Mehr Töne als Takt erlaubt

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Hallo Leute,

bei dem Stück "Die schöne blaue Donau" bin ich auf einen Takt gestoßen, der mich verwirrt (siehe Anhang). Ich bereite die Noten in dem Programm Musescore für meine Oma auf, also mache sie größer, damit sie diese besser lesen kann, weil sie sich das zum Geburtstag gewünscht hat.

Nun habe ich zwei fragen:

1. Ist das ein Druckfehler oder kann man das so schreiben?
2. Wie kann ich das in Musescore so eingeben?

Meine aktuelle Lösung ist die, dass ich die Viertelnote D in der Melodie durch eine Achtel ersetze. Nun weiß ich aber nicht, ob das nicht doch so vom Arrangeur (Peter Fries) gewollt ist. Interessanterweise ergibt sich im Playback in Musescore eine Art Stolpern, welches sich dann fängt und das Stück sauber endet.

Ich bin gespannt auf eure Antworten.

- Schnotzer
 
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Ich würde diese Notation als Triole eingeben und das Triolenzeichen löschen.
 
So wie es von zeitlichen Ablauf her geschrieben ist, müsste das hohe D am Taktanfang eigentlich eine Achtelnote sein?
 
@Schnotzer Eine rhythmisch korrekte Auflösung der Notenwerte des Taktes samt richtiger Darstellung und MIDI-Wiedergabe erreicht man mit der mehrstimmigen Eingabe.

Schritt 1 ist die übliche Noteneingabe (hier) der Viertel-Noten wie in der folgenden Abbildung, markierte Noten erscheinen in blauer Färbung.

mehrstimmig1.jpg


Schritt 2 zeigt die Eingabe der Achtelfigur als zweite Stimme, die in der Befehlszeile eingeschaltet wird und bei Markierung grüne Notensymbole erzeugt. Die dabei entstehenden Viertelpausen können anschließend im Inspekteur rechts vom Notenblatt für den Druck unsichtbar geschaltet werden. Die Achtelpause auf der ersten Zählzeit "1" unsichtbar zu schalten fände ich ungünstig, weil das die Lesbarkeit erschweren würde.

mehrstimmig2.jpg


Schritt 3 ist noch etwas aufhübschen, zunächst wird die Achtelfigur wird komplett verbalkt. Dazu muss man in den Normalmodus schalten, markiert die zweite Achtel (hier: e) und wählt bei den Symbolen links unten vom Arbeitsblatt die "Balkenmitte", das zweite der Balkensymbole. Der Arbeitsschritt wird für die weiteren Achtel wiederholt.
Schließlich soll der Balken noch oben liegen. Dazu marktiert man die komplette Gruppe, indem man die erste Achtel anklickt, die Umschalttaste drückt und die letzte Achtel anklickt, dann die Richtung umschalten mit der Taste für den Buchstaben "x".
Die Befehle bei Bedarf an Akkordsymbolen, Systemschrift, Dynamikangaben und den Fingersatz stehen ebenfalls in der Auswahl links vom Arbeitsblatt, das erfolgt wie eben: Note anklicken=markieren, Befehl anklicken

mehrstimmig3.jpg

Gruß Claus
 
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ch würde diese Notation als Triole eingeben und das Triolenzeichen löschen.

Könntest du das konkret an einem Beispiel erläutern? Ich weiß nicht, wie du das meinst.

So wie es von zeitlichen Ablauf her geschrieben ist, müsste das hohe D am Taktanfang eigentlich eine Achtelnote sein?

Zur Not würde ich das auch so notieren, da das auch die Spielbarkeit erleichtern würde.


@Claus Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! :)
Aber ist das auch so vom Arrangeur gewollt? Auf mich wirkt es nicht wie ein Takt mit zweit Stimmen. Außerdem wäre es doch sicherlich ziemlich schwer zu spielen, da die Hand ganz schön gespreizt werden müsste.
 
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Aber ist das auch so vom Arrangeur gewollt? Auf mich wirkt es nicht wie ein Takt mit zweit Stimmen. Außerdem wäre es doch sicherlich ziemlich schwer zu spielen, da die Hand ganz schön gespreizt werden müsste.
Ich denke auch das dort irgendwas schief gegangen ist beim Notensatz. Zumindest kann ich mir schwer vorstellen das d zu spielen und mit dem zweiten Finger dann eine Oktave tiefer das c. Von der Logik würde ich sagen das d sollte nur eine Achtel sein. Hast du das Stück irgendwo in gespielter Form? Dort könntest du dir anhören wie es dort gemacht wird. Sofern es tatsächlich eine zweite Stimme wäre, dann ginge es.
 
Ich würde, bevor ich polyphone Schreibweise oder Triolen bemühe, mich am Original orientieren.
Denn so, wie es in Deiner Akkordeon-Ausgabe steht, kann tatsächlich irgend etwas nicht stimmen.

Der Klavierauszug (des Komponisten höchstselbst) zeigt, wenn ich die richtige Stelle erwischt habe:

1632002852824.png


Das d''' ist zwar eine Oktave höher als in der Akkordeon-Version, aber das stört keinen großen Geist.
Das c' in Deinen Noten würde ich also als überflüssig komplett streichen.

Edit: In der Orchester-Partitur spielen da die 1. Geigen:
1632003334091.png


Das heißt, dass im Klavier-Auszug die ersten beiden Achtel wegfallen (zugunsten des d''' in der "Melodie".
Die Akkordeon-Version hat immerhin noch das c' mitgenommen, dann wäre eine polyphone Schreibweise angebracht.

Auf jeden Fall wären Triolen hier fehl am Platze. Weglassen ist eine Sache, rhythmisch verändern eine andere.

Viele Grüße
Torsten
 
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Zumindest kann ich mir schwer vorstellen das d zu spielen und mit dem zweiten Finger dann eine Oktave tiefer das c.

Das sehe ich auch so.

@Be-3

Das merkwürdige ist doch, dass in meinem Falls sogar extra der Fingersatz (c' mit dem Zeigefinger) drüber steht, also muss das doch Absicht sein, dass das so notiert wurde. :unsure:
Ich habe im Anhang ein paar mehr Takte abfotografiert. Vielleicht hilft das.

IMG_20210919_003808.png

Sich an die Orchester-Partitur zu orientieren, ist wohl das beste. Ich denke nicht, dass es so groß ins Gewicht fallen wird, wenn man die Viertel- durch eine Achtelnote ersetzt.

Hier habe ich eine Performance mit Noten gefunden: youtu.be/ASTe1T-htuc?t=521
Dort wird auch in den Noten das c' weggelassen, aber das D eine Oktave höher gespielt (siehe Klavierauszug).
 
Könnte es im Kontext vielleicht s ein das der Triller mit dem d in diesem Takt endet? Also Triller den ganzen Takt, am Ende mit h,c,d abschließen und dann mit dem c weiter?

Ich kann mir zumindest vorstellen das es etwas mit der verzierung davor zutun hat.
 
Das merkwürdige ist doch, dass in meinem Falls sogar extra der Fingersatz (c' mit dem Zeigefinger) drüber steht, also muss das doch Absicht sein, dass das so notiert wurde. :unsure:

Das d (egal, ob d'' wie in Deinem Akkordeon-Arrangement oder das höhere d'''), es sollte eine Viertelnote sein und nicht zu hektisch abgebrochen werden. Da opfert man lieber das c' oder spielt es eben mit.
Beim tieferen d'' kann man das c' noch mitspielen, das ist auch sicherlich Absicht, aber das d'' ist wichtiger.
Und: Im Akkordeon-Arrangement ist das dann auf jeden Fall rhythmisch nicht ganz korrekt notiert, sonst hätte man eine polyphone Zweistimmigkeit einführen müssen.


Sich an die Orchester-Partitur zu orientieren, ist wohl das beste.

Das ist zweifellos ein guter Ausgangspunkt, wenn man sehen möchte, was musikalisch vom Komponisten eigentlich gemeint ist.
Dass man das mit einem einzigen Instrument (Klavier oder Akkordeon) nicht komplett umsetzen kann, ist klar und man muss hier und da zwangsläufig vereinfachen. Wichtig ist, die wesentlichen Teile möglichst zu erhalten.


Hier habe ich eine Performance mit Noten gefunden: youtu.be/ASTe1T-htuc?t=521
Dort wird auch in den Noten das c' weggelassen, aber das D eine Oktave höher gespielt (siehe Klavierauszug).

Und diese Performance spart auch das c' aus. Muss aber natürlich nicht unbedingt sein, wenn man es erreichen und mitspielen kann. Das d' in den 1. Violinen ist nicht so wichtig, weil es ja schon in der "Hauptmelodie" vorkommt.

Viele Grüße
Torsten
 
@Claus Aber ist das auch so vom Arrangeur gewollt?
Ich habe eine korrekte Ausführung der Stelle mit Musescore erläutert, weil das vorher niemand richtig gemacht hat. Spekulieren kann man immer, aber notwendig finde ich das in diesem Fall nicht.

Ebenso wenig lese ich da eine Anweisung zur extremen Spreizung.
Die Notation zeigt statt dessen die kompositorische Absicht, keine buchstäbliche Ausführungsanweisung. In der Klaviermusik kommen solche scheinbar unspielbar notierten Stellen häufiger vor, dabei sollte man sich die konkrete Situation genau anschauen.

Das Tempo des Lieds erlaubt, das zweigestrichene d den notwendigen Tick kürzer spielen, um zum eingestrichenen c mit dem zweiten Finger umzusetzen. In der Oberstimme erfolgt dadurch ein ganz normaler Abschluss der Phrase auf der Zählzeit 1 und nach der "Atempause" für das Umsetzen der Finger der Beginn der nächsten Phrase auf dem eingestrichenen c. Die Oberstimme wird dadurch natürlich fortgesetzt, das Umschalten in Musescore in eine zweite Stimme ist rein notationsprogrammtechnisch gemeint, nicht musiktheoretisch im Sinn des mehrstimmigen Satzes.
In Finale könnte man alternativ man die automatische Notenwert-Ausählung der Stimmen abschalten.
Aus der Viertelnote auf der "1" eine Achtel zu machen mag sich je nach Spielfähigkeiten in der Ausführung ergeben, war aber anscheinend nicht die kompositorische Absicht.

atemzechen.jpg

Gruß Claus
 
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Seltsam finde ich hier auch noch den Fingersatz. Warum den Sprung / die Spreizung noch verschärfen, indem die ersten Achtel mit 2-4 gespielt werden sollen?
 
Aber ist das auch so vom Arrangeur gewollt?

Was von einem Arrangeur gewollt ist, ist immer anhand der Originalkomposition zu beurteilen! Und die ist hier unmissverständlich (nachfolgend nur die in die Bearbeitung übernommenen Orchesterstimmen):

strauss-coda.PNG

Auf mich wirkt es nicht wie ein Takt mit zwei Stimmen.

Zwei- und Mehrstimmigkeit muss nicht unbedingt auch mehrstimmig ausnotiert sein - das beste Beispiel sind die Solowerke von Bach für Violine bzw. Cello. Die obige Stelle könnte bei Bach (z.B. für Violine solo) wie nachfolgend aussehen, wäre aber trotz einstimmiger Notation als latent mehrstimmig zu interpretieren:
bach-donau-1.png

Unser Gehör schafft hier Verknüpfungen zwischen benachbarten Tonstufen (rot markiert) und deutet die Sprünge als Einsatzpunkte eigenständiger Linien - das Phänomen nennt sich ASS (Auditory Stream Segregation) - musikalisch wird das z.B. durch "linearen Kontrapunkt" realisiert.

Das heißt, dass im Klavier-Auszug die ersten beiden Achtel wegfallen ...

Es fällt nur das 2. Achtel (cis1) weg - das 1. Achtel (d1) liegt in der linken Hand:

strauss piano.png
 
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Könntest du das konkret an einem Beispiel erläutern? Ich weiß nicht, wie du das meinst.
Ich hab auf diesem Gerät leider keine Möglichkeit Noten zu schreiben.
Ich versuche es daher mit einer Erklärung:
Wenn Du bei MuseScore vor der Eingabe der Viertelnote die Triolenfunktion aufrufst und da 8tel-Triole wählst, werden 3 Achtelpausen und das Triolenzeichen (schräge 3, eckige Klammer) angezeigt. Wenn Du dann auf dem Platz der ersten Achtelpause eine Viertelnote eingibst und auf dem Platz der dritten Achtelpause eine Achtelnote, erhältst Du das Notenbild wie in der Vorlage. Dann markierst Du noch das Triolenzeichen und machst es unsichtbar.

Ob der so entstehende Rhythmus nun, wie von den anderen erklärt, dem Original, also der Orchesterpartitur entspricht, ist dann wieder etwas anderes. Mir geht es um die Deutung der von Dir genutzten Notenvorlage. Die Gleichung Viertel + Achtel = Viertel funktioniert meiner Ansicht nach nur, wenn man die Summe als Triole deutet. Eine Zweistimmige Notation finde ich zu kompliziert und nicht der Vorlage entsprechend.

jm2c

Gruß
Lisa
 
Ich habe auf jeden Fall schomal den Takt in Musescore genauso eingeben können, wie es in der Akkordeon-Partitur steht (danke an @Claus).

Wenn jedoch eine Zäsur/Atempause dort wäre, dann hätte Herr Fries dies doch auch notieren können. Immerhin nutzt er im zweiten Teil dieses Stücks auch eine Zäsur, auch wenn ich diese in anderen Partituren zu diesem Stück nicht finden konnte, aber das nur nebenbei.

In der Klaviermusik kommen solche scheinbar unspielbar notierten Stellen häufiger vor, dabei sollte man sich die konkrete Situation genau anschauen.

Das kann ich gar nicht beurteilen, da es das erste Mal ist, dass ich mich intensiv mit solch einem für mir sehr schweren Stück Takt für Takt beschäftige. Könntest du vielleicht weitere Beispiele aus anderen Stücken nennen, wo das der konkrete Fall ist? Vielleicht hilft mir das, diese Art der Notation besser zu verstehen.

Das Tempo des Lieds erlaubt, das zweigestrichene d den notwendigen Tick kürzer spielen, um zum eingestrichenen c mit dem zweiten Finger umzusetzen.

In der von mir verlinkten Akkordeon-Performance habe ich gemerkt, dass an dieser Stelle eine kleine Pause gemacht wurde, das aber in den Noten nicht dargestellt wird, aber vermutlich muss man nicht alles notieren?

@OckhamsRazor:

In deinem Bild von der Orchester-Partitur spielen mehrere Instrumente gleichzeitig (logisch, ich weiß). Ich als Laie würde dann jedoch erwarten, dass man das auch in einer Partitur, welches nur von einem Instrument gespielt werden kann, als zwei- bzw. mehrstimmig notiert, da in dem Fall von Herrn Fries in seinem Akkordeon-Arrangement auch vorher konsequent Mehrstimmigkeiten notiert sind. Warum also in diesem Takt (siehe oben) eine Ausnahme machen?

Außerdem müssten doch sich dann die Richtungen der Notenhälse entgegengesetzt verhalten, oder? Und eine Achtelpause wäre unter der Viertelnote zu sehen, so wie es @Claus gemacht hat.

zweistimmig.png

Die obige Stelle könnte bei Bach (z.B. für Violine solo) wie nachfolgend aussehen, wäre aber trotz einstimmiger Notation als latent mehrstimmig zu interpretieren:

Inwiefern? Weil man es hören würde oder gibt die Notation irgendeinen Anhaltspunkt dazu? Oder ist der Anhaltspunkt der sehr große Intervall zwischen manchen Tönen?

Ich habe vorher noch nie von Auditory Stream Segregation gehört und mir ein bisschen dazu auf YT angesehen. Wenn ich es richtig verstehe, im Zusammenhang mit einer Solo-Performance, dann entsteht für den Hörer aufgrund der sehr großen Intervalle und der ständigen Wiederholung dieser, der Eindruck, dass es sich um zwei Instrumente handelt. Ist das so richtig? Falls ja, dann würde ich einfach mal behaupten, dass dieser Effekt in diesem Takt, welchen ich so problematisch finde, gar nicht greift, da die nötigen Wiederholungen dazu fehlen.

Ich persönlich hätte diesen Takt mit einer Zweitstimme versehen, da im Orchester Piano und Violine im selben Takt spielen.

@Lisa2:

Jetzt habe ich verstanden, wie du es meinst. Aber es fällt auf, dass ich da geschummelt habe, da ein unnatürlicher Abstand zwischen den Noten ensteht. Den könnte man sicherlich kaschieren.

triole.PNG
 
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Mir geht es um die Deutung der von Dir genutzten Notenvorlage. Die Gleichung Viertel + Achtel = Viertel funktioniert meiner Ansicht nach nur, wenn man die Summe als Triole deutet.

Bereits durch die eindeutige Positionierung der Notenköpfe ist eine Deutung der Achtel als Triolen ausgeschlossen:

donu akk.png


Abgesehen davon spricht die Motivik (sequenzierte fallende Sekunden) gegen eine Trioleninterpretation: (d)_cis - e_d - fis_e | g_fis ...

Eine Zweistimmige Notation finde ich zu kompliziert und nicht der Vorlage entsprechend.

Erstens entspricht eine mehrstimmige Notation der Vorlage (das ist nämlich die Originalpartitur, nicht die Bearbeitung!), zweitens ist der Notationsvorschlag von @Claus nicht nur hinsichtlich der Originalvorlage korrekt, sondern auch lesetechnisch besser erfassbar als die Akkordeon-Version:

714668-f7c7fb2b2eb33d159799a99d31957fd6.png

Wenn ich es richtig verstehe, im Zusammenhang mit einer Solo-Performance, dann entsteht für den Hörer aufgrund der sehr großen Intervalle und der ständigen Wiederholung dieser, der Eindruck, dass es sich um zwei Instrumente handelt.

Wahrscheinlich meinst du die YT-Beispiele mit Tonrepetitionen auf Leersaiten (z.B. in Bachs Chaconne in d-Moll oder im Preludium BWV 1006), das sind aber äußerst "primitive" Beispiele, weil durch den Wechsel von Melodiestimme und begleitender Leersaite (wie beim Bordun) ohnehin bereits fingersatz- und bogentechnisch eine deutlich hörbare Mehrstimmigkeit entsteht.
Wiederholung ist für ASS nicht wesentlich, entscheidend ist die musikalisch sinnbildende Anschlussfähigkeit der einzelnen "Tonpunkte", wobei wahrscheinlich gestaltpsychologische Phänomene wirksam werden (insbesonders: Gesetz der Nähe, Gesetz der gemeinsamen Region, Gesetz der guten Fortsetzung).

Weil man es hören würde oder gibt die Notation irgendeinen Anhaltspunkt dazu?

Sowohl als auch. Die meisten Solowerke Bachs lassen sich analytisch auf mehrstimmige Gerüstsätze reduzieren, es handelt sich also im Prinzip um in die Einstimmigkeit projizierte, kontrapunktisch ausgesetzte Generalbass-Sätze. Wie es gedacht ist, kann man beim Vergleich von Bachs eigenen Bearbeitungen von Violin- und Cellowerken für Tasteninstrumente oder Laute nachvollziehen.
Diese dem "style brisé" ("durchbrochener Satz") verwandte Satztechnik wird als "linearer Kontrapunkt" (nach Ernst Kurth) bezeichnet. Im Barock diente Musik auch der intellektuellen Unterhaltung, dazu zählte auch die Fähigkeit, durch wenige Einzeltöne angedeutete Linien mit dem "inneren Ohr" zu sinnvollen mehrstimmigen Verläufen ergänzen zu können - also ähnlich dem Kinderspiel, Punkte so mit Strichen zu verbinden, dass konkrete Figuren entstehen.
 
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wenn Du dann auf dem Platz der ersten Achtelpause eine Viertelnote eingibst und auf dem Platz der dritten Achtelpause eine Achtelnote, erhältst Du das Notenbild wie in der Vorlage. Dann markierst Du noch das Triolenzeichen und machst es unsichtbar.

Bereits durch die eindeutige Positionierung der Notenköpfe ist eine Deutung der Achtel als Triolen ausgeschlossen:

donu akk.png
So wie ich @Lisa2 verstehe, möchte sie nicht die Achtel als Triolen notieren, sondern die Viertel + die erste der Achtel. Damit käme das zweite Achtel wieder pünktlich auf Schlag 2. Diese Lösung würde optisch dem Original nahekommen, ohne eine zweite Stimme zu erfordern. Rhythmisch würde es beim Vorspielen in Musescore allerdings nicht passen. Also so:
1632088885814.png
(die Triolenklammer habe ich absichtlich dringelassen; Capella markiert Triolen zusätzlich blau)
 
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So wie ich @Lisa2 verstehe, möchte sie nicht die Achtel als Triolen notieren, sondern die Viertel + die erste der Achtel.

Auch das macht hier aber sowohl stilistisch, als auch unter Berücksichtigung des Originals keinen Sinn, und gibt auch die Notierung nicht her:
Die Möglichkeit der durchgehenden Verbalkung aufeinanderfolgender Achtel im 3/4 gilt nicht mehr, sobald Triolen oder kleinere Werte hinzukommen. Wäre hier eine Triolenklammer "vergessen" worden, hätte das cis1 als einzelne Achtel notiert werden müssen.

Die fragliche Stelle dürfe jetzt aber ohnehin geklärt sein.
 
So wie ich @Lisa2 verstehe,
Genauso hatte ich es gemeint!
Jetzt habe ich verstanden, wie du es meinst.
Nicht ganz. @lil hat es meiner Beschreibung entsprechend notiert.

Wie diese Schreibweise nun musikwissenschaftlich einzuordnen ist, steht auf einem anderen Blatt.
Mir ging es ausschließlich um die Möglichkeit, die Darstellungsweise des Arrangements (einigermaßen) zu übernehmen. Das funktioniert aber nur hinsichtlich der Notenwerte nicht jedoch hinsichtlich der Verbalkung. Da sperrt sich das Programm verständlicherweise, da eine Verbalkung voraussetzt, dass die verbundenen Noten zueinander passen. (Das hatte ich ignoriert). Eine Triolenachtel muss deshalb bei "ihrer" Viertel stehen und nicht in der Achtelkette. Der durchgezogene Balken ist daher ein klarer Hinweis darauf, dass es sich bei der fraglichen Note um eine normale Achtel handeln muss. Der Rest wurde ja ausreichend erläutert.

Gruß
Lisa
 
Es fällt nur das 2. Achtel (cis1) weg - das 1. Achtel (d1) liegt in der linken Hand:
Das hatte ich geflissentlich versucht, zu vertuschen :embarrassed:
(um die Diskussion nicht noch weiter zu verkomplizieren).
Zudem sind an dieser Stelle in puncto linke Hand Klavierauszug und Akkordeon-Arrangement komplett übereinstimmend - zumindest ist das d' auch zwangsläufig im Akkordeon-Akkord mit dabei.


Außerdem müssten doch sich dann die Richtungen der Notenhälse entgegengesetzt verhalten, oder? Und eine Achtelpause wäre unter der Viertelnote zu sehen, so wie es @Claus gemacht hat.
Streng genommen schon, denn das erleichtert die Unterscheidung der beiden Stimmen.
Aus Platzgründen und vielleicht, weil Polyphonie übertrieben wirkt, kann man durchaus die Halsrichtung drehen. Nur, wenn man auch noch die Pause weglässt, wird es einfach extrem missverständlich (um nicht zu sagen: falsch).


Wie diese Schreibweise nun musikwissenschaftlich einzuordnen ist, steht auf einem anderen Blatt.
Mir ging es ausschließlich um die Möglichkeit, die Darstellungsweise des Arrangements (einigermaßen) zu übernehmen.
Die Musikwissenschaften sind nicht einmal das Problem, sondern ein schlichtweg rhythmisch verschoben positionierter Notenkopf. Das mag in diesem Fall (bis auf eine scheinbar unsinnige Ungleichmäßigkeit) kauf auffallen, aber wenn andere Stimmen mit "echten" Achteln dabeiwären, würden die Nontenköpfe nicht richtig untereinander ausgerichtet werden.


Das funktioniert aber nur hinsichtlich der Notenwerte nicht jedoch hinsichtlich der Verbalkung. Da sperrt sich das Programm verständlicherweise,
Naja, eigentlich soll ein Notensatzprogramm das machen, was der Mensch will und nicht umgekehrt.
Normalerweise (kommt halt auf das Programm an) lassen sich jedenfalls beliebige Balken setzen, aber die korrekte Lösung hat @Claus ja schon lange angegeben und wenn man das Original reproduzieren möchte, blendet man eben die Pause auch noch aus.

Trotzdem: Hier zum Vergleich die originale Pseudo-Polyphonie (mit korrekt positionierten Notenköpfen) und darunter die Triolenlösung (damit man sie erkennt, habe ich die Triolenklammer stehen gelassen, nur blau eingefärbt):

1632149124757.png


Man sieht deutlich, dass die erste Achtel in der Version mit dem "Triolentrick" nachhinkt.
Der Balken ist manuell gesetzt (eine Automatik hätte das aus den von Dir genannten Gründen niemals getan).

Viele Grüße
Torsten
 
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