Low Cut (bzw. Bassblende) als Bodentreter bauen

OBrown
OBrown
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
25.03.24
Registriert
22.10.03
Beiträge
231
Kekse
191
Ort
München
Hallo Leute,

ich hatte dies schon in einem anderem Thread als Nebenfrage im Amp-Bereich gestellt, aber es passt wohl als eigenes Thema besser hier hier:

Ich habe vor im Rahmen eines Bi-Amping-Setups mein Basssignal zu splitten und das frequenzmäßig unbearbeitete Signal durch den Bassamp und das bearbeitete Signal durch den Gitarrenamp zu jagen.

Das Gitarrensignal sollte hier aus diversen Gründen ein Low Cut bzw. High Pass bekommen. Leider gibt es für diese spezielle Anwendung kein Pedal oder einen Bausatz. Wenn dann nur umfangreichere Produkte, die das halt auch mit an Bord haben. Das wäre mir aber dafür, dass ich nur einen Low Cut brauche, mit z.B. 150€ preislich nicht verhältnismäßig.

Jetzt hab ich gelesen, das lässt sich mit einem entsprechendem Kondenstor und einen Poti einfach selbst bauen. Das wäre dann quasi eine Bassblende. Wie bei der Gitarre ein Höhenregler, nur das hier die Bässe beschnitten werden. Ist das wirklich so einfach? Wenn ja wie? Den Wert des Kondensators muss ich dann ausprobieren, das ist mir klar. Und wie ist dann die Flankensteilheit? Ist das dann auch ein echter Low Cut oder werden die Bässe nur abgeschwächt? Weiß jemand wie man das dann verdrahtet?

Viele Grüße,

Oscar
 
Eigenschaft
 
bei Premier Guitar ist eine Bauanleitung in den How-To: Enbau in Gitarre.
Geht natürlich in eine Stompbox genauso.
500k Poti in Reihe mit einem 2nF Kondensator.
Gruß
Anton
 
G&L Strats haben sowas. Vielleicht kannst du den Poti einzeln kaufen und einbauen.
 
Ich hab jetzt mal einen kleinen Versuch gemacht, indem ich ein Rauschen in die DAW geschickt hab und das Ganze im Equalizer angeschaut hab.
Verwendet hab ich ein lineares 500kOhm-Poti und einen 4,7nf Kondensator.
Laut folgendem Schaltplan ist es der Kondesnator, der die geringsten Abschwächungen im Bassbereich am Signal verursacht:

https://www.premierguitar.com/ext/r...T/3-Must-Try-Pickup-Wirings/Diagram1b_WEB.jpg

Das sind die Ergebnisse vom EQ erst ohne Beeinflussung, dann mit voll aufgedrehtem Poti:

Ohne.PNG
Mit.PNG

Der Frequenzbereich kommt mir hier sehr weit vor. Tatsächlich bleibt vom Höreindruck auch nur noch sehr wenig von Signal übrig. Ideal wäre es, wenn das Signal bis etwa 120 Hz komplett weg ist, und dann abrupt wieder voll da ist.

Kann man irgendwie die Flankensteilheit erhöhen? Ich hab jetzt grad keinen anderen der Kondensatoren vorrätig, aber was ändert sich durch die dann? Wird der Frequenzbereich verschoben, ändert sich die Dämpfung oder gar die Flankensteilheit?

Edit: an der Gitarre getestet so gut wie keinen Unterschied zu hören. Beim Bass hört man ein bisschen was, aber auch kaum hörbar. Scheint es bei Line-Pegel ganz anders zu wirken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin!

Hachjaaa... Basteleien ohne Hintergrundinfo sind meist nicht so prickelnd. Da gibt es einige Dinge zu beachten, auch wenn du nur einen Hochpass haben möchtest.

Ein Hochpass 1. Ordnung sieht vom Schaltbild eigentlich so aus:

512px-Hochpass.svg.png


Dieser hat immer eine Flankensteilheit von 6dB/Oktave oder 20dB/Dekade. Im Idealfall sieht das dann so aus:

600px-Hochpass_1._u._2._Ordnung.svg.png


Daher passt deine Messung mit der Theorie schon gut überein.

Möchtest du aber einen steileren Verlauf deines Filters erreichen, musst du einen Filter höherer Ordnung bauen. Die nächste Ordnung wäre dann mit einer Spule in Serie zum Widerstand. Und danach kannst du diese Filter hintereinander schalten, um Filter noch höherer Ordnungen zu bauen. Aber das geht leider nicht wirklich gut und beliebig oft, da solche Schaltungen gerne zum Schwingen neigen und du dir dann Probleme auf anderer Seite einfängst, die es zu bekämpfen gilt. Und da Induktivitäten teuer sind, sollte man diese gegen eine Gyrator-Schaltung austauschen. Und irgendwann baust du dir einfach einen parametrischen 1Bd-EQ, weil es einfacher ist und du sowieso aktive Filter bauen würdest, wenn du eine hohe Ordnung benötigst.

Wenn du sehr steil gehen möchtest (also abrupt), geht es eigentlich fast nur noch digital, wenn es sinnvoll und bezahlbar werden soll. Da heißt es ADC->uC->DAC und fertig. Aber das will auch alles gelernt sein, wenn es gut werden soll. Für sowas reicht eigentlich auch ein Raspberry Pi mit billiger USB-Soundkarte.

Das nun der Tone-Regler einer (passiven) Gitarre so viel besser in der Gitarre als außerhalb funktioniert, liegt daran, dass dieser nicht ohne die Restschaltung und das Kabel der Gitarre betrachtet werden kann. Man hat hier einen Resonanzfall. Daher wirkt die einfache Blende wie ein Filter höherer Ordnung. Besser ist das in den Guitar Letters nachzulesen.

Im Fall des genutzten Line-Pegels und deinem Messaufbau sieht das halt ganz anders aus. Im Ausgang und am Eingang hast du passende Impedanzwandler/Verstärker/Treiber, um genau das Signal nicht zu verfälschen oder irgendwie zu beeinflussen. Da musst du deinen Filter entkoppelt von allem betrachten. Daher kommt auch der große Unterschied.

Spricht denn etwas gegen einen fertigen EQ im Pedalformat? Denn für mich klingt es so, als strebst du das klanglich an. Wie wäre es denn nun mit einem 1Bd-EQ mit einstellbarer Dämpfung, Frequenz und Güte? Viele schwören ja auf den Barry Porter NetEQ. Da kannst du einfach einen Kanal davon nachbauen.

Was vielleicht auch sinnvoll wäre: Warum nimmst du nicht mal einen Part mit Gitarre und Bass auf und schaust dir das auch als Spektrum an? Dann hast du zumindest einen Eindruck davon, wie die Frequenzanteile in deinem Signal überhaupt aussehen.

Ich hoffe das hilft! Bitte mach dir aber die Mühe und versuche alle verlinkte Seiten zu lesen und auch zu verstehen. Lass dich nicht entmutigen, auch wenn du es dir einfacher vorgestellt hast.
 
Das ist alles schöne Theorie, aber in der Praxis ist die Nutzung so einer rein passiven Lösung doch wenig optimal, da der Innenwiderstand der Quelle - hier wohl die Gitarre - und die Last - also der nachfolgende Verstärkereingang das Übertragungsverhalten ebenfalls beeinflussen. Über die Kabelkapazitätet sollte in diesem Zusammenhang auch noch einmal nacghgedacht werden.

Wenn man das richtig machen will, sollte man über eine aktive Lösung nachdenken. Mit Operationsverstärkern lassen sich da vergleichsweise einfach gute Lösungen aufbauen.

Ulf
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben