. Diese beiden anderen Arten haben einen vollen Klang, kräftig und auf Wunsch laut, aber eben sehr großes Volumen.

Das macht auch Sinn, Ein Saugwind zieht die Luft ja in den Balg und damit natürlich auch Teile des Tons. Zusätzlich sind die Gehäuse ja riesig. Während die kleinen Instrumente meist Druckwind Geräte sind und hochwertige Akkordeon Zungen nutzen. Wenn das mit einem guten Aufbau kombiniert wird, dann spielen diese Instrumente klanglich in der Liga Druckwind Harmonium und Akkordeon.

Meiner Meinung ist auch ein Grund für den Erfolg der indischen, dass diese leichter zu spielen sind und man quasi nichts falsch machen kann. Ich sehe leider regelmäßig in Kirchen großartige Musiker (an anderen Instrumenten) die am Harmonium etwas vortragen und es sich einfach grässlich anhört, da sie zwar gute Organisten oder Pianisten sind, aber keine Ahnung vom Harmonium haben. Und dann kommen solche Dinge wie im Bass ein 2" und im Bass und Diskant falsche Kombinationen ohne dem Wissen über die Teilung der Manuale. Dieser Murks bleibt dann am Harmonium hängen, da es ja nicht am Meister der es spielt liegen kann...

Keiner der einen guten Spieler mit guter Literatur an einem guten Instrument gehört hat, würde auf den Gedanken kommen dieses Instrument Chroalpumpe ist ähnliche liebevolle Bezeichnungen zu geben.
 
Ich sehe leider regelmäßig in Kirchen großartige Musiker (an anderen Instrumenten) die am Harmonium etwas vortragen und es sich einfach grässlich anhört, da sie zwar gute Organisten oder Pianisten sind, aber keine Ahnung vom Harmonium haben.
Kann ich nicht nachvollziehen. Hast Du vielleicht eine sehr persönliche Vorstellung davon, wie es klingen soll?

Die "Ahnung vom Harmonium" kann sich doch eigentlich nur auf die Klangkonzeption beziehen, wenn diese Musiker die Tastatur virtuos beherrschen.

Allerdings habe ich auch noch nicht viele reine Harmonium-Konzerte gehört. ;)
 
Die "Ahnung vom Harmonium" kann sich doch eigentlich nur auf die Klangkonzeption beziehen, wenn diese Musiker die Tastatur virtuos beherrschen.
Ja, dass ist richtig, aber man muss eben wissen wie das Instrument funktioniert. Wenn ich die Registrierung so wähle, dass bei einem gewöhnlichen Stück der Bass plötzlich im Sopran landet, dann ist es eigentlich unerheblich wie gut der Spieler ist, es kann sich nicht gut anhören. Natürlich gibt es viele die gut spielen können, aber ich sprach jetzt von denen die sich daran setzen, alle Register ziehen damit es laut ist und dann jammern wie schlecht es klingt :)

Und dann gibt es eben noch diejenigen die registrieren und plötzlich ja ja Harmonium beim mittleren c oder beim f plötzlich einen anderen Klang haben und denken dass Instrument wäre kaputt :) Alles schon erlebt.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben