MODI - mal ganz allgemein ...

turko
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Seitdem ich hier im Forum zu Gast bin, lese ich immer wieder (und mir scheint, immer MEHR) über diese oder jene Probleme mit den Modes bzw. den Kirchentonleitern.

Nun möchte ich hier zur Debatte stellen, ob all das Getue um sie wirklich sinnvoll ist, oder ob es viele nicht mehr verwirrt, als es ihnen eine sinnvolle musikalische (!) Hilfe ist. Und hier rede ich hauptsächlich von Anfängern. Daß ein wirklich fortgeschrittener Musiker wissen muß - und HÖREN muß - ob eine Passage nun Dorisch ist oder Äolisch, ist für mich keine Frage.

Aber was bringt das ANFÄNGERN ?

Ist es wirklich sinnvoll, sich dem so oft geäußerten Wunsch „ich will Improvisieren lernen“ über die Modi zu nähern ?

Wäre es nicht viel sinnvoller, sich einmal jahrelang mit den Drei- und Vierklängen zu beschäftigen und mit Tensions, und die immer wiederkehrenden harmonischen Phrasen und Sequenzen einmal zu verinnerlichen, sodaß man zumindest für danach folgende Improvisationen die „wichtigen“ Töne im Ohr und im Hirn hat ? Die, die dann als Dreh- und Anker- und Zielpunkte dienen werden ? Abgesehen von Rhythmik ... !

Ich will bei Gott nicht behaupten, daß MEIN persönlicher Weg der einzig seeligmachende ist, aber nur zur Verdeutlichung, was ich meine, will ich aus meinem persönlichen Leben erwähnen, daß ich zuerst einmal 20 Jahre Musik gemacht habe (in Band gespielt, allein gespielt, arrangiert ...), ohne überhaupt eine Ahnung davon gehabt zu haben, daß es MODI überhaupt GIBT.

Erst DANN habe ich begonnen, mich für tiefergehende theoretische Studien zu interessieren, und bin draufgekommen, daß man durch die MODI vieles aus einem anderen, und theoretisch besser fundierten Blickwinkel betrachten kann. Und daß man dabei unwillkürlich eine mehr horizontale Denkweise fördert, was mir als alten „Vertikaldenker“ besonders entgegengekommen ist. Und daß sie als Erklärung für die Zusammensetzung eines bestimmten Tonrecervoirs in bestimmten Situationen sehr gut geeignet und dafür verwendbar sind.

Wogegen ich mich nur wehre ist der Umstand, daß viele offenbar glauben, mit der Beherrschung einer dorischen und mixolydischen Tonleiter (z. B. auf der Gitarre) wäre der Endpunkt der Improvisationskunst erreicht, ohne sich überhaupt bewußt zu sein, was DORISCH überhaupt im Detail heißt, was es bedeutet, und wie es KLINGT.

Würde ich unterrichten (was ich nicht tue), würde ich das Thema MODI jedenfalls GAAAANZ am Ende der Ausbildung ansiedeln. Gewissermaßen noch als Beitrag zum Thema „loose ends“ und zur Abrundung. Aber nicht als Basisbaustein zu Beginn. Auch, wenn es in der Probe sicher wahnsinnig cool klingt, wenn man sagen kann „ich habe diese 4 Takte eher lydisch angelegt“ ...

Würde mich interssieren, was Ihr so zu diesem Thema meint ...

LG, Thomas
 
Eigenschaft
 
Da rennst Du bei mir zumindest offene Türen ein... Ich kenne welche die wollen unbedingt Improvisieren lernen, schaffen es aber nicht 4 Takte in Time zu bleiben. Dafür kommen die aber jede Woche mit irgend einem Mist (Tschuldigung, aber das ist noch das harmose Wort!) an, den sie im Netz gefunden haben und der als DIE geniale und einfache Methode improvisieren zu lernen angepriesen wird. Da schnappen die dann auch was über die MODI auf und ich darf dann die nächste Unterrichtsstunde damit verbringen die Jungs zu motivieren doch erst mal das ABC zu lernen, bevor sie versuchen Romane zu schreiben.
 
Hi thomas!

Ich sehe das ähnlich wie du. In den "normalen" Stilistiken...also abgesehen von Fusion, Jazz, o.ä...finde ich es viel wichtiger wenn man sein Solo - ich nenn das jetzt mal "massentauglich" - anlegt. Was ich damit sagen will ist folgendes. Man kommt extrem weit wenn man sich damit beschäftigt aus welchen Tönen die Akkorde zusammengesetzt sind, über die man gerade improvisiert. Wenn du damit die Pentatonik - ist für Anfänger ja DIE Tonleiter - anreicherst, kannst du ein sehr weites Spektrum abdecken und der Zuhörer erkennt klare Strukturen...also er kann den Changes folgen ( auch jeder unmusikalische Mensch kann zwischen Dur und Moll unterscheiden).

Ich will jetz nicht unbedingt auf Arpeggios raus aber wenn du von einem, sagen wir mal Pentatonik-Lauf aus, gezielt auf bestimmte Akkordtöne spielen kannst, dann fängst du ja die "Klangfarbe" des Akkordes ein. Dafür sollte man sich aber auch von seinen Ohren leiten lassen und nicht immer alles unbedingt musiktheoretisch begründen wollen...finde ich.

Rock On!
 
Ich gebe euch prinzipiell recht... das Problem sind aber nicht (nur) irgendwelche Seiten im Internet, sondern auch das eine oder andere Lehrbuch, was auch für Anfänger/(noch nicht weit) Fortgeschrittene geschrieben wurde...

Beispiel eines Buches zum Einstieg in die Jazz-Improvisation... Kapitelabfolge: Die Dur-Skala; Die Akkorde der II-V-I-Kadenz (Grundton auf E- und A-Seite); Modes (Kirchentonleitern); Arpeggios (inkl. Herausarbeitung der "starken" Akkordtöne); Licks... dann das ganze in Moll...

Modes werden dann eben auch recht verkürzt nach dem Motto erklärt: D-Dorisch ist, wenn man das Tonmaterial der C-Durtonleiter von D nach D spielt... Da fehlt dann IMHO der deutlichere Hinweis auf die "harmonische" Umgebung...

Prinzipiell finde ich das Buch noch nichteinmal schlecht, aber das Problem wird deutlich... Ohne weitere Infos dazu (im Buch oder begleitend durch einen Lehrer), vielleicht sogar den Hinweis, diese Modes auch (ein Stück weit) als eigenständige Skalen zu betrachten, kommt es dazu, dass Anfänger einen falschen Eindruck bekommen.

Vielleicht ist das große Problem sowieso, dass viele Leute autodidaktisch lernen, im Gegensatz zu früher aber durch das Internet eine unbeherrschbare Fülle an Informationen bereit steht, die man allein nicht vernünftig sortiert bekommt...
 
Vielleicht ist das große Problem sowieso, dass viele Leute autodidaktisch lernen, im Gegensatz zu früher aber durch das Internet eine unbeherrschbare Fülle an Informationen bereit steht, die man allein nicht vernünftig sortiert bekommt...

Das sehe ich schon ähnlich. Die meisten Anfänger tun sich echt schwer damit das Timing zu halten bzw. die Länge ihres Solos einzuschätzen, wollen aber gleich alle Skalen mit nem Mördertempo spielen um besonders tricky zu sein. Im Internet gibts halt sehr viele Verlockungen, Vorbilder oder 7jährige Japaner, die selbst Vai und co. Paroli bieten können ;). Da will man natürlich mithalten, also versucht man alles zu lernen. Das Problem liegt meiner Meinung nach in der Umsetzung des Gelernten. Daran scheitern die Meisten...ich mein...jeder kann lernen ein Solo von Robben Ford oder Satriani nachzuspielen. Der Knackpunkt is aber...Die haben es erfunden - d.h. sie wissen was sie da tun und wie sie ihr Tonmaterial wählen müssen - und darauf kommt es an...eigene Ideen aus dem Gelernten zu entwickeln...
 
Ein Problem an den Modis ist, das es keine "einfache" erklärung gibt und das weit aus größer Problem ist das die meisten einfach kein bock haben sich ernsthaft mit der Theorie auseinader zu setzten.
Manchmal glaube ich das die meisten leute hier keine Lust haben sich ernsthaft hin zu setzen und zu lernen, sonder hier von den "kompetenten" Usern fertig erfasstes und geordnetes Wissen so zu sagen "Drive In" zu erwerben.
Auch lesen viele irgendwelche seiten im Internet oder kaufen sich zig Bücher aber bei manchen hab ich einfach das gefühl das sie niemals praktisch an ihren instrumenten getestet haben.

Aber andererseits, es währe ziemlich still hier :D
 
Man müsste nur endlich mal aufhören das Herleitungsprinzip (Von jeder Stufe der Dur Tonleiter erhält man einenanderen Skalentyp) als Sinn und Zweck der Modi zu verkaufen...
So bequem dieses Prinzip ist, so sagt es doch gar nichts über den Sound aus. Im Gegenteil wird so suggeriert, dass das nur ein abstrktes Jonglieren mit Skalennamen ist, ohne daß unser Gehör die Zusammenhänge wirklich nachvollziehen kann weil das Grundtonempfinden gleich bleibt.
 

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