Muss es wirklich eine "professionelle Audio-Soundkarte" sein?

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Hallo Leute!

Ich beschäftige mich nun schon einige Zeit mit dem Thema Home-Recording. Natürlich nur für den Hausgebrauch, dennoch äußert klangbewusst. Genau aus diesem Grund spiele ich momentan mit dem Gedanken, mir eine neue Soundkarte zu kaufen (vor allem, weil ich einen digitalen Eingang brauche).
Nun habe ich bis jetzt meine Aufnahmen einfach in den Line-In der Soundkarten gemacht, jeweils mit Speakersimulation. Und, nachdem alles ordentlich ausgepegelt war, klingt das eigentlich auch wirklich hervorragend. Verwendet habe ich bis jetzt einen Soundmax-Chip im Laptop, einen C-Media-Chip im Desktop und eine SB Live! Player. Überall das gleiche Bild: Wenn man sich etwas Mühe gibt, erzielt man wirklich schöne Ergebnisse.
Zusätzlich, und an diesem Punkt wurde ich endgültig stutzig, erzählte mir letzte Woche ein Bekannter, der seine Brötchen mit Entwicklung von HiFi-Geräten verdient, dass er ähnliche Erfahrungen gemacht hat und deswegen auf billige Creative-Karten schwört. Die Wandler seien an sich schon sehr gut und zumeist die selben, wie sie auch auf den dezidierten "Recording-Karten" verbaut werden.

Meine Frage also: aus welchen Gründen sollte man sich nun genau eine andere Karte kaufen? Haben die sonst irgendwelche Vorteile, oder sitze ich auf meinen Ohren und höre nur nicht, wie grauselig es eigentlich klingt?

Über fundierte Aussagen würde ich mich sehr freuen!

Vielen Dank,

Hannes

PS: (Es geht natürlich nicht um den Mic-In... Dass der nichts taugt merke ich auch :))
 
Eigenschaft
 
Zum Beispiel wegen der Latenz. Wegen der evtl. nicht vorhandenen Asio-Treiber. Wegen der Wandlerqualität (ich bezweifle jetzt mal, daß in meiner Emu oder Motu Creative-Wandler drinstecken). Wegen der Anzahl der Eingänge, wegen DirectMonitoring, dem an musikalische Bedürfnisse angepaßten Mischer, der Breakoutbox oder Kabelpeitsche.
Man KANN eine billige Soundkarte nehmen, wenn man nur mit Reason, Reaktor oder ähnlichem arbeitet. Aber spätestens für Multitrack und anständiges Gitarrenrecording wirst du den Luxus einer guten Karte zu schätzen lernen.
Daß Hifi-Spezialisten andere Ansprüche stellen, glaube ich gerne, aber die Fachkompetenz für das musikmachen spreche ich dem Herrn mal ganz einfach ab.
 
Nun, ganz allgemein ist so die Frage der "hörbaren Qualität" natürlich ein Dauerstreit...von höheren Samplingraten etc. wie sie "echte" Recordingkarten bieten, möchte ich erst gar nicht anfangen :p

Recordingkarten bieten eben im Vergleich zu "normalen" Spiel/Multimediakarten meistens flexiblere Anschlussmöglichkeiten, bzw. unter anderem natürlich auch weit mehr Ein- und Ausgänge. Das dürfte mit einer der Gründe sein.
Der andere, sehr wesentliche ist natürlich die Frage der Latenz. Da kann man schon mit ASIO4ALL wohl tricksen, aber inwieweit das zufriedenstellt ist ne andere Frage. Also ein weiterer Punkt: "schnelle" Treiber.

Die Wandler...ja, wie gesagt, da kann man sein leben lang drüber diskutieren. Rein faktisch/messtechnisch lassen sich die Unterschiede natürlich schon darlegen, aber wie weit man davon in der Praxis profitieren kann, hängt immer ein wenig vom eigenen Ohr ab. Und natürlich auch vom restlichen Equipment, dass im Signalweg hängt.

Im großen und ganzen stimme ich dir aber ein Stück weit schon zu: Karten wie die SB Live habe ich sehr gut in Erinnerung, die liegt bei mir sogar noch im Karton im Regal. Sehr guter Klang, doch sehr ordentliche MIDI-Sounds an Bord, und wirkliche Latenzprobleme hatte ich da erstaunlicherweise auch nie - mit dem Originaltreiber.

Was mich an Karten wie diesen eben stört sind die angesprochenen Anschlussmöglichkeiten. Miniklinken sind qualitativ einfach nicht von großer Dauer, da nervt das dann schnell. Karten wie die Audigy xyz haben ja auch recht umfangreiche Anschlussmöglichkeiten, wenn die Treiber da fit genug sind lässt sich sicher auch gut damit aufnehmen. Allerdings gehen die preislich ja auch schon in Richtung Recordingkarten.


So als Gedanke nebenbei: der Trend geht wie mir scheint sowieso weg von der PCI-Soundkarte mit kleinem Mischpult, hin zu USB- und Firewireinterfaces. Da hat man einfach eine solide(re) All-in-one Lösung.
Bei den professionelleren Systemen (MOTU, RME, ProTools HD) ist die PCI-Karte als reine Schnittstelle natürlich immer noch die erste Wahl.

EDIT: Die von anonym angesprochenen Punkte kommen hinzu - die Software bei so mancher Standardsoundkarte ist eben nicht unbedingt umfangreich. Das ließe sich vmtl. zwar recht einfach ändern, andererseits besteht eben vom Bestimmungszweck der Karte her wohl auch kein Bedarf: idR geht es ja "nur" um Stereo- bzw. Surroundwiedergabe, eingangstechnisch meistens Headsetgeschichten. Da reicht die Steuerung auf der Windowsbasis zumeist wohl aus.
 
Dass in Recordingkarten durchaus die selben Wandler wie in billigen Soundkarten stecken, mag schon richtig sein. Solche Wandlerchips sind mittlerweile billige Massenware, so große Qualitätsunterscheide gibt es da glaube ich auch nicht. Aber der reine Chip ist ja nicht alles, drumherum sitzt ja auch noch so manches analoges, und das macht dann eben auch einen großen Unterschied.
Die Austattungsunterschiede wurden ja schon genannt. Qualitativ (also die pure Audioqualität von LineIN und LineOut) sind da die Grenzen schon fließend, da kann man kaum sagen "Normale Soundkarte: schlecht, Recordingkarte:gut" Viele Onboardlösungen sind wirklich hörbar schlechter, Soundblaster-Karten dagegen sind heute bestimmt schon gut, so dass man da wohl kaum einen Unterschied zu Einsteiger-Recordingkarten hört.
 
Bon soir!

Schön, dass der Thread schon eine gewisse Resonanz gefunden hat.

@anonym:
Mit der Latenzgeschichte hast du natürlich prinzipiell erstmal recht. Allerdings habe ich auf allen drei genannten Systemen ohne Probleme den ASIO4ALL-Treiber nutzen können, mit dem dann ASIO-Unterstützung vorhanden war und sich latenzen zwischen 3 und 8 ms erreichen ließen.
Dass die Wandler in günstigen Consumer-Karten und Musiker-Karten wohl die selben sind, kann ich mangels Vergleichsmaterial zwar nicht zu 100% belegen, aber auch ars ultima hält diesen Umstand wohl für möglich.
Dass die Anzahl der Eingänge natürlich einen limitierenden Faktor darstellt, ist auch klar - aber die Einsteigerkarten fürs Recording haben zumeist auch nur zwei. Dieses Punkt gilt also irgendwie nicht so richtig.
Davon abgesehen bin ich mit meinen Gitarrenaufnahmen mehr als zufrieden. Warum also werde ich genau den Luxus einer professionelleren Karte nicht missen möchten? Das ist ja genau der Punkt, um den sich dieser Thread drehen sollte.
Anbei, dein letzter Satz ist einfach irgendwie daneben, aber das ist dir wohl selbst klar.

@Kfir:
Das restliche Equipment in meiner Kette ist sicherlich nicht ganz verkehrt, andere Leute kaufen sich von dem Geld ein durchaus noch fahrtüchtiges Auto ;-) Auch bilde ich mir durchaus ein, zumindest bei Effekten einen Unterschied zwischen 44,1 und 48 kHz zu hören. Dennoch finde ich meine Aufnahmen tendenziell gut.
Die Anschlüsse an so einer Karte sind natürlich auch ein Punkt. Nur bin ich hier leider nicht kompetent: hat ein 3,5"-Miniklinkchen denn klangliche Nachteile oder ist es einfach nur kleiner (und wenn man nicht dauernd daran herumreißt gar nicht so verkehrt)?
Übrigens, mir fällt spontan noch ein, dass die reinen Meßergebnisse des jüngsten Creative-Sproßes besser sind als so manch einer Recording-Karte, wie mir scheint... Glücklicherweise höre ich Musik mit den Ohren und nicht mit dem Taschenrechner.

@ars ultima:
Schön, so in etwa stellt sich mir die Geschichte momentan auch dar. Aber im letzten Satz wirfst du quasi schon wieder die nächste Frage auf: klingen "Profi-Recordingkarten" besser? Warum? Und welche wären da zu nennen?

Viele Grüße,

Hannes
 
Bon soir!

Dass die Anzahl der Eingänge natürlich einen limitierenden Faktor darstellt, ist auch klar - aber die Einsteigerkarten fürs Recording haben zumeist auch nur zwei. Dieses Punkt gilt also irgendwie nicht so richtig.

Jein :D

Es gibt zwar bei Soundblaster & Co. soweit ich mich erinnere auch einen "Digital Out" (oder wars ein Input...egal). Aber da sind auch Anfängerrecordingkarten etwas spendabler, da hat man idR zusätzlich zu den analogen Ein/Ausgängen noch schöne digitale, meist mittels Cinch im S/PDIF-Format. Das macht dann echte 4 Ein-/Ausgänge. Immerhin schon was. Digital-bedingt zwar auf 48kHz "beschränkt", aber das reicht ja so oder so.

Die Anschlüsse an so einer Karte sind natürlich auch ein Punkt. Nur bin ich hier leider nicht kompetent: hat ein 3,5"-Miniklinkchen denn klangliche Nachteile oder ist es einfach nur kleiner (und wenn man nicht dauernd daran herumreißt gar nicht so verkehrt)?

Ne, nicht klanglich, nur rein mechanisch. Du kennst es sicher vom Discman&Co: irgendwann reißt mal ein Kabel am Miniklinkenstecker ab - und weil alles so "schön" vergossen ist, werden die guten Ohrstöpsel zum Wegwerfartikel. Und neu löten kann man da idR nix, die "Kabel" sind ungefähr so dünn wie meine Haare. Auch ohne Spliss ;)
Das kokelt einem weg wenn man auch nur n Streichholz in die Nähe hält.

Klar, man sollte meinen das einer Miniklinke, die hinten am PC in die Soundkarte gesteckt ist, im Grunde nix passiert. Ist ja auch irgendwo wahr. Es ist nur wieder auch eine Frage der Kompatibilität oder vielleicht besser Homogenität im Studiobereich: wo hat man schon Kabel mit Miniklinken?? Nirgends, außer vielleicht bei dem etwas günstigeren Kopfhörer, und da wird auch einmal adaptiert auf normale Klinke und nie mehr dran gedacht ;).
Miniklinke ist bei "statischen" Setups, wie etwa Surroundausgabe, natürlich größenbedingt im Vorteil. So 4 Buchsen passen idr. problemlos auf das Slotblech und lassen noch platz für andere Anschlüsse.


Bei Cinch ist es im Grunde fast ähnlich - mancher rümpft da die Nase über diesen "Hifi-Kram". Da es aber ganz ordentliche Cinchstecker (auch zum aufschrauben und anlöten) gibt und er doch recht oft verwendet wird (das angesprochene S/PDIF nur als Beispiel, oder auch 2Track IN/OUTs...), hat er schon seine Daseinsberichtigung. Auch wenn er als digitale Schnittstelle irgendwann verschwinden wird denke ich, ADAT etwa scheint da einfach attraktiver.
Klinke ist eben aufgrund der Abmessungen häufiger ein Problem, daher wird bei vielen Recordingkarten auch mit Kabelpeitschen gearbeitet.

Das bringt mich auch zum nächsten Punkt, nämlich MIDI. Das kann man jetzt zwar auch wieder relativieren, in dem man sagt "Ja MIDI, geht doch heute auch alles über USB". Ja, ok...:p
Dennoch kann es mitunter ganz praktisch sein eine "direkte" MIDI-Steckverbindung zur Verfügung zu haben. Bei normalen Soundkarten muss man da mitunter ja den Gameport adaptieren (gibts den überhaupt noch?:D).

Übrigens, mir fällt spontan noch ein, dass die reinen Meßergebnisse des jüngsten Creative-Sproßes besser sind als so manch einer Recording-Karte, wie mir scheint...

Das glaube ich durchaus gerne - wie gesagt, Creative baut da normalerweise keinen Schund.
Und es hat schon seinen Grund denke ich, das Soundblaster ein absolut legendärer Begriff im Bereich Spiele/Multimedia ist, und das schon seit vielen Jahren.

klingen "Profi-Recordingkarten" besser? Warum? Und welche wären da zu nennen?

Hier muss man dann langsam differenzieren. Es gibt im Profibereich eigentlich keine "Soundkarten" im Sinne einer Steckkarte mehr. Die elementaren Teile, etwa die Wandler, sitzen hier extern in eigenen Gehäusen, was sich insofern schon positiv bemerkbar machen sollte, als dass keine allzu großen Kompromisse in Hinblick auf den zur Verfügung stehenden Platz gemacht werden müssen und auch Einstreuungen etc. kein Problem darstellen (im Gegensatz zur Karte im PC). Allerdings ist das jetzt definitiv nicht mein Spezialgebiet, der werden dir die Kollegen mehr erzählen können ;)

Jedenfalls sieht das Setup dann meist so aus, das die Signale der Wandler digital zu einer Schnittstellenkarte im PC übertragen werden. Das bekannteste Prinzip dürfte hier das Pro Tools HD System sein. Aber auch RME und MOTU bsp. machen das bei Teilen ihrer Produktreihen.

Diese Systeme haben häufig auch den Vorteil, das sie nicht mehr "nativ" sind, sprich ein Großteil des Rechenaufwandes findet schon im externen
"Kasten" selbst statt. Das betrifft vor allem auch die Berechnung von Effekten. Diese Karten haben dann häufig eine oder mehrere sog. DSP-Engines an Bord, eben "Mini Prozessoren" die der Haupt CPU die Arbeit abnehmen.

Das ist für das Heimstudio idR nicht elementar, wenn man sich aber mal vor Augen hält, dass in den großen Studios ja komplette Orchester aufgenommen werden und letztendlich mitunter mit einer dreistelligen Spurenanzahl hantiert wird, leuchtet ein dass es anderst nicht mehr funtkionieren würde.
 
Bon soir!
Anbei, dein letzter Satz ist einfach irgendwie daneben, aber das ist dir wohl selbst klar.
Wieso? Er wiederlegt seine Fachkompetenz auf dem Gebiet doch schon selber, indem er die Vorteile einer guten Soundkarte auf die Wandlerqualität beschränkt. Ich meine das nicht böse, aber solche Aussagen kommen sicher nicht von Leuten, die etwas von den Bedürfnissen von Musikern verstehen.
Von seinem Standpunkt aus mag das stimmen, er braucht kein MIDI, Latenz kann ihm egal sein usw. Also stimmt seine Aussage von seinem Standpunkt aus. Aber eben nur vom HiFi-Standpunkt aus. Hier geht es aber ums musikmachen. Und genau DAS ist Inkompetenz und führt in die Irre.
 
Hier muss man dann langsam differenzieren. Es gibt im Profibereich eigentlich keine "Soundkarten" im Sinne einer Steckkarte mehr. Die elementaren Teile, etwa die Wandler, sitzen hier extern in eigenen Gehäusen, was sich insofern schon positiv bemerkbar machen sollte, als dass keine allzu großen Kompromisse in Hinblick auf den zur Verfügung stehenden Platz gemacht werden müssen und auch Einstreuungen etc. kein Problem darstellen (im Gegensatz zur Karte im PC). Allerdings ist das jetzt definitiv nicht mein Spezialgebiet, der werden dir die Kollegen mehr erzählen können

Externe Wandler sind in jedem Fall zu bevorzugen, da Störgeräusche nicht in die Aufnahme reinfunken.
Bei externen Recordingkarten sind die Anschlüsse deutlich stabiler und haben meist auch XLR- Eingänge mit brauchbaren Mic-Vorverstärkern.....gibt's nicht bei Spielekarten.

Mattzett
 

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