Musiktheorie und Notenkenntnisse notwendig zum Musizieren?

  • Ersteller Gast290603
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Ablehnend bin ich allerdings gegenüber denen, die Harmonielehre auf fortgeschrittenem Niveau beherrschen, aber auf ihrem Instrument nichts zustande bringen und dann den anderen erzählen wollen wie man spielt.
Rein geistige Übung kann ja auch durchaus interessant sein (wobei "echtes" Verständnis je nach Veranlagung auch ein gewisses spieltechnisches Niveau voraussetzt weil man das ja auch irgendwie erleben können muss um es wirklich umfassend zu verstehen)- aber auf einem Instrument was zu können ist halt in erster Linie viel praktische Arbeit, die muss man nun mal machen um irgendwie glaubwürdig was zum "wie man spielt" sagen zu können.

Weils da irgendwie so gut passt:
Was ist der Unterschied zwischen einem Musiker und einem Musikwissenschaftler? :D
Exakt derselbe wie der zwischen einem Liebhaber und einem Gynäkologen
 
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Habe ich Tabs, dann sehe ich zwar, wo auf dem Griffbrett auf welcher Saite der Ton gegriffen werden soll, aber ich sehe nicht, mit welchem Finger das geschehen soll.
Okay, ich kann verstehen dass Dir das hilfreich ist.

In den Jazzbeginnervideos die ich oben meinte (mit Noten+Tabs) sind die Finger nicht notiert (s. Bild). Das stört mich aber auch gar nicht. Tut es auch nicht bei anderen Genres. Wie und wo ich mit der linken Hand greife sagt mir glücklicherweise mein Unterbewußtsein. Überlegen brauche ich dbzgl. nicht mehr. Da waren stumpfe Tonleiter-, Arpeggio- und CADGED-Übungen (neuerdings) uÄ. dann doch nicht ganz umsonst. Und dabei habe ich, bevor ich die Töne auf dem Griffbrett auswendig gelernt habe, einfach nur nach Tabs gespielt, ganz ohne zu wissen wie das alles im Kontext mit den darunterliegenden Akkorden funktioniert.


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Noten, dh. welche Töne gespielt werden, sind gerade in Jazz Rock Pop halt auch nur ein Teil des Ganzen. In der Klassik eigentlich auch.
Nur stur die Noten lesen und runterspielen ist genausowenig interessant, wie wenn im Theater jemand den Nathan vorliest.

Ein Theaterstück ist eben viel viel mehr als der Text, und gute Musik ist auch mehr als die Noten - die sind die Gedächtnishilfe.

Wenn man weiß, wie man zB Bach oder Chopin spielt, dann kann man mit den Noten in der Klassik schon was anfangen. In der Klassik kenne ich auch niemanden, der keine Noten kann oder ohne klarkommt. Da geht es aber auch um 1:1 Darbietung dessen, was die Komposer notiert haben.

Im Jazz Rock Pop Blues usw. nützt ein Sheet nur begrenzt etwas, weil dort nicht alles notiert ist. Man muss sich die Aufnahme dazu anhören oder entwickelt halt selbst etwas. Entsprechend geht viel mehr ohne Noten.

Für mich ist es viel einfacher, ein Stück von Noten zu lernen oder um mich an bestimmte Stellen zu erinnern. Aber es gibt auch Leute, die sich lieber eine Aufnahme anhören und nach Gehör dazu spielen oder sich Filme auf youtube hernehmen. Muss halt jeder selbst entscheiden, was für ihn am einfachsten ist. Mir würde was fehlen ohne Noten.
 
Ob man kreativere oder qualitativ hochwertigere Ergebnisse bei der Komposition erzielen kann, wenn man in Theorie bewandert ist, das scheint mir hier die Kernfrage zu sein,...
Die Kernfrage hast Du auch gleich treffend beantwortet. Gute Ideen allein machen noch kein Meisterwerk. Der von dir erwähnte geradezu "unwahrscheinlich, aber wahr" eingetretene Glücksfall der Zusammenarbeit zwischen den Beatles mit dem gut ausgebildeten George Martin ist dafür ein treffendes Beispiel.
...und dann den anderen erzählen wollen wie man spielt.
So, wie das beschrieben ist, lese ich die Aussage als Reaktion bei aufdringlichem "Besserwissen".
Passende Fragen und Bereitschaft zum Dialog vorausgesetzt sieht es für mich etwas anders aus, die Situation haben wir auch im Forum immer wieder.

Markus Stockhausen ist ein Beispiel für einen international erfolgreich tätigen Trompeter, der als junger Musiker bei Carmine Caruso buchstäblich Trompeten-Unterricht im Kernbereich "Ansatz" nahm.
Caruso konnte ihm und vielen weiteren Trompetern offenbar hilfreiches "know how" vermitteln, selbst aber überhaupt nicht Trompete spielen.
https://www.markusstockhausen.de/trompeter-musiker-komponist/12/fuer-trompeter-innen

Alltagsnahe Beispiele: als Klavierschüler/in weiß man bei gutem Unterricht und Neigung nach ein paar Jahren eine ganze Menge über das Spielen der schweren und schwersten Sonaten von Beethoven Sonaten oder Chopin, aber nur wenige Amateurmusiker werden diese Stücke je spielen können.
Im Jazz gilt Ähnliches zu Fragen betreffend Donna Lee, Giant Steps oder Stablemates. Jazzfans sind die Stücke relativ bald einigermaßen oder auch gut bekannt, aber auf dem eigenen Instrument solistisch für Amateure meist in weiter Ferne.

Gruß Claus
 
Und das gefällt mir außerordentlich gut, denn oft / in vielen solcher Lehrhefte hat man zwar die Noten zu den drunter liegenden Tabs, aber nicht die zugehörigen Finger der Greifhand. Was für mich jedenfalls ein Problem ist.

Diesen Punkt finde ich sehr interessant.

Musiker, die ein Instrument ohne Notenkenntnis spielen, finden die optimalen Griffe/Fingersätze nahezu intuitiv oder mit kurzem Ausprobieren - als ob ihr Körper (auch die Finger) mit der Musik mitgehen.

Ich dagegen habe das Instrument bereits notenkundig angefangen und habe selbst Tonleitern nach Noten mit notierten Fingersätzen gelernt. So habe ich mich von Anfang an auf die Fingersätze fixiert, daß ich mittlerweile mit leicht abgewandelten Fingersätzen etwas unsicher spiele. Dabei hätte ich die Tonleitern einfach nach dem Ohr flüssig spielen können.

In diesem Zusammenhang muß ich an Anne-Sophie Mutter denken. Sie wollte ihre Konzerte ein bißchen variabel spielen (nicht immer dasselbe), um dem Publikum immer etwas Neues zu bieten, auch wenn es (schon wieder) Beethovens Violinkonzert in D-Dur sein sollte. Sie hat einfach jedesmal die Fingersätze variiert. :great:

Natürlich braucht man dafür ein gewisses Niveau an Spielfertigkeit, aber es zeigte mir, daß selbst die persönlich optimalen Fingersätze nicht in Stein gemeißelt sind und daß ein guter Musiker auch hier einen großen kreativen Raum finden kann.

Gruß, Bjoern
 
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In diesem Zusammenhang muß ich an Anne-Sophie Mutter denken. Sie wollte ihre Konzerte ein bißchen variabel spielen (nicht immer dasselbe), um dem Publikum immer etwas Neues zu bieten, auch wenn es (schon wieder) Beethovens Violinkonzert in D-Dur sein sollte. Sie hat einfach jedesmal die Fingersätze variiert.
Stimmt das? Kann ich mir jetzt nicht vorstellen, dass sowas sinnvoll ist. Wo hast Du denn die Info her?
Davon mal abgesehen hat sie garantiert nicht "immer dasselbe" gespielt, bloß weil sie dieselben Fingersätze benutzt hat.
Es gibt genügend musikalische Parameter, die man ändern kann. Tempo, Phrasierung, und ohnehin ist jeder Abend anders durch Orchester, Dirigent, Publikum, Stimmung ...

Ich bin kein Geiger, aber am Klavier kann ich bei schweren Stücken keine Fingersätze spontan ändern, ohne mir erhebliche Unsicherheiten reinzuholen. Ich würde auch keinen Sinn darin sehen.
Einfachere Stellen kann ich natürlich anders spielen. Bei Impro kann man aus Spaß auch mal eine Melodie nur mit dem Zeigefinger spielen oder mit der Nase, aber das ist dann eher Show.

Dabei hätte ich die Tonleitern einfach nach dem Ohr flüssig spielen können.
Du denkst, dass Du ohne vorgegebene Fingersätze besser spielen könntest?
Auch das kann ich mir nicht so richtig erklären. Die gelehrten Fingersätze sollten eigentlich das viele viele Jahre erreichte Optimum darstellen.

Natürlich kann es für einen Anfänger einfacher sein, mit dem Zeigefinger auf dem Griffbrett rumzurutschen anstatt die "korrekten" Finger zu benutzen. Einfach weil man nicht drüber nachdenken muss. Langfristig dürfte das aber eher nichts bringen.
 
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Stimmt das? Kann ich mir jetzt nicht vorstellen, dass sowas sinnvoll ist. Wo hast Du denn die Info her?

Ja, das stimmt. Gehört habe ich es von ihr selbst und von einigen Musikern (Musikkritikern), die in einem Interview ihre Konzerte und gerade die variablen Fingersätze bewundernd kommentiert haben.

Du denkst, dass Du ohne vorgegebene Fingersätze besser spielen könntest?

Das weiß ich nicht, ich war damals zu diszipliniert und habe mich an die Anweisungen der Klavierlehrer gehalten. Jahre später hatte ich auch den Mut, meine eigenen Fingersätze zu entwerfen, aber das Festhalten an (irgendwelchen) Fingersätzen konnte ich nicht mehr abwerfen, und die angelernten Fingersätze kann ich nicht mehr variieren. Und das beschränkt mein (kreatives) Spiel auf jeden Fall. Das ist in meinem Falle nicht so schlimm, weil ich keine große/lange Zukunft vor mir habe, aber für jüngere Musiker können die variablen Fingersätze sicherlich zu einer kreativen Spielwiese werden.

Gruß, Bjoern
 
die variablen Fingersätze sicherlich zu einer kreativen Spielwiese werden.
auf der Gitarre zumindest folgen die Fingersätze ja auch einer gewissen Logik. Wo komme ich her und wo will ich hin.
Wenn man nicht gerade vollkommen frei improvisiert, sollte man sich vorher Gedanken machen, was man wie spielen will.
Damit will ich sagen, so unendlich vielfältig sind diese Geschichten nun auch nicht. Aber es steht jedem/r frei den Weg zu wählen,
der ihm/ihr am besten passt (rein aus anatomischen Gründe z.B.) . Hat allerdings mit Notenkenntnissen und Musiktheorie eher weniger zu tun.
 
Das weiß ich nicht, ich war damals zu diszipliniert und habe mich an die Anweisungen der Klavierlehrer gehalten. Jahre später hatte ich auch den Mut, meine eigenen Fingersätze zu entwerfen, aber das Festhalten an (irgendwelchen) Fingersätzen konnte ich nicht mehr abwerfen, und die angelernten Fingersätze kann ich nicht mehr variieren. Und das beschränkt mein (kreatives) Spiel auf jeden Fall. Das ist in meinem Falle nicht so schlimm, weil ich keine große/lange Zukunft vor mir habe, aber für jüngere Musiker können die variablen Fingersätze sicherlich zu einer kreativen Spielwiese werden.
Dieser Absatz ist mir ein Rätsel ;)

Ich habe Fingersätze ganz klassisch gelernt und angewendet und kann dabei keinen Nachteil feststellen.
Die Fingersätze für Tonleitern, Akkorde, Stücke sind über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte ausgeklügelt. Dass ein Anfänger bessere Fingersätze entdeckt, halte ich für sehr unwahrscheinlich.

Warum Fingersätze die Kreativität einschränken sollten, ist mir auch nicht klar. Gute Fingersätze ermöglichen entspanntes Spiel und machen damit den Kopf frei für die eigentliche Musik. Wenn ich andere Fingersätze verwende, muss ich Aufmerksamkeit auf diese Fingersätze verwenden, die mir woanders fehlt. Warum sollte ich Akkorde anders greifen, als ich es kann und geübt habe? Warum eine Tonleiter anders spielen als man es kann?

Natürlich gibt es immer mal Alternativen und mehrere Möglichkeiten. Aber auch die muss man üben und automatisieren, wenn sie im Ernstfall klappen sollen.

Mir ist überhaupt nicht klar, worauf Du hier hinauswillst.

(Musikkritikern), die in einem Interview ihre Konzerte und gerade die variablen Fingersätze bewundernd kommentiert haben.
Ich bin ja ein großer Skeptiker, wenn ich sowas höre. Kennst Du Anne Sophie Mutter persönlich, oder kannst Du mir irgendwo eine Quelle dazu sagen? Wenn es nicht von Dir persönlich käme, würde ich bezweifeln, dass ein Musikkritiker im Konzert mitbekommt, welche Fingersätze ein Geiger im Gegensatz zum vorigen Konzert benutzt.
Ich werde bei Gelegenheit mal ein zwei Geigenprofis fragen, was sie dazu sagen.
 
Hier mal ein Beispiel in dem ich mich VÖLLIG getäuscht hatte. War überzeugt das er in Harmonielehre richtig fit ist, bei dem abgefahrenen Songwriting und wie er sich auf dem Instrument ausdrückt.

Mark Holcomb

„Bei den Songs von Periphery folge ich meinem Gehör, da ich keinen musiktheoretischen Background habe, was im übrigen auch auf die anderen Mitglieder zutrifft. Wir wissen eigentlich gar nicht genau was wir da musikalisch so tun und verlassen uns auf unser Gefühl. Wir unterhalten uns auch wie: Siebter Bund, vierte Saite, fünfter Bund, dritte Saite. Würde einer Mäuschen bei uns spielen, würde er denken wir sind Höhlenmenschen. 😉
Marc Holcomb / Periphery – 2023

„Mark Letteri, bei dem ich als Stunden nehme, hat gemeint, dass ich oft Noten einbaue, die eigentlich nicht in die Tonart passen, was man ja mit theoretischem Background vermeiden würde. Aber ich spiele einfach was sich für meine Ohren gut anhört. Er hat mir dann die verschiedenen Molltonleitern erklärt und nun kann ich auch die Dinge benennen.“
Marc Holcomb – Periphery - 2023


View: https://www.youtube.com/watch?v=8SwlrOMydiY&list=RD8SwlrOMydiY&start_radio=1


View: https://www.youtube.com/watch?v=zwdK4_cNWHY
 
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War überzeugt das er in Harmonielehre richtig fit ist
Spannendes Beispiel - das hätte ich auch so unterschrieben ;)

Ich denke, dass man ohne Theorie krass gute Musik machen kann, kann man glaub ich festnageln.

Für mich stellt sich trotzdem immer die Frage, ob es mit Theorie besser / einfacher geht. Klar, wenn jemand einfach keinen Bock drauf hat, dann sollte die Erkenntnis sein, dass man niemanden dazu zwingen muss. Praxis schlägt Theorie. In dem Sinn, dass die Theorie keine Voraussetzung ist.

Aber ganz bestimmt haben solche Leute sich ja auch ihr System im Kopf gebaut. Also ihre Art von Theorie, die dann halt nicht allgemeingültig ist, aber für das Instrument und die jeweilige Art von Musik super funktioniert. Und mein Eindruck ist irgendwie auch, dass das zu 90% auf der Gitarre so ist und dann vielleicht noch 9% Klavierspieler. 🤔 Funktioniert das auf diesen Instrumenten besser, oder liegt es an dem Stil? Klassische Musiker ohne Notenkenntnisse sind mir schlicht noch nie begegnet.

Als Lehrer würde ich trotzdem versuchen, theoretische Themen mit einzubauen, wenn es bei den Stücken passt. Aber ich nehme schon aus diesem Thread mit, dass man es nicht auf Krampf machen muss und es auch ohne gehen kann.
 
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Für mich stellt sich trotzdem immer die Frage, ob es mit Theorie besser / einfacher geht. Klar, wenn jemand einfach keinen Bock drauf hat, dann sollte die Erkenntnis sein, dass man niemanden dazu zwingen muss.
Ich habe schon in jungen Jahren Notenlesen (in der Schule und Musikschule) gelernt und (Privatunterricht) mit Harmonielehre beschäftigt.
Für mich war besonders die Harmonielehre von großem Vorteil, da ich gelernt habe, wie sich Akkorde zusammensetzen, welche Tonleitern es gibt und wie man sie einsetzen kann usw.

Ich möchte dieses Wissen auf keinen Fall missen – ich sehe es als Bereicherung und vor allem als Erleichterung beim Improvisieren.

Allerdings habe ich auch viele Musiker kennengelernt, die – ich nenne es mal so – ihre „Skalen“ selbst über ihre eigenen Fingersätze herausgefunden haben und so das Griffbrett visualisieren, ohne je Harmonielehre gelernt zu haben oder zu wissen, was z. B. dorisch ist. Schon krass, aber das ist eben die Realität.

Letztlich ist für mich nur eines entscheidend: Wie gut spielt der Musiker? Frei nach dem Motto: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. 😉

Jeder soll sein Glück so finden wie es ihm Spaß macht.

Aber ganz bestimmt haben solche Leute sich ja auch ihr System im Kopf gebaut.
Genau

Klassische Musiker ohne Notenkenntnisse sind mir schlicht noch nie begegnet.
Ich behaupte mal, dass überproportional viele Musiker, die viel Noten lesen und häufig vom Blatt spielen, oft – sehr oft – Probleme haben, etwas frei zu spielen.
Das sehe ich immer wieder bei Musikern aus Musikschulen: Sie sind oft aufgeschmissen, wenn sie etwas frei spielen oder improvisieren sollen.

Auch ich habe eine Zeit lang diese Erfahrung gemacht: Man gewöhnt sich daran, ständig aufs Blatt zu schauen, und der Song prägt sich dann nicht so gut im Kopf ein, wie wenn man ihn immer wieder ohne Blatt spielt.
Also: Alles sinnvoll einsetzen!

Als Lehrer würde ich trotzdem versuchen, theoretische Themen mit einzubauen, wenn es bei den Stücken passt. Aber ich nehme schon aus diesem Thread mit, dass man es nicht auf Krampf machen muss und es auch ohne gehen kann.
Weißt du, wie viele Musikschüler genau aus diesem Grund den Unterricht abbrechen?
Leider wollen das die wenigsten, selbst durch die Blumen nicht .... LEIDER
 
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Ich behaupte mal, dass überproportional viele Musiker, die viel Noten lesen und häufig vom Blatt spielen, oft – sehr oft – Probleme haben, etwas frei zu spielen.
Das sehe ich immer wieder bei Musikern aus Musikschulen: Sie sind oft aufgeschmissen, wenn sie etwas frei spielen oder improvisieren sollen.
stimmt 100 % kann ich nur zustimmen, kenne ich zu genüge Leute die Musik studiert haben
Auf einer Session sind die aufgeschmissen
 
kenne ich zu genüge Leute die Musik studiert haben
Musik studiert kann ja sehr verschiedenes heißen. Ein reiner Klassiker ist logischerweise bei einer Session aufgeschmissen, und ein reiner Jazzer wird Dir nicht die klassische Literatur so spielen können wie ein Konzertgitarrist. Das würde ich auch nicht negativ sehen, sind halt verschiedene Spezialisierungen.

Ich kann auch nicht mehr so gut Blattspielen wie früher, als ich nur Klassik gespielt habe. Dafür sehe ich in den Noten andere harmonische und funktionelle Zusammenhänge.

Schade ist es nur, wenn klassische Musiker gern improvisieren können würden, es ihnen aber keiner beibringt oder sie sich das nicht zutrauen.
 
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Ich behaupte mal, dass überproportional viele Musiker, die viel Noten lesen und häufig vom Blatt spielen, oft – sehr oft – Probleme haben, etwas frei zu spielen.

Ich bin mir nicht so sicher, ob es an dem Notenlesen liegt.

Für mich kann ich es unterschreiben. Aber ich denke, daß es daran liegt, daß ich zum Improvisieren keine Begabung habe. :cry:

Meine KL konnte beides - direkt vom Blatt (prima vista) im Tempo spielen, ganz freie Begleitung zu einem kurz angesungenen (ihr unbekannten) Lied oder einfach etwas nach Wunsch (ohne Noten), was sie zwar vom Hören kannte, aber die Noten nie gesehen hatte. Bei ihr denke ich an eine besondere Begabung, aber bei den anderen, die ich kenne und die auch frei spielen können (wenn auch nicht auf so hohem Niveau wie diese KL), glaube ich auch an Begabung, die durch praktische Übung zum freien Spiel geführt hat.

Fehlt diese Begabung, bleiben einem nur noch die Noten. ¯\_(ツ)_/¯

Gruß, Bjoern
 
Beim Normalmenschen sind es 5% Begabung und 95% üben🙄😊
 
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Je mehr ich übe, desto begabter werde ich.
 
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@opa_albin und @rbur

Begabung ist vielleicht zu abstrakt, ich meine musikalische Phantasie. Ich habe eine gut ausgeprägte visuelle und "mathematische" Phantasie, und diese Phantasie kann ich im gewissen Sinne praktisch umsetzen. Aber in der Musik habe ich nur "Gedächtnis", keine echte Phantasie. Was ich gehört habe, kann ich (in einfacher Form) nachspielen/nachsingen, aber ich kann mir keine neuen Melodien ausdenken (diese Art von Phantasie fehlt mir), und was ich im Kopf nicht habe, kann ich auch nicht spielen/singen. ¯\_(ツ)_/¯

Meine Kinder sind da ganz anders gestrickt. Sie spielen ihr Instrument (etwas Bekanntes) und legen in das Spiel ein kleines "neues" Zwischenspiel - einfach so aus dem Kopf; meist sind es nur ein paar Takte, manchmal kleine melodische "Läufe", aber jedesmal etwas Neues. Und so kenne ich das bei vielen Musikern, sie können ihre Phantasien auf dem Instrument praktisch umsetzen.

Ich denke, solche Art von Phantasie hat man oder man hat sie nicht. Üben kann ich nur das, was ich im Kopf "höre" oder was im Blatt steht, aber Phantasie?

Gruß, Bjoern
 
@Bjoerni
Ich würde nicht in Anspruch nehmen, eine allgemein gültige Aussage zu machen, ich kann nur von mir selbst und von Leuten reden, die ich gut kenne.

Ich denke, solche Art von Phantasie hat man oder man hat sie nicht. Üben kann ich nur das, was ich im Kopf "höre" oder was im Blatt steht, aber Phantasie?

Ein Weg, der nicht oder wenig von "Phantasie" abhängig ist, wäre zB. so:

Im Jazz ist es ja weithin üblich, sich mit "Licks", also typischen Motiven verschiedener Stilistiken zu beschäftigen. Gibt viele youtube-Videos davon. Wenn man das richtig macht, also nicht nur die Motive nachspielt, sondern sie analysiert, auseinandernimmt und wieder zusammensetzt, lernt man quasi das Vokabular der Großen Musiker dieser Stile. Das kann auch Bob Marley sein oder Pete Seeger.

Dann lernt man, diese flexibel zu verwenden. Nicht gleich am Instrument, sondern erstmal ganz in Ruhe auf dem Notenblatt, quasi arrangieren, probieren was gut klingt, mit dem Lehrer zusammen auswerten. Wie verbinde ich diese Licks, hänge vorn oder hinten Töne dran, ergänze Durchgangstöne, Approach Notes. Irgendwann kann man das dann auch am Klavier oder welches Instrument auch immer. Das ist im Prinzip Handwerk. Youtube ist voll von solchen Sachen. Auch Barry Harris hat solche Dinge erklärt, zB Pivot Tones oder seine 5-4-3-2-1 Motive. Ist jetzt nicht alles so spektakulär, aber kann man sich auf jeden Fall was abgucken.
In vielen Videos wird dann ganz gut erklärt, wie man zu interessanten Tonfolgen kommt. Rhythmus und Artikulation kommen oft etwas zu kurz, aber das kann man ja selbst bzw mit dem Lehrer weiter entwickeln.


Sehr gut eignet sich dazu auch Blues - langsam, viele Standard-Motive und Licks.

Dazu brauchst Du im Grunde keine Phantasie, Du musst Dir nichts ausdenken. Und das kann man denke ich auch gut unterrichten, allerdings braucht es auch einiges an Übezeit.

Ich bin glaube ich eher einer mit mehr Phantasie. Ich lasse gern mal einen Backingtrack laufen und pfeife oder singe impro dazu - da ist man nicht durch die technischen Probleme der finger gehemmt.
Licks habe ich nicht so gerne geübt, dadurch passieren mir mehr Fehler (Töne, die ich eigentlich spielen will, aber es kommen andere Töne raus ;) ). Kann man oft wieder ausbügeln, klar.

Für die Entwicklung der "Phantasie" würde ich erstmal versuchen, in einen Stil voll einzutauchen. Zum Beispiel Raggae - da würde ich ein paar Tage wirklich nur Raggae hören, mitsingen, mittrommeln, erstmal Akkorde und Begleitmuster mitspielen. Dann mal selbst mitsingen und ein paar eigene Töne einflechten. Rhyrhmus nochmal ist auch wichtig, man kann auch mit einem oder zwei Tönen ein gutes Solo machen. Also auch mal mittrommeln oder auf einem Ton viertel, Achtel, Synkopen, punktierte Noten usw. singen. Nicht gleich zu viel erwarten, erstmal einswingen, irgendwann kommen auch eigene Ideen, die klingen vielleicht noch nicht gut, aber man kann damit arbeiten.

Ich glaube, Du erwartest zu viel auf einmal.

So würde ich jedenfalls rangehen, mit meinem heutigen Blick. Früher dachte ich auch, die Jazzer können das einfach, ich werde das nie können. Und ich hätte auch nicht gewusst, was und wie ich da üben sollte.

Vielleicht kann @McCoy oder @Claus dazu noch fundierteres sagen, wie man das unterrichtet oder was es da noch für Material zum Selbststudium gibt.
 
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